Review: Fairphone 5 5G im Test

Es ist ein neues Fairphone erschienen! Das Fairphone 5 ist seit einigen Wochen auf dem Markt und bringt nunmehr zum fünften Mal ein möglichst nachhaltiges Handy in unsere Hände.
Inhaltsverzeichnis
Lieferumfang des Fairphone 5
Im Karton, der vollständig aus Papier und Pappe besteht, liegt nur das Smartphone selbst sowie eine Kurzanleitung und ein Faltblatt mit Sicherheitsinformationen. Mehr nicht. Weder Kopfhörer noch USB-C-Kabel oder Ladegerät sind dabei. Fairphone war eines der ersten Unternehmen, dass seit langem bewusst dieses Zubehör nicht bei legt, wenn man es nicht explizit dazu bestellt. Denn fast alle haben sowieso schon zu viele Ladekabel und Steckernetzteile in der Schublade liegen. So wird auch gleich Elektro-Schrott reduziert und keine Ressourcen unnötig verbraucht.
Die plastikfreie Papierverpackung des Fairphone 5 ist zudem mit einigen Informationsgrafiken versehen und dient auch als Rücksendekarton für alte Smartphones, die man zum Recycling an den Hersteller einsenden kann. Als Dankeschön gibt es Gutscheine für den Fairphone-Shop zwischen 20 und 900 Euro bzw. SFr.
Hardware und Eigenschaften
Das Fairphone 5 ist zwei Jahre nach dem Fairphone 4 erschienen und ein Upgrade im Vergleich zu diesem, wenngleich die Unterschiede nur auf den zweiten Blick auffallen.
CPU und Speicher
Hinter dem 6.46 Zoll OLED Display mit einer Auflösung von 1124 x 2200 Pixel und 90 Hz Bildwiederholrate steckt ein Qualcomm QCM6490 SoC. Das ist kein Snapdragon Chipsatz! Der Qualcomm QCM6490 basiert auf der Kryo 670 Architektur und ist ein klassischer Octacore big.Little CPU, der im Jahr 2021 vorgestellt wurde. Die Taktfrequenz des Qualcomm QCM6490 liegt bei 2.71 GHz. Ein Kern namens “Gold+” in Cortex-A78 Bauweise läuft mit dieser maximalen Geschwindigkeit, während drei Cortex-A78 als “Gold” mit bis zu 2.40 GHz rennen. Vier weitere “Silber-Kerne” sind für stromsparende Anwendungen mit 1.9 GHz unterwegs. Zudem ist eine Qualcomm AI Engine verbaut und als GPU kommt die Qualcomm Adreno 643 zum Einsatz.
Das Fairphone 5 kann auf 8 GB RAM und 256 GB internen Speicher zurückgreifen. Bei dem Display kommen wir übrigens rechnerisch auf eine Pixeldichte von 382.43 ppi, doch dazu später mehr.
Konnektivität, Kamera und Akku
Zudem bietet das Smartphone bietet 5G Mobilfunkverbindung, WLAN nach 801.11ax, also WiFi 6E, sowie NFC und Bluetooth 5.2LE an. Dual-SIM und microSD bis zu 2 TB sind ebenfalls möglich, wobei wie beim Vorgängermodell FP4 eine als eSIM realisiert wird.
Natürlich sind auch GPS, AGPS, Beidou, Galileo und GLONASS zur Navigation sowie NFC zur Nahfeldkommunikation, etwa zum kontaktlosen Bezahlen, mit integriert.
Der austauschbare Akku fasst 4200 mAh. Die rückseitige Dual-Kamera kommt mit 50 Megapixel daher und bietet ein Hauptsensor von 1/1.49 Zoll Grösse, einen Tiefensensor sowie eine Ultraweitwinkelkamera mit einer Sensorgrösse von 1/2.51 Zoll. Auch die Selfie-Kamera kommt mit 50 Megapixel und einem Sensor im Format 1/2.76 Zoll. Sie ist damit auch für die Gesichtserkennung von Android geeignet. wie gewohnt dient das Display als Blitzlicht, während auf der Rückseite eine extra helle LED als Blitz und Taschenlampe verbaut ist.
