So. 19. Februar 2023 um 7:03

Philips TAG5106LE im Test: Günstiges Gaming-Headset überrascht und enttäuscht

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 4 Minuten

Nicht jeder kann viel Geld für ein richtig krasses Gaming-Headset ausgeben. Mit dem Master & Dynamic MG20 hatten wir bereits ein Modell im Test, dass mehr kostet als die PlayStation 5 selbst! Über Sinn und Zweck lässt sich vortrefflich streiten. Philips geht mit dem TAG5106LE einen anderen weg und ist bereits für unter 100 Euro bzw. Schweizer Franken erhältlich. Wir haben das Headset für PS5, PC, macOS und auch die Nintendo Switch im Test ausprobiert.

Spaciges Design mit dezenter LED-Technik und kleinen Verarbeitungs-Bedenken

Einmal ausgepackt, sticht vor allem das enorm abgespacte Design ins Auge, dass mir persönlich sogar sehr gut gefällt. Es hebt sich nicht nur von der Masse ab, sondern schafft dabei auch noch gleichzeitig recht schlicht zu wirken. Zwar ist einmal wieder LED verbaut, was ich persönlich bei einem Headset eher als störend empfinde, da es im Endeffekt nur den Akku belastet und es selbst nicht sieht, doch ist die Einbindung dezent. Per Schalter gibt es mehrere Farboptionen, die dann über den kleinen Streifen an den Ohrmuscheln pulsieren.

 

Weitere Gaming-Headsets bei uns im Test

Das Philips TAG5106LE (Philips 5000 Series) besteht von Grund auf aus Kunststoff und das fühlt ihr auch. Während wir beim Astro A30 Wireless im Test auch enorm viel Kunststoff verbaut haben, so fühlt sich das Philips Gaming-Headset alles andere als hochwertig an. Denn die riesigen Tasten an den Ohrmuscheln und das scrollbare Drehrad für die Lautstärke erinnern irgendwie an ein Kinderspielzeug. Sie haben aber einen Vorteil: Man erfühlt sie wirklich sehr gut und kann das Headset so auch recht ordentlich auf dem Kopf bedienen. Sie fühlen sich aber nicht sonderlich hochwertig an und machen ein sehr dumpfes Klack-Geräusch, als wäre in der Ohrmuschel eigentlich gar nichts drin.

 

Das Kunstleder der Ohrpolster ist übrigens in Ordnung und fühlt sich gut an. Es wird nach längeren Sessions etwas warm darunter, aber das Problem haben alle Headsets mit Kunstleder und je nach Vorliebe präferiert man andere Materialien auf der Haut. Insgesamt wirkt das Headset aber stabil, denn es fühlt sich lediglich nur nicht all zu hochwertig an. Es ist insgesamt recht gut verarbeitet, auch wenn der Eindruck erst einmal etwas anderes vermittelt.


Bilder: PocketPC.ch / Laser

Tragekomfort irgendwie merkwürdig – Skibrillen-Auszug-Lösung

Es gibt aber noch etwas zum Tragekomfort zu berichten. Auf der einen Seite finde ich es mehr als löblich, dass Philips auf eine Art Skiband-Design bei der Kopfpolsterung setzt. Diese zieht sich individuell aus und sollte somit theoretisch auf jeden Kopf passen. Ich selbst hab eine recht schmale Birne und hatte dennoch einige Probleme. Es fühlt sich so an, als wenn der Philips TAG5106LE im Test bei mir nicht wirklich auf den Ohren sitzen bleibt. Als würde sich der Kopfhörer leicht nach hinten neigen. Das ist wirklich sehr unangenehm, da sich der Sitz extrem von anderen Headsetz unterscheidet.

 

So fühlt sich der Kopfhörer eher wie ein “On-Ear”-Headset und nicht wie ein Over-Ear-Modell an. Der Durck auf den Ohrrändern war auch dadurch sehr hoch. Ich habe ständig das Gefühl den Kopfhörer umgekehrt auf dem Kopf zu tragen und das hat mich über die gesamte Spielzeit immer wieder gestört. Als ich das Headset im Bekanntenkreis gezeigt hatte, haben diese ein ähnliches Problem beschrieben. Es ist also nicht nur meiner Kopfform geschuldet. Natürlich kann sich dieses dennoch über unterschiedlichen Kopfformen hinweg unterscheiden. Auffällig ist es aber schon.

Der DTS Knopf bringt gefühlt irgendwie gar nichts. In der Mitte könnt ihr die LEDs steuern. Bild: PocketPC.ch / Laser

Überraschend guter Klang für diesen Preis – Multiplattform-fähig

Ein kleines Lob gibt es übrigens schon einmal für die Ausstattung. Denn ihr könnt das Headset kabellos mit dem beigelegten Dongel betreiben oder auch per Bluetooth mit dem Handy verbinden. Auch ist ein 3.5 mm Klinkenanschluss vorhanden und das alles in dieser Preisklasse. Ich kenne Headsets die kosten mehr als das doppelte und bieten das nicht einmal. Das ist schon beeindruckend und daher konnte ich das Philips TAG5106LE auch überall ausprobieren. Egal ob Nintendo Switch, PS5, am Handy, meinem MacBook Pro oder auch an meinem Alienware M17X Gaming-Laptop.

