Review: Soviet Kitchen Unleashed – Hybrid-Kartenspiel im Test

Soviet Kitchen ist ein Kartenspiel. Ja, ein Kartenspiel, aber ein hybrides. Denn es wird mit der zugehörigen App gespielt. Mitunter auch Gaming geht bei uns offline. Für uns war das ein guter Grund, nach vielen Stunden Spielspass nun doch eine Review zu dem spassigen Game aus Dresden zu veröffentlichen. Das Spiel für eine bis sechs Personen ab 12 Jahren ist vom Startup Hybr und entstammt der kreativen Feder von Andreas Wilde.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es in Soviet Kitchen?
Soviet Kitchen Unleashed ist ein kooperatives Spiel, in dem sich alles um Farben dreht. Denn das Essen, was wir als Küchenpersonal alleine oder bis zu sechst auf den virtuellen Tisch bringen, muss nur gut aussehen. “Nur” ist an dieser Stelle masslos untertrieben, denn nicht alle Farben sind für uns Menschen gleich gut auseinanderzuhalten. Gerade im Bereich Lila sind wir wohl nicht die hellsten Leuchten.
Auf Basis des CIELab Farbraum-Systems, das von der internationalen Beleuchtungskommission CIE im Jahr 1976 festgelegt wurde, und wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Farberkennen wird in der App berechnet, wie nahe die Mischung, die wir mit unseren Karten auf den Tisch bzw. in die App legen, an der Vorgabe ist.
Und das alles spielt lose im Kontext der UDSSR zum Ende des Zweiten Weltkriegs: Wir spielen eine Versorgungsgruppe der Roten Armee und müssen die Truppe mit Essen beliefern. Und weil Mangel an Allem herrscht, wird alles durch den Fleischwolf gejagt, egal wie ungeniessbar es erscheinen mag. Rote Sosse ist gefragt? Gut, das radioaktive Eichhörnchen ist auch rot! Nur etwas giftig und strahlt so ungesund. Aber darum hat die App auch ein Toxometer. Dies gilt es, bei allem Panschen, nicht zu überschreiten. Denn umbringen sollten wir unsere Kundschaft ja nicht. Meistens nicht. Zumindest nicht, bevor sie bezahlt hat.
Lieferumfang von Soviet Kitchen Unleashed
Das Spiel kommt in einem Karton mit 112 Karten und je einer kurzen Anleitung auf Deutsch sowie auf Englisch. Diese erklärt kurz die Grundlagen des Games, wobei die App ein gutes Tutorial enthält und man so sofort starten kann. Der Hersteller Hybr schreibt auch extra, die 16-seitige Anleitungen seien nur zu Unterhaltungszwecken. Und sie sind auch unterhaltsam gestaltet.
Die Karten in der Soviet Kitchen
Die Karten vom Spiel Soviet Kitchen sind in fünf Pakete aufgeteilt, die jeweils eine Trennkarte enthalten. Alle anderen 107 Karten sind mit komischen und illustren Zutaten versehen; von Roter Beete bis zum radioaktiven Müll, von der Handgranate bis zu alten Autoreifen und vielem mehr. Das erste Paket besteht aus 55 Zutatenkarten und einer Trennkarte. Mit diesem Paket startet das Spiel, in dessen Verlauf die weiteren Pakete freigeschaltet werden. Dazu gibt es den Story-Modus mit 21 Missionen. Um euch den Spass nicht zu verderben, sind die Karten in eben fünf Kapitel unterteilt und mit den Trennkarten verdeckt. Sie werden erst geöffnet, wenn die App dazu auffordert.
Jedes dieser weiteren Kartenpaket besteht aus 13 Zutaten und einer Trennkarte. So kommen neue Zutaten ins Spiel, die besondere Effekte oder Eigenschaften mitbringen. Dazu muss man den Story-Modus spielen, worauf wir gleich eingehen. Manche Karten ergänzen bestehende Zutaten, andere sind komplett neu.
