Sa. 21. Januar 2023 um 7:09

OneOdio Focus A10 im Test: ANC-Bluetooth Kopfhörer für wenig Geld und mit wenig ANC

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

OneOdio hat mittlerweile eine beachtliche Produktpalette an Kopfhörern im Sortiment. Der chinesische Hersteller bringt gefühlt alle paar Wochen ein neues Modell auf den Markt. In unseren Tests schnitten die Headphones aber bisher nicht sonderlich gut ab. Kann der günstige ANC-Kopfhörer OneOdio “Focus” A10 nun den Kreis durchbrechen? Wir haben das Modell ausprobiert und waren mehr positiv überrascht als gedacht, wenn auch nicht all zu viel.

OneOdio A10 mit unauffälligem, hochwertigen Design und strengem Chemiegeruch

Auch das OneOdio A10 zeigt sich, wie viele andere Modelle der Serie auch, eher unauffällig. Dennoch erscheint die Konstruktion hochwertig, wenn auch recht leicht. Der Kopfhörer ist stabil und bietet genug Flexibilität, um Belastungen standzuhalten. Die Bauform ist als Over-Ear gestaltet und somit auch geschlossen. Eine interne offene Bauweise gibt es nicht, ist aber in Ordnung und auch nicht immer üblich. Zumal es ein ANC-Kopfhörer ist und da ein offener Kopfhörer nichts zu suchen hat.

 

Andere OneOdio-Reviews bei uns im Magazin

Beim Auspacken kam mir allerdings schon ein chemischer Geruch entgegen, was zwar häufig nicht so schlimm ist, allerdings bei dem Produkt sehr auffällig war. Das ist aber nicht nur mir aufgefallen, sondern auch meiner Umgebung hier, denen ich die Kopfhörer gezeigt habe. Wollte das dann auch in diesem Testbericht nicht unerwähnt lassen, da sowas durchaus als Makel durchgeht. Wir hoffen nur, dass keine all zu üblen Stoffe genutzt wurden. Schließlich handelt es sich um ein Hygiene-Artikel mit direktem Hautkontakt.

 

Beim Tragen fällt allerdings der enorm geringe Druck auf den Kopf auf. Das ist zwar ein klarer Komfortvorteil für den Hausgebrauch, wird allerdings recht schnell für den Ausseneinsatz zum Problem, denn der Kopfhörer sitzt alles andere als sicher auf der Rübe. Schon kleinste Bewegungen um nach Autos vor dem Überqueren der Strasse zu schauen, lässt den Kopfhörer sehr unangenehm Schlingern. Auf der anderen Seite ist er aber auch wirklich sehr bequem zu tragen und sollte wenn nur auf der heimeligen Couch genutzt werden.

 

Mir persönlich ist übrigens auch der eingesetzte Memory-Foam, also der Schaumstoff für die Kopfhörer und den Bügel deutlich zu weich. Während das auf dem Kopf noch in Ordnung ist, so fühlt sich das weder in den Händen, noch an den Ohren wirklich hochwertig an. Leider lässt sich dieses auch nicht gegen bessere Ohrplolster austauschen. Hier müsste ich schon einen Bekannten von mir fragen, der Ohrpolster selber aufzieht, ähnlich wie ein Sattler. Allerdings wäre das den Preis der OneOdio A10 nicht wert.


Bilder: PocketPC.ch / Laser

OneOdio A10 im Test beim Klang mit merkwürdigen Schwächen in der Mitte

Doch wie klingt der OneOdio A10 im Test? Eine schwierige Frage, denn bisher hatten wir nur Kopfhörer von OneOdio hier liegen, die eher weniger überzeugen konnten und ich mich ehrlich gesagt schon auf das schlimmste einstellen wollte. Geht man so an den Kopfhörer ran, ist man allerdings erst positiv überrascht. Der Klang ist weniger verzerrt als bei anderen Produkten des Herstellers und das ist erst einmal gutes Zeichen. Zudem sind eigentlich alle drei Klangkomponenten zu erkennen: Höhen, Mitten und Tiefen zeichnen sich also ab. Klingt der Kopfhörer also nun tatsächlich gut? So einfach ist das dann doch nicht.

