Sa. 24. Mai 2025 um 7:01

Void Sails im Test Vorab: Cthulhu-Style-Game mit Luftschiff-Schlachten

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 3 Minuten

Void Sails ist auf Steam bereits veröffentlicht und kostet gerade einmal 18.50 Euro bzw. etwas über 20 Schweizer Franken. Der Titel bietet euch eine wilde Mischung aus spielbarem Geschichtenbuch, Steampunk Luftschiffen und Gefechten in Echtzeit. Kombiniert wird das ganze mit einem “Rollenspiel-Würfelsystem” für diverse Erfolgsafragen. Klingt wild? Ja, ist es vielleicht auch, funktioniert aber ganz gut. Wir haben das Game bereits vor Veröffentlichung ausprobieren dürfen und haben es auch auf dem Steam Deck getestet.

Einfache Story, starke Kulisse, interessante Erzählweise

Eigentlich ist die Geschichte schnell erzählt. Ihr übernehmt die Rolle eines jungen Kapitäns, der seinen verschwundenen Vater sucht. Dafür erhaltet ihr ein Schiff, habt unterschiedliche Fähigkeiten, die ihr durch von euch gewählten Hintergrundgeschichten beeinflussen könnt und fliegt dann mit dem Schiff los. Natürlich steckt doch viel mehr hinter: Beispielsweise eine okkulte Verschwörung und vielleicht auch das Retten des Universums. Aber das halt nur nebenbei.

 

Gerade diese Steampunk-Raumschiffe, die wie richtige Segelfregatten aussehen, fand ich persönlich schon immer stylisch. Das erinnert mich an einen koreanischen Anime, den ich als Kind in den 90er Jahren bestimmt tausend Mal gesehen habe: Die Raumpatroullie! Dort kommt mit der Orion nämlich ein sehr ähnliches Schiff vor, was natürlich mein Interesse an Void Sails aus Retrospektive dann doch anzog.

 

Ihr solltet aber durchaus etwas Geduld mitbringen. Denn Void Sails erzählt sich vor allem über viel Text, den ihr aktiv lesen müsst. Das wird gerade beim Einstieg klar, wo ihr den Background eures eigenen Charakters festlegt. So wird im Text erklärt, ob dieser eher handwerklich begabt oder mehr der Wissens-Typ ist. Die Werte entscheiden dann über eure Fähigkeiten wie  Ihr entscheidet also über die Laufbahn, die über den Text erklärt wird und ihr müsst die Auswahl treffen. Das zieht sich dann durch das gesamte Spiel, dass zwischen Text und echten spielbaren Szenen wechselt.

 

Interessant ist auch die Aufmachung. Void Sails wechselt zwischen einem Buchstil, wo ihr die Texte für die Story lest und eben den Flugeinlagen mit den Schiffen in der 3D-Welt, wo ihr das Gameplay selbst aktiv steuert. Das funktioniert recht gut, vor allem weil es einfach zur Steampunk-Aufmachung und auch dem Cthulhu-Stil passt, den Void Sails an den Tag legt. So segelt ihr von Dock zu Dock und Quest zu Quest, um euren verschollenen Vater zu finden und die Geheimnisse rund um sein Verschwinden zu lüften.


Screenshots: PocketPC.ch / Laser

Für Steam Deck aktuell ungeeignet – Controller-Support nachgeliefert

Zu aller erst die gute Nachricht vorweg: Void Sails läuft ohne Probleme unter Linux. Da mein Gaming-PC mit Arch Linux ausgestattet ist und ich es dort installieren, starten und spielen kann, ist das schon einmal eine tolle Nachricht. Genutzt habe ich dafür Proton Experimental, was ohne Probleme mit Void Sails funktioniert. Allerdings wären wir nicht PocketPC.ch, wenn wir nicht auch das Einsatzgebiet mit dem Steam Deck testen würden und hier gibt es dann schon erste Probleme.

 

Das Spiel lässt sich definitiv auch auf dem Steam Deck ohne Probleme starten. Es gibt aber in den Einstellungen – bis auf die Auflösung – keine Möglichkeit die Grafik einzustellen. Somit ist die native Auflösung auf dem Steam Deck mit 1280 x 800 Pixel erst einmal festgesetzt. Schrauben wir diese weiter runter, wird es schnell matschig in der Optik. Andere Optionen gibt es nicht. Void Sails lässt sich so in einem Bereich von 15 bis 35 FPS spielen und ruckelt an einigen Stellen dann doch sehr stark. Entweder spielt ihr das Indie-Game auf einem deutlich stärkeren Handheld, wie beispielsweise einem RoG Ally oder greift gleich zum Desktop-PC.