Zutaten
Jede Spielkarte hat eine Zeichnung der Zutat mit entsprechender Farbe auf der Vorderseite prominent und mittig abgebildet. Natürlich sind auch der jeweilige Titel der Karte sowie etwaige Spezialeffekte beschrieben, in Deutsch und Englisch. Da sind schon lustige Dinge dabei. Ohne zu viel zu verraten, sind Psychopilze mit zufälliger Farbe nur die Spitze des Eisbergs und manche Zutaten entfalten erst zusammen ihre spezielle Wirkung, andere sind enorm giftig, wie Nowitschok etwa.
Giftwert
Der Giftwert, neben der Farbe zentral im Spielgeschehen, kann neben einfach toxisch in unterschiedlicher Höhe auch mal negativ sein. Wodka beispielsweise entgiftet! Das ist gut, weil sich die Sowjets, die unsere Mahlzeiten zu essen bekommen, sich zwar nach einer Mahlzeit schnell erholen, aber nicht unbegrenzt.
Radioaktivität
Radioaktive Zutaten vergiften die Gäste unserer Soviet Kitchen nachhaltig. Davon erholen sich die Gäste nicht einfach. Dieser Giftwert ist nur mit speziellen Zutaten-Karten, wie Kohle, wieder zu verringern.
Die Kartenrückseiten
Das fast Wichtigste an den Spielkarten jedoch ist die Rückseite. Dort ist jeweils ein einzigartiger QR-Code aufgedruckt, um der Soviet Kitchen App zu sagen, um welche Zutat es sich handelt. Darum ist ein CIE-Farbkreis abgebildet, der durchaus auch hilfreich im Spiel eingesetzt werden kann. Doch dazu gleich mehr.

Das Spielgeschehen
Gespielt wird in einem von drei Modi alleine oder bis zu sechst. In jedem geht es darum, die Farben der Karten, die man auf der Hand hält, passend zusammen zu mischen. Dabei muss man den Farbton, die Sättigung und die Helligkeit des jeweiligen Essens in der App treffen. Hierzu werden immer mehrere Karten in der Soviet Kitchen App eingescannt. Diese wirft die Zutaten in den virtuellen Fleischwolf und mischt so die Farben (und das Gift) zusammen.
Spielt man nicht alleine, darf und muss man über die Karten auf der Hand nur reden. Denn man spielt zusammen, um das gewünschte Ergebnis zu mischen. Zeigen darf man sich Karten gegenseitig natürlich nicht, aber das Farbrad auf dem Nachziehstapel darf zu Hilfe genommen werden. Das ist insofern praktisch, als dass es mitunter recht schwer ist, eine Farbe treffend zu beschreiben.
Ist das Resultat nahe genug an der Vorlage, gilt die Essenskomponente als angenommen. Dann wird keine Matroschka (Leben) geopfert. Es sei denn, es ist die letzte Komponente des Tellers und das Toxometer ist überschritten. Dann ist die Kundschaft nämlich tot. Aber sie haben vorher noch bezahlt, was durchaus auch nützlich sein kann. Je nach Mission.
Die erforderliche Nähe der Mischung wird durch die App vorgegeben und kann von Runde zu Runde variieren. Weil das Essen immer aus mehreren Komponenten besteht, ist man auch gut beraten, vorausschauend zu planen, wie man mit seinen Handkarten umgeht. Vielleicht wird die eine Farbe dann doch noch später gebraucht. So kann ein dunkles Rot sowohl für die geforderte rote Wurst eingesetzt werden, aber ist vielleicht auch für das schwarzgraue Kraut besser aufzuheben, um wenigstens in die Nähe des Ergebnisses zu kommen.
Story-Modus
Im Story-Modus spielt man sich durch 22 unterschiedliche Missionen von der Front bis zum Kreml. Unterschiedliche Ziele mit unterschiedlichen Gerichten und Anforderungen bringen da einiges an Abwechslung. Die erforderliche Ähnlichkeit des Essens etwa, das wir abliefern müssen, variiert oder es gibt auch Missionen, bei denen der Giftwert keine Rolle mehr spielt. Man hat auch unterschiedlich viele Leben pro Missionen, die ganz Stilecht als Matroschkas angezeigt werden. Und Bonusaufgaben gibt es auch noch! Der Story-Modus beginnt mit einem Tutorial zum leichten Einstieg in das Spiel.
