Review: ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kameraset im Test

Heute schauen wir uns im Test das ZOSI WiFi HaLow IP-Kameraset an, das mit gleich zwei Netzkameras daher kommt, die mit 5 MP auflösen.
Inhaltsverzeichnis
Eine Frage der Verbindung
WLAN
IP-Überwachungskameras haben wir schon einige getestet. Meistens bauen diese auf dem handelsüblichen WLAN-Signal im 2.4 GHz- oder seltener im 5 GHz-Frequenzbereich auf. Meistens kennen wir das als IEEE 802.11a/b/g/n. Den neueren Standard 802.11ax für den WLAN-Funkverkehr kennt man eher unter der Tirivalbezeichnung WiFi 6, der zusätzlich das 6 GHz-Frequenzband benutzt, wenn die Erweiterung WiFi 6E zum Einsatz kommt. Hier sind jedoch immer noch Reichweiten von unter 100 Meter technisch bedingt die Regel, auch weile s bei WiFi 6 um Geschwindigkeit (bis 10 Gbps) ging. Und weniger überfüllte Frequenzen, da der 6 GHz-Bereich noch kaum belegt wird.
WiFi HaLow
Der weniger bekannte Standard IEEE 802.11ah, auch als WiFi HaLow bezeichnet, wurde 2017 verabschiedet, und zielt auf Frequenzbereiche unterhalb von 1 GHz ab. Diese Geräte haben eine deutlich bessere Wanddurchdringung, benötigen weniger Energie und verlieren auch auf längere Distanzen weniger davon. Damit können grossflächige kabellose Netzwerke, etwa über 543 Meter in Gebäuden sowie bis zu 1000 Meter ausserhalb (!) und mit Datenraten von bis zu 347 Mbps realisiert werden. Das ist zwar langsamer als bei 802.11ac oder auch 802.11n, aber für viele Anwendungen durchaus ausreichend und eben mit Reichweite im Fokus der Entwicklung.
Das alles wiederum läuft aber streng genommen unter dem Begriff WLAN oder WiFi.
Als Alternative dazu gibt es die kabelgebundene Lösung über Ethernet (IEEE 802.3), zumeist als LAN-Kabel realisiert, zu erwähnen, das bekanntermassen bis 10 Gbps mit Cat.7-Kabeln erreicht, aber auch in Sachen Reichweite Beschränkungen unterliegt. Zudem muss eben ein Kabel oder gar Lichtwellenleiter verlegt werden, dann sind aber auch mehrere Gigabit an Datenraten möglich.
Oder LoRaWAN, was jedoch ein ganz anderes Blatt beschreibt. Und weil die Datenraten bei LoRaWAN sich bei maximal 50 kbps einpendeln, ist hier eher nichts mit Videoübertragung drin.
Wir haben also mit IEEE 802.11ah WiFi HaLow einen Langstreckenfunk mit knapp 350 Mbps theoretisch. Grund genug für uns, dass wir uns diese, im Heimbereich noch sehr wenig verbreitete Technologie also am Beispiel des ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kamerasets genauer anschauen wollen.
Lieferumfang des ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kamerasets
Im Set von ZOSI ist eine Basisstation für die Anbindung ans heimische LAN mit zugehörigem Netzteil, das 5 V bei maximal 2 A liefert. Zwei Netzwerkkameras und zugehörige Antennen mit RP-SMA-Verbindungsstecker sowie entsprechende Netzteile mit 12 V und maximal 1 A sind natürlich auch dabei. Zudem bekommen wir ein 1 Meter kurzes, graues Netzwerkkabel Cat 5e (bis 1 Gbps), zwei Warnaufkleber für die Videoüberwachung sowie zwei Montagelochschablonen ebenfalls als Aufkleber, zwei Beutel mit Befestigungsschrauben und Dübel sowie eine mehrsprachige Schnellstartanleitung und Sicherheitsinformation im Paket. Kupplungen und Dichtungen für die RJ45-Ethernetanschlüsse sind auch zwei mal dabei.

Hardware und Eigenschaften
Die Basis
Die ZOSI Basis selbst kommt im bekannt anmutendem Design mit zwei neig- und drehbaren Antennen sowie fünf LED an der Oberseite daher. Das Gerät ist sehr leicht und rund sowie aus relativ weichem, weissen Plastik gemacht. Auf der Oberseite ist sonst nur noch eine Öffnung für die Luftzirkulation zu finden.
Die Unterseite birgt fünf Gummifüsschen, Lüftungsöffnungen sowie Halterungen für die Wandmontage.
Auf der Rückseite befindet sich der Anschluss für die Stromversorgung über das beliegende Netzteil sowie der RJ45 Ethernetanschluss.
