So. 10. April 2022 um 7:46

Master & Dynamic MG20 im Test: Luxus-Headset so teuer wie die PS5! – Können Razer und Corsair einpacken?

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 7 Minuten

Ein Gaming-Headset, das genau so viel kostet wie eine PlayStation 5, aktuell auf Amazon sogar deutlich über 500 Euro! Ich habe schon viele Gaming-Headsets auf meinem Kopf gehabt und hier für euch getestet, aber dieses Modell interessierte mich erheblich. Denn es ist das erste seiner Art vom Edelhersteller Master & Dynamic. Allerdings muss es bei diesem hohen Preis auch abliefern, ob es nun das erste Modell des Unternehmens ist oder nicht spielt keine Rolle. Ich durfte das Gerät nun eine Zeit lang ausprobieren. Kann es gegen die starke Konkurrenz von Razer, Corsair, SteelSeries und Co. bestehen?

Master & Dynamic MG20 mit Ohrpolster aus Lammfell, Magnesium und Segeltuch

Nicht weniger als beeindruckend. Master & Dynamic wirft mit dem MG20 ein regelrechtes Design-Monster in den Ring. Die Ohrpolster sind mit Lammfell gefüttert und nutzen einen Magnesium-Rahmen für die Aufhängung. Das Kopfpolster ist mit robustem aber sehr weichem Segeltuch umspannt. Das klingt beeindruckend und ja, das MG20 entpuppt sich im Test als wirklich sehr bequem. Zwar kommt es nicht ganz an das Corsair HS80 oder die SteelSeries-Modelle mit “Skiband”-Technologie heran, doch mit dem Razer BlackShark V2 Pro stellt es sich schon einmal auf eine Stufe. Komfort hat auch viel mit der eigenen Kopfform und persönlichen Präferenzen zu tun.

 

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Mit 322 Gramm (ohne Mikrofon 312 Gramm) ist es allerdings kein Leichtgewicht, auch wenn es sich im ersten Moment leichter anfühlt, als es ist. Selten, dass ich so etwas nun sage, aber das MG20 übt auf meinen länglichen Kopf zu wenig Anpressdruck aus und kann sich somit nicht selbst nicht abstützen. Das führt dazu, dass es mit seinem Gewicht langsam aber sicher auf meinen Kopf drückt. Auch wenn der Bügel oben sehr gut gepolstert ist, wird es nach ein bis zwei Stunden spielen etwas unangenehm. Das könnte sich allerdings noch mit der Zeit legen, wenn das Modell an den Polsterstellen etwas “nachgibt”. Zudem solltet ihr schnelle Kopfbewegungen vermeiden. Wirklich fest sitzt es bei mir jedenfalls nicht.

 

Ansonsten gibt es kaum etwas zu kritisieren. Sitz und Halt ist auch oft individuell und spreche ich durchaus an, zumal Headsets für deutlich unter 200 Euro/SFr. in meinen Augen (bzw. auf meinem Kopf) einen deutlich besseren Job machen. Die Verarbeitungsqualität ist allerdings überragend gut! Nichts knarzt, es werden viele edle Materialien verwendet, hochwertige Stoffe und ich bin froh, dass Master & Dynamic auf “fancy” Gaming-LEDs verzichtet. Auf den ersten Blick handelt es sich hier um einen sehr schlichten Kopfhörer und das gefällt mir einfach unheimlich gut!


Bilder: PocketPC.ch / Laser

Bombastischer Klang! – Spielen mit dem M&D MG20 im Test

Irgendwie kann ich nicht aufhören den Preis zu erwähnen, das Master & Dynamic MG50 kostet aktuell schlappe 500 Euro / Schweizer Franken und muss für diese Summe definitiv liefern. Preisleistungssieger ist also nicht drin und was soll ich grossartig dazu sagen: Der Sound ist atemberaubend. Kristallklare Höhen und Mitten verbinden sich mit einem seidigen Bass, der druckvoll an die Ohren gelangt. Vor allem entfaltet das MG20 seine Stärken tatsächlich bei den Höhen und Mitten, die jederzeit präsent sind und auch die kleinsten Details herausarbeiten können. Der Bass übersteuert dabei nie und lässt genug Raum, kann aber auch anders und intensiv wirken ohne dabei die anderen Bereiche zu überlagern.

