Sa. 07. Oktober 2023 um 7:10

Lenovo Yoga Pro 9i im Test: Hervorragender Arbeits-Laptop mit geringer Ausdauer

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 8 Minuten

Voller Anschlag beim Preis und einigen Ausstattungskomponenten. Der Lenovo Yoga Pro 9i ist eines der High-End-Modelle der Serie und zeigt sich vor allem auf Leistungsebene, für eine Arbeitsmaschine, durchaus enorm potent. Allerdings auch an einigen anderen Stellen unerwartet zurückhaltend. Wir konnten die tragbare Power-Workstation ausprobieren!

Schlankes, aber nicht ganz geräuscharmes Design – Hochwertig allemal

Wie von Lenovo gewohnt, ist die Verarbeitung des Yoga Pro 9i hervorragend und der Hardware angemessen schlank. Der eigentliche Body besteht aus Aluminium und ist entsprechend hochwertig. Die Tastatur lässt sich zwar im Innenbereich “eindrücken”, aber nicht tragisch und irgendwie ist man es von Laptops mittlerweile gewohnt. Ihr müsst aber schon mutwillig Druck ausüben. Beim normalen Arbeiten oder Zocken stört es aber nicht!

 

Die Abmessungen sind mit 1.84 x 36.4 x 24.6 Zentimeter im Rahmen. Lenovo nutzt den Platz entsprechend aus und fasst Lautsprecher, Tastatur, Display und die weitere Hardware nach ihren Möglichkeiten ein. Verglichen mit einem MacBook Pro 16 Zoll ist es zwar nicht ganz so schlank, aber der Vergleich passt. Immerhin verbaut Lenovo komplett andere Hardware und benötigt durch den weitaus hungrigeren Prozessor der und dedizierten GPU weitaus mehr Platz, auch für die Kühlung.


Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud

 

Interessant ist allerdings, dass wir beim Auspacken und Aufbauen einige kleinere hörbare Verwindungen feststellen konnten. Erst habe ich mich gewundert woher diese Stammen, aber sie scheinen vom unteren Teil des Lenovo Yoga 9i zu kommen. Ob das etwas mit den verschraubten Komponenten und dem damit entstehenden “Balancing” zu tun hat, ist schwer zu sagen. Die untere Bodenplatte scheint aber gerne einmal beim Transport in den Händen kleinere Geräusche von sich zu geben. Das fällt vor allem dann auf, wenn ihr das Notebook im aufgeklappten Zustand durch die Räumlichkeiten bewegt, da dann grössere Verwindungen und auch Kraft auf gewisse Basispunkte wirken.

 

Die Verarbeitung ist aber dennoch sehr hochwertig. Zwar zieht Lenovo im Vergleich mit dem Apple MacBook den Kürzeren, ist aber durchweg in der Windows-Kategorie im gehobenen Segment anzusiedeln. Der Hersteller ist für dafür aber bekannt und es ist gut zu sehen, dass auch die neueren Geräte (hatte bestimmt nun gut 5 Jahre kein Lenovo-Notebook mehr in der Hand) weiterhin einen hohen Qualitätsstandard entsprechen.

Kostspieliger Yoga Pro 9i kommt mit viel Ausstattung daher

Der Lenovo Yoga Pro 9i zeigt sich im Test schon fast wie ein Ausstattungs-Monster und das im positiven Sinne. Kompromisse aus starker Hardware und eben dem entsprechenden Gehäuse werden kaum in Kauf genommen. An sich aber auch verständlich, denn der Preis für das Modell ist enorm hoch. Dafür erhaltet ihr aber auch Hardware, mit der gepflegtes Zocken aber genauso möglich ist. Ein Multimedia-Allrounder!

