Nokia XR20 im Test: Interessantes Outdoor-Handy mit Preisschild-Problem

Ganz ehrlich: Outdoor-Handys gibt es aktuell wie Sand am Meer und es ist schwierig diese im Laufe der Zeit noch auseinanderhalten zu können. Sie müssen aber einige Punkte schon mit Bravour erfüllen, um eben als stabiles Handy für “Draussen” zu gelten. Das Nokia XR20 beispielsweise macht einen guten Job, hat aber ein grundlegendes Problem. Wir haben das solide Handy testen können und schildern euch nun unsere Eindrücke.
Inhaltsverzeichnis
Nokia XR20 Design: Outdoor-typisches Backstein-Design – Stabiler geht es kaum!
Nokias gelten als unzerstörbar, zumindest zu Zeiten der alten Handys noch. Smartphones hingegen haben eher einen zerbrechlichen Ruf, es sei denn, es sind tatsächlich Modelle für den Outdoor-Einsatz. Das Nokia XR20 bringt hier alle Eigenschaften mit. Eine sehr harte Polycarbonat-Schale mit Metallelementen verstärkt. Oben drauf ist das Gerät nach Militärstandard zertifiziert. Ein echter Brocken also und das merkt man in der Hand auch. Abmessungen von 171.6 x 81.5 x 10.6 mm sind schon durchaus Backstein-ähnliche Dimensionen. Mit knapp 250 Gramm wiegt der Telefonier-Ziegel auch schon eine gute Viertel-Milchtüte.
Grundsätzlich gibt es aber nichts zu meckern. Auch bei den Abmessungen nicht, denn Outdoor-Handys sind einfach klobig, aber gleichzeitig auch enorm stabil. Das Nokia XR20 zeigt sich im Test sehr gut verarbeitet mit mehr oder weniger gewohnter Qualität des finnischen Herstellers. Tatsächlich haben wir hier wirklich nichts zu beanstanden. Eventuell könnten die Ränder um das Display schon ein Stückchen kleiner sein, doch das ist nun einmal bei Handys dieser Preisklasse so. Nichts wackelt, es knarzt auch nichts und insgesamt macht das Modell einen sehr guten Eindruck.
Technisch auf dem Niveau der oberen Einstiegsklasse – Zu wenig?
Zählen wir doch erst einmal auf, was alles in dem Modell steckt. Angetrieben wird das Nokia XR20 im Test hier von einem Snapdragon 480 mit 5G-Mobilfunk-Support. Das Basismodell ist mit 4 GB RAM und 64 GB internem Speicher verfügbar. Wahlweise aber auch mit 6/128 GB Speicher. Das Display misst durchaus grosse 6.67 Zoll, setzt auf IPS-Technologie und löst FullHD auf. Bei der Leistung überschlägt sich das Handy also nicht, was aber vor allem an dem eher schwachbrünstigen Snapdragon 480 5G liegt.
Technische Daten des Nokia XR20 im kurzen Überblick
- Display: 6.67 Zoll IPS mit FullHD-Auflösung
- Prozessor: Snapdragon 480G (5G-Mobilfunk)
- Speicher: 4 GB RAM und 64 GB interner Speicher
wahlweise auch 6 GB RAM und 128 GB Speicherplatz - Konnektivität: Bluetooth 5.1, WLAN ac, WiFi-Direct, NFC, USB-Typ-C (3.0)
- Akku: 4’630 mAh
- Zusätzliches: IP68-Zertifiziert, MIL-STD-810H
Insgesamt ist die Leistung “in Ordnung” und reicht für die meisten alltäglichen Dinge durchaus aus. Facebook und Instagram laufen und auch Kartenapplikationen sind kein Problem für das Nokia XR20. Allerdings geht dem Gerät schnell die Puste aus. Ihr solltet daher Apps frühzeitig schliessen, vor allem wenn ihr gedenkt auch die Kamera zu nutzen. Die Oberfläche läuft zwar weitestgehend ohne Aussetzer. Einige Ruckler gibt es dann aber schon, vor allem wenn ihr vom Homescreen auf den Google Discovery Tab wechselt, kann es schon einmal sehr zäh werden.
Es ist einfach wie es ist: Zocken ist auf dem Nokia XR20 im Test nicht wirklich möglich. Selbst gefühlt Jahrzehnte alte Spiele wie Asphalt 8 oder Real Racing 3 funktionieren nur so gerade eben wirklich brauchbar. Aber das ist auch nicht die Zielgruppe des Modells. Bäume reisst die Leistungsfähigkeit des Nokias also nicht aus. Dafür kommt die Hardware eher der Akkulaufzeit zugute, wobei auch nur zu Teilen. Dazu aber später mehr.

