Damals, 1996 kam Broken Sword zunächst für Windows PC auf den Markt und wurde schnell zu einem der erfolgreichsten Point-and-Click-Adventures, dass die britische Spieleschmiede Revolution Software zu einer fünfteiligen Reihe rund um die Hauptfiguren George und Nico weiterführte. Auch viele andere Plattformen wurden mit den Abenteuern im Laufe der Jahre bedacht. Im deutschsprachigen Raum sind die Spiele bekannt unter dem Titel Baphomets Fluch. Nun ist eine restaurierte Version des ersten Teils aufgelegt worden und seit dem 7. November 2024 im Handel erhältlich: Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged. Diese Reforged Edition kommt unter anderem mit einem unkomprimierten Soundtrack auf Basis der Originalaufnahmen sowie einer komplett überarbeiteten Graphik, inklusive über 30’000 neu gezeichneter und neu animierter Charakter-Sprites, anhand der original Skizzen. Wir haben das Spiel, dass immer noch als eines der beliebtesten des Genres gilt, vorab getestet.
Inhaltsverzeichnis
Worum es geht in Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged
Als amerikanischer Tourist George Stobbart in Paris gegen Ende des 20. Jahrhunderts erleben wir einen Bombenanschlag in einem Strassencafé, nachdem ein Clown auf der Bildfläche erschien.
Stobbart ist von Haus aus Jurist und beginnt nun auf eigen Faust die Strassen von Paris zu ermitteln, wo wir bald darauf die Fotojournalistin Nico Collard kennenlernen. Schnell entwickelt sich die Suche nach dem Killer-Clown zu einer mysteriöse Reise voller Intrigen und Gefahren rund um die Welt. Es gilt, exotische Orte zu erforschen, uralte Rätsel zu lösen am Ende eine dunkle Verschwörung zu vereiteln, um die geheimen Wahrheiten der Tempelritter zu enthüllen.
Testeindruck
Broken Sword oder Baphomets Fluch kommt zunächst mit einer ganzen Portion Nostalgie für mich an. Digital aufgewachsen mit den Abenteuern von Zak McKracken, Indiana Jones, Sam & Max und Guybrush Threepwood war Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter in meiner Erinnerung das letzte grosse Point-and-Click-Abenteuer, dass mich gleichzeitig faszinierte und herausforderte. Die Computertechnik war Mitte der 90er schon weiter, doch das Genre hatte immer noch seinen Charme. Vor allem, weil Baphomets Fluch vollständig synchronisiert daher kam: Jeder Dialog, jede noch so absurde Interaktion, hatte eine Sprachausgabe. Das war und ist echt toll. Und die Story hinter den unzähligen Rätseln sucht bis heute seinesgleichen. Doch schauen wir uns an, wie das 28 Jahre alte Spiel sich heute schlägt. Wobei, das muss hier gesagt werden, handelt es sich eigentlich um den Director’s Cut, der 2009 für Nintendo DS, Nintendo Wii sowie iPad und 2010 für Windows und MacOS erschien. Darum gibt es hier auch die Interaktionspunkte und auf Wunsch auch Lösungshinweise sowie das Tagebuch, in dem wir bisheriges Spielgeschehen nachlesen können.
Graphik und Sound
In den Einstellungen von Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged dürfen wir zwischen der originalen Graphik von 1996 und der Reforged-Graphik wählen und zudem entscheiden, wie mit den Bildschirmrändern – die Seitenverhältnisse von damals, also 4:3, und heute, 16:9 müssen ja irgendwie zueinander gebracht werden – umgegangen werden soll.
Doch keine Sorge, die neue Graphik lässt sich, ähnlich wie bei Tomb Raider I – III Remasteredschon, live im Spiel zwischen Alt und Neu umschalten.
