Gestern am 14. April hat Microsoft für registrierte Developer und freigeschaltete Entwicklergeräte begonnen, die Developer Preview für Windows Phone 8.1 zu verteilen (wir berichteten). Wir haben die neueste Version des Redmonder Smartphone-Betriebssystems unter anderem auf einem Lumia 925 installiert und bereits einige Erfahrungen gesammelt. Welche Verbesserungen gibt es gegenüber Windows Phone 8, welche neuen Features? Was macht noch Probleme?
Inhaltsverzeichnis
Mehr Übersicht auf dem Startscreen und zentrale Benachrichtigungen
Die wohl auffälligste Neuerung, welche sofort nach dem Update ins Auge fällt, ist das neue Action Center. Wie schon seit Anbeginn der Zeiten bei Android und seit einiger Zeit auch Apples iOS, verfügt nun auch Windows Phone über einen zentralen Ort, um Benachrichtigungen anzuzeigen. Auch hier wird es vom oberen Bildschirmrand herab gezogen und listet alle Benachrichtigungen auf, die von Apps gesendet werden. Das Beste daran ist, dass hierfür keine Apps speziell angepasst werden müssen. Von jeder App, die bisher die sogenannten Toast Benachrichtigungen am oberen Rand angezeigt hat, landen genau diese Inhalte nun im Action Center. Dabei werden diese nach App gruppiert, wenn von einer App mehrere Benachrichtigungen ankommen, beispielsweise von Skype Chat oder WhatsApp Nachrichten. Diese werden leicht versetzt einzeln aufgelistet. So kann man nicht nur die App aufrufen, sondern direkt in den Chatverlauf mit einem Kontakt springen, falls man Nachrichten von mehreren bekommen hat.
Jede App, die einmal eine Benachrichtigung gesendet hat, taucht danach in den Optionen des Action Centers auf. Hier kann man nun für jede Anwendung individuell anpassen, welcher Benachrichtigungston gespielt werden soll und auch ob die Infos überhaupt in der Benachrichtigungszentrale angezeigt werden sollen.
Zudem findet man im oberen Bereich nun vier selbst belegbare Slots für Schnelleinstellungen wie WiFi, Bluetooth, Flugzeugmodus, Sperrung der Bildschirmdrehung und einige mehr. Hier scheint aber manches noch nicht ganz fertig zu sein, denn die WLAN Schaltfläche deaktiviert oder aktiviert das Funkmodul nicht direkt, sondern führt nur in die Systemeinstellungen für Drahtlosnetzwerke. Andere Dinge lassen sich wiederum direkt umschalten. Zusätzlich finden sich hier noch eine prozentuale Akkuanzeige, das aktuelle Datum und eine Schaltfläche, um zu den Geräteeinstellungen zu gelangen.
Ebenfalls eine Neuerung ist die optional zuschaltbare dritte Spalte für Live-Tiles auf dem Startbildschirm und die Möglichkeit, auf interessante Weise ein Wallpaper hier einzustellen an Stelle des typischen Farbschemas. Mit der zusätzlichen Spalte schrumpfen sämtliche Live Tiles etwas zusammen und man kann nun sechs kleine, drei mittlere oder ein breites und ein mittleres Live Tile nebeneinander platzieren. Dies kennt man bisher nur von Smartlets wie dem Lumia 1520 und wen die kleinen Kacheln nicht stören und wer gern viel für den schnellen Zugriff auf der Startseite platziert, kann so einen besseren Überblick über seine Tiles und wichtigsten Apps bringen.
Für die Persönliche Anpassung kommt noch hinzu, dass man nun die lang ersehnten Wallpaper auf der Startseite einfügen kann. Dies sind dann aber keine gewöhnlichen Hintergründe, welche den schwarzen Bereich hinter den Tiles ausfüllen, sondern erzeugen einen Effekt, als wären die Live Tiles kleine Fenster, durch die man hindurch auf den Hintergrund schaut. Bei einem vollen Bildschirm würde man sonst ohnehin nichts vom Wallpaper sehen. Leider wird das Tile Wallpaper nur auf Kacheln angezeigt, welche die im System eingestellte Designfarbe annehmen. Neben den Windows Phone eigenen Apps betrifft dies aber nur eine handvoll Apps aus dem Marketplace, da die meisten eine eigene Tile-Farbe haben und diese nicht durchsichtig dargestellt wird. Hier zieht man hoffentlich noch nach und verwendet mehr anpassbare Hintergründe für die App-Kacheln, denn bisher lohnt sich ein Wallpaper kaum.
