Die Wartezeit auf einen richtigen guten Exklusivtitel ist nun nach über einem Monat endlich vorbei. Während Mario Kart World auf sehr vielen Ebenen einfach eine Enttäuschung war, hat Nintendo mit Donkey Kong Bananza endlich ein echtes Verkaufsargument für die Switch 2 geliefert. Frei von Makel ist dieser Titel zwar auch nicht, aber ich meckere ja gerne auf hohem Niveau, weil ich dann auch einfach weiss, dass das Produkt ordentlich Spass bereitet.
Inhaltsverzeichnis
Kontroverse “neuer Artstyle”: Es ist mir wirklich sowas von egal!
Donkey Kong hat bereits in Mario Kart World und im vergangenen Super Mario Film einen neuen Anstrich erhalten, der unter den Fans eher weniger positiv aufgenommen worden ist. Viele finden im Vergleich das neue Design der Augen zu freundlich. Schliesslich ist Donkey Kong ein alter Mario-Rivale, der immer ein wenig verschmitzt mit leicht bösem Unterton in die Runde geschaut hat. Doch eigentlich muss man auch mal darüber nachdenken, dass sich der alte Mario-Rivale nun über Jahrzehnte zu einem komplett eigenständigen Character, ja sogar zu einem eigenen Heldensymbol, entwickelt hat.
Das neue Design stört mich persönlich gar nicht. Ich kann aber auch verstehen, wenn Fans Änderungen an Charakteren nicht besonders mögen, weil man auch so viel Nostalgisches mit ihnen verbindet. Gerade die SNES-Zeiten haben mit den ersten Donkey Kong Country-Spielen, die Era der Affenbande als eigenständige Charakterfiguren doch sehr geformt. Als Fan aller DK-Games dieser Zeit bin ich mit dem neuen Design sogar ziemlich zufrieden und es passt auch wunderbar zum Charakter und den Artstyle von Donkey Kong Bananza.
Screenshota: PocketPC.ch / Laser
Donkey Kong Bananzas Story ist kein Highlight, macht aber Spass!
Man muss schon fast nicht darüber reden, aus einer goldenen Feder stammt die Geschichte nicht, aber das ist eigentlich bei fast allen Nintendo-Titeln der Fall. Dafür hat Donkey Kong Bananza eine Menge mit Mario Odyssey gemeinsam. Das merkt man ziemlich schnell beim Spielen. Die Art wie Dialoge geführt werden, die Bewegungen und natürlich auch der Aufbau der Welten und damit irgendwie auch die Story. Es fängt erstmal ganz harmlos mit dem Bergbau auf der Ingot Isle an und es sieht erst einmal auch nur nach einem (grösseren!) Unfall aus, der das Bergewerg komplett in den Untergrund zieht. Hier müsst ihr nun wieder herauskommen, doch die Sache hat wohl noch mehr Probleme verursacht, als DK und seine Affen-Freunde dachten.
Denn der Präsident der Void Kong Corporation will zum Erdkern vordringen, denn dieser soll magische Kräfte besitzen und einem jeden Wunsch erfüllen können. Also bleiben DK und seinem kleinen Felskumpel nichts anderes übrig als weiter in die Erde einzudringen und Void King zu stoppen. Schliesslich wollen beide auch wieder an die Oberfläche und Donkey Kong will ja auch noch die ganzen gestohlenen Bananen wiederhaben, die der Chef der Corporation ebenfalls hat mitgehen lassen. Ihr merkt schon, es ist mittel zum Zweck, aber es ist ein tolles Mittel und ein wirklich cooler Zweck, denn die Geschichte rund um die Freundschaft zwischen DK und seiner ganz besonderen “Freundin” ist im Laufe des Spiels eine süsse Entwicklung.
Gameplay-Idee macht unglaublich viel Spass Welt-Aufbau ähnlich zu Odyssey
Dass Donkey Kong mal zum “Bergarbeiter” wird, stand für dieses Jahr definitiv nicht auf meiner Bingokarte. Vor allem nicht für den Abbau wertvoller Bananenkristalle und dann sind grosse Teile der Level sogar noch vollständig zerstörbar. Die Faszination für solche Spiele hat vor allem das damalige Red Faction aus 2009 ausgelöst, wo tatsächlich die gesamte Umgebung zerstörbar war. Natürlich bedient sich Donkey Kong Bananza an dieser Stelle aber noch eher altbekannten Plattformer-Design-Mechaniken für seine Levelstrukturen, die wir eher aus Banjo Kazooie, Super Mario 64 und nicht zuletzt auch Super Mario Odyssey kennen und gerade letzteres spielt hier eine besondere Rolle.
