Mo. 25. Oktober 2021 um 7:09

Review: Google Nest Doorbell (mit Akku) Videoklingel im Test

von Yves Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 6 Minuten

Wer sein Smart Home auch am Eingang sichern will, greift oftmals zur IP-Videokamera. Doch seit einigen Jahren sind auch smarte Türglocken gerne mit Video- und Gegensprechfunktion zu haben. Google hat nunmehr vor Kurzem ein neues Modell seiner Nest Doorbell auf den Markt gebracht, die mit einem Akku ausgestattet ist. Diese Nest Doorbell (2. Generation) wird von Google unter dem Namen Nest Doorbell (mit Akku) vermarktet.

Lieferumfang der Google Nest Doorbell (mit Akku)

Neben der Nest Doorbell selbst ist im Paket, das erfreulicherweise zu grossen Teilen aus Pappe und Papier besteht, eine Halterung aus Metall und ein ebenso metallenes Lösewerkzeug, zwei Dübel und Universal-Wandschrauben, ein 20 Grad-Keil aus schwarzem Kunststoff, Leitungsverbinder, zwei Gummi-Abstandshalter, zwei Keilschrauben, ein USB-C-Ladekabel von 90 cm Länge, eine Kurzanleitung sowie ein Informationsblatt mit Sicherheits- und Garantiehinweisen.


Google Nest Doorbell
Die neue Google Nest Doorbell ist unscheinbar, aber hat es in sich. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Hardware und Eigenschaften der Google Nest Doorbell (2nd Gen) mit Akku

Die Nest Doorbell selbst ist 160 x 46 x 24.1 mm gross und wiegt 206 Gramm.

Sie ist vornehmlich in Weiss gestaltet, hat eine Barrenform mit runden Seiten, in die auf der Vorderseite oben der Kamera-Teil kreisrund eingepasst ist und auf der unten die ebenfalls kreisrunde Klingeltaste mit Benachrichtigungs-Ring in Form von weissen LED zu finden ist. Mittig findet sich das dezent eingerprägte Google G. Die Rückseite beherbergt einen zentral aufgedruckten QR-Code zur Einrichtung sowie einen silbernen, grossen T-Knopf unten und einen schwarzen, kleinen T-Knopf oben zur Befestigung der Metallhalterung. Hinzu kommt der USB-C-Anschluss zum Aufladen des integrierten Lithium-Ionen-Akkus mit 6 Ah und 3.65 V.

 

Die Stromversorgung der Google Nest Türklingel kann neben dem Akku, der für gut ein halbes Jahr ausreichen soll, auch über die bestehende Türklingelverkabelung realisiert werden. Der Transformator muss dabei 8 bis 24 V Wechselstrom und 10 W bei 50 Hz oder 60 Hz liefern. Wird die Google Nest Doorbell (mit Akku) über die beiden Kabelverbinder an der bestehenden Glocke angeschlossen, kann sie jedoch nicht nur deren Strom nutzen, sondern auch diese zusätzlich zu den Smart Home-Funktionen erklingen lassen, wenn jemand den Klingelknopf drückt. Das geht sowohl mit mechanischen als auch digitalen Türglocken. Um Strom zu sparen nutzt die Nest Doorbell den Bewegungssensor, der die Kamera aus dem Ruhemodus aufweckt. Dessen Empfindlichkeit kann wiederum in der App in drei Stufen konfiguriert werden, was den Bereich der Aktivitätserkennung verringert und gleichzeitig die Akkulaufzeit verlängert.

Wenn die Akkulaufzeit weniger als 7 Tage beträgt, zeichnet die Türglocke nur noch Videos  auf, wenn der Klingelknopf gedrückt wird.

 

 

Die Kamera in der Videotürklingel selbst, die wie gesagt im schwarzen Kreis auf der Vorderseite untergebracht ist, verfügt über einen 1/3 Zoll grossen Farbsensor mit 1.3 Megapixel Auflösung im Bildverhältnis 3:4. Damit sind Videos in HD mit einer Auflösung von 960 x 1.280 Pixel und bis zu 30 Bildern pro Sekunde (fps) mit H.264-Codierung möglich. Dank HDR und Nachtsichtmodus mit IR-Sperrfilter ist der Livestream rund um die Uhr gestochen scharf. Die Linse sorgt mit einem Erfassungswinkel von 145 Grad diagonal für beste Ausleuchtung, auch vom Boden vor der Tür.
Im Vergleich zur ersten Generation ohne Akku ist das jedoch ein Rückschritt. Diese kommt mit einer 2k-Auflösung von 1.600 x 1.200 Pixel daher und 160 Grad Betrachtungswinkel.

 

Unter der Kameraoptik ist eine RGB-LED zur Statusanzeige zu finden, ein PIR Bewegungs- und Näherungssensor sowie zwei Infrarot-LED (850 nm) für die eine Nachtsicht von bis zu 3 m Sichtweite. Das wiederum kann die Google Nest Doorbell (Kabel) nicht bieten. Sie ist auf Umgebungslicht angewiesen.

