Review: Logitech MX Master 4 Maus mit haptischem Feedback im Test

Die neue, reinkabellose Maus MX Master 4 von Logitech hat viele Funktionen und Features des Vorgängermodells übernommen. Das Action-Wheel auf der Daumentaste, das zusätzliche horizontale Scrollrad und den dynamischen Scroll-Mechanismus mit dem befriedigenden Nachlauf. Neu, und das Schweizer Unternehmen Logitech wird nicht müde es zu betonen, ist das haptische Feedback. Ja, genau: Eine Produktivitäts-Maus mit Vibrationsfunktion. Das merkt man schon beim ersten Einschalten, denn die Logitech MX Master 4 vibriert wie der startende Motor eines Sportwagens. Nice! Wir haben sie für euch einen Monat lang ausprobiert.
Inhaltsverzeichnis
Lieferumfang der Logitech MX Master 4
Im Karton zusammen mit der MX Master 4 befindet sich nur ein LogiBolt USB-C-Empfänger sowie Konformitäts- und Kurzanleitungen und ein Flyer mit Werbung für andere Logitech MX Produkte. Kein Ladekabel, nichts. Klar, denn die Logitech MX Master 4 wird per USB-C aufgeladen und das hat nun wirklich jeder Haushalt zur Genüge herumliegen. Auf der Unterseite der Maus ist, wenn man das noch als Lieferumfang bezeichnen möchte, ein leicht ablösbarer Sticker angebracht, der erklärt, dass die Maus nach dem Einschalten per Bluetooth LE 5.1 verbunden werden kann. Will man allerdings Logitechs eigene LogiBolt Technologie nutzen, muss das entsprechende USB-Dongle zuvor am Rechner eingesteckt und konfiguriert worden sein.
Hardware und Eigenschaften
Die Logitech MX Master 4 ist 128.15 mm hoch und 88.35 mm breit bei einer Tiefe von 50.8 mm. Sie wiegt gerade mal 150 g und kommt in schwarz oder weiss daher. Logitech hat die Kunststoffoberflächen nochmals überarbeitet, so dass sie nicht so schnell glänzen oder abgegriffen wirken. Sie sind schweissresistenter geworden.
Der Sensor des MX Master 4 ist ein hochpräzises Darkfield Sensor mit 1000 DPI Nennwert, die von 200 bis 8’000 DPI in 50-DPI-Stufen einstellbar sind. Das sind die 8k Abtastrate, mit der geworben wird.
Die Maus verfügt insgesamt über acht Tasten und zwei Scrollräder. Neben der rechten und linken Maustaste sowie dem MagSpeed Scrollrad dazwischen, das ebenfalls über eine Tastenfunktion verfügt, sind darunter eine kleine Lade-LED und eine Modus-Umschalttaste zu finden. Diese Modus-Taste kann jedoch ebenfalls frei programmiert werden mittels Software von Logitech. Das Magspeed Scrollrad mit Smart Shift ist wiederum aus gerilltem Aluminium gefertigt.

Auf der linken Seite, denn die Logitech MX Master 4 ist nur mit der rechten Hand bedienbar, finden sich weiter Tasten zur Benutzung per Daumen. Ein horizontales, ebenfalls aus Aluminium gefertigtes Scrollrad und darunter drei kleine Tasten sind hier per Daumen bedienbar. Alle drei Tasten, wobei zwei direkt nebeneinander liegen und klassischerweise für die Funktionen Vor beziehungsweise Zurück benutzt werden, sind ebenfalls frei programmierbar. Die dritte Taste ist voreingestellt für die Gestensteuerung.
Die Daumenablage wiederum beherbergt in ihrem gummierten und strukturierten Bett nicht nur eine weitere, achte Taste, sondern ebenfalls das haptische Feedback in Form von feingranular einstellbarer Vibration. Sie ist vorprogrammiert auf Logitechs ActionsWheel. Mittels LogiOptions+ und LogiTune kann die Logitech MX Master 4 Maus jedoch vielfältig und umfangreich personalisiert werden. Doch dazu später mehr.
