Handys sind die einzigen Dinge, bei denen Männer sich darüber streiten, wer das kleinere hat.
Ich kann mich gut an die Zeit erinnern, als ich damals noch zur Schule ging, die ersten Jahre nach der Jahrtausendwende. Zu dieser Zeit war das noch ein lustiger Spruch, über den auch oft gelacht wurde. Wenn man den heute jemandem erzählt, kann man bestenfalls noch müde lächeln. Heute sind von Midrange bis High-End Displaygrössen von 5 Zoll und mehr Alltag und niemanden schockt es mehr, wenn Phablets mit über 6 Zoll auf den Markt kommen. Lange Zeit dachte niemand an die Kundschaft, die gern wieder ein kleines Smartphone in der Hand halten will, was man auch wirklich mit einer Hand bedienen kann. Technik braucht halt Platz, redete man sich dann ein und nahm in Kauf, dass die tollen Geräte eigentlich nur noch unhandlich waren. Wollte man ein handliches Gerät, blieb einem nur die Wahl, zum iPhone zu greifen oder sich mit billigen Einsteiger-Smartphones zu quälen, bei denen Performance meist ein Fremdwort war. Doch dann kam das grosse kleine Wunder aus dem Hause Samsung und alle freuten sich. Ein Galaxy S3 Mini wurde vorgestellt. Ein kleines Smartphone? Mit dem Namen des Flaggschiff Gerätes? Das kann ja nur super werden! Oder doch nicht?
Inhaltsverzeichnis
Warum muss Mini immer auch Mini-Hardware bedeuten?
Und hier haben wir den Punkt, über den ich mich immer zu gern aufrege. Inzwischen weiss jeder, wenn Samsung, LG oder HTC ein neues Flaggschiff vorstellen, wird unter Garantie spätestens nach ein paar Monaten auch eine Mini-Version dieses Gerätes erscheinen. Das Problem dabei ist nur: Bis auf den Namen haben die Minis so rein gar nichts mit ihren Namensgebern zu tun. Kleiner sind sie, keine Frage. Man braucht ja eine Rechtfertigung für die Bezeichnung, aber was steckt drin? Genau das, was normalerweise in einem günstigen Midrange Smartphone stecken würde.
Das Problem ist aber, dass Smartphones heute unbewusst zu einem der wichtigsten Statussymbole geworden sind. Samsung Galaxy S5, HTC One M8, LG G3, alles Namen von Smartphones die dank aggressiver Werbung in aller Munde sind, die selbst der Laie kennt und wo jeder weiss: Die sind teuer. Teuer ist schick, schick ist heute zu zeigen, was man hat, aber nicht jeder kann sich teuer auch leisten. Aber mit einem Galaxy Core oder einem HTC Desire 610 kann man halt nicht angeben, wenn es eh keiner kennt. Also wird halt die günstige und schwache Hardware dieser Geräte in ein anderes Gehäuse verpackt, der Name des Flaggschiffes mit dem Zusatz “mini” drauf gedruckt und fertig ist das kleine Statussymbol. Und weil es ja den teuren Namen trägt, packen wir halt noch einmal 100 Euro auf den Preis drauf, so bleibt es noch bezahlbar und über den Namen verkauft es sich dann schon. So, glaube ich manchmal, argumentieren die Marketingabteilungen der Hersteller.
Schlimmer noch ist, dass die Mini-Version einer Generation oft schwächer ist, als das Flaggschiff des Vorjahres, aber beim Preis meist deutlich darüber liegt oder maximal gleich ist. Mal ein paar Beispiele:
Galaxy S5 | Galaxy S5 Mini | Galaxy S4 |
Snapdragon 801 SoC FullHD Display 5.1 Zoll 2 GB RAM | Snapdragon 400 SoC 720p Display 4.5 Zoll 1.5 GB RAM | Snapdragon 600 SoC 1080p Display 5 Zoll 2 GB RAM |
519 € / 599 SFr.* | 405 € / 439 SFr.* | 370 € / 419 SFR.* |
HTC One M8 | HTC One Mini 2 | HTC One M7 |
Snapdragon 801 SoC FullHD Display 5.0 Zoll 2 GB RAM | Snapdragon 400 SoC 720p Display 4.5 Zoll 1 GB RAM | Snapdragon 600 SoC FullHD Display 4.7 Zoll 2 GB RAM |
539 € /629 SFr.* | 389 € /459 SFr.* | 376 € /479 SFr.* |
*Preise zum Artikelrelease von Amazon Deutschland und Digitec Schweiz
Hier sieht man in beiden Fällen recht deutlich, dass die Preispolitik der Mini Modelle keinesfalls gerechtfertigt ist. Es gibt nur einen Punkt, in dem die meisten Mini Modelle, den Vorjahresgeräten überlegen sind: Softwareupdates. Oft werden die Top-Smartphones des Vorjahres einfach bei den Updates abgesägt und die schwächeren Mini-Nachfolger weiter unterstützt. Sollen hier die Minis etwa die geringe Gewinnmarge der High-End Geräte nachträglich ausgleichen? Hier stecke ich aber zu wenig in der Materie, um diesen Punkt untermauern zu können.