Display und Kamera des Nokia XR20 im Test etwas auf der Strecke
Das Display ist mit 6.67 Zoll schon ordentlich gross, nutzt aber IPS statt AMOLED. Das zieht bei der Grösse ordentlich Strom, wenn die Helligkeit in der Sonne nach oben schnellt. Leider ist diese für ein Outdoor-Handy nicht optimal. Hier hätte es deutlich heller sein dürfen, doch dann dürfte die Mattscheibe ordentlich am Akku nuckeln und die Wärmeentwicklung wäre auch zu extrem. Dennoch, in direkter Sonneneinstrahlung ist das etwas zu wenig.
Das Panel löst in FullHD+ also in 2400 x 1080 Pixel auf. Die Blickwinkelstabilität ist für diese Klasse in Ordnung. Aber wer sollte schon so extrem von der Seite auf das Nokia XR20 schauen? Mit etwas über 500 nits ist es halt nicht das Hellste seiner Art. Doch ich persönlich würde es als “ausreichend” wenn auch nicht besonders gut bezeichnen. Die Farbdarstellung ist leicht blass und die Anzeige etwas unterkühlt.
Ich fasse an dieser Stelle Kamera und Display übrigens nicht ohne Grund zusammen, denn die Kamera ist wirklich nichts besonderes. Fotos haben eine gute Schnappschussqualität, sind aber von “sehr gut” aber auch sehr weit entfernt. Für den Ausseneinsatz aber mehr als ausreichend, sofern genügend Licht vorhanden ist. Sobald die Sonne untergeht, werden Bilder schon bei geringeren Lichtverhältnissen rauschig. Weissabgleich und Dynamik sind ebenfalls auf einem ordentlichen Niveau. Immerhin stellt Nokia dem 48 MP-Hauptsensor noch einen 13-MP-Sensor für Ultraweitwinkel zur Seite. Ich persönlich mag Ultraweitwinkel-Knipser deutlich lieber als Makrosensoren und die Bilder hier sind ebenfalls in Ordnung.

Akkulaufzeit und IP68-Standard: Das Eine löblich, das Andere eher “mäh”
Interessant ist, dass trotz der enormen Dicke, nur ein 4630 mAh grosser Akku verbaut ist. Meistens kommen Outdoor-Smartphones mit 5000 mAh und mehr. Beispielsweise das Volla Phone X kommt mit richtig dicken 6300 mAh und das merkt man durchaus in jeder Sekunde. Anders eben beim Nokia XR20 im Test, das durch das riesige IPS-Display (wie auch beim Volla) ordentlich gefordert wird. Die Laufzeiten erreicht das Nokia-Modell bei weitem nicht! Schade, denn ein Outdoor-Smartphone sollte schon lange genug ohne Steckdose in der Nähe schaffen.
Hier gibt es einfach zwei Kriterien, die das Gerät in die Knie zwingen. Zum einen eben besagtes Display und dann der Umstand, dass man es wirklich Draussen permanent bei höchster Helligkeit betreiben muss, um überhaupt etwas zu sehen. Zwar kommt ihr irgendwie über den Tag, wenn ihr GPS am besten gar nicht beansprucht, aber das sollte kein Kriterium für ein Outdoor-Handy sein. Schliesslich sollte man dieses durchaus mit GPS, Kartenmaterial und eben eingeschaltetem Display lange genug nutzen können.
Dafür punktet das Nokia XR20 vor allem beim IP68-Standard, den anderen Smartphones zwar auch bieten, doch legt der Hersteller hier tatsächlich noch Militärstandard nach “MIL-STD-810H” oben drauf. Das gibt zusätzliche Sicherheiten für den Ausseneinsatz und werten wir durchaus als Pluspunkt. Das Volla Phone X hat dieses beispielsweise nicht.

Fazit: Der Preis zieht das interessante Outdoor-Handy leider deutlich runter
Das Nokia XR20 hat ein Problem und das ist ihr ausgesprochener Preis. Mit weit über 400 Euro bzw. Schweizer Franken ist das Modell mit Snapdragon 480G (trotz 5G-Support) einfach etwas untermotorisiert. Das Modell kann dieses Problem auch nicht in eine deutlich längere Akkulaufzeit ummünzen, da die Batterie mit 4630 mAh und diesem Display nicht all zu weit davonlaufen kann. Schade eigentlich. Denn das Nokia ist super verarbeitet, bietet Militärstandard bei der Zertifizierung und ist eigentlich ein schick anzufassendes Gerät. Grosser Pluspunkt ist in meinen Augen vor allem das nahezu unangetastete Android ohne grossartige Bloatware. Bis zu drei Jahre lang Android-Updates verspricht der Hersteller zudem. Also im Endeffekt noch zwei Jahre von hier an.
Aktuell ist das Modell für Interessierte auf Amazon bei rund 460 Euro zu haben. In der Schweiz findet ihr das Modell für über 470 SFr. beispielsweise bei ausgewählten Anbietern. Im Vergleich zur Konkurrenz empfinden wir das allerdings zu hoch. Versteht mich nicht falsch, das Volla Phone X ist preislich ähnlich angesiedelt, bietet aber bei weitem mehr für das Geld. Vor allem auch besondere Extras, wie die vielen Privatsphäre Features indem Google komplett aus dem System entfernt wurde oder gar den massiv grossen Akku mit extremer Laufzeit.
Insgesamt spreche ich an dieser Stelle also vorerst keine Empfehlung aus. Da könnt ihr euch bei der Konkurrenz, beispielsweise bei Samsung oder anderen Anbietern für ein wenig mehr deutlich besser bedienen. Interessant bleibt das Modell dennoch, vor allem dann, wenn euch 5G in einem solchen Handy durchaus wichtig ist. Sowas bietet eher kaum ein Android-Handy dieser Klasse.
Danke für den Test. Ich bin kürzlich auch am überlegen gewesen ob ich mir für die Arbeit das Nokia XR20 kaufe. Ich habe mich aber dagegen entschieden. Grund ist das Preis/Leistung Verhältnis. Ich werde da denke ich auf das Nokia X10 setzen. Bei der Arbeit mache ich keine Spiele und für Surfen, Messenger, E-Mail sollte mir das reichen. Und sollte es kaputt gehen hol ich mir halt ein neues.