Do. 24. Mai 2018 um 17:31

Review: Samsung Galaxy S9+ im Test – Vieles neu, aber dennoch alles beim Alten?

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 8 Minuten

Die Galaxy S9 Modelle verkaufen sich nicht schlecht, aber angeblich unter den Erwartungen von Samsung. Die Gründe können an dieser Stelle vielfältig sein und einer davon eben der, dass sich die Galaxy S9 und Galaxy S9+ Modelle nicht sonderlich stark von den vorherigen Modellen abheben. Zumindest optisch ist das durchaus der Fall, intern hingegen hat sich dann doch etwas getan. Wir haben uns das grössere der beiden Smartphones einmal genauer angeschaut.

Inhaltsverzeichnis


Auf den ersten Blick alt, auf das erste Fühlen hin aber doch anders

Wer ein Galaxy S8 oder Galaxy S8+ in den Händen halten durfte, wird dieses Phänomen wohl am ehesten nachvollziehen können, denn die Modelle fühlen sich schon sehr filigran an. Das Glas scheint im Aluminiumrahmen zu verschwinden, was dem Gerät ein sehr fliessendes und handschmeichelndes Design verpasst.

 

Optisch sieht das Galaxy S9+ dem Vorgänger nicht nur ähnlich, sondern sieht im ausgeschalteten Zustand sogar nahezu identisch aus. Guckt man allerdings auf den Rücken, dann erkennt man natürlich die neue Dual-Kamera und die neue Postion des Fingerprintsensors darunter.

 

Weitere Unterschiede offenbaren sich allerdings sobald man das Galaxy S9+ in die Hand nimmt. Das Display Glas und auch der Rücken gehen nicht mehr fliessend in den Rahmen über, es ist zwar weniger als einen Milimeter, aber fühlbar, den der Rahmen nun etwas heraussteht. Dieser ist auch leicht dicker. Hält man das Galaxy S9+ also in der Hand, so fühlt es sich stabiler bzw. leicht wuchtiger und damit sogar noch ein wenig hochwertiger an, als der Vorgänger. Das ist beeindruckend, wenn man darüber nachdenkt, dass man es mit blossem Auge kaum vom Galaxy S8+ unterscheiden kann.

 

Der untere Rand unter dem Display ist ebenfalls leicht schmaler ausgefallen, was aber auch nur bei einem direkten Vergleich zu erkennen ist. Grundsätzlich sind die Unterschiede aber marginal und kaum mit dem blossen Auge zu erkennen (von der Kamera hinten einmal abgesehen). Manchmal muss man es einfach anfassen, um zu wissen, was gemeint ist, denn erst dann offenbart es die fühlbaren Unterschiede. Für uns fällt der Eindruck sehr positiv aus und es gibt definitiv nichts an der herausragenden Verarbeitung zu bemäkeln.

 

Auch beim Galaxy S9+ gibt es wieder den bekannten IP68-Standard für Schutz vor Wasser und Staub. Zudem verbaut man erstmals ein sehr hochwertiges Stereolautsprecher-System. Hier wird dann der Ohrhörer als zweiter Speaker “missbraucht”, was auch erstaunlich gut funktioniert. Zudem wird weiterhin auf einen klassischen Anschluss für Kopfhörer in Form der 3.5 mm Klinke gesetzt.

Allerdings haben wir noch einen Fall von “egal wie man es macht, man kann es niemandem Recht machen”: Der Fingerprintsensor hat zwar endlich seine Position gewechselt und befindet sich nicht mehr neben der Kamera, ist aber immer noch nicht wirklich gut zu erreichen. Er bleibt weiterhin schwer zu erfühlen und oft treffen wir erst die Dual-Kamera. Schlussendlich widmet man sich eher der Gesichtserkennung, zum Entsperren des Smartphones. Jetzt gab es eben berechtigte Kritik an der damaligen Platzierung und nun ist es zwar leicht besser, aber immer noch suboptimal gelöst.

Leistung satt: Der Exynos 9810 verhilft zu neuen Höhenflügen

Während das Aussehen auf den ersten Blick sich eher gar nicht geändert hat, um so mehr hat man dann doch im Inneren nachgebessert. Das Galaxy S9+ ist auch erstmals in einigen Punkten deutlich besser ausgestattet, als das kleinere Modell. Grosse Unterschiede gibt es hier vor allem bei der Kamera und beim RAM.