Doch die restaurierte Graphik ist wirklich schön geworden. Sofort erkennt man alle Figuren und Schauplätze wieder, auch wenn sie detaillierter, kontrastreicher und insgesamt lebhafter in dem handgezeichneten Comic-Stil vor uns liegen. Eine schöne Hommage an die Graphik des Klassikers von 1996, ohne dessen Gestaltung zu überrumpeln. Alles ist noch an seinem Platz und genau so wie damals, nur schöner. Neben der generellen Auswahl für die Graphik kann auch eingestellt werden, ob Fussabdrücke sichtbar sein sollen, Anleitungen und Tastenbefehle eingeblendet werden und ob und wie wir die wortgetreuen Untertitel zu den unzähligen Dialogen in Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged sehen möchten.
Die Animationen sind schön gestaltet, flüssig und einwandfrei. Klar sind manche Gesten und Bewegungen etwas theatralisch. Aber das gehört dazu. Selbst auf der schwachbrüstigen Nintendo Switch bleibt die Bildrate stets über 60 Hz.
Zur Graphik gehört auch, dass wir eine minimalistische Benutzer:innenoberfläche vorfinden, die meist ausgeblendet wird. Ein kleiner weisser Zeiger ist alles, was wir über die Ansicht bewegen. Auf Knopfdruck wird ein kleines Menü im oberen Bildschirmbereich oder ein Inventar unten eingeblendet. Unten sehen wir auch unser Interaktionsmenü, womit wir durch die Dialoge mittels Symbolen navigieren. Wählen wir beispielsweise das Gesicht des Mörder-Clowns, fragt George Stobbart sein Gegenüber nach demselben.
Auf Wunsch werden relevante Bereiche auf dem Schirm mit kleinen, weissen Kreisen hervorgehoben, wenn der Zeiger in deren Nähe kommt. So weiss man, womit man interagieren kann. Das war schon im Original so. Drückt man die A-Taste, oder tippt an der besagten Stelle auf den Touchscreen (ja, tatsächlich!), werden meist zwei Aktionsmöglichkeiten durch Symbole sichtbar: Ansehen oder Interagieren.
Die Hintergrundmusik ist wie gewohnt passend und malerisch, klingt gut und stimmig zum Spielgeschehen, ebenso wie die Soundeffekte. Alle Dialoge, selbst die Selbstgespräche der Hauptfigur, sind gekonnt synchronisiert und stets überzeugend, charismatisch und klar verständlich zu hören – wenn denn die Figur auch klar verständlich spricht.
Neben Deutsch sprechen alle Charaktere in Broken Sword auch Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch. Die Bildschirmtexte sowie die Untertitel können unabhängig davon jeweils auf Britisch, Amerikanisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Tschechisch angezeigt werden.
Gameplay
Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged kommt mit einem neuen Story-Modus daher. Hier wird das Adventure-Gameplay für die modernen Spielgewohnheiten neu definiert. Revolution Software will damit ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Erzählung und Gameplay-Fortschritt bieten. Eigentlich handelt es sich dabei mehr um einen assistierten Modus, der vor allem autmoatisch Hinweise bietet, um sicherzustellen, dass die Gamer von heute nicht frustriert werden. Nebensächliche Aktionen werden ausgeblendet, nachdem man sie ein mal ausgeführt hat. Im klassischen Modus spielen wir Broken Sword, wie es vor 28 Jahren auf den Markt kam. Hinweise gibt es nur auf explizite Nachfrage im Menü, eine Fortschrittsbenachrichtigung suchen wir vergeblich. Stobbart muss sich alles selbst zusammenreimen und die teilweise sehr kniffligen bis absurden Rätsel lösen.
