Review: nothing ear (1) True Wireless ANC Headset im Test

Die Firma nothing aus London, gegründet vom ehemaligen OnePlus director Carl Pei, wurde erst 2020 gegründet, als Reaktion auf den stagnierenden Markt für Consumer-Technologie. nothing ist der Meinung, Unternehmen würden Produkte mit Funktionen auf den Markt bringen, die der Endkundschaft keinen Nutzen bringen, sowie Design nachahmen und ihre Ökosysteme einschränken.
Als erstes Gerät hat nothing die kabellosen Ohrhörer namens ear (1) auf den Markt gebracht und seit August rund eine halbe Million davon verkauft. Ein grosser Hype und gute Presseresonanz begleiten die TWS Earphones mit Active Noise Cancelling (ANC), Gestensteuerung und Trageerkennung in ungewöhnlichem, transparentem Design, die schweiss- und windresistent sind. Zudem haben sie neu die Sprachassistenzfunktion für Apple Siri, Google OK und Amazon Alexa mit dem letzten Update herhalten. Wir haben uns darum die nothing ear (1) genauer angeschaut.
Inhaltsverzeichnis
Lieferumfang der nothing ear (1) ANC TWS Earphones
Die nothing ear (1), die es in den Farben Schwarz und Weiss gibt, sind als InEars mit den obligatorischen Polsterkappen in den Grössen S, M und L in der Packung, einem kabellosen Ladecase sowie ein kurzes USB-Type-C-Kabel zum Aufladen desselbigen und die Sicherheitsinformationen sowie einer Bdienungsanleitung auf Englisch. Die Verpackung indes spricht auch schon Bände, was die Ambitionen von nothing an geht. Nachdem man die Schutzfolie vom Karton entfernt, gibt es eine Lasche zum Aufreissen und Abtrennen des unteren Deckels der Umverpackung. Darin kommt eine silberne Box zum Vorschein, in der die True Wireless Earphones in ihrer Ladeschale sind und das Zubehör liegt. Alles wird hier mit Papier und Karton zusammengehalten, so dass der ökologische Fussabdruck geringer ist, als wenn etwa Plastik zum Einsatz käme. Auch darum rühmt sich das nothing ear (1) Headset als CO2-neutral.

Hardware und Eigenschaften
Die In-Ear Kopfhörer fallen zunächst durch ihr Design auf. Die gerade mal 28.9 x 21.5 x 23.5 mm kleinen Stöpsel mit dem kurzen Griff sind fast überwiegend aus transparentem rauchglasigem Kunststoff gefertigt. Der linke Ohrhörer hat einen weissen Punkt auf der Aussenseite, der rechte einen roten. Beide sind mit dem Produktnamen nothing ear (1) in Punktschrift bedruckt. Jeder Ohrhörer wiegt weniger als 5 Gramm und ist mit einem 11.6 mm kleinen dynamischen Treiber ausgestattet, der eine 0.34 cm³ Klangkammer und eine Anpassung von Teenage Engineering spendiert bekommen hat.
Zur Verbindung kommt Bluetooth 5.2 zum Einsatz und die Profile A2DP, AVRCP und HFP. Als Codecs werden leider nur AAC und SBC unterstützt, kein aptX oder weitere von Qualcomm zu lizenzierende Verfahren.
Eine hybride aktive Geräuschunterdrückung (ANC) soll dafür sorgen, dass man die Aussenwelt weniger störend wahrnimmt und Drei HD Mikrofone sowie die KI-getriebene Umgebungsgeräuschunterdrückung sorgen für gute Verständlichkeit beim Telefonieren und Streamen. nothing nennt dies Clear Voice.
