Das Event wurde live aus dem Flint Centre in Cupertino, Kalifornien übertragen. Nach den üblichen einführenden Worten zu Verkaufszahlen und Beliebtheit des iPhones ging es auch gleich zur Vorstellung der ersten heiss erwarteten Geräte:
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Das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus
Eine leicht abstehende Kamera, ein Design wie aus den Leaks der vergangenen Wochen bekannt und vor allem: Zwei Grössen! Viel war darüber diskutiert und spekuliert worden, jetzt ist es Gewissheit: Das iPhone gibt es nun in zwei Grössenvarianten! Der Name iPhone 6 Plus tauchte zuvor allerdings noch nicht oft in den Medien auf. Es sieht schon gewaltig aus, so wie es auf dem Bild seinem kleineren Pendant gegenüber steht. Was auch gleich ins Auge sticht: Der iPhone-typische Balken befindet sich noch immer am Gerät. Gut, wir haben uns ja schon daran gewöhnt, auch wenn ich sagen muss, dass ich persönlich dieses Mal auf ein eher balkenloses Design gehofft hatte.
Das iPhone 6 ist unglaublich dünn, sowohl in der kleineren 4.7 Zoll Variante mit 6.8 mm Dicke, als auch in der grossen 5.5 Zoll Version als iPhone 6 Plus mit 7.1 mm. Im Vergleich dazu ist das iPhone 5s mit 7.6 mm geradezu ein Ziegelstein mit seinen eckigen Kanten. Die beiden Gerätegrössen wurden demnach auch bestätigt, wie sie bereits seit einigen Monaten durch die Presse geisterten. Die Phones haben beide abgerundete Kanten, was auch in den letzten Gerüchten immer wieder thematisiert wurde und auch das Displayglas ist zu allen Seiten hin abgerundet worden.
Die LCD-Displays der beiden Geräte lösen im hübschen Apple-Marken-Namen Retina HD auf. Das iPhone 6 mit 1334 x 740 Pixel, das iPhone 6 Plus mit 1920 x 1080 Pixel. Das bedeutet, dass sie im Vergleich zum iPhone 5s mit 38% bzw. 185% mehr Pixel auflösen – eine sehr beachtliche Steigerung und auch nötig im Vergleich zur Konkurrenz. Zudem soll auch die Blickwinkelstabilität spürbar verbessert worden sein. Zum verwendeten Displayglas sagte Phil Schiller nur, dass es ionisiertes Glas ist, der Name “Saphirglas” fiel nicht.
Zum Akku wurde sehr wenig verraten. Beim grossen 5.5 Zoll Gerät war die Rede von 24 Stunden 3G Gesprächszeit, beim kleineren 4.7 Zoll Gerät sollen es 14 Stunden Gesprächszeit, zehn Stunden beim Surfen mit 3G oder LTE-Geschwindigkeit und elf Stunden Videowiedergabe sein – während die Gesprächszeit mit 40% doch deutlich über der Leistung des iPhone 5s liegt, sieht es bei der Videowiedergabe mit nur einer Stunde mehr etwas weniger aus. Akkus müssen aber stets im Alltag getestet werden, was wir definitiv auch tun werden. Was auffällig war: Vor allem das iPhone 6 Plus legt einen riesigen Akku-Sprung nach vorne ein. Ein Praxistest wird genaueres sagen können.
Sehr, sehr interessant ist der Fakt, dass im iPhone 6 und iPhone 6 Plus 20 (!!) LTE-Bänder verbaut sind. Das Gerät ist also ein absolutes Weltphone und kann überall im LTE-Netz genutzt werden. US-exklusive Geräte wie das HTC One M8 for Windows fahren hier eine andere Strategie – ein weltweit gleichzeitiger Marktstart allerdings kann für die Firma Apple nur von Vorteil sein. Zudem richtet sich dies natürlich auch an Vielreisende und Geschäftsleute, die künftig wohl nur an sehr wenigen Plätzen auf der Erde auf den LTE-Standard beim Surfen verzichten müssen. Zudem werden VoLTE und 802.11ac WLAN unterstützt. Dazu muss man sagen, dass das iPhone 6 und iPhone 6 Plus über bis zu dreimal schnelleres WLAN verfügen als noch das auch schon ziemlich rasante iPhone 5s.