Zur Verbindung dient, wie bereits erwähnt, Bluetoot 5.1 LE mit einer Reichweite von bis zu 10 Metern und neu auch Funktion namens Log Flow. Mit Logi Flow kann nahtlos zwischen mehreren Computern gewechselt werden, so dass man die Maus nicht erneut koppeln oder verbinden muss. Alternativ zur Kommunikations per BTLE kann die Logitech MX Master 4 auch per Logi Bolt USB-Empfänger genutzt werden. Wer keinen USB-C-Anschluss mehr frei hat oder diese zu nah beieinander verbaut vorfindet (danke für nichts, Lenovo), kann aber auch einen handelsüblichen USB-A-Adapter benutzen mit dem Logi Bolt Kleingerätchen.
Der interne, nicht austauschbare Akku kommt mit einer Kapazität von 650 mAh und hält laut Hersteller für bis zu 70 Tage kabelloses Cursor-Schubsen durch. Eine Benutzung per USB-C-Kabel ist bei der Logitech MX Master 4 ausgeschlossen. Sie muss zwingend kabellos verbunden werden. Entweder per Logi Bolt USB-C-Empfänger (und gegebenenfalls mit USB-A-Adapter) oder per Bluetooth LE 5.1. Der USB-C-Anschluss an der Front der Maus dient rein zum Aufladen des internen Akkus.
Testeindruck
Die Logitech MX Master 4 ist eine Premium-Maus und das sieht man sofort. Die Verarbeitung ist hervorragend; das Design ansprechend. Nichts wackelt oder knarzt. Alle Tasten sind gut zu ertasten und machen ein befriedigendes, spürbares und gut zu hörendes Click-Geräusch. Mein Highlight der MX Master-Mäuse ist aber seit jeher das Scrollrad. Ein Metallrad mit Rillen, dass sich dynamisch drehen lässt. Man kann das MagSpeed Scrollwheel kann präzise und feingranular gedreht werden oder – gerade für grosse Webseiten oder lange Dokumente besonders nützlich – man gibt ihm einen ordentlichen Schubs und lässt es nachdrehen. Das macht nicht nur Spass sondern führt auch zu einem dynamischen Scroll-Verhalten im jeweiligen Programm oder der jeweiligen App, so dass die Inhalte sich schnell und dann wieder langsamer bewegen. Auch ein Stoppen des Rads wird sofort umgesetzt auf die Scroll-Bewegung auf dem Bildschirm. Ein Traum!
Mattierte Oberflächen, halbtransparente Tasten und die Verbindung
Die MX Master 4 verfügt zudem über mattierte, halbtransparente Haupttasten, die ihm einen Hauch von Eleganz verleihen. Sie sind auch nach intensiver Benutzung noch kaum abgenutzt. Schön.
Einige werden sich darüber freuen, dass dieses Modell einen USB-C-Bolt-Empfänger enthält, mit dem auch andere kompatible Logitech-Produkte verbunden werden können. So braucht es endlich nur noch ein Dongle. Die Verbindung ist per Bluetooth LE und per Logitech Bolt jedoch gleich schnell und zuverlässig. Nie verschwindet die Maus aus den Systemgeräten, stets ist sie sofort und tadellos benutzbar. Auch die 8k-Auflösung seht für beide kabellosen Verbindungsarten zur Verfügung. Schade nur, dass keine USB-Verbindung mehr möglich ist. Manchmal möchte oder darf man keine kabellose Verbindung nutzen.
Akkulaufzeit
Was die Akkulaufzeit angeht, gibt Logitech an, dass der Akku bei voller Ladung bis zu 70 Tage hält. Allerdings verkürzt sich die Laufzeit pro Ladung, wenn man die Haptik in der App auf hohe Intensität einstellt. Im Test zeigte sich das aber als durchaus realistisch. Nach vier Wochen täglich intensivem Gebrauch ist der Akku noch nicht mal bei der Hälfte der Kapazität angelangt. Und Aufgeladen sind 650 mAh nun ja auch recht schnell, selbst bei nur 2.5 Watt Eingangsleistung via USB-C-Anschluss. Wer will, kann die Maus auch permanent eingesteckt lassen. Sie wird dann zwar immer noch nur kabellos Verbunden mit dem Computer, aber der Akku kann so praktisch niemals leer werden.
