Fr. 29. November 2019 um 9:49

Review: Apple iPhone 11 Pro im Test

von Barbara Walter-Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

Lieferumfang des Apple iPhone 11 Pro

Im Lieferumfang befinden sich neben dem iPhone 11 Pro ein Netzteil, ein Paar Ohrstöpsel, die technischen Hinweise sowie ein Lightning-auf-USB Type C-Kabel. Letzteres stiess bei uns auf dem ersten Blick auf grösseres Unverständnis – warum Apple nicht weiterhin eine Verbindungsoption auf USB anbietet, ist uns schleierhaft. USB Type C ist gut und schön aber ohne Adapter manchmal doch etwas störend. Wer nicht gerade ein aktuelles Laptop, gar ein MacBook Pro oder ein Surface Pro besitzt, hat meist keinen USB-C-Anschluss bereit und die wenigsten Desktop-Rechner führen diese standardmässig mit. Es muss also ein Adapter her oder ein weiteres, teures MFi-Lightning-Kabel angeschafft werden. Auch ist kein 3.5-mm-Stereoklinken-Anschluss vorhanden, wie schon seit Jahren bei allen iPhones, doch wenigstens der Lightning-zu-3.5-mm-Adapter im Lieferumfang.

 

Das Ladegerät von Apple wiederum bringt nun satte 18 Watt Leistung im Lieferumfang mit, was sich beim Schnellladen des iPhone 11 Pro positiv auswirkt. Natürlich sind auch Kopfhörer mit im Lieferumfang, Garantie- und Konformitätsinformationen und diesmal erfrischend wenig Plastik-Umverpackung.

 

iPhone 11 Pro Design: Apple hält an iPhone X- und iPhone XS-Design fest

Bereits das dritte Jahr in Folge setzt Apple auf sein bekanntes iPhone X Design mit der bekannten Aussparung vorne im Display für Face ID. Eine ähnliche Situation hatten wir bereits bei den iPhone 6, iPhone 7 und iPhone 8 Modellen. Wenn ein Aussehen einfach funktioniert, warum auch nicht. Immerhin hat Apple ein wenig an den Farben geschraubt und wir haben hier die “zart Rosa”-Variante, was allerdings erstmals deutlich anders aussieht, als das bisherige Rose Gold. Etwas heller und mehr golden hebt sich das iPhone 11 Pro aus der Masse ab. Zudem ist die matt-glänzende Rückseite nun nicht mehr vollverglast sondern, fühlt sich angenehm rau an.

 

Die Abmessungen haben sich ebenfalls leicht verändert und sind mit 144 x 71.4 x 8.1 mm wirklich nur geringfügig angewachsen. Im direkten Vergleich fällt das allerdings kaum auf, genau wie die 11 Gramm mehr zu nunmehr insgesamt 188 Gramm. Man muss schon beide Geräte aufeinander legen oder in der Hand halten um überhaupt einen Unterschied zum iPhone XS feststellen zu können. Im diesjährigen Portfolio von Apple ist das iPhone 11 Pro erstaunlicherweise das kleinste mit seinem 5.8 Zoll Display. Das Apple iPhone 11 Pro Max bringt ganze 6.5 Zoll auf die Handfläche und beim iPhone 11, ohne Pro, sind immer noch 6.1 Zoll in der Hand zu halten. Das Non-Pro iPhone 11 wiederum ist zwar grösser, verzichtet aber an dieser Stelle auf das Teleobjektiv und das OLED-Display, doch dazu später mehr.

 

Deutlich mehr ins Auge springt aber die auf der Rückseite verbaute Triple-Kamera. Erstmals setzt Apple hier auf drei Kameras und hat sich daher für ein eher quadratisches Layout des Schutzfensters entschieden. Eine Design-Entscheidung die man auch vom Google Pixel 4 oder dem Huawei Mate 20 Pro kennt. Natürlich ist die Anordnung der Linsen in dem Fenster eine Designfrage. Man muss sich vielleicht dran gewöhnen. Wirklich tragisch sehen wir es jetzt nicht, sorgt es ja auch für den Wiedererkennungsfaktor. Dabei ist in zum 12 Megapixel-Kamera-Triumvirat auf der Rückseite ein Teleobjektiv, ein Ultra-Weitwinkelobjektiv und ein normales Kameraobjektiv verbaut worden. Ja, alle drei Kameras auf der Rückseite lösen mit 12 Megapixel auf, ingesamt also 36 MP. Auch die Frontkamera bringt 12 MP auf die Pixelwaage.