Cortana als persönliche Assistentin
Als Halo-Fan ist es für mich noch etwas ganz besonderes, eine Funktion auf dem Smartphone zu haben, welche einem meiner liebsten Videospiel-Charaktere nachempfunden ist. Zwar muss man hier auf eine hübsche, blau schimmernde, weibliche Gestalt verzichten, dennoch hat der “persönlichste Assistent auf einem Smartphone” nicht wenig mit der künstlichen Intelligenz aus dem Spieleuniversum gemeinsam. Cortana kann nicht nur auf Befehl bestimmte Aufgaben ausführen, wie Weckzeiten setzen, Termine eintragen oder Kontakte anrufen, sondern lernt mit der Zeit immer mehr über die Besitzerin oder den Besitzer, die Interessen, den Musikgeschmack und welche Themen einen interessieren. Mithilfe dieser Daten will Microsoft immer die richtigen Informationen zu den richtigen Zeitpunkten liefern, an Aufgaben erinnern oder sogar darauf hinweisen, dass man Mutti ja noch ihre Kuchenplatte vom letzten Geburtstag zurück geben muss, wenn man das nächste mal mit ihr in Kontakt tritt. Vorausgesetzt natürlich, man hat es Cortana gesagt.
Sehr viel lässt sich allerdings noch nicht testen. Zum einen ist der Dienst noch in einem Beta Stadium und es sind längst nicht alle Funktionen aktiv geschaltet, zum anderen ist die nette Dame bisher nur der englischen Sprache mächtig, bei der sie aber des Öfteren mit unserer Aussprache und Betonung zu kämpfen hat. Hier werden wir die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten aber weiter beobachten und bei Neuerungen natürlich berichten.
Vollständiges und fast perfektes Cloud Backup
Das Backup System von Apple mit seiner iCloud war eines der Vorzeigemodelle, wie ein vollautomatisches Sicherungssystem für das Smartphone aussehen sollte. Bei Tausch, einem neuen Gerät oder einer Reparatur mit Löschung der Daten loggt man sich nur wieder mit seinem Account ein und bekommt alles, angefangen von Apps über Einstellungen, bis hin zu seinen Konten innerhalb weniger Minuten wieder auf das Gerät. Microsoft hatte dies in diesem Umfang bisher nur bei Windows 8.1 ebenso geschafft, wobei es vor allem auf Windows RT Tablets Sinn machte, da Desktop Anwendungen nicht gesichert werden. Nun steckt das gleiche Backup System aber auch in Windows Phone und endlich werden nicht nur alle installierten Apps, sondern auch die gesamte Anordnung auf dem Startbildschirm gesichert. Somit ist jede Neueinrichtung ein Kinderspiel. Auch die Daten und Dokumente von einzelnen Apps werden in der Cloud gespeichert und belegen einen Teil des Speicherplatzes des persönlichen OneDrive Speichers. Hier hat man aber 7 Gigabyte ohnehin kostenlos und wer den automatischen Bilderupload nutzt, bekommt sogar noch 3 Gigabyte gratis oben drauf.
Ganz perfekt ist dies jedoch noch nicht. Logins von Apps, welche noch für Windows Phone 8.0 entwickelt sind müssen dennoch neu eingegeben werden, da deren Daten nicht mit gesichert sind. Beispiele dafür sind die Logins für Facebook, Twitter und auch die Verifizierung und Chatverläufe von WhatsApp. Auch die Apps, welche auf dem Sperrbildschirm Benachrichtigungen anzeigen sollen, müssen hier neu gesetzt werden. Hier wird es aber nicht lange dauern, bis die Anwendungen entsprechend angepasst werden.