Daumengriff
Schliesslich wurde die Gesten-Taste vom Daumengriff, wo sie sich beim MX Master 3S noch vor drei Jahren befand auf eine spezielle Taste neben den beiden anderen Daumentasten direkt unter dem horizontalen Scrollrad verlegt. Wenn man diese, vorderste der drei Tasten dort, gedrückt hält, kann man die Maus in eine bestimmte Richtung bewegen, um die gewünschte Aktion auszuführen, statt nur den Cursor zu verschieben.
Grösse
Die Logitech MX Master 4 ist für kleine Hände aber vermutlich etwas zu gross. Mit 128.15x 88.35 x 50.8 mm können etwa Kinder unter zehn Jahren nur schwerlich umgehen. Auch ist die MX Master 4 von Logitech, wie leider fast alle MX-Produkte, nicht für linke Hände gebaut. Da hilft es auch nicht viel, die Haupttasten tauschen zu können.
Haptik ahoi!
Schauen wir uns die neue Hauptattraktion der Logitech MX Master 4 an: Das haptische Feedback. Das in die griffige Daumenauflage integrierte Haptic Sense Panel vibriert bei Berührung und öffnet das Action Ring-Overlay von Logitech. Dieses Overlay kann mit beliebigen App- und System-Shortcuts belegt werden. Man kann auch mehrere Action Rings in einem verschachteln, um zu sehr spezifischen Befehlen zu gelangen. Die Haptik ist eine Hardware-Funktion, für die man, wie nicht anders zu erwarten, die Software des Unternehmens aus Apples namens Logitecj Options+, sehr ausführlich benutzen muss.
Die Haptik unterstreicht jede Interaktion mit den Funktionen von Logitech, von Gesten und Action Rings bis hin zu den Smart Actions. Letztere sind vorgefertigte oder benutzerdefinierte Makros zur Automatisierung bestimmter Aufgaben. Mein Lieblingsanwendungsfall für die Haptik war einer, der standardmässig deaktiviert ist: Ein kleines Vibrieren, wenn der Cursor zwischen den Bildschirmen wechseln. So ist die Frage, wo denn gerade schon wieder der Mauszeiger zu finden ist, in den letzten Wochen etwas weniger durch meinen Kopf gegeistert. Schade, dass die Funktion nicht von Haus aus aktiv ist. Man muss sich dazu erst durch Logitech Options+ graben, um die Einstellung zu finden.
Personalisierung – Darf es ein wenig mehr ActionRing-Anpassung sein?
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Schauen wir uns die Apps von Logitech genauer an. Der Hersteller aus dem schweizerischen Apples preist den Action Ring als zeitsparende Funktion an, als Alternative zu Tastaturkürzeln und dem Bewegen des Cursors über den Bildschirm, um etwas anzuklicken. Gut, ich bin ein Tastatur-Kind. Selbst am Laptop mit Touchscreen benutze ich eher eine Unmenge an Tastenbefehlen als den Trackpad oder das Touchpad. Selbst der Bildschirm ist oftmals lange unberührt. Aber nützlich ist Funktion doch durchaus auch für mich.
Beispielsweise habe ich einen Action Ring mit einer Schaltfläche so programmiert, dass die wichtigsten Programme und Webseiten für den Arbeitstag direkt verfügbar sind. Eine Taste darin öffnet PocketPC.ch und in einem weiteren Tab direkt das Backend zum Schreiben von Artikeln.
Die App von Logitech enthält Plugins für viele Apps von Drittanbietern. Affinity Photo verfügt über eine Version des Action Rings, die angezeigt wird, wenn ich während der Verwendung der App auf das Haptic Sense Panel drücke. Auch Zoom oder die Adobe Creative Suite sind mit an Bord. Logitech Options+ zeigt einige Befehle an, die ich wahrscheinlich nutzen könnte, von sehr spezifischen bis zu alltäglichen. Aber ich kann immer alles anpassen und so einstellen, wie ich es gerne hätte.
Actions Rings ftw?
