So. 27. Oktober 2024 um 7:53

Review: UGREEN NASync DXP2800 im Test

von Yves Jeanrenaud 1 Kommentare
Lesedauer: 6 Minuten

UGREEN ist kein unbekannter Hersteller, aber viele kennen ihn wohl eher von Ladegeräten, Kabeln und anderem Zubehör für Smartphone und Gadgets. Vor einer Weile hat UGREEN aber auch neue Network Attached Storage (NAS)-Systeme für Private und (kleinere) Unternehmen vorgestellt und damit den Markt betreten, der von Synology und QNAP dominiert wird. Wir haben uns angesehen, was die Geräte von UGREEN so können und dazu schon das UGREN NASync DXP4800 Plus NAS getestet. Nun kommt das kleine Geschwister, das UGREEN NASync DXP2800 auf den Prüfstand.

Lieferumfang des UGREEN NASync DXP2800

Im Karton kommt das UGREN NASync DXP4800 Plus NAS zusammen mit dem passenden Netzteil, einem 10 GBit Ethernet-Kabel, ein abnehmbares Kaltgerätekabel für das Netzteil, eine Garantiekarte sowie eine gedruckte Anleitung auf Englisch, Deutsch und Chinesisch. Zwei Öffnungswerkzeuge, ein kleiner Kreuzschlitzschraubenzieher und acht Festplattenschrauben runden das Paket ab. Zwei Wärmeleit-Pads für SSD-Speicher sind direkt in den Slots zu finden. Doch dazu später.

Hardware und Eigenschaften

Das NAS-System selbst fasst zwei Festplatten in den bereits bekannten SATA-Einschüben bis zu 3.5 Zoll. Kleine Festplatten oder SSD-Speicher im 2.5 Zoll-Format werden mit den mitgelieferten Schrauben befestigt und können so ebenfalls eingebaut werden. Für zwei SSD-Speicherriegel im M.2 2280 Format sind entsprechende Slots vorhanden. Damit können zwei mal maximal 24 TB und zwei mal 4 TB verbaut werden.

 

Im Innern werkelt ein Intel N100 Alder Lake QuadCore der 12. Generation. Die CPU bringt vier Kerne und vier Threads, die mit 8 GB DDR5-RAM zusammenarbeiten. Der Arbeitsspeicher kann auf bis zu 16 GB erweitert werden, wobei aber nur ein SO-DIMM-Slot vorhanden ist, also ein grosser Speicherriegel eingebaut werden muss. Für das Betriebssystem, das UGREEN beim DXP2800 NAS ebenfalls UGOS Pro tauft, ist eine 32 GB grosse eMMC vorhanden.

Anschlüsse und Bedienelemente

Das schwarze Aluminiumgehäuse ist 257.5 x 80 x 178 mm gross und wiegt knapp über 3 kg. Auf beiden Seiten des Gehäuses steht der Herstellername UGREEN. Auf der Vorderseite ist unter den beiden SATA-6-Slots der Ein-Aus-Knopf mit LED verbaut. Daneben sind drei LED für LAN und die beiden HDD-Plätze, ein USB-C-Port und ein USB-A-Anschluss verbaut. Diese unterstützten beide USB 3 Gen2 und Datenraten von bis 10 Gb/s. Auf der Rückseite befindet sich der HDMI-Ausgang mit 4K-Auflösung, ein USB 3 Gen.1 Anschluss in USB-A-Form mit 5 Gb/s Datendurchsatz sowie zwei USB 2.0-Anschlüsse mit 480 Mb/s. Der schnellere USB-Anschluss hat zur besseren Erkennbarkeit einen blauen Isolator spendiert bekommen.

 

Daneben sind ein 2.5 GBit Ethernet-Anschluss, ein Reset-Taster und der Stromanschluss verbaut. Zudem ist der Lüfter von einer magnetisch befestigten Filterplatte geschützt. Der Netzwerkanschluss ist ein handelsüblicher RJ45-Port. Auf der Unterseite ist eine kleine Klappe mit zwei Schrauben gesichert, unter der man den Arbeitsspeicher findet. Ein DDR5 SO-DIMM mit 8 GB ist vorinstalliert und der RAM unterstützt OEDCC.