 

Denn es fehlt dem guten Stücken in einigen Teilen dann doch an einer ausgeglichenen Dynamik. Die Tiefen werden minimal bevorzugt, was eigentlich meinem persönlichen Geschmack betrifft, die Mitten werden aber merkwürdig zwischen den Höhen und Tiefen zerdrückt, ohne aber völlig aufgerieben zu werden. Es gibt durchaus Lieder, wo diese klar zu erkennen sind und kaum Verzerrungen aufweisen. Dann allerdings gibt es Songs, die den Kopfhörer massiv überfordern und die Dynamik killen und da spreche ich jetzt nicht einmal von aussergewöhnlichen Stücken.

 

Das führt auch ein wenig dazu, dass sich dieses Phänomen auch etwas auf die Höhen auswirkt. Starke und hohe Vocals brechen im oberen Bereich halb weg und klingen kaum Druckvoll. Die Tiefen bleiben immerhin stabil und liefern ein konstantes Klangbild. Eine ordentliche Differenzierung ist aber leider nicht wirklich gegeben. Das macht den Kopfhörer aber nicht unbedingt unbrauchbar. Der Klang ist immerhin im Rahmen, er ist eben nur nicht wirklich herausragend oder gut, leider auch nicht für diese Preisklasse von um die 80 Euro bzw. Schweizer Franken. 

Oneodio A10
Das sind sehr weiche Ohrpolster, die kaum ihre Form halten können und so viel Aussengeräusche durchlassen, trotz ANC. Bild: PocketPC.ch / Laser

Schwaches ANC aber eine richtig gute Akkulaufzeit

Ebenfalls nicht so gut ist das ANC, welches ihr über einen Knopf am der linken Ohrmuschel aktivieren könnt. Mit einem ersten Klick schaltet sich der Tranzparenzmodus ein, der eigentlich fast unnötig wirkt, weil die viel zu weichen Fake-Leder-Schaum-Ohrpolster eigentlich alles durch lassen. Ein zweiter Klick aktiviert ANC und dieses kommt zwar hörbar durch, filtert aber aus genanntem Grund kaum etwas raus. Es kann allerdings die Soundqualität minimal verbessern, was immerhin ein Vorteil ist. Ich empfehle allerdings ANC aus Laufzeitgründen lieber zu deaktivieren.

 

Wobei letztere wirklich gut ist. Mit aktivierter Geräuschunterdrückung waren noch locker 25 Stunden drin, das ist wirklich ordentlich. Ist diese ausgeschaltet ging es schon Richtung 34 bis 40 Stunden, aber diese erreichte ich dann in den vergangenen Wochen nie. Die von der Webseite angegebenen 50 Stunden waren aber nie möglich, nicht einmal Ansatzweise.

OneOdio A10 Test
Bild: OneOdio

Präsentation des Kopfhörers: Alles nur photoshopped

Allerdings ist die gesamte Präsentation des Kopfhörers auf der eigenen Webseite schon ein “Highlight”. Schaut man sich die Produktfotos an – und ihr müsst nicht einmal allzu genau hinschauen – erkennt man, dass niemand der gezeigten Personen den Kopfhörer wirklich trägt. Er ist auf die Köpfe drauf gephotoshopped. Bei allen Menschen handelt es sich um Stock-Foto-Models. Das findet man sehr schnell bei einer Rückwärtssuche der Bilder heraus.

 

Besonders witzig: Zudem hat der Hersteller in zwei Bildern dieselbe Person genommen und diese nur spiegelverkehrt in ein anderes Bild geshopped. Das dürfte einiges über die Ambitionen von OneOdio als selbsternannte Premium-Marke aussagen. Es wirkt halt wenig vertrauenerweckend, wenn Hersteller so handeln. Es geht eben auch hier im Westen nur um das schnelle Geld und das Überschwemmen des Marktes mit Zubehörprodukten.

Bilder: OneOdio / Ridofranz / Getty Images

 

Hier haben wir beispielsweise die Frau mit dem Kaffee in der Hand in der gleichen Position. Das eine Bild ist von OneOdio zu Präsentationszwecken gephotoshopped und das andere ist das Original, welches in einem Artikel des Stern zum Einsatz kommt. Beziehen könnt ihr es beispielsweise von Getty Images. Der Inhaber ist laut der Quelle ein Nutzer Namens Ridofranz.