Was wiederum hier irritierend ist, dass rückseitig ebenfalls eine Öffnung für einen Reset-Taster, eine Sync-Taste sowie ein microSD-Slot vorhanden sind, die allerdings alle nicht belegt sind. Also Vorsicht! Ja keine Speicherkarte in die Basisstation stecken. Wir haben die ZOSI HaLow Station für euch geöffnet, um zu illustrieren, dass hier keine microSD-Kartenaufnahme verbaut ist. Auch kein Sync-Button oder Reset-Taster. Seltsam.
Auch wenn nur vier nummerierte LED zu sehen sind, unterstützt die HaLow-Basis bis zu acht Kameras.
Zudem ist auch nur die rechte der beiden Antennen überhaupt belegt. Die linke Antenne kann gedreht und geneigt werden, ist aber nur nutzloser Plastik.
Man hat wohl auf ein Gehäusedesign von der Stange gesetzt und dies nicht auf die Technik angepasst.
Die Kameras C308AH
Die beiden identischen 5MP HaLow Kameras selbst sind wenig überraschend gestaltet. In einem weiss lackierten Metallgehäuse mit dem Herstellernamen ZOSI auf der rechten Seite und dem RP-SMA-Antennenanschluss auf der linken Seite sehen sie schon auf den ersten Blick wie Überwachungskameras aus.
Die Vorderseite beherbergt vier IR-LEDs, die bis zu 20 Meter weit reichen. Diese sind oben und unten um eine 3.6 mm Linse mit 90 Grad Blickwinkel angeordnet, neben der zwei hellweisse LED-Scheinwerfer verbaut sind. Zudem finden wir unter der Linse in der schwarzen Front der Kamera einen Lichtsensor. Das Mikrofon ist links neben dem einen Scheinwerfer zu sehen.
Auf der Unterseite der Kamera ist neben dem Aufkleber mit Produktinformationen und QR-Code zur Einrichtung per App (dazu später mehr), ein microSD-slot unter einer verschraubten Metallklappe mit Gummidichtung zu finden. In den Slot können microSD-Karten mit bis zu 128 GB eingesetzt werden.
Die Rückseite der HaLow-Kameras hat einen 86 dB Lautsprecher verbaut sowie eine fix montierte Halterung. Die Halterung ist um knapp 340 Grad dreh- und um 180 Grad neigbar, wobei mit einem handelsüblichen Kreuzschlitzschraubendreher zwei kleine Schräubchen zum Feststellen gelöst und festgeschraubt werden. Das geschieht nicht ganz stufenlos, denn das Gelenk verfügt beidseitig über Zähnchen, was aber der Festigkeit des Neigungswinkels natürlich zuträglich ist. Die Drehung am Fuss der Halterung wiederum kann Stufenlos vorgenommen werden und ist mit einem grossen Feststellrad zu justieren.
Aus dem Fuss mit drei Bohrungen für die Montageschrauben und gummiertem Inlay, um den Untergrund nicht zu beschädigen wiederum ragt eine knapp 20 cm kurze Kabelpeitsche heraus, die Reset-Taster, Stromanschluss und Ethernet-Anschluss nach aussen führt. Dafür ist auch eine Aussparung im Rand des Halterungsfusses. Der Ethernet-Port ist mit einem Silikon-Stopper von Haus aus gesichert. In der Kupplung ist eine Aktivitäts-LED eingelassen. Die Kupplung kann einfach verschraubt mit einem Ethernet-Kabel verbunden werden und so eine kabelgebundene und dennoch wetterfeste Verbindung ermöglichen.
Die Kameras sind nach Schutzklasse IP66 gegen Staub und starkes Stahlwasser geschützt, also für den Ausseneinsatz geeignet. Sie lösen mit 5 MP auf und liefern Bilder mit 3072 x 1728 Pixel.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Testeindruck zum ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kameraset
Der erste Eindruck des ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kamerasets ist eigentlich ganz gut. Die Verarbeitung der Kameras ist sehr gut und solide. Die Basisstation ist in einem zweckdienlich günstigen Gehäuse. Allerdings irritiert wie bereits erwähnt, dass Öffnungen für Reset-Taster, microSD-Karte und Sync-Button ins Leere führen sowie eine zweite Antenne, die nur als Dummy verbaut ist. Das schmälert den Eindruck doch etwas.
Zudem kann die Basis keine VLAN-IDs nach IEEE 802.1Q akzeptieren und hat selbst keinerlei Einstellmöglichkeiten. Sie erwartet immer ein IP-Adresse am 100 Mbit/s Ethernet-Port, die per DHCP zugeteilt wurde.