Denn das Team, das Mario Odyssey entwickelt hat, hat sich auch um Donkey Kong Bananza gekümmert und das merkt man an jeder Ecke. Die Detailverliebtheit, die Struktur der Level und die liebevolle Struktur den Spassfaktor in den Leveln nicht zu verlieren (indirekt dazu auch die Pace des Games), sind den Features von Odyssey sehr ähnlich. Man merkt beiden Spielen ihre Verwandtschaft zueinander an, was ich persönlich sehr begrüsse. Schliesslich gehört Super Mario Odyssey zu den besten Spielen, die für die Switch 1 je gemacht wurden und auf der anderen Seite auch zu den besten Plattformern überhaupt. Donkey Kong Bananza kommt diesem Prinzip schon sehr nahe.
Aber besonders viel Spass machen die unterschiedlichen Lösungsansätze innerhalb von Donkey Kong Bananza. Im Test zeigte sich, dass das Spiel enorme Freiheiten lässt, die Level anzugehen. Nur wenige Passagen innerhalb der unterschiedlichen Welten sind vorgegeben. Ihr könnt also durch das Zerstören der Umgebung nahezu überall lang. Es gibt zwar gewisse Bereiche, die für Rätseleinlagen herhalten, wo ihr natürlich nicht alles machen könnt, was ihr wollt. Egal ob es einfach nur Bananen sind, die ihr findet, aber nicht erreichen könnt, weil sie von unzerstörbarem Material umgeben sind oder der Weg.
Zwar sind die Welten, wie bei Super Mario Odyssey, in sich geschlossen, aber dafür wesentlich grösser als im alten Switch 1 Titel. Die Stages haben nämlich mehrere Ebenen und sowas wie “Bonus-Level”, sogenannte Herausforderungen, in sich vereint. Ihr könnt übrigens alle Untergrundebenen (also die Welten), ebenfalls genau wie im Mario-Game, jederzeit wieder besuchen, indem ihr per Schnellreise dorthin reist.
Donkey Kong Bananza fühlt sich ein wenig wie ein Mini-RPG an
Was sich allerdings wiederum sehr anders anfühlt, ist die Tatsache, dass Donkey Kong neue Fähigkeiten lernen kann. Nicht nur könnt ihr euch mit neuen Kräften für kurze Zeit in stärkere Kreaturen verwandeln, sondern auch komplett neue Fähigkeiten freischalten oder bestehende verbessern. Denn für jede fünfte gesammelte Kristallbanane gibt es einen Fähigkeitenpunkt, den ihr verteilen könnt und so Donkey Kong während des Durchspielens weiter verbessert.
Ich hätte mir aber persönlich gewünscht, dass diese doch etwas mehr Effekt haben. Teilweise ist es fast schon egal, ob ihr sie verteilt oder nicht, weil der Schwierigkeitsgrad des Spiels nicht besonders hoch ist. Allerdings ereicht ihr gewisse Stellen und Kristallbananen nur im Spiel, wenn ihr verbesserte oder eben neue Fähigkeiten erlernt habt. Von daher ist es auch irgendwo sehr spassig diese mitzunehmen. Gerade auch im Kontext der speziellen Kreatur-Fähigkeiten, die ihr erlernen könnt, aber hier will ich nicht allzu viel spoilern.
Performance auf der Nintendo Switch 2 gut, aber mit merklichem Schluckauf
Donkey Kong sieht auf der Nintendo Switch 2 wirklich gut aus. Ist jetzt natürlich kein überdimensioniertes Grafik-Highlight, aber im Rahmen des typischen Nintendo-Artstyles eine Augenweide. Nämlich quietschbunt und mit viel Liebe zum Detail in den Welten. Spielt ihr den Titel nach und nach durch, merkt ihr sehr schnell, wie faszinierend die unterschiedlichen Untergeschosse aufgebaut sind und wie facettenreich Nintendo diese gestaltet hat. Egal ob mysteriös leuchtende Höhlen oder gleich ganze Wiesen, Wüstenlandschaften wie man sie aus Western kennt oder sogar Schneelandtschaften! Es erinnert sehr stark an die Vielfall von Mario Odyssey und dieser Vergleich fällt hier im Test zu Donkey Kong Bananza mittlerweile sehr oft. Kein Wunder, kommt das Spiel doch von den gleichen Entwicklern.
Nintendo strebt übrigens ganze 60 Bilder pro Sekunde an, die der Titel aber nicht immer halten kann. Das liegt aber auch am überbordenden Partikelsystem und der Berechnungen der zerstörbaren Strukturen. Kommt beides zusammen, rutschen die FPS schon einmal deutlich und damit merklich nach unten, was in kurzes, gleichmässiges Stottern auftritt. Das passiert vor allem dann, wenn ihr beispielsweise viele leuchtende Goldchips aus dem Boden grabt, diese dann per “Klatschen” aufsammelt und sich gleichzeitig der Boden verformt. Um so mehr Partikel, umso grösser der Drop der FPS. Das gilt übrigens auch für wilde Umgrabungsarbeiten innerhalb der Level. Hier rutschen die FPS gerne einmal auf 50 Bilder oder auch knapp darunter.