Doch der Spielmodus ist nicht in Stein gemeisselt. Während des Spiels kann zwischen klassischem und Story-Modus gewechselt werden und es sind auch einzelne Funktionen daraus jeweils anpassbar. Wer mag, kann also die automatischen Hinweise aktivieren und deren Häufigkeit (selten, manchmal oder oft) steuern, die Optionsreduktion aber aus lassen. Auch die Wartezeit zwischen manuellen Hinweisen kann man zwischen 30 Sekunden, fünf Minuten und einer Stunde einstellen und den Fortschrittsbalken sowie die Bonusinhalte aktivieren oder deaktivieren. Das ist in der Form eine Seltenheit bei Remakes und ein wirklich willkommene Funktionsfülle.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Spielgeschehen und Schwierigkeit
Die Bamphomets Fluch-Reihe ist bekannt für ihre Kombination aus witzigen Skripten und logischen, aber herausfordernden Rätseln. Das gefeierte Franchise innerhalb des Adventure-Genres bringt im ersten Teil, der Verschwörung der Tempelritter, so viele Schauplätze, die nun auf sehr schön gestalteten und detaillierten Karten zum Reisen einladen, dass man schnell den Überblick verlieren könnte. Gut, dass wir stets den Dialogverlauf als Text wieder aufrufen können, denn manchmal entgeht einem doch der entscheidende Hinweis im Nebensatz.
Da ist es manchmal nicht ganz so einfach, herauszufinden, was zu tun ist, um weiter zu kommen. Bisweilen müssen wir eine Figur dazu bringen, eine Szene zu verlassen, um ungestört tun zu können, weswegen wir hergekommen sind. Doch die betreffende Person will einfach nicht hören, bis wir einen absurd erscheinenden Weg finden, irgendwo anders für Ablenkung zu sorgen. So oder so ist die Genugtuung immer noch gross, wenn man ein Rätsel gelöst und vermeintlich einen Schritt weiter gekommen ist, denn das Spiel lässt einem nie ohne Handlungsmöglichkeiten stehen. Es ist in Broken Sword – Shadow of the Templars: Reforged auch immer noch nicht möglich, das Spiel zu blockieren. Wenngleich George Stobbart sterben kann. Guybrush und Zak konnten das bekanntermassen nie. Doch weil das Game ständig automatisch speichert, wir aber auch selbst jederzeit manuell zwischenspeichern können, ist das kein Problem.
Das Ziegenrätsel und andere fehlende Fehler
Auch wurden, ähnlich wie im Director’s Cut von 2009, die Rätsel teilweise entschärft und Fehler behoben. Wer das Original von 1996 spielte, ist vermutlich an der Ziege in Lochman Castle noch in frusterfüllter Erinnerung. Die einzige Stelle des Spiels, in der George unbedingt rennen statt laufen muss und das ohne Tipp, ist kaum im richtigen Timing zu schaffen gewesen. Dies ist, wie im Director’s Cut auch in der Reforged Edition entschärft worden. Auch andere, mehr kosmetische Fehler, etwa stolpernde Figuren oder Charaktere, die durch Türen hindurch gleiten, sind nun nicht mehr so zu sehen.
Preis und Fazit
Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter: Reforged ist für 29,99 Euro als digitales Spiel im Nintendo eStore 34.90 SFr. erhältlich. Daneben gibt es das Point-and-Clicl-Adventure zum gleichen Preis für Sony PlayStation 5, Microsoft Xbox One und Series X|S sowie für Windows, macOS und Linux via Steam. Zudem ist eine physische Edition für alle Plattformen ebenfalls schon mancherorts vorbestellbar.
Insgesamt ist die Reforged Edition von Baphomets Fluch – Die Verschwörung der Tempelritter ein wirklich gelungener Spagat zwischen dem Bewahren des klassischen Spiels auf Basis des Director’s Cut mit verbesserter Graphik, klarerem Soundtrack und Synchronisation und dem Beheben einigen Design-und Graphik-Fehler. Wer Broken Sword noch nicht gespielt hat oder wieder spielen möchte, macht mit dieser neuen Edition auf jeden Fall nichts falsch.
Das Spiel mit einer Altersfreigabe ab 6 Jahren nach USK, ab 12 Jahren nach PEGI, bietet gut zwölf bis 15 Stunden Rätselspass und ist immer noch ein Highlight mit guten Dialogen, eigenem Witz, fesselnder Story und wirklich kniffligen Rätseln – auch ohne die Ziege.
Video: Revolution Software