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Reaktion auf die Speicherkürzung
Vor einigen Tagen berichteten wir darüber, dass Microsoft bei OneDrive drastische Speicherkürzungen vornehmen wird. Seit der Ankündigung vom OneDrive Team auf dem hauseigenen Blog ist die Internetgemeinschaft in Aufruhr. Bei Uservoice hat man bereits knapp 65.000 Votes und über 3.600 Kommentare gesammelt, Tendenz steigend. Es existiert sogar eine Petition, die eine Rücknahme der Entscheidung fordert und auch bei Twitter häuft sich der Hashtag #OneDriveGate.
Doch was für Folgen hat diese Entscheidung von Microsoft? Wahrlich, die Konkurenz wie z.B. GoogleDrive oder Dropbox werden sich über den neuen Zulauf freuen, doch generell hat Microsoft das Vertrauen in die Cloud stark beschädigt.
Was ist passiert?
Sagte Satya Nadella doch einst “Mobile first, Cloud first”, so kürzt Microsoft nun den Speicherplatz von OneDrive drastisch – und zwar für alle, rückwirkend.
Von den einst beworbenen kostenlosen 15 GB bleiben nur noch 5 GB übrig. Das sind noch 2 GB weniger als zu Zeiten von SkyDrive. Der Kamera-Bonus von 15 GB fällt ebenfalls weg.
Aber auch den zahlenden Kund_innen stösst man vor den Kopf. Hatte man mit einem Office 365-Abo unlimitierten Speicher, so wird dieser auf 1 TB gekürzt.
Datenschutz?
Doch neben der Speicherkürzung ist vielen noch ein weiterer sehr wichtiger Punkt ein Dorn im Auge.
Microsoft listet detailiert auf, warum dieser Schritt gegangen wurde. Angeblich nutzen einige wenige Leute das unlimitierte Angebot voll aus und speicherten bis zu 75 TB in ihrem OneDrive. Oft wird hier von einem Missbrauch gesprochen, doch eine Fair-Use-Klausel gab es meines Wissens nicht, so dass diese Art der Nutzung vollkommen legal ist.
Viel schlimmer ist aber, dass Microsoft genau schildert, welche Art von Inhalten diese User_innen gespeichert hätten. Von ganzen Filmsammlungen und DVR-Recordings ist die Rede.
Da stellt sich die Frage, wie ernst Microsoft hier den Datenschutz nimmt. Kann das gesamte OneDrive Team einsehen, welche Daten gespeichert werden? Werden die Daten überhaupt wirksam vor Dritten geschützt?
Die Zukunft der Cloud
All diese Fragen wird man sich in Zukunft erneut stellen müssen, wenn man Daten in der Cloud ablegt. Gerade Microsoft wollte doch auf eine sichere Cloud setzen, so sollen Firmen Windows Azure Server in der Cloud anmieten oder Entwickler_innen VisualStudio Online nutzen.
Doch was passiert, wenn auch hier Microsoft mit einem Schlag seine Strategie ändert? Die Daten von Konzernen sind in der Regel ja noch von viel grösserer Bedeutung als manche private Fotosammlung und können auch nicht von heute auf morgen auf eine andere Lösung migriert werden. Man ist dem Cloud-Anbieter quasi ausgeliefert. Da spielt Vertrauen eine grosse Rolle.
Nun stellt sich die Frage, warum sollte ich überhaupt ein Backup meiner Daten in der Cloud anlegen, wenn auch hier von jetzt auf gleich die Löschtaste gedrückt werden kann? Die Anbieter von privaten Clouds werden wohl die passende Antwort haben, auch wenn man hier als Nutzer_in selbst für die Verfügbarkeit zuständig ist.
Ob sich Microsoft damit einen Gefallen getan hat, wage ich zu bezweifeln, auf Uservoice sprechen viele Nutzer_innen von einem Wechsel zu Android. Diejenigen, die bisher noch loyal waren und Microsoft trotz vieler Unwegbarkeiten beim Aufbau der neuen (mobilen) Plattform geholfen haben, werden nun verprellt.
Auch wurde beim Verkauf der Lumia-Geräte und dem Office 365-Abo explizit mit dem gratis Cloudspeicher geworben. Dank Windows 10 hatte man gerade eben noch den Ruf von Microsoft trotz mancher fragwürdiger Datenschutzeinstellungen sehr verbessert. Die Entscheidung über die Speicherverknappung und die Unstimmigkeiten um den Datenschutz macht die gute Arbeit von Microsoft der letzten Monate in meinen Augen auf einen Schlag kaputt.
Ich bin gespannt, wie sich der Sachverhalt entwickelt und ob Microsoft in der Lage ist, das Ruder noch einmal herumzureissen. Bislang schweigt der Konzern zu dem Thema, obwohl man verspricht, ab 100 Votes bei Uservoice Stellung zu beziehen.
Wie seht ihr das? Glaubt ihr Microsoft wird reagieren und die Entscheidung ändern oder gar ganz rückgängig machen? Wie viel Vertrauen steckt ihr – ganz allgemein – in eine Cloud-Lösung?
Dieser Beitrag gibt die Meinung eines einzelnen Redakteurs wieder und muss nicht mit der Meinung von PocketPC.ch übereinstimmen.