 

Angetrieben wird das Flaggschiff von einem hauseigenen Exynos 9810, der wiederum auf 6 GB RAM zugreifen kann. Der interne Speicher beträgt, wie im letzten Jahr auch, 64 GB, kann aber per microSD erweitert werden. Zudem gibt es Versionen mit 128 GB und 256 GB Speicher. Beim Display setzt man auf ein 6.2 Zoll grosses QHD+ Panel, welches nahezu die gesamte Front einnimmt, auch ohne Notch. Die neue Dual-Kamera kann auf zwei 12 MP Sensoren zurückgreifen und sogar erstmals auf eine dynamische Anfangsblende, die mit bis zu f/1.5 ein neues Novum im Smartphone-Markt aufstellt. Der Akku ist mit 3’500 mAh gleich geblieben.

 

Die Performance selbst ist herausragend gut. Der Exynos 9810 bietet die mit Abstand höchste Single-Core-Leistung, die derzeit in einem Android-Smartphone steckt, was man vor allem beim Starten von Apps gegenüber dem Vorgänger tatsächlich merkt. Facebook, WhatsApp und andere Apps starten deutlich schneller. Vor allem wenn es zu grösseren Berechnungen kommt, profitiert das System ungemein von der hohen Rohleistung. Synthetische Benchmarks untermauern dieses ebenfalls deutlich: Geekbench 4 bringt hier über 3’700 Punkte in der Einzelkern-Leistung zutage Beeindruckend! Auch im Multi-Core-Score bringt man es auf beachtliche über 8’900 Punkte. Die 2 GB RAM mehr, die im grösseren Galaxy S9+ stecken, helfen ebenfalls bei massiven Multitasking-Operationen. Apples A11 Bionic schlägt man zwar damit noch lange nicht, ist aber im Feld der Androiden sogar teils vor dem Snapdragon 845 Prozessor, wobei es hier stark auf die Nutzung ankommt. Generell nehmen sich die Chips nicht viel.

 

Spiele haben ebenfalls keine Probleme mit der sehr starken Hardware. Die verbaute Mali-G72 ist die neuste Generation des GPU-Herstellers und befeuert alles absolut Mühelos. Egal ob riesiges Clash of Clans-Gewusel oder eine Runde auf dem Mazda Speedway in Real Racing 3 mit mindestens 18 gegnerischen Autos: Die Performance liegt immer auf sehr hohem Niveau.

 

In der Rohleistung hat Samsung also die Kraft im Inneren nahezu verdoppelt und durch das neue 10nm FinFET Design konnte man die Hitzeentwicklung und den Stromverbrauch ein wenig herunterfahren. Der Exynos 9810 ist damit einer der absoluten Hochleistungschipsätze in diesem Jahr und bietet mehr als genug Kraft.

Galaxy S9 beim Spielen
Egal wie aufwändig das Spiel auch ist, die Leistung ist dank Exynos 9810 mehr als ausreichend.

Bestes Display in einem Smartphone. Mal wieder?

Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn Samsung hier einmal nicht den ersten Platz belegen würde. Schon zum Test des Galaxy S8+ haben wir gesagt, dass wir hier eines der besten Displays auf dem Markt vor uns liegen haben und das Galaxy S9+ bildet diesmal keine Ausnahme.

 

Wir schauen hier auf ein 6.2 Zoll grosses S-AMOLED-Panel mit einer Auflösung von maximal 2960 x 1440 Pixel. Das entspricht einem Format von 18.5:9, also genau so, wie man es von den anderen Galaxy-Modellen her kennt. Zudem ist das Display voll HDR10 fähig, was vor allem auf YouTube, Amazon Video oder auch Netflix bei speziell angepasstem Content sehr viel Spass macht. Dolby Vision hingegen wird nicht unterstützt.

 

Wie für ein AMOLED-Panel typisch, haben wir es hier mit einer herausragenden Blickwinkelstabilität zu tun. Auch im Sonnenlicht zeigt das Galaxy S9+ kaum eine Schwäche. Die Farben sind kraftvoll und generell reden wir hier von einer Darstellungsqualität die nahezu unerreicht scheint. Soviel Lobhudelei muss dann tatsächlich auch Mal sein.

 

Grösster Konkurrent ist allerdings das Display des iPhone X, welches in unseren Augen einen Tick heller werden kann. Zudem ist die Farbdarstellung auf dem iPhone X wesentlich natürlicher, als die stark poppigen Farben beim Galaxy S9+. Letzterer Punkt ist aber verschmerzbar, da man mit etwas Erfahrungen in den Einstellungen des Samsung Flaggschiffs den Kontrast selber regeln kann. Zudem ist das Panel im iPhone X ebenfalls von Samsung: Hier schlägt man sich also maximal nur selbst, was wir jetzt nicht als Kritikpunkt auffassen würden.

