Ich hatte in meiner Laufbahn schon einige High-End-Kopfhörer auf dem Kopf. Zuletzt eher privat die Apple AirPod Max oder eben auch beruflich die Master & Dynamic MW65. Ein Paar fehlte da häufig, da sich für mich auch irgendwie nie die Chance ergab. Nun kam Sony mit seinen WH-1000XM6 um die Ecke und ich kann die Speerspitze von Sony für den Consumer-Markt endlich auch ausprobieren. Und ich kann jetzt schon spoilern: Sie gehören zu den Besten Over-Ears, die ich jemals auf dem Kopf hatte. Dennoch kommen sie nicht komplett ohne Makel.
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Sony WH-1000XM6-Design ist endlich zusammenklappbar
Was viele Fans beim XM5 vermisst haben, macht Sony bei seinen neuen WH-1000XM6 endlich wieder möglich: Die Kopfhörer lassen sich zusammenfalten! Das macht den Transport deutlich praktischer und das Gesamtkonstrukt wesentlich flexibler. Mit 254 Gramm bleiben sie angenehm leicht auf dem Kopf. Sony hat zudem im Vergleich weitere Verbesserungen vorgenommen: Der Kopfbügel wurde breiter gestaltet, was den Tragekomfort spürbar erhöht. Eine neue Einschalttaste und ein zusätzlicher Button zum Stummschalten der Mikrofone komplettieren die Bedienelemente auf der linken Seite.
Das ist im Lieferumfang der Sony Kopfhörer enthalten
- Sony WH-1000XM6 Kopfhörer
- USB-Kabel (USB-A zu -C) zum Aufladen
- 3.5 mm Klinkenstecker für kabelgebundenes Hören
- Tragetasche mit magnetischem Verschluss
- Üblicher Papierkram (Quickstart-Guide, Garantiekarte und mehr )
Ziemlich cool ist übrigens auch die neue Tragetasche bzw. das Aufbewahrungs-Case, das ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist. Diese ist mit einem etwas rauerem Stoff auf der Oberseite und innen mit feineren Materialien überzogen. Das schützt die Kopfhörer ohne Probleme und so lassen sie sich auch geschützter in Koffern oder Rucksäcken transportieren. Gut gefallen hat mir hier vor allem der magnetische Verschluss an der Seite. Im Vergleich zum Case des Vorgängers, fällt die Tasche des XM6 etwas kompakter aus.
Ihr habt hier zudem die Wahl zwischen Schwarz, Silber und Blau, was die Kopfhörer betrifft. Wobei das Silber eher einem sehr hellen Grau gleicht. Das liegt aber auch am verwendeten Material. Es kommt viel Kunststoff zum Einsatz, sowohl bei den Ohrhörern, als auch bei den Schienen. Allerdings sind die wichtigen Elemente mit Metall verstärkt. Beispielsweise die innenliegenden Teile der des Kopfbügels oder aber auch die Gelenke für die Ohrhörer.
Die Verarbeitung ist auf einem extrem hohen Niveau. Selbst der kleine, schmale ANC-Knopf an der Seite wackelt einfach nicht im Gehäuse. Alles sitzt fest, keine grossen Riefen oder dergleichen zu finden. Auch der Kunststoff ist hochwertig verarbeitet und hat eine exzellente Haptik. Der Sony WH-1000XM6 fühlt sich im Test echt Premium an, was viele in dieser Kombination kaum erreichen.
Welche Technik steckt im Sony WH-1000XM6?
Sony hat die Treiber von Grund auf neu konstruiert. Die 30-mm-Einheiten bestehen aus einem Kohlefaser-Verbundwerkstoff mit besonders weichen Sicken. Diese Kombination soll unerwünschte Resonanzen reduzieren und sorgt für klarere Höhen, während optimierte Schwingspulen die Effizienz steigern.
