Smartphone-Pionier Blackberry zurück in der VerlustzoneDas Urgestein der Smartphone-Branche kommt nicht aus der Krise: Blackberrys Handys verkaufen sich schlechter als gedacht. Schwache Absatzzahlen und ein erneuter Millionenverlust ließen auch die Börsianer nicht kalt. Die Aktie reagierte im frühen Handel mit einem Einbruch um 28 Prozent. Monatelange Arbeit, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, wurde so mit einem Schlag zerstört.
Rote Zahlen trotz SparkursDas kanadische Unternehmen mit dem deutschen Manager Thorsten Heins an der Spitze lieferte in seinem ersten Geschäftsquartal (bis Anfang Juni) rund 6,8 Millionen
Smartphones aus. Vom
Finanzdienstleister Bloomberg befragte Analysten hatten mit knapp 7,5 Millionen Stück gerechnet.
Zusätzlich auf die Stimmung drückte ein Verlust von unterm Strich 84 Millionen US-Dollar (64 Millionen Euro). Auch hier hatten die Börsianer mit besseren Zahlen gerechnet. Das Unternehmen hatte dank eines harten Sparkurses zwischenzeitlich die Verlustzone verlassen, in die es nun wieder stürzte. "Wir stehen immer noch am Anfang dieser Produkteinführung", erklärte der frühere
Siemens -Manager und heutige
Blackberry-Chef Heins am Firmensitz in Waterloo.
Heins hatte im Januar die ersten Modelle mit dem Betriebssystem Blackberry 10 vorgestellt: das Z10 mit einem berührungsempfindlichen Bildschirm sowie das Q10 mit klassischer Tastatur. Im Mai kam das günstigere Q5 hinzu, das vor allem für
Schwellenländer gedacht ist. Jedoch dauerte es teils Monate, bis die Smartphones tatsächlich im Laden verfügbar waren. Im Vorjahreszeitraum hatte Blackberry von seinen damaligen Telefonen noch 7,8 Millionen abgesetzt.
Vom Windows-Phone überholtNach Angaben der Marktforschungsfirma IDC hat Microsofts
Windows Phone sich inzwischen an Blackberry vorbei auf Rang drei der beliebtesten Smartphone-Betriebssysteme geschoben. Mit einem Marktanteil von jeweils rund drei Prozent liegen jedoch beide Systeme weit abgeschlagen hinter Googles
Android und Apples iOS. Im Vorjahreszeitraum verbuchte Blackberry den Angaben zufolge noch einen doppelt so hohen Marktanteil.
Dabei gab es zwischenzeitlich durchaus Anzeichen, dass Blackberry vorankommt. So konnte das Management zahlreiche Entwickler überzeugen, Apps für das neue Betriebssystem zu erstellen. Zudem erzielte Blackberry für seine neuen Smartphones bessere Preise als für die Vorgängermodelle. So stieg der Umsatz des Unternehmens zuletzt um neun Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar. Auf der Negativseite stehen hohe Marketingausgaben, um die neuen Modelle bekanntzumachen.
Dickes FinanzpolsterAuch im zweiten Geschäftsquartal rechnet Blackberry mit einem operativen Verlust. Der scharfe Wettbewerb am Smartphone-Markt werde anhalten, erklärte die Firma. Der Sparkurs soll deshalb beibehalten werden. Heins hatte angekündigt, 5000 von einst 16.500 Stellen zu streichen. Immerhin hat Blackberry ein dickes Finanzpolster: Die Kanadier können auf Bares und kurzfristige Anlagen von 2,8 Milliarden Dollar zurückgreifen, um ihren Umbau zu bewerkstelligen.