Verbesserte Tastatur
Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich sein wird, von der riesigen Anzahl an auswählbaren Smileys mal abgesehen, hat sich bei der Windows Phone Tastatur einiges getan. Neben einer Swype-Texteingabe, wie sie auf Android Geräten bereits fast alle Hersteller einsetzen, wurde auch das System für die Autokorrektur und Wortvorschläge deutlich überarbeitet und kann sich nun zu einem der besten am Markt zählen. Auch wenn sich die Autokorrektur am Anfang noch etwas zurückhaltend verhält und man immer mal hinterher korrigieren muss, lernt diese unglaublich schnell von der Schreiberin oder vom Schreiber und bereits nach nur einem Tag und ein paar längeren Chat Gesprächen ist diese so zuverlässig, dass man beinahe blind schreiben kann. Besonders nützlich dabei ist, dass bei eingeschalteten Tastentönen neben den normalen Klicks bei jeder automatischen Korrektur ein zusätzlicher etwas anderer Ton abgespielt wird. So kann man immer nachvollziehen, welches Wort gerade korrigiert wurde und ob es nun richtig ist oder man merkt direkt, wenn ein Umlaut nicht gesetzt wurde, wenn nötig. Hier hatten die Developer eine kleine, aber unglaublich nützliche, Idee, die das Schreiben massiv vereinfacht und die berühmten Autocorrect-Fails ein für allemal vermeiden sollte.
Noch ein witziges Gimmick für die Dauerchatter: Bei bestimmten Schlagwörtern werden in den Wortvorschlägen nun auch passende Smileys angezeigt, die man mit einem Tipp einfügen kann. Schreibt man zum Beispiel das Wort “Cool” wird einem direkt der bekannte Smiley mit Sonnenbrille vorgeschlagen. Ein netter kleiner Zusatz, welcher vor allem die Gespräche etwas persönlicher werden lässt, ohne erst eine lange Liste von Smileys durchforsten zu müssen, welcher gerade passt.
Lange Liste von Verbesserungen
Da die Anzahl der Verbesserungen seit Windows Phone 8 sehr gross ist, viel umfangreicher als damals von Windows Phone 7.5 auf 8.0, können wir nicht bei allen Funktionen ins Detail gehen. Dennoch möchten wir hier noch eine Auflistung geben, welche Features und Änderungen noch erwähnenswert sind:
- Getrennte Lautstärkeregelung für Klingeltöne (10 Stufen) und Medien (30 Stufen)
- Apps für Musik, Videos, Podcasts und Radio sind nun komplett getrennt und die Xbox Mediendienste fest integriert
- Facebook Unterstützung im People Hub wurde entfernt, dafür aber eine neue API eingeführt, sodass Apps sich dort nachträglich integrieren können. Ebenso können sich im Kalender und im Bilder Hub Anwendungen eintragen und ihre Daten dort zur Verfügung stellen.
- Data Sense listet nun detailliert den Datenverbrauch pro App für Mobilfunk und WiFi auf
- Battery Saver zeigt den Akkuverbrauch einzelner Apps in relativem Verhältnis an für Hintergrund und Vordergrund Nutzung
- Das Kamera-Interface ist jetzt optisch und funktionell stark an die Nokia Kamera angelehnt
- Im Store lässt sich nun manuell nach App Updates suchen
- iCloud wird nun als Mail Konto unterstützt
- Sämtliche Apps lassen sich nun auf SD Karte verschieben, sofern das Gerät diese unterstützt
- WiFi Sense teilt automatisch die Schlüssel von W-Lan Netzwerken mit Kontakten auf Facebook, Skype und dem Adressbuch, damit diese auf die gleichen Netzwerke zugreifen können, ohne den Schlüssel zu kennen
Alles in allem ist das Update ein sehr grosser Schritt nach vorn. Es gibt zwar noch einige kleine Ecken und Kanten, an denen Microsoft feilen muss und natürlich noch ein paar Bugs, die zu beheben sind, aber jetzt liegt es auch an den App-Entwicklerinnen und -Entwicklern, etwas aus den Möglichkeiten zu machen, die ihnen das System im Hintergrund nun bietet. Wenn ihr noch Fragen habt, dann stellt sie bei uns im Windows Phone 8.1 Forum und diskutiert mit!