UGREEN NASync DXP2800
UGREEN NASync DXP2800. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

SSD-Slots

Die beiden NVMe SSD-Speicherslots im M.2 2280 Format sind seitlich neben dem SATA-Schacht 1 zu finden. Hier sind aufklappbare Halterungen verbaut, die man öffnet und das Wärmeleitpad entnimmt. Dann kann die SSD entsprechend mit Kühlpad ausgestattet eingelegt und die Klappe wieder verriegelt werden.

CPU und interner Flash

Im Inneren des UGREEN NASync DXP2800 werkelt ein Intel N100 Prozessor mit vier Kernen, vier Threads sowie einer maximalen Taktrate von 3.40 GHz im Turbomodus. Das ist die gleiche CPU wie im DXP4800 von UGREEN. Ebenfalls hat der DXP2800 wie der DXP4800 lediglich 32 GB eMMC-Flashspeicher für das UGREEN UGOS Betriebssystem parat. Die beiden Modelle unterscheiden sich also lediglich in der Bauweise und dass das DXP2800 eben zwei statt vier SATA-Slots mit bringt.

Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Festplatteneinschübe und RAID

Die zwei nummerierten Festplatteneinschübe des UGREEN NASync DXP2800 bestehen aus Kunststoffschlitten, die auf der Vorderseite des Geräts mittels eines ausgeklügelten Auswurf-Mechanismus entriegelt und aus dem NAS-Gehäuse herausgezogen werden. Zudem können sie mit dem einfachen Schlitz-Schloss verriegelt werden. Das Werkzeug dazu ist im Lieferumfang enthalten. Eine kleine Münze würde das aber ebenfalls ermöglichen.

 

Um Festplatte in die Einschubschlitten aus schwarzem Kunststoff einzulegen, werden diese mittels einer Taste auf der Unterseite entriegelt und verbreitert, so dass die 3.5 Zoll-Festplatte einfach eingelegt und durch die seitlichen Kunststoffdornen festgehalten wird, sobald man das Gehäuse des Schlittens wieder zusammenschiebt. Die mitgelieferten Festplattenschrauben sind somit gar nicht nötig und eigenen sich vielmehr dafür, um 2.5 Zoll kleine Laptop-Festplatten hier einzubauen. Die zwei Festplatten mit einer Kapazität von bis zu 24 TB werden sodann hochkant wieder in das Gerät geschoben, wobei natürlich der SATA-Anschluss nach hinten zeigt.

 

Um die somit bis zu vier Datenträger zu nutzen und zu gruppieren kann auf JBOD, RAID0 und RAID1 zurückgegriffen werden. Auch können natürlich alle Platten einzeln als separate Laufwerke, was UGREEN Basic nennt, genutzt werden. Die Festplatten werden von einem einzigen, 140 mm grossen Lüfter gekühlt. Die SSD-Speicher indes werden passiv durch den beschleunigten Abtransport der Wärme mittels Leitpads geschützt, aber der Luftstrom des Lüfters zieht auch an ihnen im Schacht eins vorbei.

Testeindruck zum UGREEN NASync DCP2800 Plus NAS

Das NAS von UGREEN macht zunächst einen hervorragenden Eindruck, was die Verarbeitung und Qualität an geht. Nichts wackelt oder knarzt. Die Festplatten-Schlitten sind ebenso innovativ wie einfach gestaltet und benötigen nicht nur meistens kein Werkzeug sondern sind auch einfach zu bedienen. Dass die zwei Festplatteneinschübe lediglich mit einer simplen Verriegelung vor versehentlichem Öffnen geschützt werden, stört nicht weiter. Andere Hersteller verbauen hier Kensington- oder Bramah-Schlösser, die dann aber auch entsprechend tiefer sind und damit das Gerät auch länger machen können.

 

Die Betriebstemperatur des UGREEN DCP2800 NAS liegt bei normaler Benutzung meist unter 45 °C bei der CPU und um die 30 °C bei den Festplatten. Eine SSD läuft gerne mal auf 40 °C, wobei alles natürlich auch abhängig von der Umgebungstemperatur ist. Der Lüfter ist im Normalbetrieb recht leise wenngleich zu hören, kann jedoch mittels Software nochmals in einen Leise-Modus versetzt werden.