 

Zudem sind ein hochwertiger Lautsprecher und ein hochwertiges Mikrofon für die Zweiwege-Audiofunktion mit Geräuschunterdrückung verbaut. Ein Magnetometer erkennt die Verbindung zur Halterung und aktiviert die Türglocke. Mit dieser Halterung kann die Kameraklingel bequem an der Haus- oder Wohnungswand befestigt werden. für unebenen Untergrund, etwa bei Klinkerfasaden, sind die beiden Gummi-Abstandshalter mit im Lieferumfang. Auch wenn Türglocken naturgemäss draussen angebracht werden, ist die Nest Doorbell (2021) nicht für raues Wetter gemacht: Zwar kann sie relative Luftfeuchtigkeit von 20 bis 85 Prozent und Temperaturen von -20 °C bis 40 °C vertragen. Aber nach Schutzart IP54 ist sie witterungsbeständig: gegen Staub und Spritzwasser geschützt. Sie sollte also nicht ständig prasselndem Regen ausgesetzt werden.

 

Die Klingeltaste der Nest Doorbell (2. Generation) ist mechanisch gebaut und hat einen spürbaren Hubweg und Druckpunkt. Der weisse LED-Ring um die Türglockentaste herum blinkt auf, sobald die Nest Doorbell erkennt, dass jemand in der Nähe ist.

 

Zur Verbindung setzt die Nest Doorbell auf WLAN nach IEEE 802.11b/g/n im 2.4 GHz-Frequenzband. Reine 5 GHz-Netze sowie WiFi 6 sehen erst mal alt aus.
Dafür unterstützt die Videotürglocke auch die WPA3-Verschlüsselung. Bluetooth Low Energy (BLE) kommt zur Einrichtung mittels Google Home App zum Einsatz.

Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Testeindruck

Installation

Die Einrichtung der Nest Doorbell (mit Akku) klappt relativ problemlos und ist in wenigen Schritten erledigt. Die kostenlose Google Home App führt in gewohnter Manier uns Schritt für Schritt durch die Installation. Das geht natürlich auch auf Apple iOS-Geräten.

 

Google Home
Preis: Kostenlos
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Dabei erklärt die App auch die Montage an der Wand und die Verkabelung der Doorbell in einfachen Worten und mit animierten Illustrationen.

 

Natürlich unterstützt die Google Nest Doorbell trotz iOS-App kein Apple HomeKit. An entsprechenden Plugins für Homebridge wird jedoch von der Community schon fleissig gebastelt.

Mikrofon ein?

Nachdem die Türklingel angeschlossen ist, egal ob via Klingeldraht oder per Akku autonom, kann sie auch schon benutzt werden. Die App erlaubt es, nicht nur die Benachrichtigungen zu konfigurieren, sondern auch auszuwählen, ob das Mikrofon aktiviert sein soll oder nicht und wenn ja, ob etwaige Aufzeichnungen mit Ton angelegt werden sollen.

Videoverlauf in der Cloud

Die Google Nest Doorbell (mit Akku) speichert nämlich einen ereignisbasierten Videoverlauf von bis zu 3 Stunden (mit kostenpflichtigem Nest Aware-Abo bis zu 60 Tage) verschlüsselt in der Cloud. Das bedeutet jetzt nicht, dass die Aufzeichnungen über die Dauer von drei Stunden gemacht werden. Diese Aufnahmedauer kann in der App von 10 Sekunden über standardmässig 30 Sekunden bis zu 3 Minuten konfiguriert werden. Nein – die aufgezeichneten Videos werden nach 3 Stunden wieder gelöscht. Man muss sie sich also vorher ansehen. Nur mit Nest Aware werden sie bis zu zwei Monate vorgehalten. So oder so können alle Aufzeichnungen der Kamera jedoch einfach und mit einem Klick jederzeit in der Google Home App gelöscht werden.

 

Wenn das WLAN oder der Strom ausfällt, zeichnet die Nest Doorbell automatisch bis zu einer Stunde lang wichtige Ereignisse lokal auf. Jedoch kann auf diese lokale Speichermöglichkeit nur via App und damit via Cloud zugegriffen werden.

 

Die Videoaufzeichnung kann jedoch auch deaktiviert werden. Dann ist nur ein Live-Stream in der App zu sehen, wenn man auf die Kamera zugreift.

 

So oder so ist eine Breitbandinternetverbindung mit mindestens 2 Mbit/s Uploadgeschwindigkeit erforderlich.

Benachrichtigungen und Ereignisse

Zu den richtig smarten Funktionen der Google Nest Doorbell der zweiten Generation gehören die Benachrichtigungen und Ereignisse. Die Videotürklingel kann nämlich nicht nur Bewegungen, sondern auch Personen, Tiere und Fahrzeuge sowie Pakete erkennen. So kann die Türkamera benachrichtigen, wenn die Amazon Prime Sendung vor der Tür liegt und auch, wenn sie von dort verschwindet!