Die Ladestation ist 58.6 x 58.6 x 23.7 mm gross und wiegt 57.4 Gramm. Die quadratische Box mit einer kreisrunden Einbuchtung kann einfach aufgeklappt werden, um einen oder beide In-Ears zu entnehmen oder einzulegen. Die Ladeschalen sind magnetisch und halten die Ohrstöpsel gut fest, während sie aufgeladen oder auch nur aufbewahrt werden. Das Ladecase selbst ist per USB-C oder Qi Wireless Charging auch kabellos mit Strom zu versorgen.
Die verbauten Akkus unbekannter Grösse versorgen die nothing ear(1) mit Strom für bis zu 34 Stunden, wenn der Akku der Ladeschale mitgerechnet wird und ANC deaktiviert bleibt. Mit aktiver Geräuschunterdrückung sind noch 24 Stunden möglich. Zum Laden braucht das Gerät insgesamt unter einer Stunde.
Natürlich können die einzelnen Ohrhörer auch einzeln benutzt werden und sind nach Schutzklasse IPX4 spritzwasserfest. Die Seiten und die Griffen der In-Ears sind touch-empfindlich und werden zur Bedienung benutzt.

Testeindruck
Neben dem Design fällt auch die Verarbeitung positiv auf. Nichts wackelt oder knarzt. Alles macht einen hochwertigen und stabilen Eindruck.
Die leichten InEars sind bequem zu tragen und dank der austauschbaren Polster auch für die allermeisten Gehörgänge geeignet.
Der Sound ist, das muss an der Stelle festgehalten werden, überraschend ausgeglichen. Neben etwas überbetonten Bässen gibt es kaum einen Unterschied zu anderen, preislich deutlich höher angesetzten InEars wie etwa den Bowers & Wilkins PI7 True Wireless ANC Headphones. Auch wenn die Verbindung nur mit einem vergleichsweise schlechten Codecs wie AAC geschieht, hört man davon im Alltag meist nicht viel. Die Mitten und Höhen sind akzentuiert und die Musik gut und umfangreich zu geniessen.
Auch Telefonieren klappt mit den nothing ear(1) tadellos und man ist gut verständlich, während das gegenüber ebenfalls klar und deutlich in den Ohren oder wahlweise auch nur in einem Ohr bleibt.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
nothing ear (1) App
Besonders hingegen ist die App, die nothing den ear (1) Headphones spendiert. Neben den üblichen Funktionen wie dem Firmware-Upgrade und einem rudimentären Equalizer kann hier auch die ANC-Funktion eingestellt werden.
Equalizer
Der Equalizer hat seinen Namen eigentlich kaum verdient, denn man kann lediglich zwischen den vier Profilen Balanced, More Treble, More Bass und Voice auswählen. Das erste ist als Standard vorausgewählt.
ANC Geräuschunterdrückung
Die Steuerung der Geräuschunterdrückung ist in zwei Stufen möglich (Light und Maximum) sowie auf Durchzug schaltbar (Transparency) und deaktivierbar.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Gestensteuerung der nothing ear (1)
Spannender indes sind die Konfigurationsmöglichkeiten der Gestensteuerung. Unter dem Eintrag TOUCH kann für jeden der beiden Ohrhörer separat jeweils jede der vier möglichen Gesten eingestellt werden, wobei nicht jede Geste alle Funktionen ermöglicht.
Während per Tripple Tap die Steuerung der Musik und des Voiceassistant-Programmes möglich sind, kann die ANC-Funktion nur per Tap & Hold gesteuert werden. Doppelt Antippen ist für Play/Pause und das Annehmen und Auflegen von Telefongesprächen voreingestellt, aber auch für andere Funktionen benutzbar. Das Wischen über den Stiel ist zunächst für die Lautstärkensteuerung konfiguriert. Wobei dabei die Geräte-Lautstärke gesteuert wird, also beide Ohrhörer gleichermassen reguliert werden.
