Review: SanDisk Ultra SDXC 64 GB microSD-Karte aus China getestet

SanDisk ist der Name in Sachen Speicherkarten. Und der Hersteller warnt immer wieder an prominenter Stelle davor, aus unglaubwürdigen Quellen günstige Karten zu erstehen. Diese könnten gefälscht sein und nicht halten, was sie versprechen. Wir haben darum die SanDisk Ultra SDXC 64 GB microSD-Karte aus China getestet, die wir vom chinesischen Onlineshop Tomtop bekommen haben. Wir hatten zuvor ja schon vom selben Shop die Netac 64 GB SDXC Karte für euch getestet. Damit ist also ein Vergleich zum No-Name Hersteller an dieser Stelle auch gleich möglich.
Inhaltsverzeichnis
Lieferumfang der SanDisk Ultra Speicherkarte
Geliefert wird die SanDisk Ultra SDXC 64 GB microSD-Karte innerhalb von nur zehn Tagen in einem Luftpolsterumschlag direkt aus Fernost. Sie ist im von diesen Karten bekannten Verkaufsformat, einem einfachen Karton-Blister mit Kunststofffenster verpackt. Einen Adapter auf das grössere SD-Format, beispielsweise für die Spiegelreflexkamera, sucht man vergebens. Der Karton ist nahezu ausschliesslich auf Chinesisch bedruckt, was aber weder verwundert noch weiter stört. Die Verpackung muss, im Gegensatz zu der von Netac, aufgeschnitten werden, um an die Karte selbst zu kommen. Diese ist wiederum im transparenten Kunststoff-Behältnis eingeschweisst, so dass auch dieses erst geöffnet werden muss. Schade, denn dieser Plastik ist irgendwie nicht nötig und schwer bis gar nicht recyclebar. Dafür dass der Blister sowieso nicht wiederverwendet werden kann und microSD-Karten so lange auf dem Markt sind, dass ihr Aussehen hinreichend bekannt sein dürfte, hätten wir uns an dieser Stelle eine reine Papp-Verpackung gewünscht. Wer im Laden unsicher ist, ob die Karte wirklich so aussieht, wie das gesuchte Format, ist vermutlich auch mit einem aufgedruckten Produktbild zufrieden.
Was an dieser Stelle Zweifel um die Echtheit der SanDisk-Karte ausräumt, ist der aufgedruckte 18-stellige Sicherheitscode auf der Rückseite unter einem Rubbelfeld. Unter verify.sandisk.cn eingegeben bestätigt diese die Echtheit des Codes. Gut, das Produkt selbst kann immer noch gefälscht sein, aber der Aufwand wäre etwas höher. als er üblicherweise betrieben wird.

Das Äussere der SanDisk Ultra SDXC 64 GB
Die SanDisk Ultra SDXC 64 GB microSD-Karte ist unscheinbar und genau so, wie erwartet. 11.0 x 15.0 mm x 0.7 mm gross und mit weniger als einem halben Gramm federleicht. Das Design ist wie immer: Oben Rot, mit Schrittzug des Herstellers, unten Grau mit Kapazitätsbezeichnung sowie gewohnt winzigen Symbolen für microSDXC, A1, Class 10 und UHS-1 U1.
Alle Schrift ist in Weiss gehalten, die Rückseide der SanDisk microSDXC ist schwarz bemalt, die acht Kontakte goldfarben. Hier ist die der Seriennummern und MADE IN CHINA eingeprägt worden. Bisher überrascht nichts und der Eindruck ist gut. Allerdings zeigt sich, dass die graue Farbe auf der Vorderseite relativ schnell mal absplittert bei normalem Gebrauch.
Erste Zweifel bezüglich der Qualität der SanDisk-Karte machen sich breit.
Die SanDisk Ultra SDXC 64 GB microSD-Karte im Benchmark
Doch wie sieht es mit den inneren Werten der SanDisk Ultra SDXC 64 GB microSD aus? SDXC gilt ja für alle SecureDigital-Karten mit mehr als 32 GB Speicherplatz. Aber was sagen die anderen Icons?
Die Herstellerangaben im Detail
Die SanDisk Ultra SDXC 64 GB verspricht folgendes: Class 10 bedeutet, dass mit mindestens 80 Mbit/s (sprich 10 MB/s) sequenziell geschrieben wird.
Das reicht gut für 1080p-FullHD Aufnahmen. UHS (Ultra High Speed) bezeichnet den Speicherbus, der mit UHS-I hier technisch maximal 104 MB/s ermöglicht.
Um nun aber heraus zu finden, ob die vorliegende SanDisk Ultra SDXC 64 GB hält, was sie verspricht oder ob sie womöglich gefälscht ist, haben wir zwei Tools benutzt, die wir im Folgenden näher ausführen.
Testumgebung und Setup
Als Testsystem nutzten wir wiederum ein Lenovo X380 Yoga Ultrabook mit IntelCore i7-8550U und 16 GB RAM unter Windows 10.