Einrichtung und Betrieb
Die Kameras werden, wie soll es heutzutage anders sein, per App installiert. Die ZOSI Smart App ist auf Englisch verfügbar und intuitiv zu bedienen. Nach dem Einstecken der Kamera spricht eine ebenfalls englische Stimme aus dem recht lauten und etwas blechernen Lautsprecher, dass das Gerät bereit wäre zur kabellosen Verbindung. In der App von ZOSI scannt man nun den QR-Code auf der Unterseite der Kameras und schon sind diese eingerichtet.
Anschliessend kann man die Kameras konfigurieren, etwa die Aufzeichnung auf die optional eingelegte microSD-Karte oder in die ZOSI Cloud einstellen. Letztere kann man 30 Tage kostenfrei ausprobieren. Weiter kann die wetterfeste ZOSI HaLow Kamera dann auch Personen erkennen und KI-gestützte Bewegungserkennung anbieten. Dabei werden Personen nicht identifiziert, sondern als Mensch erkannt und gemeldet.
Es können auch automatische Alarme eingerichtet werden, so dass etwa die Sirene ausgelöst, wenn eine Person bemerkt wurde. Natürlich sind Push- und E-Mailbenachrichtigungen ebenso möglich. Auch ist die Anbindung an Amazons Alexa Skill möglich.
Video: ZOSI
Das Bild wiederum ist mti 5 MP sauber aufgelöst und klar. Die Videos werden in der App mit einem nicht näher angegebenen Codecs reduziert. Das Mikrofon liefert passable Tonaufnahmen, so dass das Gerät auch als Zwei-Wege-Gegensprecheinrichtung fungiert.
Die weissen Lichter bieten optional eine farbige Nachtsicht. Statt der 20 Meter Infrarot-Nachtsicht sind so knapp 7 Meter in Vollfarbe möglich.
Das alles klappt soweit ganz gut und zuverlässig. Der Lautsprecher, trotz blechernem klang, ist akzeptabel und für seinen Einsatzzweck genügend. Als Sirene hingegen ist mit bis zu 86 dB der Schallpegel doch deutlich hörbar.
Doch kommen wir zum spannenderen Teil, der WiFi HaLow-Technologie. Auch wenn wir hier nur zwei Geräte mit der Basisstation verbinden konnten, zeigt sich, dass die Datenraten dieser Technologie wohl ausreichen für eine sinnvolle Videoüberwachung. Selbst beide Videobilder gleichzeitig zu streamen hat problemlos geklappt.
Auch durch Wände und über grössere Entfernungen hin weg kann das ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kameraset problemlos arbeiten, da die Kameras mit 860 MHz arbeiten. Wir haben im Altbau keinerlei Verbindungsabbrüche selbst durch vier Betondecken mit viel Wasser- und Stromleitungen hindruch bemerkt. Auch auf offenem Feld sind die angegebenen 900 Meter Reichweite durchaus realistisch. Wir haben neben dem Test auf dem Acker auch im Wohngebiet ausprobiert, wie weit wir mit der Kamera von der Basis weg konnten und sind bei direkter Sichtlinie zum Dachstock in dem die Basis stand, knapp 876 Meter weit gekommen.
Was hingegen sehr irritiert, ist die Wärmeentwicklung der Kameras und der Netzteile. Selbst ohne Vollast sind die Geräte schnell merklich warm und die Outdoor-WiFi-Kameras werden bedenklich warm, so dass man fast versucht ist, sie von brennbaren Gegenständen fern zu halten.
Preis und Fazit zum ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kameraset
Das ZOSI 5 MP WiFi HaLow IP-Kameraset kostet beim Hersteller 89.99 US-Dollar. Bei Amazon ist es für 99,99 Euro bzw. SFr. gelistet, wobei derzeit 10 Prozent Rabatt geboten werden, wenn man eine oder mehrere C308AH Zusatzkameras kauft.
Alles in Allem macht das ZOSI Kameraset mit HaLow Basis und zwei C308AH-Kameras einen guten Eindruck und ist sinnvoll einzusetzen in vielen Bereichen. Die Apps auf iOS und Android dürften mehr Konfigurationsmöglichkeiten bieten und eine Ansteuerung ohne die Hersteller-Cloud und entsprechendes Konto wäre ebenfalls nicht schlecht. Zudem fehlt VLAN-Unterstützung bei der Kamerabasis von ZOSI und das seltsame Design mit nutzlosem microSD-Schlitz, Sync- und Reset-Taste sowie nutzloser zweiter Antenne ist unverständlich.
Die richtig hohe Reichweite und Wanddurchdringung dank HaLow WiFi und die gute Auflösung von 5 MP indes können das IP-Cam Set von ZOSI dennoch wieder durchaus attraktiv machen.
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