Ein neuer Einplatinencomputer kommt ja gefühlt jede Woche auf den Markt. Doch von Raspberry Pi nicht. Auch wenn das Sortiment mit den Compute Modules und den Pico-Reihen, einer eigenen MCU, diversifiziert wurde, war bislang der Raspi 4 die beste Himbeere im Korb. Nun hat Raspberry Pi gestern den Raspberry Pi 5 vorgestellt.
Mit einer doppelten bis dreifachen Steigerung der CPU-Leistung im Vergleich zum Raspberry Pi 4 und einer langen Liste grossartiger neuer Funktionen, Verbesserungen und Zubehörteile ist dies der bisher wohl aufregendste Raspberry Pi!
Ausgestattet mit einem 64-Bit Quad-Core Arm Cortex-A76 Prozessor, der mit 2.4 GHz läuft, bietet Raspberry Pi 5 nicht nur mehr CPU-Leistung im Vergleich zu Vorgängermodell Raspberry Pi 4.
Der neue 64-Bit Quad-Core Arm Cortex-A76 Prozessor im Herzen des Raspberry Pi 5 läuft im 2.4 GHz-Takt und verfügt über eigene Kryptographie-Erweiterungen, 512 KB L2-Caches für jeden der vier Kerne und einen gemeinsamen L3-Cache von 2 MB. Damit sind viele Anwendungen im Vergleich zum bisherigen Top-Modell Raspi 4 doppelt bis dreifach so schnell möglich. Der Raspberry Pi 5 kommt mit 4 GB oder 8 GB Arbeitsspeicher. Mehr Optionen für den LPDDR4X-4267 SDRAM könnten zudem noch später folgen.
Inhaltsverzeichnis
Dual 4K Display
Der neue Broadcom BCM2712 SoC (System on Chip) greift zudem auf eine VideoCore VII GPUzu, die OpenGL ES 3.1 und Vulkan 1.2 unterstützt. Damit ist die Bildwiedergabe auf zwei 4K-Displays via microHDMI bei 60 Hz und mit HDR-Unterstützung möglich. Mit an Bord ist der 4Kp60 HEVC decoder. Verbunden wird die VideoCore VII GPU mit dem BCM2712 über PCI Express.
Endlich PCI-E!
Zum ersten Mal ist dies ein Raspberry Pi-Computer in voller Grösse, bei dem das von Raspberry Pi selbst entwickelte Silizium verwendet wird. Zuvor gab es dies nur beim Raspberry Pi Pico mit dem R2040 SoC, oder dem R2040 CM auf Basis ARM Cortex-M0+, die Raspberry Pi vor knapp zwei Jahren vorgestellt hatte.
Beim Raspberry Pi 5 kommt nun eine RP1 getaufte Southbridge zum Einsatz, die den Grossteil der E/A-Fähigkeiten des Einplatinen-Computers bereit stellt. Das sorgt für eine deutliche Verbesserung der Leistung und Funktionalität der Peripheriegeräte.
Die Gesamt-USB-Bandbreite wurde mehr als verdoppelt, was zu schnelleren Übertragungsgeschwindigkeiten zu externen UAS-Laufwerken und anderen Hochgeschwindigkeits-Peripheriegeräten führt.
Die Spitzenleistung von MicroSD-Karten wird durch die Unterstützung des Hochgeschwindigkeitsmodus SDR104 verdoppelt. Zudem ist eine Single-Lane-PCI-Express-2.0-Schnittstelle, die Unterstützung für Peripheriegeräte mit hoher Bandbreite bietet. Eine GPU für Machine Learning zuhause? Kein Problem!
Zwei Kamera/Display-Ports (CSI/DSI)
Die Flachband-Anschlüsse für LCD oder Kameramodule waren seit der ersten Generation des Raspberry Pi nicht wegzudenken. Irre praktisch und vielseitig nutzbar. Die RP1 Southbridge auf dem Raspberry Pi 5 bietet auch ein Paar vierspurige 1.5 Gbps MIPI-Transceiver, die die Gesamtbandbreite verdreifachen und neue duale CSI/DSI-Ports ermöglichen. So ist jede Kombination von bis zu zwei Kameras oder Displays unterstützt, also auch eine Kamera, ein Display oder umgekehrt.