Klar, Action Rings sind nichts Neues. Das gibt es schon länger von Logitech und auch bei anderen Herstellern. Die haptischen Empfindungen, die sich aus ihrer Navigation ergeben, sind hingegen neu. Durch Klicken auf die Haptik-Taste wird ein Ruck ausgelöst, ebenso wie durch Bewegen des Cursors zwischen den Blasen des Action Rings. Das ist eine kleine, aber feine Funktion, die ich zunächst für eine Spielerei hielt, aber unterdessen sehr schätze. Es ergibt wirklich Sinn, dass die Maus kurz reagiert, wenn man eine der kreisrunden Schaltflächen im Action Ring auswählt. Das verbessert das Erlebnis bei der Arbeit durchaus.
Zumindest wenn ich Action Rings verwende. Denn ich bin eigentlich immer noch bei Tastenbefehlen und werde wohl noch weitere dreissig Jahre brauchen, um mich in der Arbeit ganz auf die Maussteuerung zu verlassen. Aber das ist vermutlich wirklich nur eine Frage der Gewohnheit.
Video: Logitech
Übrigens ist auch das Daumenrad eine tolle Sache. Nicht so sehr für den horizontalen Bildlauf. Den braucht man ja wirklich nicht sehr häufig. Aber ich hab ihn beispielsweise so eingestellt, dass ich im Browser damit die Tabs umschalten kann. Das ist wirklich praktisch für mich.
Und was ist mit Linux?
In Logitech Options+ können alle Einstellungen der MX Master 4 Maus vorgenommen werden, während die Software LogiTune nur einige der grundlegenden Features einstellen lässt. Namentlich die ActionWheels fehlen hier, aber die Tasten und die Räder lassen sich alle auch programmieren.
Während die Logitech Software Logitech Options+ und LogiTune sowohl für MacOS als auch für Windows 11 (ab Windows 10) verfügbar sind, gehen Linux Desktops mal wieder leer aus. Klar gibt es das Projekt Solaar, aber die MX Master 4 von Logitech wird darin noch nicht vollumfänglich unterstützt. Action Wheels gibt es eh nicht aber auch das haptische Feedback ist hier nicht einstellbar. Schade.
Preis und Fazit
Die Logitech MX Master 4 Maus mit haptischem Feedback, zwei Scrollrädern und acht programmierbaren Tasten ist für 129,99 Euro bzw. 129.99 SFr. zu kaufen. Auch wenn Amazon die Maus einmal als Universal und ein mal als “Für Mac” bewirbt, ist dies natürlich Quatsch. Die Ausstattung und der Lieferumfang ist in beiden Fällen identisch. Logitech selbst führt die Maus nicht als Mac-Only-Version im Sortiment.
Insgesamt ist die Logitech MX Master 4 eine tolle, produktive Maus, mit der sich auch gut Zocken lässt. Sie hat eine super Auflösung, viele programmierbare Tasten und das haptische Feedback ist wirklich praktisch. Seltsam, dass erst jetzt ein Hersteller auf die Idee kam, einen Vibrationsmotor in eine Maus zu bauen.
Auch wenn ich mich selbst immer noch nicht darauf trainiert habe, mich einzig auf die Mauseingabe zu verlassen, wenn ich im Work Flow-Zustand bin, sind die Action Wheels mit dem kurzen Brrp eine Wonne und machen deren Benutzung deutlich attraktiver. Auch sonst kann man viel praktisches Einstellen, was die Feedback-Funktion an geht – etwa das Wechseln zwischen mehreren Bildschirmen.
Da die Haptik die wichtigste neue Hardware-Funktion der MX Master 4 ist, halte ich ein Upgrade nicht unbedingt für sinnvoll, wenn man bereits mit einer Logitech MX Master 3S arbeitet. Aber wenn man eine neue Maus kaufen möchte, lohnt es sich auf jeden Fall, statt der 3S die 4 zu kaufen, da sie zum gleichen Preis verkauft wird.
Und für diejenigen, die noch keine Maus der MX Master-Serie verwendet haben, kann man den Wert einer ergonomischen Maus mit einem hervorragenden Scrollrad, leisen Klicks und einer soliden Akkulaufzeit gar nicht hoch genug einschätzen. Die Haptik-Feedback-Funktion ist vielleicht nur ein nettes Extra. Aber ich möchte nicht mehr darauf verzichten.
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