Google versucht mit Google Glass eine Datenbrille auf den Markt bringen, die den boomenden Markt für sogenannte Wearable Devices auf ein ganz neues Niveau hebt. Mit dem Brillen-ähnlichen Gadget lassen sich Informationen ins Sichtfeld einblenden und über eine kleine Kamera auch Fotos und Videos aufnehmen.
Google Glass von Anfang an umstritten
Schon als Google die ersten Entwicklergeräte zur Verfügung stellte, war nicht nur die Begeisterung der Technikszene riesig, sondern auch die Ablehnung in der Gesellschaft. Es folgten die ersten Verbote, beispielsweise in Casinos, und Diskussionen darüber, ob das Gefühl der permanenten Überwachung noch mit dem Datenschutz vereinbar ist. Auch Fragen wie die Verwendung der Brille während des Autofahrens sind noch weitgehend ungeklärt.
Jetzt, da Google die Brille in den USA für Endkunden auf den Markt bringt, mehren sich auch wieder die Stimmen, welche sich durch die Trägerinnen und Träger gestört fühlen. Hauptkritikpunkt ist die Tatsache, dass nicht erkennbar ist, ob Glass gerade aufnimmt oder gar einen Stream ins Internet sendet. Von Fans der Technologie wird dagegen immer wieder angeführt, dass heimliche Aufnahmen bereits seit langem und wesentlich unauffälliger gemacht werden können, so sind Kugelschreiber oder auch Brillenkameras ohne Probleme bei Elektronikhändlern erhältlich.
WLAN-Störung soll Google Glass vertreiben
Julian Oliver, Künstler aus Berlin, fühlt sich so stark gestört, dass er den Brillen jetzt den Kampf angesagt hat. Die bisher erhältlichen Varianten von Google Glass lassen sich nämlich nur per WLAN ins Internet einbinden, ein Mobilfunkmodul ist noch nicht vorhanden. Oliver macht sich das zunutze und hat ein Script veröffentlicht, welches gezielt die Datenbrillen aus einem WLAN rauswerfen kann. Möglich ist das, da die Brillen der ersten Generation über den Anfang ihrer MAC Adresse erkennbar sind. Das Script läuft unter Linux und damit zum Beispiel auch auf sehr kompakten Geräten wie der Raspberry Pi. Administrator des Netzwerkes muss man nicht sein, lediglich in dieses einloggen muss man sich. Wer möchte, kann sich somit einen mobilen Störsender basteln und damit Nutzerinnen und Nutzer in seiner Umgebung ärgern.
Für die Zukunft plant der Entwickler eine aggressivere Variante seines Scripts, die es ermöglichen soll, Googles Brillen aus sämtlichen WLANs in der Nähe rauszuwerfen, auch wenn man selbst gar nicht mit diesen verbunden ist. Das würde sogar die Verbindung mit den eigenen Smartphones der Bebrillten einschliessen.
Einen kleinen Haken hat der persönliche Schutzschild der Privatsphäre allerdings: Zwar unterbindet man mit dem Script derzeit effektiv die Internetverbindung der Datenbrillen, Videos und Fotos können sie aber natürlich weiterhin aufnehmen. Im Netz landen diese dann gegebenenfalls später, wenn die Brille sich nicht mehr in Reichweite des Störsenders befindet.
Was haltet ihr von der aktuellen Entwicklung? Stört Google Glass nachhaltig die Privatsphäre und öffnet neue Möglichkeiten der Überwachung oder sind das alles übertrieben paranoide Hirngespinste?
Quelle: Heise, der Standard,Macmania