 

Technische Daten des M&D MG20 im Überblick

  • Kopfhörer-Typ: Over-Ear-Design
  • Treiber: 50-mm-Beryllium
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Mikrofone: Abnehmbares Boom-Mikrofon / integriertes Dual-Mikrofon in den Ohrmuscheln
  • Verbindung: Bluetooth 5.0
  • Codecs: Unterstützt AAC und Qualcomm aptX
  • Gewicht: 322 Gramm mit Boom-Mikrofon / 312 Gramm ohne Mikrofon
  • Akkulaufzeit: 22 Stunden (Herstellerangabe)

Verantwortlich für den Klang sind zwei 50-mm-Beryllium-Treiber, für die Master & Dynamic allerdings keine Frequenzbereiche angibt. Das Klangspektrum ist aber überragend breit und hört sich wahnsinnig gut an. Ich packte für die Kopfhörer Spiele wie Horizon Forbidden West und Elden Ring noch einmal aus und irgendwie erlebt man Games mit guten Kopfhörern irgendwie ein zweites Mal neu. Gerade die starken Open-World-Umgebungen der beiden Spiele offenbaren so eine zusätzliche Schicht an Dimension, wenn man plötzlich aufmerksam neue Geräusche in der Umgebung entdeckt. Die Atmosphäre wird einfach dichter.

Master & Dynamic MG20
Diese Treiber holen das bestmögliche aus dem Klangbild heraus. Das MG20 klingt aktuell besser als alles andere, was ich auf dem Kopf hatte. Bild: PocketPC.ch / Laser

Blecherner 7.1 Sound und instabile Verbindung im Dual-Modus

Doch irgendwie kommen mit dem überragenden Klang auch einige eklatante Schwächen. An dem Master & Dynamic MG20 findet sich ein Knopf für 7.1-Sound, der den Klang räumlicher machen soll. Stattdessen findet sich im Sound eine Art echo-haftes Muster wieder. Am PC funktioniert dieses etwas besser, klingt aber definitiv nicht gut. Nutzt ihr das MG20 an der PlayStation 5 oder PlayStation 4, dann ist der 7.1-Klang eine Katastrophe. Ich empfehle daher den Finger von dem Schalter zu lassen und vor allem bei den Konsolen auf 3D-Audio zu setzen, dass das Stereo-Signal in tollen Raumklang verwandelt. Auf dem PC ist das Headset im Stereo-Modus und mit Dolby Atmos ebenfalls grandios.

 

Des Weiteren patzt das Master & Dynamic MG20 bei der kabellosen Verbindung. Ich hatte einige Abbrüche an meiner PS5, wenn ich mich nur ein wenig von meiner Couch im gleichen Zimmer entfernte. Ein verlassen des Zimmers wurde mit einem sofortigen Abbruch quittiert, wo selbst das schwache Corsair HS80 noch die Verbindung hielt. Zwar konnte ich das Problem zwischendurch, durch das Umstecken des Dongle an der PS5 ab und an beheben, aber das Verhalten bleibt mir durchaus ein Rätsel. Wenn plötzlich mitten im Spiel die Verbindung abbricht, ist es ganz schnell vorbei mit der Atmosphäre.

 

Eine Funktion, die Master & Dynamic bewirbt, ist die duale Verbindung. Ihr könnt das Headset mit dem PC oder Konsole und gleichzeitig einem weiteren Bluetooth-Gerät beispielsweise mit dem Smartphone koppeln. So sollt ihr eigentlich Anrufe entgegen nehmen können. Ich habe rund drei Tage versucht dieses Feature zum Laufen zu bekommen. Es ging einfach nicht. Meist wurde eine Verbindung sofort getrennt oder gar beide Kopplungen gekappt. Das war so nervig, dass ich meinem Handy gesagt habe, dass es die Verbindung nicht mehr herstellen soll, da es sich sonst automatisch gekoppelt hat und somit die Verbindung zur PS5 verloren ging. Hier machen das SteelSeries Arctic Pro Wireless und das Corsair Virtuoso XT einen bei weitem besseren Job, die die Funktion ebenfalls unterstützen.