 

Update: Mittlerweile hat der chinesische Hersteller übrigens die Frau von seiner Webseite entfernt. Ob das nun durch die Berichterstattung unseres Testberichts geschehen ist, wissen wir zum aktuellen Zeitpunkt nicht.

Bilder: OneOdio / South_agency / iStockPhoto

 

Auch hier im Bild ist zu sehen, dass die Person eigentlich ein iStock-Foto ist und auf dieser Webseite hier für eine Lizenz des Accounts “South_agency” gekauft werden kann. OneOdio hat die Headphones nur auf den Kopf dieser Person drauf kopiert. Etablierte Hersteller bearbeiten zwar auch ihre eigenen Pressebilder nach und das ist auch völlig normal, aber dort werden die Kopfhörer immerhin tatsächlich getragen. Das macht wirklich keinen guten Eindruck. Das gilt übrigens für nahezu alle Bilder auf der Webseite. Noch ein Beispiel? Kommt sofort:

Bilder: OneOdio / pressmaster / freepiks.com

 

Das Bild gehört eigentlich dem Nutzer “pressmaster” auf der Webseite freepik.com. Dort ist das Foto unter der Lizenz der jeweiligen Person zu haben. Wie in dem Beispiel zu sehen ist, hat OneOdio diese Person sogar mehrmals für seine Produkte benutzt und auch seine Ear-Buds damit beworben, die allerdings nicht bei uns im deutschsprachigen Raum verfügbar sind.

 

Im Endeffekt macht OneOdio, sofern sie die Lizenz für die Fotos und auch Änderungsrechte erworben haben, nichts falsch. Man kann ja immer noch behaupten, es diene lediglich zu bildhaften Präsentationszwecken. Wirklich vertrauenerweckend ist das aber nicht, da nirgends auf der Webseite eine Quelle der Bilder zu finden ist. Es wird auch nirgends erklärt, dass die Menschen die Produkte selbst gar nicht tragen. Leider ist dieses Vorgehen bei nahezu allen Produkten auf der Webseite von OneOndio der Fall, so eben auch beim OneOdio Focus A10.

Fazit: OK… es gibt bessere Kopfhörer für den Preis

Der Kopfhörer OneOdio A10 (2022) kostet jetzt mit aktuell unter 80 Euro bzw. Schweizer Franken nicht die Welt. Mit dem Code ONE20%SP gibt es zudem noch 20 Prozent Rabatt (Mindestbestellwert 30 US-Dollar). Damit wird der OneOdio A10 Hybdrid ANC Bluetooth-Kopfhörer recht günstig. Dafür bietet er eine immerhin noch solide Leistung mit den bereits erwähnten Mängeln. Die seltsam anmutenden Mitten und abreissenden Höhen wären da eine Sache, auch ist das ANC nicht auf der Höhe und der Kopfhörer selbst macht eine wacklige Figur auf dem Kopf. Ein kompletter Reinfall ist er allerdings nicht, denn ich bin schon anderes von OneOdio gewohnt gewesen, also sehe ich es derzeit mit gutem Willen. Eine Empfehlung spreche ich aber auf keinen Fall aus, dafür sind andere Modelle anderer Hersteller einfach deutlich besser für den gleichen Preis oder sogar günstiger.

 

 

Doch welche Alternativen habt ihr für bis zu 80 Euro im Vergleich, die massiv besseren Sound bieten? Nun, da gibt es einige Kopfhörer. Kurios, aber der Sony WH-CH510 kostet im freien Handel vielleicht gerade einmal 30 Euro oder Schweizer Franken und bietet eine deutlich besser Klangperformance mit sehr ausgeglichenen Höhen und Mitten und einer leichten Tiefentendenz für spürbar guten Pop und Elektronik. Ihr verzichtet hier zwar auf ANC, bekommt aber eine digitale NC, die besser als das ANC im A10 ist. Ebenfalls deutlich besser ist der Sennheiser HD 350BT, der mittlerweile auf unter 80 Euro gesunken ist und eine richtig gute Soundqualität bietet. Da kann OneOdio insgesamt nicht mithalten.

Video: OneOdio

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