 

Toll finden wir übrigens, dass das Entwickler-Studio tatsächlich Controller-Support nachgereicht hat. Leider werden euch Controller-Buttons als Textausgabe im Tutorial erklärt, was im Kopf ein wenig umdenken erfordert. Hier wären direkt angezeigte Controller-Glyphen hilfreicher gewesen. Immerhin könnt ihr in den Einstellungen euch die Tasten anschauen, die zum Spielen benötigt werden und dort stehen sie dann auch als Glyphen hinterlegt.

Void Sails im test
Das Steam Deck ist ziemlich überfordert. Diese Szene zwingt den Handheld auf 18 FPS runter. Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Gameplay träge und im “Zwischenraum” wenig zu tun

Das Gameplay ist eigentlich relativ schnell abgehakt. Segelt ihr mit eurem sonnenbetriebenen Void-Schiff über die Szenerie, gibt es eigentlich kaum etwas zu tun. Das war zwar auf der einen Seite entspannend, aber irgendwie auch langweilig. So trottet ihr von Planet zu Planet bzw. von Insel zu Insel (je nach Gebiet) und legt dort an den Häfen an, um dann weitere Missionen zu erhalten und anderen Charakteren zu sprechen bzw. Aufgaben zu erledigen. Manchmal passt minutenlang auch einfach gar nichts und ihr segelt in der Stille vor euch hin. Was wir aber irgendwo doch ganz cool finden: Auf der Galaxiekarte kostet das Navigieren auf den vorgegebenen Pfaden Vorräte und unterwegs können optionale Ereignisse wie Hinterhalte oder Hilferufe von Zivilisten auftreten. Selten, aber es passiert was.

 

Die Kämpfe mit dem Void-Schiff finden in Echtzeit statt. Mit einem Rechtsklick auf der Maus wechselt ihr in den Zielmodus. Feuert ihr nach vorne, wird der Laser des Schiffs aktiviert, während seitliches Feuern die Kanonen bedient. Nett gelöst ist hier übrigens das Anvisieren gezielter Schwachstellen an feindlichen Schiffen, um diese zu verlangsamen oder ihre Waffen auszuschalten. Der Bug-Laser macht hier häufig kurzen Prozess. Zur Verteidigung könnt ihr Schilde aktivieren.

 

Allerdings sind die Kämpfe mit dem Schiff auf Dauer teils etwas langatmig. Treffer geben ehrlich gesagt wenig Feedback bei Gegnern, was dazu führt, dass man im Endeffekt einfach drauf hält. Schlussendlich wirkt das sehr monoton. Mit gesammeltem Gold könnt ihr übrigens euer Schiff aufrüsten, wobei sich die Optionen auf Kanonen, Laser und Schilde beschränken. Generelle Individualisierungen gibt es nicht.

 

Es gibt aber auch noch den textlichen Teil, wo die Story als Buch weitererzählt wird und ihr auf eure Charakter-Fähigkeiten angewiesen seid. Das Ergebnis auf Erfolg hängt hier von einem Drehrad-Minispiel ab (ähnlich eines 99-Seitigen Würfels), bei dem ein Wert zwischen 1 und 99 erzielt werden muss, der unter dem jeweiligen Stat-Wert liegen sollte. Die Ergebnisse dieser Entscheidungen können die Geschichte beeinflussen, Gold einbringen oder Artefakte gewähren, die wiederum die Charakterwerte für bestimmte Situationen verbessern.

Video: Ticking Clock Games

Fazit: Eigentlich eine nette Idee, es fehlt aber noch viel Feinschliff

Doch wie schlägt sich Void Sails nun im Test insgesamt. Nun, wir können sagen: Das Spiel dürfte nicht den Massengeschmack treffen. Dafür wirkt es im Aufbau auch zu klobig, das Gameplay lahmt etwas und ihr müsst halt auch echt viel lesen und euch dafür interessieren. Mit etwas um die drei bis fünf Stunden Spielzeit ist es durchaus angenehm “weg-zu-snacken” und wenn ihr euch für den Steampunk-Cthulhu-Style interessiert, übt es doch irgendwo seinen Reiz aus. Für das Steam Deck ist das Spiel allerdings ungeeignet. Die Performance ist stellenweise so schlecht, dass es unspielbar ist und es gibt keinerlei grafische Einstellungen mit denen es sich annehmbar beheben lässt.

 

Void Sails
Preis: 9,75 €

 

Die Ansätze sind insgesamt interessant und allein das Setting hat durchaus Potenzial. Wir raten aber zu einem Anspielen und zur Not könnt ihr nach kurzer Zeit den Titel auch wieder zurückgeben (solange ihr die offizielle Rückgabezeit nicht überschreitet), sollte das Spiel euch nicht zusagen. Ansonsten bietet Void Sails eine interessante Erfahrung, die es in dieser Form nirgends so wirklich gibt und wir sind immer dafür ambitionierte Indie-Studios zu unterstützen. Void Sails zeigt sich im Test als holprig, eine Katastrophe ist es aber nicht. Nur vermutlich nicht für alle das richtige Spiel.

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