Zusammen mit den Verbesserungen der Bildleistung durch den überarbeiteten Raspberry Pi Image Signal Processor (ISP) eröffnet der Raspberry Pi neue Projektmöglichkeiten und enorme Verbesserungen für diejenigen, die den Raspberry Pi 5 für kommerzielle und industrielle Anwendungen nutzen.
Leider sind bisherige Displays und Kameras nicht kompatibel zum rPi 5, denn die Anschlusskabel haben nun ein anderes Format. Es wird aber wohl Adapter geben, so dass man seine alte Hardware nicht einmotten muss.
Endlich ein Power-Button!
Lange haben wir Maker und Bastler uns mit Workarounds beholfen, um unsere Raspis einzuschalten. Denn bislang startet jeder Einplatinencomputer aus dem Hause Raspberry Pi direkt, wenn die Stromversorgung mittels USB-C, oder bei älteren Modellen mittels microUSB, seht.
Fans der Himbeere bestimmt schon genau so lange nach einem dedizierten Onboard-Power-Button auf dem Raspberry Pi gefragt und Raspberry Pi 5 liefert endlich diesen lang ersehnten Komfort.
Echtzeituhr
Zudem bekommen wir oboard eine Echtzeituhr (RTC) spendiert. Auf der Platine ist nun eine Echtzeituhr (RTC) eingebaut, die es ermöglicht, die Zeit- und Datumsinformationen auch dann zu erhalten, wenn der Raspberry Pi ausgeschaltet oder nicht mit dem Internet verbunden ist. Dafür braucht es zwar bekanntermassen eine Backup-Batterie, die aber einen eigenen Pin-Header bekommen hat.
Ein spezieller Anschluss auf der Platine ermöglicht die Verwendung einer Backup. oder Pufferbatterie für die RTC. Eine ist separat erhältliche Lithiumbatterie mit einem kompatiblen Header wird bei oder kurz nach der Markteinführung des Raspberry Pi 5 auch zu kaufen sein.
Dedizierte Lüfteranschluss
Auch schon seit den Anfängen kühlen viele Menschen ihre Raspberry Pi Einplatinen-Computer mit passiven Wärmegittern oder aktiven Lüftern. Den Strom für letztere nehmen wir meist von den GPIO-Anschlüssen und basteln uns Lösungen zurecht, etwa die Drehzahl via Software in Abhängigkeit von der CPU-Last oder CPU-Temperatur zu regulieren. Man will ja schliesslich kein einziges Milliampere verschwenden und auch kein unnötig lautes Gebläse an dem kleinen Computer haben.
Der Raspberry Pi 5 verfügt nun über einen dedizierten Lüfter-Header rechts neben der bekannten GPIO-Pinleiste, die es ermöglicht, einen Lüfter anzuschliessen und zu betreiben, ohne Ihre GPIO-verbundenen Geräte zu beeinträchtigen. Jetzt können HATs und andere Hardware ohne Umwege benutzt werden und dennoch ein Lüfter angeschlossen werden.
Das offizielle Raspberry Pi 5-Gehäuse und der zusammen vorgestellte Raspberry Pi 5 Active Cooler verwenden den JST-Anschluss für diese spezielle Stiftleiste.
Und das Kit sieht zudem auch noch einfach richtig cool aus!
Dedizierter UART-Header
Ihr habt es vielleicht schon gesehen: zwischen den beiden microHDMI-Ausgängen ist ein neuer Anschluss-Header mit der Bezeichnung UART.
Eine weitere praktische Ergänzung zum Raspberry Pi 5 ist der dedizierte UART-Header. Jetzt können wir den Raspberry Pi 5 ohne Probleme debuggen und steuern, ohne GPIO-Pins zu belegen, die wir so ringend für andere Dinge brauchen.