Die SanDisk Ultra SDXC 64 GB Speicherkarte haben wir einerseits im Auslieferungszustand getestet mit dem Dateisystem exFAT sowie neu formatiert mit dem Dateisystem FAT32. Letzteres zwecks Kompatibilität mit Systemen, deren Hersteller keine Lizenz für exFAT von Microsoft erworben haben oder wollten, beispielsweise Raspian. Ja, mit FAT32 können keine Dateien grösser als 4 GB genutzt werden, weswegen es wohl auch von der Secure Digital Alliance (SDA) als vorgeschriebenes Dateisystem für alle (micro)SD-Karten mit mehr als 32 GB gewählt wurde. Das Microsoft, die patentinhabende Partei für exFAT und damit direkte Profiteurin in dem Spiel, auch Teil des Konsortiums ist, hat sicherlich dazu beigetragen.
SanDisk Ultra SDXC im CrystalDiskMark Benchmark
Als erstes nutzten wir wieder CrystalDiskMark 6.0.1 x64 portable, dass mit mehreren Durchläufen verschiedener Tests die Lese- und Schreibraten der Karte analysiert. Und wir sehen hier auf den ersten Blick mit beiden Dateisystemen nahezu identische Werte und diese sind durchaus sehr gut.
Doch schauen wir uns die Zahlen aus dem CrystalDiskMark Benchmark unter Standardeinstellungen im Detail an.
Zu erst sehen wir, dass die SanDisk Ultra SDXC 64 GB im sequentiellen Schreiben mit 32 Anfragen und einem Thread die Datei von 1 GiB (also 10243 byte) in fünf Durchläufen mit durchschnittlich 32.53 MB/s zeigt. Die 31.33 MB/s hier unter FAT32 sind vernachlässigbar nahe Dran. Das sind tolle Werte, sprechen sie doch für UHS-I U3 und nicht nur U1. Ein falscher Aufdruck? Da ist doch ein eckiges U mit einer kleinen 1 zu sehen, keine 3? Hmm – Zweifel nagen. Aber es bedeutet, dass wir sogar 4k UHD-Videoaufnahmen direkt auf die microSD-Karte aufnehmen könnten. Eigentlich sehr schön.
Gelesen wird von der SanDisk Ultra SDXC in Serie mit rund 80 MB/s, was ebenfalls ein guter Wert ist.
Damit sind die wichtigsten Werte durch die erste Testreihe Seq Q32T1 bestätigt. Was drauf steht, wird auch mindestens geliefert.
Schauen wir uns die random access-Werte an. Diese sind technisch bedingt viel niedriger als die sequentiellen. Aber auch hier weiss die SanDisk Ultra SDXC 64 GB in CrystalDiskMark durchaus zu glänzen: Mit 1.4 MB/s unter FAT32 und gut 2.1 MB/s im 4 KiB Zufalls-Schreibzugriff sind wir echt gut dabei. Dies qualifiziert die Karte für die mit dem kursiven A1 gekennzeichnete Application Performance Class. SanDisk hatte diese eingeführt, um die nur unzulänglich aussagekräftigen sequentiellen Mindestschreibraten der Class-Bezeichnung zu ergänzen. A1 garantiert einen Mindestdatenrate beim durchgängig sequentiellen Lesen von mindestens 10 MB/s. Und eine Mindestrate im zufälligen Lesen von 1500 IOPS und im Schreiben von 500 IOPS. Beides ist durch die Datenraten von CrystalDiskMark hier indirekt bestätigt. IOPS, also Input/Output-Operationen pro Sekunde, sind unter Windows nämlich durchaus komplexer zu messen.
Weil exFAT für zufällige Schreibzugriffe besser optimiert ist als FAT32 ist hier auch, da die Hardware dies liefert, die Schreibrate im Dateisystem-Vergleich deutlich höher.
Dass die Lesewerte nur wenig Schwanken und dies auch zwischen den Dateisystemen so ist, spricht für Stabilität des Speichercontrollers und des Flash-Speichers der SanDisk Ultra Karte.
Dass der chinesische Onlineshop auf der Artikelseite von 100 MB/s bzw. 98 M/s Datenraten spricht, entbehrt hingegen jeglicher Grundlage.
H2testw der SanDisk Ultra SDXC 64 GB
Als nächstes schickten wir die SanDisk Ultra SDXC 64 GB durch das etwas ältere Tool H2testw v1.4, das Harald Bögeholz für das c’t Magazin geschrieben hat, um gefälschte USB-Sticks zu erkennen.
Ab Windows XP (weil 2008 erschienen) kann das Tool die Kapazität des Datenträgers testen, indem es 1 GB grosse Dateien darauf schreibt und liest. Denn wenn ein Gerät für eine Kapazität an das Betriebssystem meldet, muss diese nicht mit der wirklich vorhandenen übereinstimmen.