Die technischen Daten des WH-1000XM6 im Kurzüberblick
Bauart: Over-Ear
Gewicht: circa 250 Gramm
Treiber: 30mm Durchmesser
- Mikrofone: 12 (6 pro Ohrmuschel)
- Prozessor: HD Noise Cancelling Processor QN3
Maximale Lautstärke: 110 dB
Audio-Codecs: SBC, AAC, LDAC, LC3
Hi-Res Audio: Unterstützt (kabelgebunden und wireless)
Equalizer: 10-Band-EQ (über App)
Konnektivität: Bluetooth 5.3 (inkl. LE Audio), 3.5-mm-Klinke
Multipoint: Ja, bis zu 2 Geräte gleichzeitig
Auracast: Unterstützt
Akkulaufzeit: 30 Stunden mit ANC und bis 40 Stunden ohne (laut Hersteller)
Schnellladung: 3 Minuten für 3 Stunden Wiedergabe (laut Hersteller)
Interessant für die richtigen Technik-Fans unter euch: Sony setzt auf goldhaltiges Lot und einen vakuumversiegelten Oszillator, was durchaus Techniken aus dem High-End-Segment sind. Die Mikrofonanzahl wurde von acht auf zwölf erhöht, wobei sechs speziell eure Stimme bei Telefonaten einfangen und optimieren sollen. Das macht übrigens insgesamt sechs Mikrofone pro Ohrmuschel. Einige davon sind aussen auch gut sichtbar.
Was Konnektivität angeht setzt Sony auf Bluetooth 5.3 und es kommen Codecs wie SBC, AAC, LDAC und LC3 zum Einsatz. Kabelgebundenes Hören funktioniert nur über die 3.5-mm-Klinke, was wir ein wenig schade finden, denn der USB-C-Port dient hier ausschliesslich zum Laden. Hier verpasst Sony noch einmal eine kabelgebundene, digitale Verbindung zu nutzen, wie es andere Hersteller teilweise tun und so noch einmal den Sound auf ein neues Level bringen. Corsair geht hier einen sehr interessanten Weg mit seinen Gaming-Kopfhörern, aber das nur am Rande.
So klingt der WH-1000XM6 im Test: Einfach richtig gut!
Der WH-1000XM6 punktet mit einer wirklich harmonischen Klangabstimmung. Die Bässe reichen kontrolliert bis 4 Hz hinab, ohne zu dominieren. Das lässt dezent Platz für die Entfaltung der anderen Segmente. Stimmen wirken dadurch authentisch, während dezent angehobene Höhen kristallklar durchschimmern können, ohne eure Ohren zu ermüden. Laut Sony waren übrigens renommierte Mastering-Ingenieure wie Randy Merrill und Chris Gehringer an der Abstimmung der Kopfhörer beteiligt. Das Resultat ist ein neutral-musikalischer Sound mit warmer Note, der Emotionen und Details so wiedergibt, wie sie im Studio abgemischt wurden.
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Verglichen mit dem XM5, den ich nun zeitgleich bei einem Bekannten ausprobieren durfte (danke dafür), öffnet sich die Klangbühne im XM6 etwas weiter, der Sub-Bass spielt dabei eine Nuance tiefer, was zu einem recht passiven Kick-in führt, der aber durchaus lebendig daherkommt. In meinen Augen richtig stark: Die Bass-Betonung früherer Modelle wurde hiermit deutlich reduziert, wodurch mehr Klarheit und Präzision in den wichtigen Bereichen durchkommen. Mit aktiviertem DSP entfaltet sich somit ein weiter, warmer Sound über alle Genres hinweg. Das benötigt gerade für Klassik zwar noch etwas Feintuning, da der Grundton dann doch ne Spur zu warm sein könnte, doch dürfte das die Meisten eher nicht stören, da vor allem Klassik-Fans wohl eher nicht zur Zielgruppe gehören.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es aber dann doch noch: Denn sollte der Kopfhörer einmal leer sein und ihr steigt dann analog auf das Klinkenkabel um, dann sind die tollen Funktionen und Klangverbesserungen plötzlich nicht mehr da, um das Erlebnis deutlich nach oben zu schrauben. Denn der Prozessor im XM6 funktioniert logischerweise nur wenn der Kopfhörer auch an ist. Nutzt ihr den WH-1000XM6 nämlich im ausgeschalteten Zustand über Klinke, verliert er viel von seiner eigentlichen Stärke. Die Klangqualität nimmt dann massiv in allen Bereichen ab. Empfehlen können wir also diese Art von Nutzung absolut nicht. Behaltet das zumindest im Hinterkopf, falls euch mal der Akku ausgehen sollte.
Sony hebt hauseigenes ANC auf ein neues Level!
