Sa. 08. Juni 2024 um 7:16

Review: PocketBook Era Color E-Reader im Test

von Yves Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 9 Minuten

E-Reader sind eine praktische Sache. Tausende Bücher einfach mit dabei. Und dank E-Ink-Displays halten die Akkus ewig, der Kontrast ist toll und auch im gleissenden Sonnenlicht erkennt man jeden Buchstaben. Mehr Funktionen kommen noch hinzu, die das Leben leichter machen. Doch heute schauen wir uns mit dem PocketBook Era Color einen eReader an, der 4096 Farben flimmerfrei darstellen kann und so das Lesen nicht nur augenschonend sondern auch stromsparend in bunt erlaubt.

Lieferumfang des PocketBook Era Color eReaders

Der PocketBook E-Reader Era Color in der Farbvariante Stromy Sea kommt zusammen mit einem USB-Typ-C-Ladekabel, einer Schnellstartanleitung in mehreren Sprachen, darunter auch Deutsch und Französisch, sowie Konformität- und Garantiedokumente.

Hardware und Eigenschaften

Der Era Color von PocketBook 134 x 155 x 79 mm gross und wiegt 235 Gramm. Der 7 Zoll grosse Touchscreen mit E Ink Kaleido™ 3 Technologie liefert 300 Graustufen und 150 Werte pro Farbe. Dabei sind 16 Graustufen und 4096 unterschiedliche Farben möglich. Die Hintergrundbeleuchtung erfolgt mittels SMARTlight-Funktion auch mit reduzierten Blauwerten zur Einschlafzeit. Im Inneren des PocketBook Era Color werkelt eine Quad Core CPU mit 1.8 GHz unbekannter Marke, die auf 1 GB RAM und 32 GB Speicherplatz zugreifen kann. Der Speicherplatz kann nicht erweitert werden. Der 2500 mAh starke Lithium-Ionen-Polymer-Akku reicht laut Hersteller für bis zu einem Monat Laufzeit, je nach Art der Nutzung, Konnektivität und den gewählten Einstellungen.

Zur Verbindung dient nicht nur der USB-C-Anschluss, sondern ebenfalls WLAN und Bluetooth, so dass auch Hörbücher per Kopfhörer genossen werden können.

 

Der Reader ist nach IPX8 vor Wasser geschützt, so dass man auch in der Badewanne genüsslich lesen kann. Als Zubehör gibt es ein passendes Charge Cover, dass mit 96 Gramm nur minimal zum Gewicht beiträgt.

Die Hülle selbst besteht aus strapazierfähigen Materialien und ist angenehm griffig. Sie schützt zuverlässig vor mechanischen Beschädigungen wie Kratzern oder Ähnlichem. Es wird per Cover-Catch-System direkt mit der Rückseite deines E-Readers verbunden. Das Charge-Cover unterstützt die Sleep-Cover-Funktion des E-Readers und sorgt dafür, dass der Akku deines Gerätes länger durchhält, bis er wieder geladen werden muss. Beim Schliessen der Schutzhülle wird das Gerät automatisch in den Sleep-Modus versetzt, beim Öffnen wird der E-Reader aktiviert. Zudem kommt damit die Unterstützung für Qi Wireless Charging hinzu, so dass man den PocketBook Era Color problemlos und komfortabel kabellos aufladen kann.


PocketBook Era Color
Schick und bunt, der PocketBook Era Color. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Als Betriebssystem kommt Linux 4.9.56 zum Einsatz und kann ohne Konvertierung die E-Book-Formate ACSM, CHM, DJVU, DOC, DOCX, EPUB, EPUB(DRM), FB2, FB2.ZIP, HTM, HTML, MOBI, PDF, PDF (DRM), PRC, RTF, TXT, AZW, CBR, AZW3, CBZ, PDF(DRM), CBR, ACSM und CHM verarbeiten.

 

Bilder können in den Formaten JPEG, BMP, PNG und TIFF angezeigt werden. Für Hörbücher eignen sich Dateien im M4A, M4B, OGG und MP3 Format sowie OGG und MP3 sowie ZIP-Archiven. Dafür können natürlich Kopfhörer oder Speaker per Bluetooth verbunden werden, aber der PocketBook Era Color besitzt zudem einen eigenen Speaker. Zudem kann der E-Reader auch Texte vorlesen. Von Haus aus kann der Erao Color von PocketBook Englisch, wobei 25 zusätzliche Sprachen als kostenloser Download unter pocketbook.de verfügbar sind. Darunter gibt es leider kein Deutsch, sondern nur Englisch und Französisch in zig Varianten.Te

 

Mit Webster’s Dictionary 1913 ist ein Englisch-Deutsch-Wörterbuch zur Offline-Übersetzung und zum Nachschlagen von Begriffen direkt auf dem eReader installiert. Daneben gibt es Apps für RSS News, Scribble, einen Browser, Galerie, Notizen, Taschenrechner, den hauseigenen Book Store, Klondike, Sudoku, Schach, Hörbücher, Musikplayer, PocketBook Cloud, Dropbox sowie Send-to-PocketBook.

Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Testeindruck

Der erste Eindruck zeigt, dass die Firma PocketBook aus dem schweizerischen Lugano viel auf hochwertige Verarbeitung legt. Das eher schlichte Gehäuse des E-Readers wirkt dank seines taktilen Streifenmusters auf der Rückseite griffig und edel. Die Farbe namens Stormy Sea – es handelt sich um dunkle Grautöne, ist eher unauffällig. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff und ist gut verarbeitet, allerdings kann die Rückseite bei Druck leicht eingedrückt werden. Ein Schutz-Cover ist also zu empfehlen.

 

Die Bedientasten befinden sich entlang der langen Seite des E-Readers, die auch einen etwas breiteren Rahmen aufweist, damit das Gerät bequem gehalten werden kann, ohne versehentlich den Touchscreen zu aktivieren. Mit einem Gewicht von nur 195 Gramm und einem kleinen Format ist der Era Color sehr portabel und passt problemlos auch in kleinere Taschen.

 

Falls der E-Reader bei einem Badeausflug versehentlich in einen See fällt, gibt es keinen Grund zur Sorge: Der Era Color ist gemäss IPX8 geschützt, was bedeutet, dass er mehrere Minuten in Süsswasser getaucht werden kann.

 

Für einen E-Reader sollten 1 GB RAM ausreichend sein. Wenn jedoch häufig im Internet gesurft wird, ist darauf zu achten, den Browser nicht versehentlich zu schliessen: Aufgrund des kleinen RAM-Speichers bleibt die Anwendung nicht im Hintergrund geöffnet und wird jedes Mal neu gestartet, wenn sie wieder aufgerufen wird. Mit 32 GB Speicherplatz steht ausreichend Raum für E-Books zur Verfügung und zusätzlich kann die PocketBook Cloud genutzt werden, um weitere Inhalte online zu speichern. Leider können keine microSD-Karten zur Speichererweiterung oder zum Übertragen von Dateien eingesetzt werden. Ausserdem ist der E-Reader wählerisch, was die Kabel betrifft, die beim Anschluss an den PC über den USB-C-Anschluss erkannt und für die Datenübertragung genutzt werden können.

Was besonders gefällt: Hinter einer Klappe auf der Rückseite befinden sich mehrere Pogo-Pins, mit denen Zubehör an den Reader angeschlossen werden kann. Dazu gehört beispielsweise eine Ladehülle, mit der das Gerät kabellos aufgeladen werden kann. Das ist enorm hilfreich und nicht Standard bei eReadern.

Kommunikation und Software

Der Era Color ist beim Surfen im Internet nicht besonders schnell: Mit WiFi 4 schafft er Geschwindigkeiten von etwa 55 MBit/s, was für das Herunterladen normaler Bücher ausreichen kann, jedoch bei grösseren Hörbüchern etwas längeren Atem bedeutet.

 

Die Software basiert auf Linux, was gegenüber Android-basierten Geräten Vor- und Nachteile hat: Der integrierte Store kann genutzt werden, da der Hersteller im Gegensatz zu Android keine Gebühren an Google zahlen muss. Dieser Store bietet eine umfangreiche Auswahl, einschliesslich der neuesten Veröffentlichungen in vielen Sprachen. Andererseits können jedoch keine Apps installiert werden, um die Funktionen des E-Readers zu erweitern. Aber es ist ja auch kein Tablet.

 

Neben dem Lesen von E-Books können, wie bei anderen Readern auch, einfach Notizen gemacht und im Internet gesurft werden. Zudem stehen ein Kalender, ein RSS-Newsreader und eine App zur Verfügung, mit der das Gerät als digitaler Bilderrahmen genutzt werden kann. Auch die Online-Ausleihe für Bibliotheken wird unterstützt, was wirklich super praktisch ist. So können Bücher mit einer gültigen Bibliotheksmitgliedschaft einfach dank DRM ausgeliehen statt gekauft werden.