Im Nachfolgenden sind die Ergebnisse der Textausgabe von H2testw zu lesen;
Netac 64 GB SDXC Pro bei H2testw formatiert auf exFAT
Achtung: Nur 60873 von 60874 MByte getestet. Fertig, kein Fehler aufgetreten. Sie können die Testdateien *.h2w jetzt löschen oder nach Belieben nochmals überprüfen. Schreibrate: 27,5 MByte/s Leserate: 71,4 MByte/s H2testw v1.4
Netac 64 GB SDXC Pro bei H2testw formatiert auf FAT32
Achtung: Nur 60874 von 60875 MByte getestet. Fertig, kein Fehler aufgetreten. Sie können die Testdateien *.h2w jetzt löschen oder nach Belieben nochmals überprüfen. Schreibrate: 27,3 MByte/s Leserate: 75,3 MByte/s H2testw v1.4
Die Fehlermeldungen können getrost ignoriert werden und rührt daher, dass das Tool technisch nicht in der Lage ist, das letzte MB der Speicherkapazität auszukosten.
Es zeigt sich jedoch gleich, dass die Kapazität der SanDisk Ultra SDXC 64 GB zu stimmen scheint. Etwas über 60800 MB sind durchaus zutreffend, wenn wir Overheads für Dateisysteme und Clustergrössen hinzurechnen. SanDisk gibt mit 64 GB nämlich nicht 64 GiB, also nach IEC-Norm 64 x 10243 byte an, sondern 64 x 10003 byte. Das kennt man seit Jahrzehnten von Festplatten- und Datenträgerherstellern aller Couleur.
Wir sprechen hier also von 68.719.476.736 byte im Vergleich zu 64.000.000.000 byte, was 4.719.476.736 byte Unterschied ausmacht, immerhin 4.4 GiB. Kein Betrug, höchstens Nepp, aber schon so lange, dass die Hersteller sich da nichts tun. Wir haben also 59.6 GiB zu erwarten, wenn 64 GB drauf steht und sind mit benutzbaren 60.800 MB nach der Formatierung der SanDisk Ultra SDXC 64 GB durchaus sehr gut bestellt. Es fehlt also kein Speicherplatz, wir bekommen annähernd 60 GB zum Speichern, wie versprochen.
Und im Vergleich zur Netac 64 GB SDXC Pro aus China bekommen wir knapp 500 MB mehr Speicherplatz und schnelle Zugriffszahlen.
Weiter fällt bei der Interpretation der Werte zur SanDisk Ultra SDXC 64 GB natürlich auf, dass die Datenraten tiefer sind, als beim Test zuvor. Klar, weil CrystalDiskMark nicht die ganze Speicherkarte bewertet. Was sich jedoch zeigt ist, dass wir, wenn wir die Netac 64 GB SDXC Pro vergleichen mit der vorliegenden SanDisk SDXC, die Unterschiede geringer ausfallen. Das spricht dafür, dass die Speicherzellen auf der SD-Karte besser verteilt sind und besser adressiert werden können. Insgesamt spricht das also für eine vergleichsweise höhere Qualität.
Und wer die ganze Speicherkarte durchgängig befüllen will, beispielsweise bei Videoaufnahmen, kann mit gut 27.5 MB/s Schreibraten rechnen, was ein sehr guter Wert ist.
Auch hier ist die Leserate unter FAT32 wieder etwas höher als die unter extFAT, aber nicht so deutlich wie bei der Netac 64 GB SDXC Pro zuvor.
SanDisk Ultra SDXC 64 GB im Langzeittest
H2testw bietet auch einen Dauertest an, mit dem wir über sieben Tage kontinuierlich ein ein Abnutzungsverhalten simulierten. Dabei wurde die Speicherkarte knapp dreissig mal komplett beschrieben und ausgelesen. Es zeigten sich keinerlei Fehler.
Preis
Die SanDisk Ultra SDXC 64 GB kostet im Moment bei Tomtop 10,87 Euro bzw. 13.43 SFr. und ist damit gut 5 Euro bzw. SFr. billiger als bei Amazon. Wer also ein paar Tage länger warten kann, bekommt die Karte wirklich günstiger aus China.
Für 128 GB bei einer SanDisk Ultra SDXC ruft Tomtop übrigens derzeit 32.69 SFR. bzw. 26,45 Euro ab.
Authentizität-Check durch den SanDisk Support
Wir haben Bilder der SanDisk-Karte ebenfalls an den technischen Support von SanDisk geschickt und folgende Antwort erhalten:
“I understand you would like to verify the authenticity of your SanDisk® memory card.Based on the pictures submitted for review, we have determined that this is an authentic SanDisk® retail brand product. We thank you for taking the time to review this and appreciate your assistance.”
Es scheint also alles in bester Ordnung zu sein mit der SDXC-Karte und damit wären auch die 10 Jahre Garantie durch SanDisk gewährleistet. Toll!
Fazit
Mit der SanDisk Ultra SDXC 64 GB als Chinaimport bekommt man eine gute, vergleichsweise günstige Speicherkarte im microSD-Format. Die Werte sind gut, die Karte funktioniert tadellos und wer etwas Geduld bei der Bestellung aufbringen kann, ist mit der SanDisk Ultra SDXC aus China sicherlich gut bedient und spart ein paar Euro. Und die 10 Jahre Garantie, die SanDisk auf seine SDXC-Speicherkarten bietet, ist ebenfalls inbegriffen. Mehr sparen kann man natürlich auch bei noch grösseren Karten. Ein Vergleich lohnt sich also!
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