 

Allerdings spielt Samsung auch beim Galaxy S9+, zumindest bei der Auflösung, mit gezinkten Karten. Richtet ihr das Smartphone ein, löst das Panel standardmässig mit 2220 x 1080 Pixel auf, also in FullHD+. Warum man sich auch beim Nachfolger dafür entschieden hat, bleibt weiterhin unklar, zumal auf der Verpackung ja mit der vollen Auflösung geworben wird. Wer also das ganze Paket geniessen will, muss in den Einstellungen selbst tätig werden.

Auch bei den Galaxy S9 Modellen ist eine niedrigere Auflösung eingestellt. Die Lesbarkeit hält sogar starker Sonneneinstrahlung stand.

Erste Dual-Kamera mit dynamischer Blende weiss zu überzeugen

Es ist zwar nicht die erste Dual-Kamera in einem Samsung Smartphone, aber dafür in einem Galaxy S Modell und sie wurde im Vergleich zum Note8 noch einmal überarbeitet. Die Daten sprechen für sich: Wir blicken hier auf zwei 12 MP Sensoren mit unterschiedlichen Blenden. Der Hauptsensor kann auf eine dynamische Blende mit entweder f/1.5 oder f/2.4 zurückgreifen, während der zweite Sensor eine Telephotolinse besitzt und auf die zweifache Grösse hinein zoomt. Das normale Galaxy S9 hingegen besitzt nur eine Single-Kamera mit 12 MP und dynamischer Blende.

 

Vor allem die dynamische Blende gilt als absolutes Highlight in der Branche und als solches darf es auch ruhig bezeichnet werden. Eine derartige Blende, vor allem auch noch mit f/1.5 als Anfangseinstellung, gab es in dieser Form bisher nicht. Aber bringt diese auch etwas? Diese Frage ist eher schwierig zu beantworten, da bei durchschnittlicher Benutzung man wohl meist sowieso nicht mitbekommt, mit welcher Blende er gerade das Fotos geknipst wird. Wir gehen auf die Unterschiede der beiden Modi der Blende aber bald in einem gesonderten Artikel separat ein, da dieses durchaus ein Thema für sich sein kann.

 

Samsung hat aber auch an der Software gearbeitet und das stärkere Schärfen per Software leicht reduziert, was sich positiv auf den Detailgrad, vor allem in der Ferne, auswirkt. Die Bilder sind sehr reich an Details und dank der dynamischen Blende im Automodus gelingen Bilder in ausreichenden Lichtverhältnissen auch nahezu “rauschfrei”. Es ist immer wieder beeindruckend, was Samsung aus seinen Kameras holt und dieses Jahr ist ebenfalls so.

 

Wer dann doch in den Einstellungen bei dunkleren Lichtverhältnissen auf die f/1.5 Blende stellt, bekommt hier ebenfalls einen merklichen Boost zu spüren. Klar! Die deutlich lichtstärkere f/1.5 Blende kann viel mehr Umgebungslicht “einsaugen” und damit auch sehr gute Ergebnisse erzielen. Solche Gegebenheiten bleiben aber auch weiterhin die Achillesferse eines jeden Smartphones: Sobald gleichmässig dunkle Flächen erscheinen oder Übergänge von dunklen Farbtönen geschaffen wurde, macht sich immer noch einiges an Rauschen bemerkbar. Die Bilder selbst bleiben aber Konsequent scharf, wahrscheinlich auch durch das mittlerweile Samsung-typische Nachzeichnen.

 

Insgesamt kann man der Kamera eine herausragende Leistung bescheinigen. Samsung bleibt sehr wahrscheinlich auch in diesem Jahr wieder einer der Kandidaten mit den besten Kameras im Feld. Auch der Zoom hat uns gefallen, der sogar schärfere Bilder produziert als die Telephotofunktion des iPhone X, welche ebenfalls mit einer zweifachen Vergrösserung arbeitet.

Leicht verbesserte Akkulaufzeit und gute Stereolautsprecher

Ich tue mich mit dem Wort “durchschnittlich” immer schwer, denn schlecht ist die Akkulaufzeit des Galaxy S9+ wahrlich nicht. Einen Tag hält das Smartphone in den meisten Fällen durch. Selten konnte ich das Galaxy S9+ auch mit etwas mehr Spielen deutlich eher in die Knie zwingen. Sollten eher nur die alltäglichen Dinge genutzt werden, wie Facebook, WhatsApp, Browsen, Mails etc. dann kommt man sogar noch bis in den zweiten Tag hinein, wird diesen aber letztendlich nicht beenden.