 

Dank Schutzklasse IP86 ist das iPhone 11 Pro immer noch wasserdicht wie seine Vorläufermodelle. Auch verbleiben wir mit der iPhone 11-Reihe beim Mobilfunkstandard 4G LTE. 5G ist noch nicht in Sicht, trotz  Einigung in Patentstreiten.


iPhone 11 Pro
Passt noch gut in die Hand: Das Apple iPhone 11 Pro mit der charakteristischen Triple-Kamera (Bild: PocketPC.ch / Walter-Jeanrenaud)

iPhone 11 Pro Prozessor: Der Apple A13 bleibt der Meister aller Klassen

Seit Jahren bildet Apple die Sperrspitze der Prozessor-Technologie und bringt mit seinen A-Chips die leistungsfähigsten CPUs auf den Markt. Egal ob Snapdragon, Kirin oder Exynos: Die Konkurrenz versucht Jahr für Jahr vergeblich zu überholen und gerät immer wieder ins Hintertreffen. Auch in diesem Jahr scheint sich mit den neuen iPhones nicht viel zu ändern. Das iPhone 11 Pro setzt auf den neuen Apple A13 Bionic mit 4 GB RAM. Der Chipsatz ist mit 8.5 Millionen Transistoren bestückt und wird (vermutlich) im 7-nm Verfahren gefertigt. Genaues gibt Cupertino dazu ja bekanntermassen nicht bekannt.

 

So wirklich ins Schwitzen bringt das iPhone 11 Pro keine Anwendung. Aufwändige Spiele laufen durchgehend flüssig und Multitasking ist auf sehr flottem Niveau möglich. Hier bleiben selbst Apps noch offen die weiter hinten in der Multitasking-Liste stehen. An Leistung mangelt es dem Chip also nicht. Kein Wunder, denn Apple gibt an, dass der bisherige Leistungsprimus Apple A12 Bionic um satte 20 bis 30 Prozent schneller als der Vorgänger sein soll. Die GPU-Kerne sollen rund 20 Prozent schneller sein. Den deutlichen Leistungssprung sieht man auch in den synthetischen Benchmarks wie Geekbench 5 oder AnTuTu aber umso wichtiger im Alltag.

Display

Apple setzt wie gewohnt auf seine Retina OLED-Technologie, doch hat zum iPhone 11 Pro trotz der unveränderten Display-Diagonale das Panel überarbeitet. Es ist heller und nochmals blickwinkel-stabiler. Die 1200 nits bei höchster Helligkeitseinstellung zeigen sich vor allem im prallen Sonnenlicht als hilfreich. Realistisch sind wohl eher um die 800 nits bei normalem Display-Inhalt. schliesslich haben wir ja selten rein weisse Screens vor uns – gerade dank des Dark Mode unter iOS 13.

 

Nun sind aber auch wieder Dolby Vision und HDR10 auf dem iPhone Display eingekehrt, so dass entsprechender Content, etwas aus dem iTunes Film-Repertoire, mit enormem Detailreichtum und tiefen Schwarzwerten. Seit dem iPhone X sind beide Display-bezogenen Technologien auf Apples Geräten unterstützt, doch wurde beim iPhone 11 Pro nochmals ein Mü mehr daran verbessert. Das 5.8 Zoll Display mit seinem Super Retina XDR Display bringt eine Auflösung von 2436 x 1125 Pixel auf den rahmenlosen Bildschirm.

 

Die Notch für die 12 Megapixel Selfie-Kamera ist immer noch dort, wo sie seit dem iPhone X platziert wurde. Hier hat sich designtechnisch nichts verändert.