Dieser dedizierte UART-Header ermöglicht auch das Debugging beim Booten und ist für die Verwendung mit der Raspberry Pi Debug-Sonde für schnelles und bequemes Debugging konzipiert. Nice!
Weitere Verbesserungen und Änderungen beim Raspi 5
Der Raspberry Pi 5 kommt mit Befestigungslöcher für Kühler bzw. Kühlkörper für den Raspberry Pi Active Cooler. Es werden vermutlich schnell auch Drittanbieter aufspringen.
Ein Composite-Video-Anschluss ist wieder dabei. Dafür ist er 3.5-mm-Stereoklinkenanschluss verloren gegangen.
Zudem gibt es Speichermarkierungen für eine einfache Identifizierung des Board-RAM und eine eindeutige Board-ID-Nummer auf dem Board und der Verpackung.
Der PoE-Anschluss ist nun anders platziert und benötigt immer noch ein Add-On-Board. Die Unterseite der Platine ist nun bündig zu den GPIO-Pins. Metallstützlaschen schützen die Komponenten auf der Unterseite.
Raspberry Pi 5 Spezifikationen
BCM2712 SoC – Prozessor
- 2.4 GHz Quad-Core 64-Bit Arm Cortex-A76 CPU
- mit Kryptographie-Erweiterungen
- 512KB L2-Cache pro Kern
- 2MB gemeinsamer L3-Cache
Merkmale
- VideoCore VII GPU
- unterstützt OpenGL ES 3.1
- unterstützt Vulkan 1.2
- Dual 4Kp60 HDMI® Display-Ausgang
- HDR-Unterstützung
- 4Kp60 HEVC-Decoder
RAM
- LPDDR4X-4267 SDRAM
- 4 GB und 8 GB zum Marktstart verfügbar
Wireless
- Dual-Band 802.11ac WLAN im 2.4 GHz- und 5 GHz-Frequenzband
- Bluetooth 5.0
- Bluetooth Low Energy (BLE)
Anschlüsse
- MicroSD-Kartensteckplatz mit Unterstützung für den Hochgeschwindigkeitsmodus SDR104
- zwei USB 3.0-Anschlüsse, die den gleichzeitigen Betrieb mit 5 Gbps unterstützen
- zwei USB 2.0-Anschlüsse
- Gigabit-Ethernet-Anschluss (RJ45), mit PoE+-Unterstützung (erfordert neues, separat erhältliches Pi5-spezifisches PoE+ HAT)
- zwei 4-Lane MIPI Kamera-/Display-Transceiver
- PCIe 2.0×1 Schnittstelle für schnelle Peripheriegeräte (separater M.2 HAT oder anderer Adapter erforderlich)
- 5 V mit bis zu 5 A Stromversorgung über USB-C, mit Power Delivery-Unterstützung
- Raspberry Pi Standard 40-Pin GPIO Header
- Echtzeituhr (RTC) on Board, Stromversorgung über eine externe Batterie (separat erhältlich) via JST-Header
- Einschalttaste
Technische Zeichnung
Preise und Verfügbarkeit
Die meisten in der Bastel- und Tinker-Welt werden jetzt gespannt auf die Preisvorstellung warten. Schliesslich war nicht zuletzt Raspberry Pi von der Chip-Krise arg gebeutelt gewesen, was teilweise zu Preissteigerungen von 200 Prozent und mehr für die Einplatinencomputer geführt hatte.
Der Raspberry Pi 5 wird Ende Oktober 2023 auf den Markt kommen. Für den Raspberry Pi 5 mit 4 GB RAM sind derzeit Vorbestellungen für 59.30 Pfund, umgerechnet 56,98 Euro bzw. 55.- SFr. möglich. Für doppelt so viel Arbeitsspeicher, den Raspberry Pi 5 mit 8 GB RAM werden 79.- britische Pfund, also rund 75,91 Euro bzw. 73.40 SFr. in Vorbestellungen abgerufen.
Damit bewegt sich die neue Generation der Himbeere in der selben Preisspanne wie das Modell zuvor.
Video: Raspberry Pi
Quelle: Raspberry Pi (Englisch) via ThePiHut (Englisch)