Die rückseitige Hauptkamera bietet also einen 50MP Sony IMX 800 Sensor mit 1/1.49 Zoll auf, der eine Pixelgrösse von 1.0 μm aufweist. Das Pixel Binning kommt mit 12.5 Megapixel daher und 2.0 μm effektiver Pixelgrösse. Das entspricht einem 26 mm Vollformat. Die Linse hat ƒ/1.88 und sechs Linsenelemente. Die Kamera kann autofokussieren auf bis zu 10 cm Nähe, hat einen Time of Flight- (ToF)-Sensor und bis zu achtfachen digitalen Zoom. Optische und elektrische Bildstabilisation (OIS und EIS) runden die Hauptoptik ab.
Die Ultraweitwinkelkamera hat einen 50 megapixel SONY IMX 858 Sensor mit 1/2.51 Zoll und 0.7 μm keinen Pixeln, die per pixel binning auf 12.5 MP und somit 1.4 μm effective Pixelgrösse kommt. Das entspricht einem 13 mm Vollformat. Die Linse kommt mit ƒ2.2 und sechs Elementen, Autofokus und Makromodus daher. Dieser kann bis zu 2.5 cm nah an die zu fotografierenden Objekte heran. Auch hier ist ein Time of Flight-Sensor verbaut sowie eine elektrische Bildstabilisation (EIS).
Die Selfie-Kamera auf der Vorderseite bietet einen Samsung JN1 Sensor mit 1/2.76 Zoll und ebenfalls 50 MP, der eine Pixelgrösse von 0.64 μm liefert. Per pixel binning kommen 12.5 MP zustande und 1.28 μm effektive Pixelgrösse, was einem 22 mm Vollformat entspricht. Die Linse schafft ƒ2.45 und bis zu 1.5-fachen digitalen Zoom und hat ebenfalls eine eine elektrische Bildstabilisation (EIS).

IP 55 und Falltests
Das Fairphone 5 ist nach Schutzklasse IP 55 gegen Wasser und Staub geschützt und hat den Falltest aus 180 cm Höhe nach ICE 60058-2-31 sowie aus 150 cm Höhe nach MIL-810H Standard bestanden.
Sensoren und Bauweise
Neben dem obligatorischen Fingerprint-Sensor, hier wieder im Ein-Aus-Schalter integriert, sind ein Magnetometer, ein Accelerometer, ein Gyroskop, ein digitaler Kompass, sowie Licht- und Näherungssensoren verbaut.
Das FP5 ist in klassischer Barrenform 161.6 x 75.83 x 9.6 mm fast genau so gross wie das FP4. Mit 212 Gramm ist es jedoch 13 Gramm leichter als das Vorgängermodell. Wie zuvor alle Fairphones ist auch das Fairphone 5 modular aufgebaut, so dass es mit einem einfachen Kreuzschlitzschraubendreher zerlegt werden kann. So können einfach einzelne Module, beispielsweise das Display oder das Modul mit Lautsprecher und USB-C-Anschluss, ausgetauscht werden. Das erhöht die Lebensdauer des Smartphones natürlich erheblich, gerade weil Fairphone verspricht, die Ersatzteile nicht nur für die fünfjährige Garantie sondern weitere fünf Jahre, also bis 2033, vorrätig zu halten.
Aufbau
Auf der linken Seite des FP5 ist ein Mikrophon sowie die Öffnung zum Abnehmen der Rückschale zu finden. Rechts am abgerundeten Rand sind die Tasten für Lauter und Leiser – nicht als Wippe sondern separat – sowie eine tiefergelegte Ein-/Aus-Taste mit integriertem Fingerabdrucksensor verbaut. Oben ist ein Mikrofon zu finden, ebenso wie unten, sowie ein USB-Typ-C-Anschluss nach USB 3.0-Standard mit USB-OTG-Unterstützung und die Stereo-Lautsprecheröffnung. Einen 3.5-mm-Stereoklinken-Anschluss sucht man, wie beim Fairphone 4 schon, leider vergebens. Dafür kann auch der QCM 6490, der wegen seiner langen Lebensdauer gewählt wurde – Qualcomm liefert noch länger Firmware und Treiber für den Chipsatz – auch aptX HD via Bluetooth und nicht nur SBC, AAC und aptX, sowie LDAC. Das sind sonst Features, die den Snapdragon-Baureihen vorbehalten waren. Den Codecs aptX Adaptive indes sucht man auch vergeblich.