Hier zeigt Sony, was technisch möglich ist: Statt 8 arbeiten nun 12 Mikrofone für das Active Noise Cancelling (ANC). Pro Ohrmuschel erfassen vier Aussenmikrofone Umgebungsgeräusche, während innen liegende weitere das System optimieren, um hier ein höchstmögliches, präzises Filterergebnis zu erzielen. Doch klappt das auch in der Praxis? Ich bin damit zumindest bei uns im Dorf an einer sehr viel befahrenden Hauptstrasse entlanggelaufen und es ist absolut beeindruckend, was Sony hier im Over-Ear-Bereich abliefert!
Das Ergebnis übertrifft selbst den bereits hervorragenden Vorgänger, den ich mir parallel ebenfalls im gleichen Szenario auf die Birne geschnallt hatte (noch einmal danke an die Leihgabe meines Bekannten!). Besonders im Bassbereich ist die Dämpfung überragend und bleibt auch bei Brillen oder Druckveränderungen stabil. To be fair: Meine Brille hat sehr filigrane Bügel. Mit durchschnittlich 24 dB Dämpfung gehört das ANC aber durchaus zur absoluten Spitzenklasse.
Wie bei fast allen ANC-Kopfhörern, darf auch hier ein Tranzparanzmodus nicht fehlen, der zwar sehr natürlich arbeitet, aber etwa 20 Sekunden zum Umschalten benötigt. Praktisch ist aber Sonys automatisches "Speak To Chat”: Sobald ihr sprecht, wechselt der Kopfhörer automatisch in den Durchhörmodus. Somit müsst ihr diesen nicht unbedingt von der Rübe nehmen. Vorausgesetzt ihr versteht die Person sofort, die euch anspricht. Das ANC verhindert das verständlicherweise sehr gut.
Gaming mit dem WH-1000XM6 im Test – Geht das überhaupt?
Ich wäre natürlich nicht “ich”, wenn Gaming nicht auch im Test des Sony WH-1000XM6 vorkommen würde. Ich musste das Ding einfach an alle möglichen Sachen anschliessen. Unter anderem hab ich den Kopfhörer mit meinem PC unter Linux per Bluetooth verbunden, mit der Nintendo Switch 2 und auch an der PlayStation 5 habe ich es probiert. Das Fazit ist hier ein wenig gemixt, vor allem aber auch weil es nicht das Hauptfeld des Kopfhörers ist, im Gegenteil. Ausprobieren wollte ich es dennoch.
Am PC funktioniert das übrigens ohne Schwierigkeiten. Ich konnte unter Arch Linux und KDE Plasma mit dem Sony WH-1000MX6 eine Verbindung per Bluetooth über die bereitgestellte Schnittstelle meines MSI Mainboards aufbauen. Der Kopfhörer wurde erkannt und selbst die Gesten an den Ohrmuscheln funktionierten ohne Probleme. Der Sound in den Spielen ist dank LDAC hervorragend ausbalanciert mit der oben erwähnten, warmen Note. So machten Monster Hunter World, The Elder Scrolls IV Oblivion Remastered und Cyberpunk 2077 richtig Spass. Aktiviert ihr in den Games auch noch 3D-Audio, sofern sie es unterstützen, erhaltet ihr einen wirklich starken und präzisen Raumklang.
Auch mit der Nintendo Switch 2 funktionierte eine Bluetooth-Verbindung ohne Probleme und auch hier konnte ich mit per Geste an den Ohrmuscheln die Lautstärke einstellen. Allerdings regelt der Kopfhörer hier die Lautstärke intern selbst und unabhängig von der Konsole. Das heisst ihr könnt entweder die Switch 2 voll aufdrehen und so die Lautstärke am Kopfhörer herunterregeln oder umgekehrt. Das kann anfänglich etwas verwirrend sein, aber immerhin ist auch hier der Kopfhörer gut nutzbar. Eine spürbar heftige Latenz konnte ich im Test mit der Switch 2 und dem Sony-Kopfhörer nicht feststellen, zumindest nicht gravierend. Einziges Problem: Das Mikrofon geht nicht.
Probleme gabs zudem auf der PlayStation 5 und der PS5 Pro. Die Konsolen unterstützen weder die Verbindung per Bluetooth 5.3 in Gänze noch die verwendeten High-Fidelity-Codecs des WH-1000XM6. Um ehrlich zu sein empfinde ich das als Armutszeugnis, dass wir einen so guten Kopfhörer nicht komplikationsfrei mit den Sony-Konsolen verbinden können. Also er verbindet sich schon, auch Kabellos, aber die Soundqualität ist nicht gut und auch die Funktionalität ist eingeschränkt. Was ihr allerdings tun könnt, ist den Kopfhörer per Klinke an den DualSense Controller anzuschliessen. Dann funktionieren aber weder ANC, noch der Transparenzmodus für die Umgebung. Hier würden wir insgesamt von einer Nutzung mit der PS5 eher abraten.