Challenge-Modus
Im Challenge-Modus wiederum stellt man sich für den schnellen Spielspass einer ausgesuchten Aufgabe. Neue Aufgaben schaltet der Story-Modus frei. Hier sind Spiele jeweils rund 25 Minuten lang.
Klar gibt es für die Challenges auch eine Highscore, in der man sich mit allen Spielenden weltweit messen kann. Dafür braucht man einen kostenlosen Account beim Hersteller Hybr.
Neu: Online-Modus
Im Zuge der SARS2 CoVID-19 Pandemie wurde die App aktualisiert. Jetzt, in Corona-Zeiten, können wir aufgrund Kontaktbeschränkungen und Ansteckungsgefahr hüben wie drüben ja nicht mehr mit allen spielen, mit denen wir gerne möchten. Hybr hat deswegen reagiert und ein bestehendes Spiel aufgerüstet. Pünktlich zu Weihnachten 2020 gab es in der Android-Version der App als Beta den neuen Modus, indem man an bis zu sechs verteilten Orten zusammen spielen kann.
Im Prinzip handelt es sich um den Challenge-Modus in der Online-Variante mit Videochat. Hier ist nun aber der gemeinsame Fleischwolf in der Cloud online und alle haben vor Ort ihre eigenen Karten zur Hand. Einen Account bei Hybr braucht es dazu natürlich auch. Wann die iOS-Version mit dem Online-Modus nachzieht, ist noch nicht bekannt.
Abgesehen vom Highscore und dem neuen Online-Modus kann Soviet Kitchen Unleashed jedoch kann das Spiel komplett ohne Internetzugang gespielt werden. Wer jedoch ein Hybr-Konto anlegt, bekommt dort auch den Fortschritt des Story-Modus gespeichert und kann so auf bzw. mit mehreren Geräten spielen.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Preis und Fazit zu Soviet Kitchen Unleashed
Soviet Kitchen Unleashed kostet bei Hybr 19,99 Euro bzw. SFr. zzgl. Versandkosten. Auch beim Online-Store Amazon beispielsweise ist das hybride Game zu bekommen.
Soviet Kitchen Unleashed ist ein enorm spannendes und irre witziges Spiel für zwischendurch oder auch längere Spielabende. Die Möglichkeiten, die Hybr mit dem hybriden Kartenspiel durch die App eröffnet, sind wirklich bemerkenswert. Die Karten und die App sind angemessen robust gebaut. Die Grafik ist toll und auf Tablet wie Smartphone läuft eigentlich alles soweit. Sowohl die Zeichnungen auf den Karten als auch in der App haben einen coolen Stil und sehen gut aus. Der QR-Scanprozess wiederum ist natürlich abhängig von den Lichtverhältnissen und der Frontkamera des Smartphones oder Tablets. Bei halbwegs aktuellen Geräten mit solider Selife-Cam-Auflösung (ca. 8 MP) jedoch und in einem hellen Raum oder gar draussen ist das Erkennen der QR-Codes durch die App eigentlich kein Problem.
Ob alleine oder bis zu sechst und mit unterschiedlich vielen Handkarten birgt die App zum Kartenspiel an sich schon eine Menge Abwechslung im Spielgeschehen. Auch wenn es eigentlich immer sehr ähnlich vor sich geht, ist das Spiel Soviet Kitchen Unleashed sehr schnell gelernt und gespielt. Durch die Kooperation ist es erfrischend anders als so manches Kartenspiel an Spieleabenden und in Kneipenrunden. Ohne Smartphone ist Soviet Kitchen nicht spielbar. Bleibt zu hoffen, dass die App, wie von Hybr versprochen, auch immer verfügbar bleibt und der Online-Modus bald auch unter iOS veröffentlicht wird.
Schade ist nur, dass weder die App noch die Karten Russisch können. Das hätte dem Spiel vielleicht gut getan, richtige kyrillische Buchstaben zu zeigen. Aber das ist nur ein kleines Manko und eigentlich nicht der Rede wert. Ich persönlich kann auch gar kein Russisch.
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