 

E-Book-Dateien können über Dropbox, die hauseigene PocketBook Cloud oder direkt per E-Mail an das Gerät gesendet werden. Ein paar einfache Spiele und eine Zeichenfunktion sind ebenfalls enthalten.

Bedienbarkeit

Die Bedienung des E-Readers erfolgt über den Touchscreen, der jedoch manchmal etwas langsam reagiert. Dies liegt teilweise an der E-Ink-Technologie, die Zeit zum Laden von Inhalten benötigt, und auch an den begrenzten Leistungsfähigkeiten des Era Color.

 

Abgesehen vom Bildschirm kann der Reader auch über vier Hardware-Tasten bedient werden: Es kann durch das Menü und – wichtiger – durch Bücher geblättert, der Standby-Modus aktiviert oder zum Startbildschirm zurückgekehrt werden. Haptisch könnten die Tasten besser getrennt sein, und ihre Beschriftung ist weder taktil noch besonders sichtbar.

E-Lesen – Viele Formate und Funktionen

Der PocketBook Era Color unterstützt eine Vielzahl von Formaten, darunter die elektronischen Comic-Formate CBR und CBZ. Auch die Kindle-Formate AZW und AZW 3 können gelesen werden, allerdings nur, wenn der Inhalt nicht kopiergeschützt ist. Amazon schützt hier seine Lizenzen vehement. Zudem können E-Books in unterschiedlichen Formaten gelesen werden.

 

Beim Antippen eines Buches startet automatisch die vorinstallierte E-Lese-Software, die umfangreiche Anpassungen des Leseerlebnisses ermöglicht: Die Zeilenabstände können in drei Stufen und der Abstand zum Bildschirmrand eingestellt werden. Auch das Trennen von Wörtern kann gewählt werden. Zudem stehen knapp zwnazig Schriftarten zur Auswahl, von denen einige in Kursivschrift oder Fett angezeigt werden können. Die Seitenanzahl kann konfiguriert oder vollständig ausgeblendet werden. Notizen können gemacht oder unbekannte Begriffe im Wörterbuch nachgeschlagen werden. Auch wenn dies eigentlich zur Übersetzung vom Englischen ins Deutsche und umgekehrt gedacht ist, kann das durchaus hilfreich sein, um in deutschsprachigen eBooks alles besser zu verstehen.

 

Auf Wunsch kann der Text in 26 verschiedenen Sprachen mittels Sprachausgabe vorgelesen werden. Die Qualität entspricht allerdings nicht der eines professionellen Hörbuchs, da die Intonationen oft sehr ungenau sind und das System Schwierigkeiten mit neueren Wörtern hat. Dennoch ist dies eine gute Funktion für Barrierefreiheit und als Notlösung durchaus brauchbar. Ein Kochrezept etwa lässt sich problemlos verstehen.

Anzeige – Helle Beleuchtung auf dem Farbdisplay

Das 7-Zoll-Display im 4:3-Format sorgt für einen handlichen E-Reader. Wer grosse Schriftarten bevorzugt, findet auf einem grösseren Display leichter Platz, da beim Era Color häufiger umgeblättert werden muss.

 

Das Display basiert auf dem Kaleido 3-Panel von E-Ink und kann 4096 Farbstufen sowie 16 Graustufen darstellen. Die Auflösung hängt interessanterweise vom angezeigten Inhalt ab: 1.872 x 1.404 Pixel sind für Graustufen möglich, während bei Farbdarstellung nur die Hälfte zur Verfügung steht. Entsprechend wirken farbige Seiten dann entsprechend grobkörniger.

 

Dies liegt auch an der speziellen Technologie der E-Ink-Displays, bei der winzige Tintenteilchen durch elektrische Ladungen in Position gebracht werden. Farbfilter werden für verschiedene Farbtöne verwendet, was die Auflösung verringert. Das Farbdisplay des E-Readers ist von durchschnittlicher Stärke, wir fanden es beim InkPad Color 3 jedoch intensiver.

 

Ein E-Ink-Display benötigt eine Beleuchtung, um auch bei schlechten Lichtverhältnissen gelesen werden zu können. Beim PocketBook Era Color kann diese bis zu 92 cd/m² hell sein, was durchaus ausreicht. Sowohl Farbtemperatur als auch Helligkeit können in mehreren Stufen angepasst oder automatisch reguliert werden. Dank der verwendeten Technologie muss kein PWM-Flimmern befürchtet werden. Das ist enorm angenehm beim Lesen und sorgt zudem für eine extrem blickwinkelstabile Darstellung. Einmal erstellte Bilder bleiben auf dem Bildschirm sichtbar, ohne zusätzliche Energie zu benötigen, was eben auch augenfreundlich und akkuschonend ist.