UGREEN UGOS

Die Software auf dem UGREEN NAS nennt sich, wie bereits erwähnt, UGOS, und läuft immer im Webbrowser. Die Webapp passt sich dabei an den Browser an und läuft auf dem Tablet, Smartphone und Desktop-Rechner tadellos. Daneben können aber auch einfach ein Bildschirm an den HDMI-Anschluss sowie Tastatur und Maus per USB angesteckt werden.

 

Die Software wird kontinuierlich verbessert und ist derzeit in einem recht brauchbaren Zustand. Zunächst war das UGOS zudem noch teilweise mit chinesischen Nachrichtentexten versehen, obschon die Sprache auf Deutsch oder Englisch eingestellt wurde. Das lag aber vermutlich am developer-build, der mittels Online-Update aktualisiert werden konnte. Nunmehr ist auch diese Merkwürdigkeit verschwunden.

UGREEN UGOS development noch teilweise Chinesisch bis zum Update. Screenshot: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Das Web-Interface ist sehr ähnlich zu QNAP und Synology aufgebaut. Angelehnt an den Desktop von MacOS X, GNOME oder KDE haben wir am oberen Fensterrand eine Taskbar und links ein Menü sowie frei verschiebbare Icons auf einem gerasterten Desktop. Alle Apps öffnen sich in Fenster-Ansichten, die verschoben, verkleinert und geschlossen werden können.

 

Die Software von UGREEN bietet von Haus aus vieles an grundlegenden Funktionen eines NAS, was Einstellungen und Konfigurationen an geht und kann auch auf Deutsch (oder oder eben Chinesisch) eingestellt werden. Die Übersetzung ist zwar besser geworden in den letzten Monaten, aber auf Englisch ist es doch meist etwas verständlicher beschrieben.

Mehr fehlt jedoch noch

Neben den grundlegenden Einstellungen und Funktionen bietet das UGREEN NAS indes noch wenig. Ja, man kommt per SSH auf die Befehlszeile und kann ein Debian-Derivat nahezu ohne Einschränkungen konfigurieren und erweitern. Auch apt ist etwa verfügbar zum nachinstallieren von weiterer Software, wobei UGREEN nunmehr mit dem Verlust der Garantie droht, sollte man apt upgrade ausführen. Viele Apps für UGOS jedoch sucht man bislang noch im eigenen Downloadportal immer noch vergebens. Knapp über einem Dutzend Einträge sind vorhanden, darunter ein Texteditor für den Browser und eine Such-App, die Bilder mittels Textbeschreibung suchen können soll und dazu eine lokale KI-Funktion nutzt. Das wollte aber immer noch nicht so richtig klappen.

 

Weiter sind hier grundlegende Apps zum Download bereit, die wir für ein NAS im Heim- und Office-Bereich erwarten würden. Ein DLNA-Medienserver, Download-Manager, Foto-Bibliothek oder Backup-Tools, eine Sync&Backup-App.

Docker

Spannender ist dann doch die Docker-App, die es erlaubt, in einer graphischen Oberfläche Container zu installieren und auch bequem Images vom Docker Hub herunterzuladen. Das klappt soweit ganz gut und intuitiv. Wer will, kann die docker-compose.yml aber auch statt durch Klicken direkt per Texteingabe konfigurieren. Inklusive NAT und Bridging sowie der notwendigen Volumen und Speicherorte.

 

Eine Verschlüsselung ist nun auch vorhanden und lässt so die Daten sicher auf den Festplatten und SSD-Speichern verwahren. Auch Virtuelle Maschinen sind nun vorhanden und Apps für Smartphones sind verfügbar.

 

UGREEN NAS
Preis: Kostenlos
‎UGREEN NAS
Preis: Kostenlos

 

Sonst sind viele Annehmlichkeiten und nützliche Funktionen bei den Mitbewerberinnen wie QNAP und Synology zu haben, die UGREEN noch nicht hat. Das lässt sich aber alles noch verzeihen bzw. in Kauf nehmen, gerade weil man sich per Docker etwa relativ leicht und sicher selbst Hand anlegen kann.

