Review: Nokia Active Wireless Earphones im Test

Immer mehr Menschen öffnen sich der modernen Technik und legen sich ein Smartphone zu. Ein grosser Teil davon hört unterwegs, etwa auf dem Arbeitsweg in öffentlichen Verkehrsmitteln, gern seine Lieblingsmusik. Noch vor kurzer Zeit waren kabelgebundene Headsets das Nonplusultra, da sie universell überall eingesetzt werden können. Mit einer Veränderung in der Mobile-Industrie, genauer gesagt dem Wegfall der 3.5mm Klinke bei einigen Geräten, schauen sich Musikliebhaber zunehmend nach Alternativen um.
Da wir es aktuell bei Smartphones und Tablets mit der unheiligen Dreifaltigkeit aus Klinke, USB-C und Lightning zu tun haben, werden universelle Bluetooth-Headsets und Kopfhöhrer immer beliebter. Auf dem Vorstellungsevent vom Nokia 8 im Rahmen der IFA 2017 bekamen wir auch die Nokia Active Wireless Earphones in die Hand gedrückt und haben diese natürlich direkt einem Alltagstest unterzogen. Wie sich das (fast) kabellose Headset dabei geschlagen hat, das erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
Inhaltsverzeichnis
Klobig, und doch sehr edel
Der Klang ist natürlich bei einem Wiedergabegerät das A und O. Doch da man solche Gadgets am Kopf und in der Öffentlichkeit trägt, muss natürlich auch das Design stimmen. Optimal wäre natürlich ein schlanker Kopfhörer mit wenig Gewicht und langer Akkulaufzeit. Energiespeicher brauchen aber Platz, weshalb auch hier beim Design wieder Kompromisse eingegangen werden mussten.
Zunächst erstmal handelt es sich bei dem Active Wireless-Headset um eine zwar kabellose Variante die via Bluetooth 4.1 kommuniziert, dessen Ohrteile aber mit einem Kabel verbunden sind. An diesem Flachkabel ist unter dem linken Ohr ausserdem eine Inline-Bedieneinheit mit drei Tasten und einem Mikrofon angebracht. Da dort nur die Elektronik für die Tasten sitzt und kein Akku, ist die Kabeleinheit recht leicht und zieht nicht nach unten. Die Akkus sitzen dafür jeweils hinter den 9mm-Treiber in den Ohrhörern selbst. Zugegebenermassen wirkt das ganze dadurch etwas klobig, wurde aber dank der eleganten Optik mit geschliffenem Aluminium etwas kaschiert.

Wer nun Bedenken beim Sitz in den Ohren hat, der kann beruhigt aufatmen. Mitgeliefert werden nämlich drei Paare Silikonaufsätze für die In-Ears, sowie drei Paare “Haifischflossen” zur Anpassung auf die Ohrmuschelgrösse. Hat man die zum eigenen Ohr passenden Aufsätze angebaut – was sehr leicht von der Hand geht – sitzt das Active mehr als nur bombenfest. Die Haifischflossen klemmen sich nämlich hervorragend ins Ohr ein und machen so quasi richtige “Überohrbügel” überflüssig. Somit ist das Nokia-Headset auch hervorragend zum Trockensport geeignet, bei uns traten im Alltag und bei sportlichen Aktivitäten jedenfalls keinerlei Probleme auf. Aber warum denn jetzt “Trockensport”? Nun, der Hersteller gibt zwar an, dass das Headset gegen Spritzwasser und Staub geschützt ist, schwimmen sollte man damit aber nicht gehen. Bei einem Schauer während des Joggens sollte es aber zumindest nicht zu Defekten kommen.
Verbindungsqualität und Bedienung
Wie oben schon erwähnt, wird die drahtlose Verbindung via Bluetooth 4.1 aufgebaut. Der Energieverbrauch hält sich dabei im Low Energy-Bereich und sorgte für eine anständige Laufzeit von mitunter über acht Stunden bei moderater Lautstärke. Laut Herstellerangabe sollen genau acht Stunden drin sein, was das Headset gegebenenfalls sogar überbietet. Zu Abbrüchen kommt es dabei unter normalen Bedingungen nicht. Bluetooth kann bei hoher Geschwindigkeit und anderen Störeinflüssen aber selbstverständlich mal kurz stocken, was aber auch den Besten mal passiert.
Bedient wird das Active Headset über die Drei-Tasten-Bedieneinheit unter dem linken Ohr. Dort findet man die üblichen drei Tasten für lauter, leiser und die mittige Multifunktionstaste. Das Koppeln und die Multimedia- und Telefonfunktionen sind dabei so eingängig wie bei der Konkurrenz auch. Etwas merkwürdig ist nur der Fakt, dass die Bedienlogik hier etwas wirr geraten ist. Bei einem Druck nach oben wird die Musik lauter, nach unten dann ergo leiser. Jedoch hat man das Spiel beim Liedwechsel verdreht: Nach oben gedrückt halten bedeutet ein Lied zurück, nach unten wiederum ein Lied weiter. Das ist bei anderen Headsets in der Tat besser gelöst.
Dafür sind die Abstufung in der Lautstärkeregelung recht granular geraten. Man kann fein zwischen den Stufen wählen und das Headset sogar so laut drehen, dass es in den Ohren schon schmerzt. Die Qualität und Laufzeit, sowie das Hörvermögen gehen dann aber schneller K.O. als man “Nokia” sagen kann. Auch hätte die geringste Stufe einen Ticken leiser sein können, ein Grund zur Kritik ist Letzteres aber nicht wirklich.