Starke Akkulaufzeit! 30 Stunden werden nicht nur erreicht, auch übertroffen
Sony selbst gibt 30 Stunden bei der Akkulaufzeit seiner WH-1000XM6 an. Wir können das auch in unserem Test bestätigen und sogar noch einen drauf setzen. Legt ihr die Lautstärke unter die Hälfte auf ein gutes Viertel, waren sogar bis zu 38 Stunden mit angeschaltetem ANC drin. Das ist wirklich hervorragend für diese Klasse an Kopfhörern. Ohne ANC geht da sogar noch wesentlich mehr. Da sollten sogar 40 bis 50 Stunden kein Problem sein.
Das vollständige Aufladen dauert etwa 3,5 Stunden, was nun weder besonders lang noch extrem kurz ist. Besonders praktisch ist allerdings folgendes Feature: Drei Minuten Schnellladen reichen für drei Stunden weiteres Musikhören. Allerdings muss der XM6 dafür auch entsprechend leer sein. Zudem kann der Kopfhörer während der Wiedergabe auch problemlos über USB-C geladen werden.
Kritik gibt es aber dann auch hier noch einmal: Das mitgelieferte Kabel zum Aufladen ist lediglich ein USB-A zu USB-C Kabel. Mittlerweile werden so gut wie alle Netzteile und Geräte mit USB-C als Schnittstelle ausgestattet und es kann doch nicht sein, dass ein derart teurer Premium-Kopfhörer mit einem USB-A-Kabel ausgeliefert wird. Das fühlt sich ein wenig so an, als wenn Sony hier noch ein Lager hat aufräumen müssen.
Fazit: Einer der besten Over-Ear-Kopfhörer auf dem Markt!
Man muss sich da nichts vormachen. Die Sony WH-1000XM6 sind mit einer UVP von 449 Euro bzw. Schweizer Franken extrem teuer. Es handelt sich hier ohne Frage um ein absolutes Oberklasse-Produkt, aber ist der Preis auch gerechtfertigt? Die Frage lässt sich sowohl mit “ja” als auch mit “nein” beantworten. Es kommt tatsächlich darauf an, was euch persönlich die Leistung wert ist. Als absoluter Musik-Liebhaber, der gefühlt 24/7 von Musik umgeben ist (beim Arbeiten, privat, draussen, beim Sport, usw.), komme ich hier vollends auf meine Kosten. Wobei ich die WH-1000XM6 nicht für den aktiven Sport empfehlen würde, dafür sind sie einfach nicht gemacht.
Es sind die aktuell mit Abstand besten Kopfhörer, die ich gemessen an Sound und Funktionen bisher je auf meiner Birne sitzen hatte. Das muss ich an dieser Stelle einfach so anerkennen. Der Klang ist out-of-the-box unglaublich gut ausbalanciert mit einer kleinen warmen Note, die Spielraum für prägnanten, aber präzisen Bass lässt. Das macht einfach Spass zu hören. Der Tragekomfort ist gut, die Akkulaufzeit hoch und das ANC eines der Besten seiner Klasse. Zudem könnt ihr über die App viel Zusätzliches einstellen. Beispielsweise Presets für Equalizer, eigene Einstellungen für Sounds und natürlich das von Sony bereits seit längerem bekannte “abscannen” eurer Höreigenschaften für weitere Anpassungen.
Da kann ich persönlich auch über den ziemlich heftigen Einsatz von Kunststoff hinwegsehen, das übrigens ebenfalls auf Premium-Niveau verarbeitet ist. Der grösste Kritikpunkt bleibt eben der Preis, weil es eine Klasse in einem Segment ist, die sich vermutlich auch nicht alle leisten können. Aber schaut man sich den Markt aktuell an, macht die preisliche Platzierung des Sony WH-1000XM6 im Vergleich zur Konkurrenz schon Sinn. Er ist einer der besten Over-Ear-Kopfhörer auf dem Markt in dieser Klasse und für Musikbegeisterte mit entsprechendem Geldbeutel eine absolute Kaufempfehlung wert.