Software
Das Fairphone 5 kommt mit Android 13 von Haus aus und der Empfehlung für Android Enterprise. Allerdings können auch alternative Betriebssysteme, Ubuntu Touch oder /e/os und einer Update-Garantie bis mindestens 2031. Richtig! Für acht lange Jahre will Fairphone das FP5 mit Android-Updates und Sicherheits-Patches versorgen. Zudem verspricht Fairphone auch gleich fünf grosse Android-Updates. Wir gehen einmal davon aus, dass dort Android 14 schon mit eingerechnet ist und somit sich die Bemühungen auf bis zu Android 18 erstrecken werden.
So oder so ist Fairphone OS nahezu Stock Android mit kaum etwa, das als Bloatware bezeichnet werden kann.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Display
Das 6.46 Zoll grosse OLED Display ist bei Fairphone schon ein Novum. Bislang hat der niederländischer Hersteller nur LCD-Panel verbaut. Das OLED bringt nun nicht nur sattere Farben, sondern bringt auch endlich ein Always-on-Display auf das Fairphone 5. Das ist zwar aus Energiespargründen in den Einstellungen noch bei Auslieferung deaktiviert, kann aber einfach von Hand eingeschaltet werden.
Zudem sind die Animationen und Scroll-Bewegungen auf dem Display noch nicht so sauber, wie das 90 Hz versprechen würden. Dieses muss in den Einstellungen jedoch auch erst händisch aktiviert werden müssen. Des Weiteren können Inhalte ab sofort nicht mehr nur mit 60 Hertz, sondern auf Wunsch auch mit 90 Hertz wiedergegeben werden. So wirken Animationen und das Scrollen weicher. Standard ist in dieser Preisklasse aber eigentlich schon ein 120-Hz-Bildschirm.
Auch die höhere Bildwiederholrate muss man in den Einstellungen erst aktivieren, denn von Haus aus arbeitet das Display des FP5 mit 60 Hz. Eine Möglichkeit, die Bildwiederholrate an den Inhalt dynamisch anzupassen und so den Akku zu schonen, bietet das Fairphone 5 leider nicht. Das kommt vielleicht noch mit einem Update. Das OLED-Panel bietet 880 nt als maximale Helligkeit und 800 nt als durchschnittliche Bildschirmhelligkeit an. Das Kontrastverhältnis wird mit 1’000’000:1 angegeben.
Das Display im Seitenverhältnis 20:9 wird von Corning Gorilla Glass 5 geschützt. Eine Abtrastrate von 300 Hz für den Touchscreen und Pixelworks Prozessor für adaptive Bildverbesserungen inklusive dynamischem Farbton runden die Anzeige des Fairphone 5 ab.
Elektromüll-Neutral und über 70 Prozent fair
Zudem ist das Fairphone 5 wieder Elektromüll-neutral wie das FP4 zuvor. Für jedes von Fairphone A. S. verkaufte Telefon recycelt das Amsterdamer Unternehmen die gleiche Menge an Elektromüll. Die Materialien im Fairphone 5 sind zudem zu mehr als 70 Prozent fair produziert oder recycelt. Zudem will Fairphone weiter die die Transparenz in der Lieferkette verbessern und reflektieren, woher die verwendeten Materialien stammen. Die verwendete Energie für die Produktion ist zu hundert Prozent aus erneuerbaren Quellen und es wurde zudem Wert darauf gelegt, CO2-Emissionen zu reduzieren.
Auch die Bedingungen für die Angestellten, die am Fairphone 5 mitgearbeitet haben, also nicht nur für die in Amsterdam, sondern auch jene Tausenden in den Fabriken in Fernost, werden nach SA8000 und ISO45001 auf faire Arbeitsbedingungen geprüft und erhalten einen FP5-Bonus, um von ihrem Gehalt auch besser leben zu können.
Testeindruck
Zunächst fällt wieder die sehr hochwertigen und robusten Verarbeitung auf. Auch wenn im Vergleich zum Fairphone 3 kein Silikon-Bumper mehr mitgeliefert wird, kann man das Gerät mit einer entsprechenden Hülle vom Hersteller ausstatten. Doch auch so kommt man mit dem Smartphone sehr gut durch den Alltag, ohne dass es Kratzer oder Schrammen davon tragen würde. Auch beim FP5 wackelt oder knarzt trotz der modularen Bauweise nichts.