 

Insgesamt darf man die Leistung des 3’500 mAh grossen Akkus als solide bezeichnen, beeindruckend ist das aber jetzt nicht. Das Mate 10 Pro hält mit 4’000 mAh deutlich länger durch und erreicht sogar rund drei Tage bei alltäglicher Nutzung. Den Vergleich müssen sich bis heute viele aktuelle Flaggschiffe gefallen lassen. Somit hat sich die Laufzeit zwar leicht im Vergleich zum Vorgänger verbessert, aber wir sehen das an dieser Stelle nicht als grossen Sprung an. Es war in unseren Augen sogar eher nötig. Wirklich gut ist diese aber letztendlich dann immer noch nicht.

 

Interessanter fanden wir aber die beiden Lautsprecher, die Samsung in dieser Konstellation erstmals in seinem Smartphone verbaut. Diese stellen eine massive Verbesserung zum doch sehr schlechten Monolautsprecher aus den Vorgängermodellen dar und wir hatten sichtlich Spass, auch einmal YouTube Videos und andere Medien ohne Kopfhörer konsumieren zu können. Der Sound bleibt knackig, selbst bei höheren Lautstärken blieb ein starkes Scheppern oder Kreischen aus.

 

Apropos Kopfhörer! Samsung setzt auch weiterhin auf einen 3.5 mm Klinkenanschluss. Man muss also nicht auf einen USB-Type-C oder Bluetooth-Kopfhörer ausweichen.

Fazit: Galaxy S9+ auch in diesem Jahr eines der stärksten Androiden

Schon beim iPhone war es oft schwierig, wenn sich das Design der Geräte nahezu gar nicht änderte, die positiven Aspekte aus einem reinen Text heraus begreiflich zu machen. Vieles muss man irgendwie dann doch einmal selbst in der Hand haben und im Fall des Galaxy S9+ wird dieses wieder deutlich. Dass sich auch etwas am Design getan hat, merkt man gerade erst dann, wenn man das neue Samsung Flaggschiff in den Händen hält und es fühlt sich einfach besser an.

 

An den wichtigen Innereien wurde ebenso gearbeitet und blicken wir auf eine nahezu verdoppelte Leistung mit dem Exynos 9810 und dieses Mal sogar auf 6 GB RAM. Letzteres ist sogar ein grösserer Unterschied zum normalen Galaxy S9. Auch die Kamera wurde noch einmal verbessert, bietet einen starken doppelten, optischen Zoom und die Fähigkeiten unter schwachen Lichtverhältnissen profitieren von der dynamischen Blende. Die Stereolautsprecher, die endlich dringend nötig waren, sind nun ebenfalls an Bord und das 6.2 Zoll grosse Display ist sowieso allem Erhaben. Die “Pflichtausstattung” von WLAN, LTE, GPS, Bluetooth 5.0, und NFC ist natürlich ebenso vorhanden, wie kabelloses Laden per Qi Fast Wireless Charging.

 

Etwas enttäuscht sind wir hingegen vom Akku, da wir gehofft haben, dass das Galaxy S9+ hier ebenfalls Mal seinen Highend-Wurzeln gerecht werden würde, aber es verhält sich leider ähnlich zum Vorgänger. Es ist nicht grundlegend schlecht, aber eine höhere Laufzeit hätte der Serie gut getan, zumal die leichte Verbesserung zum Gaalxy S8+ sich mehr oder weniger wie ein Tropfen auf dem heissen Stein anfühlt.

 

Grundsätzlich ist das Galaxy S9+ auch in diesem Jahr eines der besten Android-Smartphones auf dem Markt. Das Gesamtpaket ist stimmig und man bekommt Highend-Hardware durch und durch! Das lässt sich Samsung mit einer UVP von 950 Euro bzw. SFr. auch fürstlich bezahlen, allerdings ist das Smartphone nun schon etwas länger im Handel erhältlich und die Strassenpreise sind gesunken. Auf Amazon beispielsweise kann das Gerät schon für 750 Euro erworben werden. Die 256 GB Version hingegen kostet immer noch satte 1’050 Euro. In der Schweiz werden bei Digitec rund 1’000 Schweizer Franken für die Grundversion fällig.

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