Paul Thurrott denkt nach. Das tut er durchaus öfter mal, diesmal geht es um ein Thema, welches seine Runden macht und viele Menschen in der Szene zum Nachdenken anregt. Es gibt nämlich Gerüchte dazu, dass Microsoft für Windows 10 die Möglichkeit implementiert, auch Android-Apps auf den Geräten laufen zu lassen. Paul Thurrott ist wenig begeistert.
Android-Apps für Windows-Smartphones?
Noch diese Woche wird Microsoft wahrscheinlich im Rahmen der BUILD 2015, die heute Abend unserer Zeit beginnt, bekannt geben, dass in Zukunft auch Android-Apps auf Windows Geräten laufen werden. In Expertenkreisen wird dieses Szenario als recht gesichert eingeschätzt. Schliesslich sollen auch Universal-Apps, also Apps, die auf allen verschiedenen Windows-Plattformen laufen, wirklich auf allen Geräten funktionieren. Mit Windows 10 werden bekanntermassen die Grenzen zwischen den verschiedenen Plattformen verlaufen und sogar verschwinden. Alles soll auf allen Endgeräten gleich funktionieren, verschiedene Betriebssysteme für unterschiedliche Gerätearten gehören also im Windowsbereich bald der Vergangenheit an, soweit der kleine Exkurs.
Zieht man diese Strategie konsequent weiter, würde das aber auch bedeuten, dass Universal-Apps in andere offene Systeme, allen voran Android, portiert werden könnten. Mit einer ersten Integration von Android-Support in das Entwickler-Werkzeug Visual Studio hat Microsoft den ersten Schritt in diesem Richtung sogar bereits getan.
Eine ganz andere Geschichte wäre es laut Thurrott nun allerdings, wenn Android-Apps plötzlich auf Windows 10 erscheinen würden. Und in der Tat wäre es nicht gut für Microsoft, sollte dies möglich sein. In der Theorie klingt es natürlich nicht schlecht: Der grösste Kritikpunkt an Microsofts mobilen Betriebssystem, dass es zu wenig Apps gibt, wäre ausgemerzt. Was nicht nativ da ist, wird eben durch eine Android-App ersetzt, fertig. Allerdings birgt es auch die Gefahr, dass eine Notwendigkeit für Windows-Mobilgeräte so erlischt. Warum sollte man also noch ein Windows Phone kaufen? Thurrott befürchtet, dass Microsoft auf diese Weise die Kundschaft an Android gewöhnt und die Leute dann einfach generell auf Androidgeräte umsteigen und Microsofts Smartphones ihre Daseinsberechtigung verlören.
Developer und auch die ganze Plattform könnten verschwinden
Zudem wäre ein solches Vorgehen Microsofts natürlich auch auf eine gewisse Weise ein Schlag ins Gesicht für App-Developer, die wahnsinnig viel Zeit in die Arbeit an den Programmen gesteckt haben. Es wäre laut Thurrott ein Fingerzeig in Richtung: Ihr habt eure Zeit verschwendet, wir machen es nun möglich, Programme von der erfolgreicheren Plattform zu integrieren. Danke für eure Arbeit, aber entweder wechselt ihr die Plattform oder das war’s. Native Windows-Apps würden mit einem solchen Vorgehen Microsofts über kurz oder lang untergehen und eventuelle Innovationen und viel Herzblut damit verschwinden. Windows-Smartphones wären im schlimmsten Fall nichts weiter als ein Launcher für Android und – laut Thurrott – ein vermeidbarer Selbstmord für Microsofts Betriebssystem.
Nun, Paul Thurrott sieht die Sache schon sehr negativ. Könnt ihr der Geschichte positive Aspekte abgewinnen? Würden vielleicht mehr Leute hin zu Windows Phones gehen, wenn die App-Vielfalt schliesslich stimmt und gewohnte Programme von Android auch auf den Microsoft Lumias nutzbar sind? Diese erfreuen sich ja rein theoretisch grosser Beliebtheit, aber scheiterten bisher leider noch viel zu oft an der Store-Grenze. Oder seht ihr die Sache so schwarz wie Paul Thurrott, dem zufolge Microsoft auf diese Weise den Untergang von Windows Phone beschliesst?
Wir werden erst einmal die BUILD 2015 abwarten und hoffen, hier neue Informationen zu dem Sachverhalt zu bekommen.
Quelle: The Thurrott (englisch)