 

Technische Daten im schnellen Überblick

  • Bauart: Over-Ear
  • Treiber: 50 Millimeter Neodym
  • Frequenzbereich: 20 bis 20’000 Hertz
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Konnektivität: 2.4 GHz Dongle, Bluetooth 5.2 und Klinkenanschluss
  • Akkulaufzeit: satte 40 Stunden (eigener Test)

Beim Sound setzt Philips auf 50 Millimeter grosse Neodym-Treiber im Inneren der Ohrmuscheln. Den Frequenzbereich gibt der Hersteller mit 20 bis 20’000 Hertz an, was für Headsets sehr typisch ist. Die Impedanz liegt bei 32 Ohm. Beim Klang punktet das Headset zumindest schon einmal, denn für den Preis kommt da schon ordentlich etwas heraus. Zwar betont es die Tiefen schon recht deutlich, Action-Games und Spielen mit vielen Explosionen kommt das natürlich zugute. Dem Headset fehlt es im oberen Bereich daher etwas an Dynamik, aber dennoch sind auch Mitten und Höhen recht klar verständlich und werden klar abgebildet.

 

Natürlich ist das Headset beispielsweise nicht mit einem Corsair HS80 oder gar einem Astro A30 Wireless nicht vergleichbar. Das Philips 5000 Series kann hier einfach nicht mithalten, aber das ist auch eigentlich nicht das Ziel, da die genannten Konkurrenzprodukte nicht in der niedrigeren Preisklasse angesiedelt sind. Daher ist das durchaus ein Lob und ich habe den Klang in dieser Form – auch wenn er kleinere Schwächen aufweist – nicht erwartet.

Irgendwie sieht die Bedienung ein wenig wie zu gross geratendes Spielzeug aus. Bild: PocketPC.ch / Laser

Richtig schlimmes Mikrofon mit viel zu starker Kompression

Was aber hingegen gar nicht funktioniert, ist das mitgelieferte Mikrofon, aber alles der Reihe nach. Denn die Verarbeitung des Mikros sowie die Anbringung sind erst einmal vielversprechend. Der Arm ist übrigens sehr flexibel und ihr könnt das Modell so einstellen, wie ihr es eben vor eurem Mund braucht. Doch hier hört das Lob, welches übrigens normal sein sollte, aber auch schon auf.

 

Die Klangqualität entpuppt sich im Test des Philips Gaming-Headsets als “nasale” Katastrophe. In einem ersten Test mit meinen Bekannten im Discord endete damit, dass mich alle gefragt haben ob ich heiser bin oder mir absichtlich die Nase zuhalte. In einem Selbstest fand ich auch heraus warum: Es klingt tatsächlich so als wären die Tiefen komplett herausgenommen und auch Teile der Höhen. Übrig bleibt ein Soundfetzen der so stark komprimiert zu sein scheint, dass sich alles sprichtwörtlich wie aus der Nase gezogen anhört. Das ist natürlich alles andere als optimal und lässt sich auch über Equlizer nicht beheben.

Das ist wirklich kein gutes Mikrofon und es ist auch gefühlt grösser als es irgendwie sein sollte. Bild: PocketPC.ch / Laser

Akkulaufzeit absolut überragend! Satte 40 Stunden sind drin

Während sich einiges vielleicht nicht so gut anhört, so ist die Akkulaufzeit auf einem völlig anderen Level und steckt sogar teilweise die teuersten Headsets auf dem Markt in die Tasche. Philips gibt diese mit 45 Stunden an, aber das habe ich selbst ohne LED-Beleuchtung nicht erreicht. Nach meiner Messung waren aber locker 40 Stunden drin und das ist wirklich brutal viel! Natürlich hängt das auch von der Lautstärke ab. Meist spiele ich knapp unter mittlerer Einstellung, was die Laufzeit natürlich auch etwas erhöht.

 

Ebenfalls erfreulich: Über den USB-Type-C-Anschluss lädt der TAG5106LE schon ordentlich schnell auf. In unter einer Stunde habt ihr wieder die volle Kapazität. In einem Test mit einem Kabel kamen wir auf circa 6 Watt beim Laden, was durchaus in Ordnung ist.

Grosse Anschlussvielfalt. Egal ob ob per Bluetooth, 2.4 GHz Verbindung oder Klinke. Auch die Akkulaufzeit istriesig. Bild: PocketPC.ch / Laser

Philips TAG5106LE Fazit: Leider läuft selbst für diesen Preis zu viel schief

An dieser Stelle sage ich es recht geradeaus heraus: Eine Empfehlung gibt es defintiiv nicht. Das Design ist zwar durchaus ganz nett und der Klang ist für um die 100 Euro bzw. Schweizer Franken nicht schlecht (aber auch nur in dieser Preisklasse), aber dann wird es auch schon schwierig. Der Tragekomfort war in meinem Fall nicht gut, die Verarbeitung wirkt ebenfalls billig (scheint es aber immerhin nicht zu sein) und das Mikrofon ist eine absolute Katastrophe. Das ist selbst für diesen Preis einfach zu viel negatives auf einmal. Da gibt es Headsets, die weniger Kosten und deutlich mehr bieten. Beispielsweise das HyperX Cloud Wireless, welches einfach phänomenal zu diesem Preis performt und eine weitaus bessere Klangqualität bietet.

 

Sollte der Tragekomfort aber für euch kein Problem sein und ihr das Mikrofon eh nicht nutzen, wäre es zumindest eine Überlegung wert. Denn die Akkulaufzeit ist mit fast 40 Stunden überragend. Das hat auch mir imponiert, doch Akkulaufzeit ist zumindest in diesem Fall leider auch nicht alles. Eventuell könnt ihr das Modell ja bei einem Elektronikfachhandel für euren eigenen Kopf kurz ausprobieren.

 

Der Philips TAG5106LE ist mit einer UVP von 99 Euro bzw. Schweizer Franken versehen. Auf Amazon ist das Modell leider nicht verfügbar. Grundsätzlich ist es gar nicht so einfach den Kopfhörer im Netz zu finden.

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