Sound des Apple iPhone 11 Pro

Der Stereo-Klang der Apple iPhones war schon lange recht gut und ist auch hier nicht hinter vorherige Massstäbe zurückgetreten. Die Bässe sind angenehm satt ohne zu überzeichnen, die Höhen klar und die Mitteltöne akzentuiert und unterscheidbar. Nichts scheppert oder übersteuert zu schnell, die Lautstärke ist für das kleine, flache Gehäuse recht beindruckend. Dank Dolby Atmos wird nun auf dem iPhone 11 Pro indes aber auch Surround Sound simuliert, was den Klangeindruck deutlich verbessert. Gerade Filme mit entsprechenden Tonspuren wirken dann doch nochmal ein Stück eindrucksvoller, wenngleich ein 5.8 Zoll Display für die grossen Blockbuster vielleicht doch etwas klein sein kann.

Akku

Beim Thema Akku müssen wir diesmal etwas weiter ausholen und zunächst einmal über Erwartungen nachdenken. Was genau erwarten wir von einem Smartphone-Akku? Was muss er mindestens erfüllen und was wäre schön?

Fakt ist: Man kommt mit dem iPhone 11 Pro über den Tag. Knapp. Ein ausufernder Arbeitstag als Journalistin wird zur Herausforderung für das Gerät, wenn man es nicht zwischendurch per Powerbank oder im Auto kurz zwischenlädt. Apple selbst gab auf Nachfrage im Gespräch an, dass dies nicht als Problem zu sehen sei, sondern ein achtstündiger Arbeitstag ja gut zu schaffen sei und die meisten Menschen ihr Gerät dann ja am Abend an den Strom hängen würden.

 

Dem stimmen wir so nicht zu. Unsere Erwartungen an ein Smartphone sind schon ein klein wenig höher. Nicht alle Menschen arbeiten im Büro oder Auto und können das Gerät zwischenladen, sondern befinden sich auch mal längere Zeit weiter entfernt von einer Steckdose. Im Falle der wirklich nicht selten aufpoppenden 20% Restakku-Warnung ist das Hantieren mit der Powerbank dann doch meist einfach unhandlich und die Warnung beginnt zu nerven.

 

Die letzten Updates zu iOS 13 indes haben sich leicht positiv auf die Akkudauer ausgewirkt, so dass wir zuversichtlich sind, dass hier noch weiter etwas tun könnte.

 

Wirklich positiv am Akku sind einige smarte Features, die Apple dem neuen iPhone 11 Pro mitgibt. So schaltet es die Aufladung ab ca. 80% herunter, so dass das Gerät beispielsweise nicht die ganze Nacht ständig Saft bekommt, obwohl es schon voll ist. Dies geht dem Akku nämlich langfristig an die Substanz und kann ihn schädigen. Dennoch merkt sich das Gerät, um welche Uhrzeit man es normalerweise in die Hand nimmt oder orientiert sich an den Weckereinstellungen und lädt den Akku dann in dieser Zeit kurz vor dem Aufstehen komplett auf. KI lässt grüssen. Auch das Schnellladefeature ist gut und funktioniert. Qi-Laden ist wieder mit an Bord und ist bei entsprechendem Zubehör bequem und praktisch. Wie gehabt setzt Apple hier auf Fast Charge Qi mit 7.5 Watt.

Kamera

Kommen wir zum Herzstück der Veränderung im Vergleich zum Vorjahresmodell, der Triple-Kamera des iPhone 11 Pro. Die Kamera ist mit ihren vielfältigen Möglichkeiten in Verbindung mit der Software ausgezeichnet. Wir haben uns viel Zeit genommen, um sie auszureizen und es macht auch nach einem Monat noch riesig viel Spass, mit den Möglichkeiten zu spielen und schöne Fotos zu schiessen.