Das wäre alles nicht so schlimm, wenn die Switch 2 im Dock VRR unterstützen würde, was sie nach aktuellem Stand aber (noch?) nicht tut. Das führt leider dazu, dass ihr die seltenen Performance-Einbrüche am Fernseher stärker wahrnehmt, als auf dem Display der Konsole selbst. Es gibt übrigens noch eine weitere interessante Parallele zu Mario Odyssey: Sobald ihr den Fotomodus im Spiel aufruft, fällt die Bildrate auf 30 Bilder pro Sekunde. Das passiert übrigens auch in Teilen auf der aufrufbaren dreidimensionalen Karte, die euch die Ebenen anzeigen. Je nachdem wie der Winkel der Kamera ausfällt, brechen die Bildraten teils extrem ein.
Insgesamt macht Donkey Kong Bananza aber im Test eine sehr gute grafische (Affen-)Figur. Das Spiel sieht bunt und fantastisch aus, der Artstyle ist DK-typisch toll und die Einbrüche der Bildrate verschmerzbar, da sie eher nicht hochfrequentiert aufkommen, und daher nicht spielentscheidend in euer Gameplay eingreifen. Donkey Kong Bananza zeigt daher schon jetzt sehr gut, zu was die Switch 2 in der Lage ist, denn es ist immer noch beeindruckend zu sehen, wie ihr teilweise ganze Level mit Zerstörungskraft auseinandernehmen könnt.
Besonders beeindruckend ist der geniale Soundtrack!
Sound, Musik und viele andere künstlerische Dinge liegen natürlich im Auge des individuellen Betrachtens, aber verdammt ist der Soundtrack von diesem Spiel gut! Er ist fetzig, stimmungsvoll und die Singeinlagen von Pauline sind nicht nur zuckersüss, sondern es sind auch einige “heartmelting” Songs dabei. Übrigens könnt ihr über 100 Schallplatten im Spiel sammeln und die in euren Unterkünften in den Welten auflegen lassen. Die Songs spielen dann ab sobald ihr in der Nähe eurer Unterschlüpfe seid, ein wirklich tolles Detail und eine Möglichkeit die Songs im Spiel abspielen zu können.
Musik ist ein riesiger Teil des Spiels und Nintendo zeigt das auf vielen Ebenen. So aktiviert ihr per Songs neue Affenkräfte (Bananza genannt) oder öffnet weiter Pfade im Spiel. Pauline ist da der entscheidende Faktor. Kein Wunder, in ihrer erwachsenen Version hat sie schon in anderen Titeln gesungen und heisse Songs aufs Parkett gelegt. Donkey Kong Bananza zeigt jedenfalls eindrücklich, dass es ein Kandidat für die beste Titelmusik dieses Jahr auf den Game Awards 2025 sein kann. Aber definitiv nicht nur das…
Donkey Kong Bananza im Test: Fazit – Das wird im Dezember eine knappe Kiste!
Im Dezember sind die Game Awards 2025 und Donkey Kong Bananza wird ohne jeden Zweifel sehr wahrscheinlich auf der Liste der nomminierten Spiele stehen. Dann neben Titel wie Clair Obscure Expedition 33 und anderen durchschlagenden Erfolgen für dieses Jahr. Ob es nach Astrobot in 2024 wieder ein Plattformer wie Donkey Kong Bananza es schaffen kann, ist nicht einfach zu sagen, aber Nintendo hat mit diesem Spiel einen der besten Exklusivtitel des Jahres und einen der besten 3D-Plattformner der vergangenen Jahre für die Nintendo Switch 2 veröffentlicht.
Donkey Kong Bananza macht einfach unglaublich Spass und versetzt vor allem Videospielfans der 90er und frühen 2000er Jahre wieder in eine Welt, die mit richtig viel Freude aufwarten kann. Ein Gefühl, dass man durchaus zuletzt mit Astro Bot hatte, aber auch eben nicht zuletzt mit dem grossartigen Mario Odyssey, dessen Gene Donkey Kong Bananza nicht nur geerbt, sondern weiterentwickelt hat. Die zerstörbaren Umgebungen tragen viel zum spassigen Gameplay bei und alles wird getragen von der wirklich grossartigen Musik. Insgesamt ist der Soundtrack ein grosser Faktor im Spiel, der euch bei der Stange hält.
Während Mario Kart World sich in unserem Test eher als Enttäuschung entpuppte, zeigt sich Donkey Kong Bananza als starker Exklusivtitel für die Nitnendo Switch 2. Im Netz ist viel darüber zu lesen und hören, dass es sich insgeheim um ein Mario Odyssey 2 handeln soll und wir können das durch die vielen Ähnlichkeiten und importierten Features (Gespräche mit NPCs, Fotomodus und Co.) auch verstehen, aber diese Bezeichnung wird Donkey Kong nicht gerecht. Der Charakter steht hier für sich und seine Welt allein und macht dieses mit ganz eigenem Charme und Features auf seine Weise einfach grossartig. Mir haben die Stunden im Untergrund von Ingot Isle unglaublich gut gefallen und daher ist das Spiel in unseren Augen die erste klare Empfehlung für die Nintendo Switch 2!