Master & Dynamic MG20
Lasst den Finger vom 7.1-Knopf und den Kopfhörer lieber im Stereo-Betrieb. Damit holt ihr das beste aus ihm heraus. Bild: PocketPC.ch / Laser

Gleich zwei Mikrofone: Einmal fest verbaut und ein ansteckbares Boom-Mic

Während der Sound aus den Ohrmuscheln einfach absolut exzellent ist, erhält das Mikrofon nicht so viel Ruhm. Das ansteckbare Boom-Mic bietet einen flexiblen Arm und eine LED für die Kennung zur Stummschaltung. Der aufgenommene Klang ist in Ordnung. Im Party-Chat der PS5 und im Discord am PC konnten mich meine Freunde und Freundinnen alle klar und deutlich verstehen. Sie gaben aber auch an, dass die Qualität ein deutlicher Rückschritt zum Corsair HS80 sei und meine Stimme flacher und leicht blechern sei. Die Qualität ist aber in Ordnung, wenn auch nicht weltbewegend.

 

Die im Kopfhörer verbauten Mikrofone könnt ihr übrigens zum Telefonieren nutzen, wenn ihr das Headset mit dem Smartphone verbindet. Somit könnt ihr das Master & Dynamic MG20 auch mobil mitnehmen, doch die Qualität ist hier schlechter als beim angesteckten Boom-Mikrofon. Man hört sich recht weit entfernt an und sollte lediglich als “Notlösung” genutzt werden. Ich persönlich bin sowieso nur ein Fan davon, die Kopfhörer (solange es keine In-Ears sind) vom Kopf zu nehmen und das Telefon direkt an das Ohr zu halten.

Das ansteckbare Mikrofon ist gut. Die eingebauten Mics hingegen eigenen sich eher weniger für Sprach-Chats. Bild: Master & Dynamic

Schwache App für Android und iOS mit wenigen Einstellungen

Zwar gibt der Hersteller an, dass ihr die volle Erfahrung nur mit der in den App Stores verfügbaren App nutzen könnt, doch diese ist eigentlich nur für zwei Sachen gut: Einmal zum herunterladen der neuesten Software-Updates für das M&D MG20, was wir an dieser Stelle sogar mehr als sinnvoll finden und zum anderen, um den Equalizer einzustellen. Dieser kommt allerdings nur mit drei kleinen Presets daher. Ihr selbst könnt quasi nichts am Headset selbst einstellen und müsst euch mit den sehr mageren Funktionen begnügen.

 

Das ist in Anbetracht der wirklich hervorragenden Klangkulisse, die die Treiber einfach mit Nachdruck beweisen, komplett verschwendetes Potenzial. Audiophile Gamer:innen könnten so viel mehr aus den Kopfhörern herausholen, wenn der Hersteller hier die Kontrolle an die Kundschaft übergeben würde. Die App selbst ist zwar für die reine Funktion nicht zwingend notwendig, aber alle zwei bis drei Monate lohnt sich ein Start des Programms um zumindest nach Updates zu suchen.

Screenshots: PocketPC.ch / Laser

Hersteller gibt hohe Akkulaufzeit an, erreicht diese aber bei weitem nicht

Hätte Master & Dynamic nicht die 22 Stunden Akkulaufzeit auf der Verpackung stehen, wäre ich an dieser Stelle vielleicht nicht so enttäuscht gewesen. Denn ich kam gerade einmal auf 14 bis vielleicht maximal 16 Stunden Akkulaufzeit. Das ist mehr als spürbar unter dem angegebenen Wert und ob ihr tatsächlich die 20 Stunden erreicht, wage ich nach ausgiebigen Tests mit dem Headset deutlich zu bezweifeln. Die Lautstärke der Kopfhörer habe ich übrigens in etwa auf 25 Prozent und das Mikrofon war zu diesem Zeitpunkt nicht einmal angeschlossen.

 

Ihr dürft mich an dieser Stelle aber auch nicht falsch verstehen: Selbst mit 14 Stunden Laufzeit kommt ihr deutlich über den Tag und wenn ihr gemächliche Sessions einlegt und nicht den ganzen Tag mit Zocken verplant, dann reicht es auch noch für ein paar Stunden am nächsten Tag. Das ist zwar kein Dauerläufer, aber reicht insgesamt aus. Zudem könnt ihr dank Schnellladen das MG20 innerhalb von 30 Minuten auf 50 Prozent aufladen. Das hilft enorm und dank USB-C ist auch kein zusätzliches Kabel nötig. Hier ist lediglich die Herstellerangabe der Akkulaufzeit recht weit von der Realität entfernt, was mir persönlich nicht gut gefällt und ich auch schon in meinem Test zum überragenden Corsair HS80 bemängelt habe.