 

Insbesondere die drei Stufen des Zooms sind eine schöne Erweiterung. Man kann stets zwischen Faktor 0.5 (Zoom), 1 (Normal) und 2 (Weitwinkel) wählen und bekommt aus derselben Perspektive drei komplett unterschiedliche Bilder. Für die nächste Suche nach Nachmietern ist der Weitwinkel-Modus gesetzt – Räume wirken wesentlich grösser und es werden massiv mehr Details eingefangen als im Normal-Modus. Zudem sind Low-Light-Bilder beim neuen iPhone einfach nur hervorragend. Die Kamera-App erkennt zu dunkle aber interessante Bereiche im Nachtmodus automatisch und hellt diese ebenso automatisch auf, ohne dabei zu sehr die Qualität der Aufnahme zu verschlimmbessern.

 

Auch Videoaufnahmen sind nun mit dem iPhone 11 Pro hochauflösender möglich. Neben 4K Auflösung für Videos sind nun auch Zeitlupen-Filme gestochen scharf.

Deep Fusion

Neu hinzu kam per iOS-Update 13.2 auch die Funktion Deep Fusion, bei der die Kamera neun Aufnahmen schiesst und diese fusioniert. Dazu kommt neben maschinellem Lernen eine Menge Pixel-weise Bearbeitung zusammen. Die Bilder lassen sich indes wirklich sehen und zeigen vergleichsweise mehr Details. Mit viel Tippen und Wischen durch die teilweise immer noch sehr wenig intuitiven Menüs der minimalistischen Kamera-App aus Cupertino lassen sich zwar auch unter suboptimalen Bedingungen tolle Fotos schiessen. Doch Deep Fusion macht genau das, was viele von einer Smartphone-Kamera erwarten: Fire and forget – einfach draufhalten und knipsen und dennoch ein perfektes Fotos erhalten.

Apple iPhone 11 Pro Beispielfotos. Bilder: PocketPC.ch / Walter-Jeanrenaud

Preis und Verfügbarkeit

Seit dem 20. September 2019 sind die neuen Apple-Modelle im Handel. Neben den bekannten Farben Gold, Space Grau und Silber kam nun neu Nachtgrün hinzu. Das iPhone 11 Pro gibt es indes nur in den drei Speichergrössen 64 GB, 256 GB und 512 GB, ab 1’199.- SFr. bzw. 1.149,- Euro zu kaufen.

 

 iPhone 11iPhone ProiPhone Pro Max
64 GBCHF 809.-CHF 1’199.-CHF 1’299.-
128 GBCHF 879.-
256 GBCHF 999.-CHF 1’389.-CHF 1’489.-
512 GB CHF 1’619.-CHF 1’719.-

 

Fazit

Das iPhone 11 Pro von Apple bringt abermals ein Meisterstück aus Cupertino auf den Markt. Dass das Pro das neue XS ist, verwundert etwas, wird jedoch einer einhändigen Bedienung mit seinem 5.8 Zoll OLED Super Retina XDR Display durchaus noch gerecht. Der A13 Bionic SoC ist mal wieder das Mass der Dinge in diesem Jahr und bringt dem iPhone 11 Pro Leistung pur. Leider geht das etwas zu lasten der Akkulaufzeit, die nominell nicht wirklich besser als die des Vorläufermodells aussieht. Mit Zubehör sieht es bei Apple seit längerem etwas Mau aus und der Schritt zum USB-C-Kabel sorgt etwas für Stirnrunzeln. Da hätte Cupertino wenigstens auch gleich auf seinen proprietären Lightning-Stecker verzichten und der iPhone 11-Reihe direkt USB-C spendieren können. 3.5-mm-Stereoklinke sucht man wie gehabt ebenso vergeblich.

 

Wieder ist die Kameranotch dort, wo sie manche schon immer störte und die Anordnung der drei 12 MP-Kameraobjektive auf der Rückseite ist für viele wohl gewöhnungsbedürftig. Allerdings ist dies auch das einzige, was auf den ersten oberflächlichen Blick das iPhone 11 Pro vom iPhone XS unterscheidet. Da gerade die Kamera jedoch einige interessante, gelungene und durchaus wertvolle Verbesserungen erfahren hat, kann man hier jedoch getrost von einem Upgrade sprechen und überlegen, das Vorjahresmodell gegen das neue zu tauschen. Apple nimmt nicht ohne Grund ja auch gebrauchte iPhones in Zahlung.

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