Warum kein kompaktes High-End Smartphone?
Warum trauen sich die meisten Hersteller nicht, ein wirklich kompaktes Smartphone zu bringen, ohne an der Hardware zu sparen? Dass die Leute nicht automatisch für teures Geld ein grosses Smartphone erwarten, sondern eben ein gutes, beweist das 4 Zoll kleine iPhone immer wieder aufs neue. Ein Hersteller hat es sich getraut und hatte, in Anbetracht seiner eigenen Stellung am Smartphone Markt, sogar richtig Erfolg damit. Sony hat eine richtige Überraschung abgeliefert, als sie in Japan das Xperia Z1f auf den Markt brachten, welches im Februar bei uns als Xperia Z1 Compact auftrat. Ein Smartphone (fast) ohne Kompromisse in Sachen Hardware, gepresst in ein handliches 4.3 Zoll Gehäuse, was zuletzt vor zwei Jahren der Standard war. Klar gab es kleinere Abstriche beim Akku und bei der Auflösung des Displays, jedoch resultiert das aus den technischen Grenzen dieser kleinen Bauform. Doch entgegen allen Kritiken konnte das Z1 Compact Paroli bieten und hat sich, von einem Konstruktionsfehler beim Kamerablitz abgesehen, keine Schnitzer erlaubt, die auf die Grösse zurückzuführen wären. Deswegen hier noch einmal der Vergleich. Aufgrund des Erscheinungsdatums und dem 6-Monatigen Zyklus von Sony habe ich die letzten drei Flaggschiff Modelle zum Vergleich herangezogen
Xperia Z1 | Xperia Z2 | Xperia Z1 Compact | Xperia Z |
Snapdragon 800 SoC FullHD Display 2 GB RAM 5 Zoll | Snapdragon 801 SoC FullHD Display 3 GB RAM 5 Zoll | Snapdragon 800 SoC 720p Display 2 GB RAM 4.3 Zoll | Snapdragon S4 Pro SoC FullHD Display 2 GB RAM 5 Zoll |
349 € / 399 SFr.* | 400 € / 599 SFr.* | 329 € / 359 SFr.* | 275 € / 349 SFr.* |
*Preise zum Artikelrelease von Amazon Deutschland und Digitec Schweiz
Und wie es nun aussieht, bereitet Sony auch für die IFA neben dem Release des Xperia Z3 auch ein Xperia Z3 Compact vor, was erwartungsgemäss ebenfalls die gleiche Hardware erhalten soll.
Also, Samsung, HTC, LG und all die anderen: Warum versucht ihr das nicht auch mal? Und falls nicht, dann hört zumindest auf eure Kundschaft mit einem prominenten Namen dazu zu verleiten, billige Hardware für teures Geld zu kaufen. Ich sage nicht, dass die Minis schlecht seien oder keine Daseinsberechtigung hätten. Im Gegenteil, denn es sollte allen frei stehen, welche Hardware sie möchten. Aber dann sollen bitte auch die Preise entsprechend dem angepasst werden, damit man auch das bekommt, was man zahlt!
Meine abschliessende Meinung zusammengefasst:
Entweder High-End Minis die den Namen auch verdienen, oder Preise, die von der verbauten Technik gerechtfertigt sind
Diese Kolumne gibt die Meinung eines einzelnen Redakteurs wider. Diese muss nicht mit der von PocketPC.ch übereinstimmen.