User Interface
Das User Interface der neuen iPhone Modelle sieht vor allem beim iPhone 6 Plus leicht verändert aus – und doch kommt es einem sehr bekannt vor. Dies liegt daran, dass sich das grosse Modell in vielen Belangen an das User Interface des iPad Mini anlehnt. Im Querformat beispielsweise zeigt sich die Tastatur sehr brauchbar und verdeckt nicht den gesamten Bildschirm, wie es ja bei manch anderem Phablet auftritt. Auch dass in der 5.5 Zoll Version die Kontakte in den Nachrichten mit Bildern angezeigt werden, ist neu und hübsch anzusehen. Ebenfalls gut gelöst ist in der 5.5 Zoll Variante, dass mehr Inhalte von Apps und Webseiten angezeigt werden als auf kleineren Geräten, die Seiten werden also nicht einfach gestreckt.
Alte Apps werden für die neuen Grössen der Geräte skaliert, was kein Problem zu sein scheint, da die Bildschirmproportionen mit 16:9 beibehalten werden. Neue Apps können selbstverständlich für beide Grössen optimiert programmiert werden und nach und nach den Store erobern. Auf dem iPhone 6 und dem iPhone 6 Plus ist selbstverständlich iOS 8 vorinstalliert. Am 17. September kommen auch andere Apple Devices in den Genuss.
A8 SoC – kleiner, stärker, besser, schneller
Der heiss erwartete A8 Prozessor von Apple bringt, was erwartet wurde: Ein Mehr an Leistung und Geschwindigkeit. Er ist dabei ganze 13% kleiner als der bisher verbaute A7 SoC, allerdings bringt er um 25% schnellere CPU, 50% schnellere Grafiken, zudem soll er auch unter Volllast deutlich weniger warm werden als der Vorgänger. Wir sind sehr gespannt auf dieses Leistungsmonster, welches selbst unter voller Last über mehrere Stunden hinweg nicht einmal mehr runtertaktet, da dieser nicht einmal mehr ansatzweise so warm werden soll, wie alle anderen Prozessoren. Das riecht nach Dauerzocken und massen Video-Encoding direkt auf dem iPhone.
Auch ein neuer M8 Chip ist verbaut. Mit diesem ist es nun möglich, sehr viele unterschiedliche Bewegungen zu messen – der Chip erkennt beispielsweise, ob man auf dem Velo unterwegs ist oder zu Fuss, es kann Höhenmeter dank Barometer-Funktion erkennen und eignet sich damit hervorragend für Bergtouren, da er auch zurückgelegte Strecken errechnen kann. Wäre das iPhone wasserdicht, könnte es sicherlich auch geschwommene Strecke messen, doch scheint dies wohl nicht der Fall. Mit dem M8 Chip reihen sich das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus also ein in die Liga der Health- und Fitness-Devices und kommt natürlich Hand in Hand mit Apples im Juni vorgestelltem Health Kit.
Neue Kameras – alles im Blick
Die Kameras an den beiden neuen iPhone Modellen stechen sofort ins Auge – sprichwörtlich: Sie stehen etwas von der Rückseite ab. Die 8 MP bleiben wie gehabt, allerdings hat Apple am Sensor geschraubt und einen komplett neuen, sehr viel versprechenden, eingebaut. Dieser löst in grösseren Pixeln auf und arbeitet mit einer Brennweite von f/2.2 sowie einem dualen Blitz. Das 4.7 Zoll grosse iPhone 6 verfügt über einen digitalen Bildstabilisator, das 5.5 Zoll grosse Modell iPhone 6 Plus sogar endlich über einen optischen Bildstabilisator. Ein vollkommen überarbeiteter Autofokus soll dafür sorgen, dass Bilder zweimal schneller als mit dem iPhone 5s scharf gestellt werden können, was auch die Knips-Geschwindigkeit erhöht. Wie fix das tatsächlich vonstatten geht, wird sich im Test zeigen. Auch Gesichtserkennung soll schneller sein und die Zwinker- und Lächelerkennung sollen verbessert worden sein. Die neue Kamera bietet zudem verbesserte Algorithmen in Sachen Bilddetails, Kontrast und Schärfe, zudem können bis zu 43 MP Panoramafotos und HDR-Fotos mit nur einer Aufnahme gemacht werden.