Das Farphone 5 ist in drei Farbvarianten, natürlich alle aus Recyling-Plastik, erhältlich. Neben Matte Black und Sky Blue gibt es die Transparent Edition, die ihr hier im Testbericht seht.
Die Rückseite hält sehr fest und zum abzulösen ist schon etwas Kraft nötig, ohne dass der Deckel dabei zerbrechen würde. Hier ist wiederum keine NFC-Antenne mehr im Deckel verklebt.
Display und Leistung
Im Vergleich zum Fairphone 4 liefert das neue Fairphone 5 eine gute Leistung ab, wie auch die Benchmarks zeigen. Klar ist es kein High-End-Gerät. Der Mid-Range SoC von Qualcomm aus dem Jahre 2021 liefert aber genügend Performance für den Alltag, für Spiele und Apps allemal. Das veranschaulichen auch die nachfolgenden Benchmarks ganz gut.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Die Display-Auflösung ist auch beim FP5 auch immer noch nicht die allerhöchste, doch das Display ist gut lesbar und scharf. Die maximale Helligkeit lässt nichts zu wünschen übrig auch bei direkter Sonneneinstrahlung kann man das Bild auf dem Fairphone 5 immer noch gut erkennen. Die Darstellung der Inhalte ist scharf und bleibt natürlich, auch dank der guten Kontraste und vergleichsweise guten Blickwinkelstabilität des OLED. Selbst an einem sonnigen Tag im Freien kann man den Bildschirm problemlos ablesen.
Es gibt so gesehen nichts zu meckern. Natürlich ist die Akkulaufzeit nicht gerade die herausragendste, was auch an dem vergleichsweise kleinen Strompaket liegt. Im künstlichen PC Mark Benchmark ist das Fairphone 5 nach etwas über acht Stunden schon unter 20 Prozent gefallen und die Stromspar-Einstellungen greifen. So energieeffizient der QCM 6490 im Alltag ist, unter Vollast zieht er Strom wie blöde.
Im normalen Alltag bedeutet das, dass man zwar problemlos von morgens bis abends mit dem FP5 unterwegs sein kann, aber dann über Nacht sicher an die Steckdose muss. Per USB-C-Stecker, denn kabelloses Laden mittels Qi Wireless Charging fehlt beim Fairphone 5 leider.
Dafür gibt es Ersatz-Akkus von Fairphone für gerade mal 39,95 Euro bzw. 35.- SFr. zu bestellen, so dass man sie also einfach als Reserve mitnehmen könnte statt einer Powerbank. Ob sich das rechnet, bleibt zu bezweifeln.
Auch die Kameras liefert solide Bilder und sind im Alltag sehr gut zu gebrauchen.
Preis und Fazit
Das Fairphone 5 gibt es beim Hersteller für 699,- Euro bzw. 659.- SFr. direkt beim Hersteller in Amsterdam zu kaufen, wobei man derzeit knapp drei Wochen auf das Gerät waren muss. Über den Link http://rwrd.io/d4o7ggs?c gibt es zudem 50 Euro bzw. SFr. Rabatt auf den Kauf des Fairphone 5 (und auch der Fairbuds XL Kopfhörer).
Das Fairphone 5 ist ein ordentliches Mittelklasse-Smartphone geworden, das merkliche Verbesserungen bietet. Der etwas ältere SoC, der dafür aber zehn Jahre lang unterstützt werden wird und dennoch solide Leistung bietet, fünf Jahre Garantie und fünf Android-Upgrades sowie acht Jahre lang Ersatzteile machen das Fairphone 5 zu einem Gerät, das mehr Langlebigkeit verspricht als alles bisher dagewesene.
Da ist der Fair-Work und Fair-Materials-Gedanke natürlich ebenfalls im Vordergrund und rechtfertigt die 200.- SFr. bzw. Euro Mehrpreis im Vergleich zu Geräten von Samsung oder Google mit ähnlicher Leistung.
Das verbesserte Display macht für alle, die sich zwischen einem FP4 und dem FP5 entscheiden müssen, vermutlich die Entscheidung leicht. Wer jedoch schon ein Fairphone 4 hat, muss nicht zum Fairphone 5 umsteigen. Der Leistungssprung ist nur marginal und das Display des FP4 ebenfalls nicht so viel schlechter, die Bildwiederholrat mal aussen vor. Denn klar ist: Das nachhaltigste Smartphone ist immer das, dass du schon hast.
Video: Fairphone
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