Wohl aber, dass die Tasten sich etwas schwer drücken lassen. Das verhindert natürlich einerseits Fehleingaben beim herumwedeln während des Sports, sorgt aber unter Umständen auch dafür dass man versehentlich an der Schnur zieht und so das linke Ohrteil unsanft herauszieht. Übrigens ist auch die Bedieneinheit an den Enden mit geschliffenem Aluminium versehen, der Rest ist jedoch aus leichtem Kunststoff. Auch befindet sich dort eine per Gummikappe abgedeckte Micro-USB-Buchse zum Aufladen. Auch beim Aufladen konnten wir in der Praxis die Herstellerangabe von 90 Minuten leicht unterbieten. Ein kurzes Kabel dafür liegt selbstverständlich bei.
Klangbild und Sprachqualität
Nun zum wichtigsten Aspekt bei einem Wireless Headset: dem Klang! Für eine satte Wiedergabe soll einerseits die In-Ear-Bauart sorgen, aber auch die verbauten 9mm-Treiber. Das ist schon mal mehr als man mitunter bei sehr günstigen Kopfhörern bekommt. Das Frequenzspektrum streckt sich dabei von 20 bis 20’000 Hz, was sich im Durchschnitt bewegt. Die Impedanz, also der Widerstand der Treiber liegt bei 16 Ohm, was für den mobilen Einsatz ohne Verstärker vollkommen ausreicht. Bei Rock und Metal, also allem was irgendwie hart und laut klingt, legten die Actives nicht gerade einen guten Start hin. Zwar ist solche Musik bei mittlerer Lautstärke durchaus hörbar, halbwegs satte Bässe oder verzerrfreies Hören bei hoher Einstellung sucht man allerdings vergebens.
Besser lief es da schon bei Klassischer Musik. Ob reine orchestralisch oder wie im Falle von Lindsey Stirling mit einer Prise Dubstep und Pop versehen, werden Höhen und Mitten recht klar differenziert und sorgen für ein angenehmes Klangerlebnis – auch bei höherer Lautstärke. Man bekommt hier also ein Klangbild, was sich auf jeden Fall von der ganz günstigen Sorte abhebt, aber auch nicht übermässig positiv auffällt. Für die angesetzten 60 Euro oder Schweizer Franken kann sich das gebotene aber sehr wohl sehen/hören lassen.
Auch ein Aspekt beim Klang ist die Sprachqualität beim Telefonieren. Unser Gegenüber konnte das Gesprochene ohne Probleme verstehen. Bis auf ein paar Umgebungsgeräusche gab es hierbei nichts zu bemängeln, was nicht auch beim Smartphone selbst auftritt. Weniger gut fiel dafür das Gehörte auf. In Verbindung mit einem Huawei Nova kam es nämlich durchaus zu nervigen Macken. Ruft man jemanden per WhatsApp an, konnten sich beide Parteien sehr gut verstehen. Bei einem normalen Anruf hingegen war der Gesprächspartner jedoch so leise, dass man das Gesprochene nur erahnen konnte. Das, obwohl alle Regler auf maximaler Einstellung standen.
Einen Weg das zu beheben fanden wir auf die Schnelle nicht, was durchaus einen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Auf anderen Modellen kann das aber natürlich ganz anders aussehen. Wirklich garantiert ist nur die Lauffähigkeit mit Nokia-Smartphones. Prinzipiell sollten die Active Wireless Earphones auch mit allen anderen Bluetooth-Devices funktionieren. Wie man sieht kann es dort aber durchaus zu Komplikationen kommen.
Fazit: Nicht atemberaubend, aber solide und preiswert
Wie bereits erwähnt kostet das Bluetooth-Headset derzeit auf Amazon etwa 55 Euro. Für den veranschlagten Preis bekommt man dank der zwei 45 mAh-Akkus eine sehr anständige Laufzeit von mitunter über acht Stunden. Der Klang lässt bei basslastiger und schriller Musik zwar etwas zu wünsche übrig, ist aber alles in allem sehr ausgewogen und differenziert. Im Test hörten wir stundenlang bei normaler Lautstärke Musik und konnten uns nicht wirklich über das Gebotene beklagen. Auch bei Laufen und Treppensteigen verloren die Ohrteile nicht ihren Halt, was vor allem den Gummiflossen zu verdanken ist.
Die Bedienung der In-Ears geht relativ bequem von der Hand, ist aber aufgrund eines – unserer Ansicht nach – Belegungsfehlers leicht gewöhnungsbedürftig. Ebenso muss man Abstriche bei der Kompatibilität mit Nokia-fremden Geräten und der Sprachqualität machen. Wer ein simples, aber relativ edel anmutendes Wireless-Headset sucht, wird mit dieser teilweise kabelgebundenen Lösung von Nokia für den angesetzten Preis durchaus seinen Spass haben und kann auch ohne Probleme als Wegbegleiter beim Sport herhalten. Apropos Halt: Hat man die Inears nicht im Ohr, baumeln die Enden nicht sinnlos umher, sondern haften magnetisch aneinander. Man bekommt quasi für sein Geld sogleich noch eine etwas seltsame Halskette mit dazu!
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