Auch die Videoaufnahmefunktion wurde verbessert: Es ist nun möglich, 1080 p Videos mit 30 oder 60 fps zu drehen. Das Slow Motion Feature bietet gar 120 oder sagenhafte 240 fps! Wir sind hier definitiv auf erste Eigenkreationen im Testbericht gespannt. Die Frontkamera profitiert auch von einem neuen Sensor und soll 81% mehr Licht hineinlassen als zuvor, was für klarere, schärfere Bilder spricht – besonders wichtig natürlich bei Selfies unter schlechten Lichtbedingungen.
NFC und Apple Pay – und PayPal sieht ganz plötzlich irgendwie total altmodisch aus
Ab Oktober 2014 soll es kommen, erst in den USA, aber Apple arbeitet daran, es für die anderen Länder auch zu bringen: Apple Pay. Ein Raunen ging durch den Saal. Mit Hilfe der NFC-Technik, ja, diese ist im iPhone 6 und im iPhone 6 Plus verbaut, gehört das umständliche Benutzen von Kreditkarten und Bargeld wohl bald der Vergangenheit an – zumindest in den USA, wo selbst kleinste Beträge bargeldlos bezahlt werden, könnte dieses Modell sehr grossen Anklang finden. Apple hat für Apple Pay bereits viele Partner, u.a. Visa, American Express, Master Card, verschiedene US-Banken und jede Menge Firmen wir Mc Donalds, Subway, Starbucks, Disney etc. gefunden, die Apple Pay umsetzen werden.
Das Prinzip ist so einfach wie genial: Man registriert eine Kreditkarte mittels eines Fotos oder iTunes. Sobald die Karte freigeschaltet ist, kann man per NFC mit dem iPhone und seiner Touch-ID an speziellen Lesegeräten in Geschäften bezahlen. Das klingt einfach, aber auch nicht unbedingt super sicher – wie leicht könnte man das System überlisten? Natürlich hat sich Apple auch diesbezüglich Gedanken gemacht und stellt mit Secure Element und Passbook eine recht hohe Hürde gegen Missbrauch der Daten vor. So wird etwa die Kreditkartennummer nicht übermittelt. Allerdings lässt mich persönlich Apple Pay noch ein wenig distanziert zurück – in Zeiten, in denen es nach wie vor Sicherheitslücken und hin und wieder Skandale rund um Cloud Lösungen etwa gibt, bin ich doch etwas skeptisch, was meine Kreditkarteninformationen angeht. Wie gut die Sicherheitsmassnahmen Apples in dieser Hinsicht wirklich sind, wird sich bald herausstellen. Das Konzept an sich ist ein grosser Schritt in die Zukunft, die Erfindung der heutigen Bankkarte ist immerhin auch schon über 60 Jahre her.
Apple stellt hier vor allem drei Bedingungen an sein neues Bezahlsystem: Einfach, Sicher und Privat. Denn der Verkäufer bekommt weder die Kreditkarten-Daten zu Gesicht, noch den Namen des Käufers
Auf den Markt kommen das 4.7 Zoll grosse iPhone 6 und das 5.5 Zoll grosse iPhone 6 Plus ab dem 19. September. Schon in drei Tagen, am 12. September können die Geräte vorbestellt werden. Der Preis liegt beim iPhone 6 bei 199 US-Dollar für die 16 GB Variante, 299 US-Dollar für 64 GB und 399 US-Dollar für die 128 GB Version. Beim iPhone Plus liegen die Preise etwas höher, es geht los mit 299 US-Dollar für das Modell mit 16 GB internem Speicher, 399 US-Dollar für 64 GB und schliesslich 499 US-Dollar für 128 GB. Alle Preise verstehen sich bei Abschluss eines Zweijahresvertrags. Beide Geräte sind in den Farben Schwarz, Gold und Space Grey erhältlich. Ohne Vertrag fängt das kleinste iPhone 6 bei 699 US-Dollar und für jede Steigerung werden weitere 100 US-Dollar fällig.
Die älteren Apple iPhones fallen im Preis, so ist das iPhone 5c mit 8 GB Speicher bei Abschluss eines Vertrags umsonst zu haben, das iPhone 5s ab 99 US-Dollar erhältlich ist.
Auch interessant, aber nur am Rande erwähnt, das iOS 8 Update für iPhone und iPad kommt am 17. September für alle Geräte ab dem iPhone 4S. Dazu folgen in Kürze aber noch mehr Informationen an dieser Stelle. Alle Neuerungen der neuen Version von Apples mobilem Betriebssystem könnt ihr in unserer Betrachtung der iOS 8 Beta nachlesen.
Quelle: Keynote Apple; Bilder: The Verge (englisch)