 

Technische Daten in der Kurzübersicht

  • CPU: Intel Core i9-13905H 13th Generation Prozessor
  • GPU: Nvidia GeForce RTX 4070 mit 8GB Videospeicher
  • RAM: 64GB LPD5X-6400 (Ein Riegel)
     
  • Display: 16 Zoll Mini-LED, 3200 x 2000 Pixel Auflösung und 165 Hertz
  • Speicher: 1 TB SSD PCIe NVMe Festplatte
  • Anschlüsse: 2x USB-A 3.2, 1x Thunderbolt 4, SD-Card-Reader, 1x HDMI 2.0, 3.5mm Klinke
  • Drahtlos: Wi-Fi 6E (bis ax), Bluetooth 5.1 
  • Betriebssystem: Windows 11 Home

Angesichts der aktuellen Gaming-Lage, muss ich gestehen, dass ich mir gerne 16 GB beim Grafikkarten-RAM gewünscht hätte. Ansonsten gibt es recht wenig an der Ausstattung zu meckern. Bedenkt aber bitte, dass wir hier das aktuell wohl auch am besten ausgestattete Modell der Serie zum Testen zur Verfügung gestellt bekommen haben. Es gibt noch Geräte mit RTX 4060, 32 GB RAM und 1 TB SSD. Unser Yoga Pro 9i ist höchstwahrscheinlich daher die Spitze des Leistungs-Bergs in diesem Segment.

 

Eine Sache kreide ich dem Lenovo Yoga Pro 9i aber dann doch letztendlich an. Egal für welche Version ihr euch entscheidet, der Arbeitsspeicher (RAM) ist auf der Platine im Inneren verlötet. Ihr könnt diesen bei Bedarf also nicht wechseln oder aufrüsten, sofern ihr euch für eines der günstigeren Versionen entschieden habt. Das ist vielleicht bei 64 GB RAM eher zu vernachlässigen als bei Modellen mit 32 GB RAM. Es ist aber ein Punkt, den ihr im Hinterkopf behalten solltet.

Die Lautsprecher sind leider nicht auf MacBook Niveau, aber schon in Ordnung. Filme würde ich so aber nicht darauf schauen. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Mini-LED-Display mit 165 Hertz und starken HDR-Visuals – Mit einem Problem

Grade das 16 Zoll Display des Lenovo Yoga Pro 9i lässt mich mit sehr gemischten Gefühlen zurück. Es nutzt eine interessante Technik, um zwischen HDR und SD zu wechseln, hat aber dann genau in diesem Bereich auch seine Schwächen. Zu aller erst aber die wirklich überragenden Eigenschaften. Ihr blickt hier auf ein Kontraststarkes Mini-LED-Panel mit bis zu 165 Hertz. Letzteres macht vor allem beim Gaming unheimlich viel (Augen-)Freude. Auch beim konsumieren von Inhalten auf Streaming-Diensten mit entsprechender Kompatibilität für HDR-Content. An sich also gelungen, oder?

 

Wäre da nicht der sehr wacklige SD-Modus, wo das Panel in eine alternative Hintergrundbeleuchtung wechselt, die alle LEDs beleuchtet. Das führt dazu, dass ihr plötzlich gräuliche Schleier bei Inhalten mit schwarzen Elementen seht. Zudem werden sogenannte “Licht-Einblutungen” an den Displayrändern sichtbar. Das ist unschön und ich würde mir an dieser Stelle wünschen, ständig im HDR-Modus zu sein. Apples MacBooks nutzen die Mini-LED-Technik durchgehend für schöne Schwarz- und Kontrastwerte. Völlig unabhängig vom angezeigten Content. Diesen Vergleich muss sich das Yoga Pro an dieser Stelle leider gefallen lassen.

 

Alles in allem ist das Display für die richtigen Einsatzzwecke und eben dem unterstützten HDR eigentlich sehr gut. Wären da nur nicht die Anwendungen ausserhalb dieser Situationen, die bei SD-Content eher zu einer mehr durchschnittlichen Anzeige führen. Verrückt und interessant zugleich. Könnt ihr HDR aktivieren solltet ihr das hier jedenfalls so oft wie möglich tun.