In den Einstellungen kann die Trageerkennung ein- und ausgeschaltet werden, die Latenz zulasten der Akkulaufzeit reduziert werden und Updates geladen werden. Zudem kann hier das Headset umbenannt werden, so dass nicht alle in Bluetooth-Reichweite unseren eigenen Namen erfahren. Das geht aber ja auch in den Bluetooth-Einstellungen des Systems.
Insgesamt ist die nothing ear(1) App, auch wenn sie leider nur englischsprachig ist, auf einem erstaunlich hohen Niveau und bietet Funktionen, die wir sonst nur bei Companion Apps von höherpreisigen TWS Earphones finden. Sie ist auf Android und iOS kostenfrei erhältlich und identisch was Design und Funktionalität an geht.
Insgesamt
Das Ganze klappt erstaunlich gut. Nicht nur ist der Klang der nothing ear(1) TWS erstaunlich gut für die Preisklasse, sie lassen sich auch sehr angenehm tragen. Die App komplettiert die guten Funktionen der Kopfhörer mit der Möglichkeit, diese individuell anzupassen. Das ANC-System der ear (1) klappt gut und ist mit anderen In-Ears auf einer Stufe. Klar sind sie nicht absolut schallundurchlässig, denn bauartbedingt ist ein kompletter Ohrabschluss nicht wirklich empfehlenswert oder auch angenehm. Aber man hört deutlich weniger bis nichts mehr von der Geräuschkulisse in der Umgebung.
Die Bedienung klappt tadellos und ist schnell erlernt bzw. intuitiv, so dass man auch zügig auf Transparenz geschaltet hat, will man etwa die Duschsage in der Strassenbahn doch noch verstehen.
Die nothing ear (1) halten gut in den Ohren und sind auch beim Sport gut zu gebrauchen. Weil sie auch vor Spritzwasser geschützt sind, steht dem nichts entgegen. Die Akkulaufzeit bewegt sich im Rahmen der Herstellerangaben. Im Alltag kommt man gut eine halbe Woche ohne Aufladen aus. Da die Ladeschale, die wie die Ohrhörer selbst auch schick und schlicht zugleich aussieht, aber auch kabellos aufgeladen werden kann, ist das kaum ein Problem. Einfach auf das Qi-Pad gelegt und schon werden die nothing ear (1) und der Akku des Cases wieder mit Strom versorgt.
Preis und Fazit zu den nothing ear (1) ANC TWS
Die nothingear (1) gibt es zum wahren Kampfpreis von 99.- Euro bzw. SFr. im Handel und direkt beim Hersteller nothing. Interessant übrigens, das Amazon die weissen Exemplare der TWS ANC Earphones gerade für ein paar Räppli günstiger verkauft als die schwarzen.
Die nothing ear (1) sind als erstes Marktprodukt des Newcommers mit namhaftem Hintergrund ein tolles Wurf. Solide Klangleistung, gute Akkulaufzeit und ein beeindruckender Funktionsumfang leisten gute Dienste beim Musik und Telefonie. Die App, wie gleich nach dem Pairing unter Android auch vom System angepriesen wird, ist hilfreich und nützlich, um die nothing ear (1) so einzurichten, wie man sie benutzen möchte. Die InEars verrichten ihren Dienst hervorragend und klingen sehr gut, so dass man sie schnell nicht mehr missen möchte. Auch wenn vieles nur auf Englisch erhältlich ist und die ear (1) nur AAC unterstützen, macht nothing hier sehr viel sehr richtig und ist in der Preisklasse mit einem Produkt gelandet, an dem man derzeit wohl kaum vorbei kommt.
Gerade weil die nothing ear (1) ihre Funktionen auf allen mobilen Betriebssystemen gleichermassen ausspielen können und sowohl unter Android wie unter iOS funktionieren, sind sie eine Anschaffung wert.
Video: nothing
Wir sind auf jeden Fall gespannt auf das nothing phone (1), das vor Kurzem vorgestellt wurde. Wenn der Hersteller so weiter macht, ist da noch so Einiges zu erwarten!
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