Die Proteste im Iran brachten das Thema wieder auf den Tisch: Zensur im Internet ist in viel zu vielen Ländern immer noch ein Thema. Sobald es für die Regierungen diktatorisch geführter Staaten zum Problem wird, sperren sie die Menschen meist nicht nur physisch weg, sondern mittlerweile auch virtuell, wie man in Russland, Nordkorea, China oder nun auch im Iran sehen kann. Mit Snowflake könnt ihr allerdings sehr sicher helfen, dass diese Menschen auch weiterhin an Informationen gelangen und miteinander über das Netz kommunizieren können.
Inhaltsverzeichnis
Snowflake: Browser-Erweiterung hilft Menschen weltweit – So nutzt ihr sie
Die Installation von Snowflake ist einfach. Es gibt sowohl für Google Chrome als auch für Mozilla Firefox und Apple Safari eine Browser-Erweiterung. Ihr findet diese in den jeweiligen App-Stores der Browser und ist mit einem einzigen Klick installiert. Ein kleiner Schalter innerhalb der Erweiterung setzt diese dann auf “Aktiv” oder “Inaktiv”. Mehr ist es eigentlich schon nicht.
Snowflake Erweiterung Download
Etwas schwieriger ist es Beispielsweise für Browser unter iPadOS oder auch iOS. Wer beispielsweise Snowflake auf dem iPad laufen lassen will, wird mit den Erweiterungen Schwierigkeiten haben. Aber auch hierfür gibt es eine Lösung, da ein offener Browser-Tab reicht, um eine Verbindung aufzubauen. Ihr könnt mit der “embedded” Webseite des Tor Project, das Plugin im Browser direkt laufen lassen. Das Fenster sollte aber offen sein, denn Safari schickt dieses bei Inaktivität nach einiger Zeit “schlafen” und es können dann keine weiteren Verbindungen mehr aufgebaut werden.
Was ist Snowflake überhaupt und wie funktioniert es?
Das Plugin Snowflake wird vom Tor Project entwickelt und ermöglicht Menschen in Ländern mit zensiertem Internetzugang den Zugang zu freien Informationen und Kommunikation über das Internet. Um es einfach zu erklären: Snowflake nutzt euch quasi als Tunnel und belegt nur einen minimalen Bruchteil eurer Internetverbindung sobald jemand über euch im Internet surft. Es stört die Internetverbindung nicht und belegt wirklich kaum etwas.
Je mehr Menschen Snowflake nutzen, um so grösser ist der Pool an IP-Adressen, aus dem gewählt werden kann. Somit ist es für das zensierende Land unmöglich all diese Proxys, die Snowflake als Wolke aufbaut, zu blockieren. Die Verbindung für den Domain-Aufbau wird übrigens nicht direkt über euch selbst geregelt, sondern über sogenannte Content Delivery Networks (CDN), wie beispielsweise auch Google bereitstellt. Ihr seid lediglich die Brücke dorthin.
Ist das Snowflake-Plugin sicher oder sogar illegal?
Snowflake ist nach aktuellem Stand komplett sicher. Niemand der Nutzer*innen, die über Snowflake auf das freie Internet zugreifen, können euren Internetverkehr sehen oder abgreifen. Genausowenig seht ihr ihren. So wie das Plugin funktioniert, ist dieses auch gar nicht möglich, da ihr nur als Proxy fungiert und den Internetverkehr nur ins Tor-Netzwerk tunnelt. Zumal die Verbindung auch verschlüsselt aufgebaut wird. Stellt euch das vor wie eine Autobahnauffahrt, nur eben versteckt, für jene, die keine Vignette kaufen dürfen.
Es ist also nicht möglich, euch über das Snowflake Plugin auszuspionieren. Die Nutzung ist also wirklich sicher!
Zudem ist die Nutzung von Snowflake in Rechtsstaaten nicht illegal, da das Tor-Netzwerk bei uns in Schweiz, Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern absolut legal ist. Ihr setz euch also weder einem Sicherheitsrisiko aus, noch seid ihr in irgend einer Form illegal unterwegs.
Freie Informationsbeschaffung über das Internet ist wichtiger denn je
Aktuell passiert wirklich viel schlimmes auf der Welt und besonders leiden die Menschen darunter, die genau in diesen Staaten leben, wo eine freie Information, freier Austausch etc. einfach nicht mehr möglich ist, weil der Staat sie bewusst daran hindert. Mit diesem kleinen Plugin kann allerdings sicher und schnell geholfen werden, Menschen in Ländern, wo das Internet nahezu vollständig von Regierungshand blockiert wurde, Zugang zu freien Informationen und einem möglichen Austausch zu verschaffen.
Grad in Zeiten, wo Länder wie Russland, die sich augenscheinlich als “frei” bezeichnen, aber ihre eigenen Bürger*innen mit Falschinformationen füttern sowie freien Zugang zu anderen Informationsquellen abdrehen (Sperrung sozialer Netzwerke und anderer Medien) oder verfolgen, was die Menschen online machen, um sie dafür zu bestrafen, ist eine derartige Hilfe wichtiger denn je. Nicht nur für Menschen im Iran, China und Russland, sondern überall auf der Welt, wo das ein Problem ist.
Snowflake Proxy Server
Wer mehr machen möchte, kann auch einen Snowflake Proxy Server aufsetzen.
Als eigenständiger Server kann so der Zugang zum Tor-Netzwerk permanent gewährleistet werden. Das ganze ist auch sehr einfach und setzt nur voraus, dass ihr eine möglichst permanente Internetverbindung (Reconnects und wechselnde IP-Adressen sind kein Problem) sowie eine passende NAT habt. Das Tor-Projekt hat dazu ein NAT Type Test-Tool auf GitHub bereitgestellt.
Dann ist die Installation des Standalone Snowflake Proxy Servers relativ einfach und es werden sogar mehrere Wege direkt unterstützt und in gut dokumentierten (englischen) Anleitungen beschrieben:
Via Docker
wget https://gitlab.torproject.org/tpo/anti-censorship/docker-snowflake-proxy/raw/main/docker-compose.yml
docker-compose up -d snowflake-proxy
Fertig!
Via Ansible
python -m pip install --user ansible
wget https://galaxy.ansible.com/nvjacobo/snowflake
ansible-galaxy install nvjacobo.snowflake
#ansible
notebook:
hosts: snowflake
roles:
- nvjacobo.snowflake
[snowflake]
ip-address
ansible-playbook -i inventory site.yml -u root
ansible all -i inventory -a 'systemctl status snowflake-proxy'
Mehr zur Nutzung via Ansible gibt es hier (Englisch).
Kompilieren aus dem Quellcode
git clone https://git.torproject.org/pluggable-transports/snowflake.git
cd snowflake/proxy
go build
nohup ./proxy &
Selbst mit einem Standalone Server ist das Datenvolumen sehr gering. In eigenen Tests kommen wir auf circa. 23 MB pro Stunde Upstream und 7 MB Downstream. Und die Prozessorlast ist verschwindend gering und so kann auch ein eigenen Server auf einem uralten Raspberry Pi der ersten Generation ohne Probleme laufen.
Was auch immer ihr für einen Weg wählt, um einen Snowflake Proxy bereit zu stellen, es ist schnell erledigt, sicher und hilft vielen Menschen weltweit, die keinen uneingeschränkten oder sicheren Zugang zum Internet haben sonst.
Quelle: The Onion Routing Project – Tor (Englisch)