 

E-Ink-Displays haben jedoch auch Nachteile. Es können nur relativ wenige Farbnuancen angezeigt werden, Seiten brauchen vergleichsweise lange zum Laden, wodurch bewegte Bilder nahezu unmöglich zu betrachten sind, und die Reaktion auf Eingaben ist langsam. Gelegentlich bleiben Überreste des vorherigen Bildes als Schatten auf dem Bildschirm sichtbar. Letzteres ist beim PocketBock Era Color jedoch sehr selten der Fall.

 

Leistung, Emissionen und Akkulaufzeit

Die Leistungsfähigkeit des PocketBook Era Color lässt sich kaum objektiv bestimmen, da nur Browser-Benchmarks auf dem proprietären Linux-System ausgeführt werden können. Wir hatten jedoch schon andere E-Reader, die teilweise deutlich mehr Leistung bieten. Es gibt E-Reader, die Seiten schneller laden, aber wer hauptsächlich auf dem Era Color lesen möchte, wird mit der Leistung durchaus zufrieden sein.

 

Allerdings fällt auf, dass der Era Color oft hinterherhinkt und Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen – besonders in der Browser-App und bei der Texteingabe.

Über eine merkliche Erwärmung des Gehäuses muss sich keine Sorgen gemacht werden. Selbst nach längerer Nutzung wurde kaum ein Temperaturanstieg festgestellt. Der Lautsprecher an der Unterkante ermöglicht das Hören von Hörbüchern und Musik. Stimmen werden klar wiedergegeben, klingen jedoch immer etwas entfernt. Es fehlt an Tiefe und Bass für einen vollen Klang. Kopfhörer oder Lautsprecher können entweder über den USB-C-Anschluss oder direkt per Bluetooth verbunden werden. Das übertragene Tonsignal ist klar und deutlich.

 

Der Akku mit 2.500 mAh ist für die Grösse des Readers nicht besonders leistungsstark. Dennoch ermöglicht er fast 15 Stunden Lesezeit bei niedriger Bildschirmhelligkeit. Das Aufladen über Kabel dauert seine Zeit. Für eine vollständige Ladung müssen maximal zweieinhalb Stunden eingeplant werden. Die kabellosen Ladezeiten sind noch länger, da Qi Wireless Charging nur in Version 1.2 unterstützt wird.

Preis und Fazit

Der PocketBook Era Color eReader aus dem schweizerischen Lugano ist für 259,- Euro bzw. 309.- SFr. erhältlich. Das Charge Cover gibt es für 29,- Euro bzw. 26.90 SFr. zu kaufen, wobei es derzeit für 1.- Euro im Angebot ist. Zudem gibt es die PocketBook E-Reader seit April dieses Jahres auch bei Ex Libris.

 

 

Der PocketBook Era Color ist die richtige Wahl für alle Fans von Comics und Büchern mit vielen Illustrationen, wie zum Beispiel Kochbücher: Hier kann das Farbdisplay seine Qualitäten voll zur Geltung bringen. Mit über 14 Stunden Lesezeit lässt sich ein regnerischer Tag sehr gut überstehen und durch das kompakte Format ist der Era Color ein unkomplizierter eReader, der zudem wassergeschützt ist.

 

Es gibt sicher leistungsstärkere und schnellere eReader, gerade was die WLAN-Anbindung an geht. Doch das Gebotene reicht für den täglichen Gebrauch mehr als aus und erfüllt vor allem den Hauptzweck: das Lesen von eBooks. Die Software kann mit einer Vielzahl von Funktionen überzeugen und Bücher können direkt über den Store des Herstellers gekauft und sofort gelesen werden. Auch OnLeihe klappt und das Laden von E-Books per Cloud oder USB-C-Verbindung.

 

Darüber hinaus gibt es einen Lautsprecher und die Möglichkeit, Kopfhörer anzuschliessen, per Kabel oder per Blueooth, sodass auch Hörbücher oder Musik genossen werden können. Die Tatsache, dass der Reader sogar kabellos über eine Hülle aufgeladen werden kann, ist ein einzigartiges Merkmal.

Video: PocketBook

Das könnte Sie auch interessieren

Schreibe einen Kommentar

Insert math as
Block
Inline
Additional settings
Formula color
Text color
#333333
Type math using LaTeX
Preview
\({}\)
Nothing to preview
Insert
Teilen