 

Dabei lassen sich Bereiche im Videobild konfigurieren, in denen nach Paketen, Tieren oder Fahrzeugen gesucht werden soll. Das klappt erstaunlich gut und zuverlässig. Personen, Tiere und Pakete werden schnell und präzise erkannt. Fahrzeuge dürfen nur nicht zu schnell wieder aus dem Bild verschwinden, damit sie die Google Nest Doorbell meldet.

 

Wer übrigens ein Nest Aware-Abo hat, dass die ersten 30 Tage gratis ausprobiert werden kann und danach mit 5 Euro bzw. SFr. zu Buche schlägt, kann sogar auf die Gesichtserkennung von Google zurückgreifen und die Menschen, die klingeln, durch die KI anlernen und in den Benachrichtigungen direkt erwähnen lassen.

Sprachausgabe

Zum Pakete-annehmen ist die Gegensprechfunktion der Nest Doorbell recht nützlich. Diese lässt sich von überall auf der Welt benutzen, so dass man mit dem Lieferdienst direkt sprechen kann. Auch kann man automatische Antworten vom digitalen Band in verschiedensten Sprachvarianten, darunter auch Deutsch und Französisch, verwenden, wenn man gerade keine Zeit hat, ins Mikro des Smartphones zu reden.

 

Auch das klappt sehr gut. Die Qualität des Lautsprechers und des Mikrofons in der Doorbell (2021) von Google sind sehr gut und taugen für den Einsatz an der Haustür ausnahmslos. Selbst bei Wind und Wetter versteht man sehr gut jedes Wort in beide Richtungen.

Video

Auch die Videoqualität lässt nicht zu wünschen übrig. Eins sauberes HD-Bild auch im Dunkeln mit erstaunlich wenig Artefakten zeigt stets, was vor der Haustür passiert. Bewegt sich jemand in den Erfassungsbereich des PIR Bewegungsmelders, geht nicht nur der LED-Ring an. Im Dunkeln schalten sich auch die Infrarot LED dazu, mit einem hörbaren Klick übrigens, so dass die Kamera bis zu 3 Meter weit sehen kann, ohne dass anderes Licht notwendig wäre. Ist die Videoaufzeichnung bei Ereignissen wie Personen- oder Bewegungserkennung aktiv, wird nun schon aufgezeichnet. Ansonsten passiert das erst nach dem Drücken der Klingeltaste.

Preis und Fazit

Die Google Nest Doorbell (mit Akku) gibt es für 199,99 Euro bzw. SFr.  direkt im Google Store. Das sind gleich mal 79 Euro bzw. SFr. weniger als die erste Generation Nest Doorbell (Kabel), die für 279,- Euro bzw. SFr. über den virtuellen Ladentisch geht.

 

Alles in Allem ist die Nest Doorbell (2. Generation) von Google ein super Gadget für das Smart Home geworden. Aus 45 Prozent Recycling-Kunststoff hergestellt und in einem zeitlosen Design kommt die Videotürklingel mit vielen guten und nützlichen Features, einer guten Kameraqualität in allen Lebenslagen und herausragender Audiofunktion daher. Die Erkennung von Personen (inkl. Gesichtserkennung), Tieren, Autos und Paketen klappt tadellos und macht das Gerät zu einem zuverlässigen Kontrollorgan an der Hauswand. Die Integration in Google Home-Lösungen erfolgt natürlich nahtlos und auf Anhieb. Wer also eine Videotürglocke sucht, die einfach und überall montiert werden, zusätzlich aber auch die alte Klingel beerben kann, sollte sich die Google Nest Doorbell (2021) genauer anschauen.

 

Schade nur, dass ohne Cloud nichts geht bei der Videolösung für die Türglocke und dass nur das 2.5 GHz-Frequenzband für die WLAN-Anbindung unterstützt wird. Eine höhere Videoauflösung hätte der Nest Doorbell (mit Akku) ebenfalls gut zu Gesicht gestanden. Auch der Cloud-Zwang stört vermutlich die eine oder andere Person.

 

 

Natürlich sollte man auch vorher die rechtlichen Grundlagen prüfen (lassen). Nicht überall ist es ohne Weiteres erlaubt, zu den Hauseingang zu filmen – meist ist zumindest ein entsprechend prominent platzierter Hinweis nötig. Und die Verarbeitung und Speicherung der Daten in der Cloud, so nützlich dies sein kann, kann auch schnell datenschutzrechtlich und auch ethisch problematisch werden. Was etwa nie geht, ist öffentlichen Grund wie das Trottior zu überwachen. Doch an dieser Stelle keine Rechtsberatung, denn die können wir sowieso nicht leisten, möchten aber darauf hinweisen: In Kürze veröffentlichen wir jedoch einen möglichst umfassenden Artikel zur Situation und Einschränkung von Videoüberwachung in unserem Magazin.

Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Video: Google

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