 

Ich kann mir übrigens vorstellen, dass die oben angesprochenen Verbindungsprobleme des MG20 eine Rolle bei der Akkulaufzeit spielen. Vielleicht ist die Signalqualität einfach nicht gut genug ohne weitere Anstrengungen diese Aufrecht zu erhalten. Das würde natürlich ordentlich am Akku ziehen. Allerdings ist das jetzt eine grobe Vermutung von mir. Anders kann ich mir die riesige Diskrepanz zwischen dem angegebenen Wert und der tatsächlichen Laufzeit derzeit nicht erklären.

Dank USB-C und Schnellladen holt ihr 50 Prozent in 30 Minuten raus. Dieses Feature bietet kaum ein Gaming-Headset. Bild: PocketPC.ch / Laser

Fazit: Reichen Premium-Materialen und exzellenter Klang?

Das Master & Dynamic MG20 zeigt im Test einige Ungereimtheiten. Auch wenn es der erste Versuch des Edelherstellers ist, muss ich an dieser Stelle den extremen Preis mit einbeziehen. Schliesslich sind das locker 500 Euro / Schweizer Franken, die ihr hinblättert und für das Geld bekommt ihr eine Xbox Series X oder PS5 (!!), natürlich falls diese Verfügbar sind… Es ist einfach ein verdammt schmaler Grad und die MG20 überzeugen nicht vollständig in allen Kategorien.

Der Klang ist mit Abstand das beste Feature an dem ganzen Headset. Ich kann an dieser Stelle ohne zu übertreiben sagen: Das MG20 ist ein Gaming-Headsets für audiophile Spieler:innen, die noch eine Stufe mehr an Dimensionalität in ihren Games hören möchten. Für mich hat es gereicht, einige der Spiele neu anzufangen und diese auf einem anderen akustischen Level zu erleben und so etwas sage ich nicht leichtfertig. Zwar hatte ich die Audeze Penrose mit ihren Plenar-Treibern noch nicht auf dem Kopf, aber aktuell sind die Master & Dynamic MG20 im Test das klanglich beste und spektakulärste, was ich bislang genutzt habe. Der Klang ist einfach exzellent, vielschichtig und das Klangspektrum enorm breit aufgestellt. Fantastisch!

 

Auf der anderen Seite patzt das MG20 bei der Software und der kabellosen Verbindung. Auch ist der 7.1-Sound einfach schwach eingebunden. Liebe Headset-Hersteller: Gebt mir einfach einen überragenden Stereo-Kopfhörer und überlasst den virtuellen Surround-Sound lieber Sonys 3D-Audio-Technologie oder Dolby Atmos am PC! Das funktioniert bislang einfach um Welten besser. Auch ist die Companion-Software für den Preis von 500 Euro / SFr. einfach ein Witz. Die App ist lediglich eine Zentrale für Software-Updates und die zwei zusätzlichen Equalizer-Presets eher unbrauchbar. Eigene Einstellungen könnt ihr nicht vornehmen. Das ist schade.

 

 

Ist der Kopfhörer die 500 Euro wert? Wenn es nach dem Klang geht, würde ich fast schon sagen, dass das durchaus der Fall ist, aber es spricht auch manches dagegen. Der Master & Dynamic MG20 klingt einfach überragend und hat die beste Klangkulisse eines Gaming-Headsets, die ich je gehört habe. Das ist unbestritten für mich. Doch die App ist schwach, der 7.1-Sound überflüssig und die instabile Verbindung und das nicht funktionierende Dual-Verbindungs-Feature ebenfalls bitter. Wenn man ein Headset für diesen Preis bewirbt, verspricht man sich jedenfalls mehr von den gebotenen Funktionen. Das die Mikrofone dazu noch nicht überragend sondern nur gut daher kommen, ist ebenfalls ein Wermutstropfen auf den heissen Gaming-Stein.

 

Am Ende ist es wohl wieder eine individuelle Entscheidung, ob man beim Gaming auf derart grandiosen Sound setzen möchte und das Budget dafür her geben mag, auch wenn das MG20 sich leider ein paar Schwächen leistet, die in der Preisklasse eigentlich nicht sein sollten. Wie man diese Schwachpunkte gewichtet, bleibt aber wohl allen selbst überlassen.

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