Sicherheit und Updates

Eine zweite Authentifizierungsstufe beim Login (2FA) ist leider immer noch nicht verfügbar für das UGREEN NAS. Aber User-Accounts können in Gruppen und beliebig viele Accounts konfiguriert werden, die so für die Netzwerkordner in den Protokollen Windows CIFS/SMB oder Apple AFP und NFS sowie WebDav und Rsync bereit stehen. Auch LDAP funktioniert. Die Grundlagen für ein NAS-System sind also vorhanden. UGREEN muss daran aber noch weiter arbeiten, was augenscheinlich aber auch geschieht.UGREEN dringend noch weiter arbeiten. In unserem Testzeitraum kamen jedoch ganze drei Firmware-Updates raus, so dass wir diesbezüglich zuversichtlich sind. Es kamen in unserem Testzeitraum weitere zwei kleine Updates heraus, die Verbesserungen und mehr Stabilität versprachen.

Leistung und Verbrauch

Solange die 8 GB RAM nicht voll sind, ist das NAS sehr schnell im Zugriff via 2.5 GBit LAN. Erst wenn nicht mehr zwischengespeichert werden kann, sinken die Datenraten rapide ab. Der Stromverbrauch indes ist durchaus passabel. Im Standby verbraucht das UGREEN NASync DXP2800 gut 1 Watt, egal ob Wake on Lan (WoL) ein- oder ausgeschaltet ist und auch egal, ob der Low Power Mode oder der Balanced Power oder aktiv sind. Im Ruhebetrieb fallen lediglich 7 Watt an, unter Vollast sind 17 bis 23 Watt zu verzeichnen. Das sind ganz gute Werte soweit. Das Netzteil schaltet zuverlässig und ist ohne Last und ohne angestecktes Gerät bei 0 Watt Verbrauch ausgeschaltet. Das Netzteil des grossen Geschwisters DXP4800 Plus von UGREEN verbraucht dann immer noch 1 bis 2 W, was nicht hinzunehmen war.

Preis und Fazit

Das UGREEN NASync DXP2800 Plus war seit Ende März 2024 via Kickstarter verfügbar und kommt mit einem Early-Adopter-Rabatt für 289 US-Dollar daher.

Bei UGREEN ist das Gerät für die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) von 399,99 Euro bzw. SFr. zu kaufen. Mit dem Code DXP2800 gibt es nochmal 40 Euro bzw. SFr. Rabatt.

 

Für das DXP4800 von UGREEN mit gleicher Hardware aber vier statt zwei HDD-Schächten indes ist für 359 US-Dollar statt der 599.99 US-Dollar UVP zu bezahlen.

Das derzeitige Top-Modell, UGREEN NASync DXP4800 Plus kostet 419 US-Dollar statt der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP) von 699.99 US-Dollar und bringt eine potentere CPU und mehr RAM mit sich.

 

 

Insgesamt ist der UGREEN NASync DXP2800 Netzwerkspeicher eine tolle Lösung für einen vergleichsweise günstigen Preis. Die Hardware ist klug gestaltet und interessant aufgebaut. UGREEN kann hier den günstigeren Geräten von Synology und QNAP problemlos das Wasser reichen. Nur an der Software muss dringend noch weiter geliefert werden, gerade was App-Vielfalt an geht. UGREEN hat dazu aber bereits eine Update-Roadmap veröffentlicht. Auch in puncto Sicherheit gibt es noch Nachholbedarf.

 

Wer aber einen leistungsfähigen Netzwerkspeicher für unter 400 Euro will, der nicht ganz langsam und durchaus vielseitig einsetzbar ist sowie die Grundlagen eines NAS an Konfigurations- und Einstellungsmöglichkeiten beherrscht, sollte sich die NASync-Reihe von UGREEN einmal anschauen. Dort gibt es auch Geräte mit gleich acht HDD-Slots und Flash-Only-Lösungen.

Video: UGREEN

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Eine Antwort zu “Review: UGREEN NASync DXP2800 im Test”

  1. Yves Jeanrenaud sagt:

    Während der Black Friday Week zum 2. Dezember 2024 gibt es das UGREEN NASync DXP2800 für 339,99 Euro bzw. SFr., also mit 15 Prozent Rabatt.

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