Auch im Sonnenlicht noch in Ordnung zu sehen und zu bedienen. Der SD-Modus hat aber ein paar kleinere Schwächen. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Krasse Gaming-Performance! – Allerdings TGP nur bis 100 Watt

Starke Workstation und Multimedia-Station, das alles will das Lenovo Yoga Pro 9i irgendwie sein und schafft dieses auch eigentlich sehr gut. Zu Multimedia gehört aber auch Gaming und hier lässt sich recht gut ableiten, zu was das Notebook imstande ist. Es sei aber gleich Anfang an gesagt: Egal ob ihr das Yoga Pro 9i mit RTX 4050, 4060 oder auch der hier uns vorliegenden RTX 4070 kauft, die TGP der GPU regelt maximal nur bis 100 Watt. Danach ist Schluss. Somit ist vor allem die 4070 in ihrer Maximalleistung leicht beschnitten. Ein ähnliches Vorgehen sahen wir auch beim Razer Blade 14″ mit RTX 3070 im Test vom Januar 2023, die ebenfalls nur 100 Watt TDP zu bieten hatte.

 

Erstmal ein paar synthetische Benchmarks, um die theoretische Leistung zu ermitteln. Hier schafft es der Lenovo Yoga Pro 9i im Test von 3DMark 11 auf bis zu circa 40’000 Punkte. Das ist schon einmal nicht schlecht. Im Time-Spy-Benchmark sind es um die 10’500 Punkte in 2K-Auflösung (1440p). Die Grafikeinheit schaltet automatisch auf die dedizierte Nvidia-Karte um. Der Hersteller verzichtet aber unverständlicher Weise auf Optimuz für die Umstellung. Allerdings erkennen die nachfolgenden Games die dedizierte GPU zuverlässig. Folgende Werte konnten wir im Schnitt ermitteln.

 

 Einstellungen + (Auflösung)Durchschnittliche Bilder pro Sekunde (FPS)
Cyberpunk 2077Ultra-Details, RT, DLSS, FG (1440p)87 FPS
Forza Horizon 5Ultra-Details (1920p)56 FPS
F1 2023Mittel, DLSS (1440p)136 FPS
Star Wars: Jedi Fallen OrderUltra-Details (1440p)64 FPS
Far Cry 6Ultra-Details (1440p)61 FPS
Microsoft Flight SimulatorUltra-Details (1440p)53 FPS
Apex LegendsUltra-Details (1440p)105 FPS
Hogwarts LegacyUltra-Details (1440p)58 FPS

 

Diese Benchmarks sind richtig beeindruckend und der Lenovo Yoga Pro 9i entpuppt sich im Test als Gaming-Maschine! Kommen wie bei Cyberpunk 2077 noch DLSS und FrameGeneration (FG) hinzu, erreicht ihr bei sensationeller Optik noch sehr viele Frames pro Sekunde. Das macht einfach enorm viel Spass und ihr könnt den Laptop ohne Probleme sowohl für Content-Creation im Sinne von Video- und Bildbearbeitung locker einsetzen.

 

Im Vergleich zu einem MacBook Pro mit Apple M1 Pro Chipsatz oder die neue M2 Pro Serie, verliert der Yoga 9i aber im Bereich Video-Editing oder auch Bildbearbeitung an Boden. Man darf das aber nicht überbewerten. Die MacBooks sind darauf optimiert und spezialisiert. Für Windows-Verhältnisse ist der Lenovo Yoga Pro 9i enorm schnell, auch dank der Intel Core i9 CPU und dem schnellen 6400 MHz taktenden Arbeitsspeicher. Einfach eine runde Performance-Sache. Und ganz ehrlich: Im Gaming hält das Apple Notebook nicht mit, solange es zumindest nicht genügend optimierte Spiele für die Plattform gibt.

Nur mit angeschlossenem Netzteil zu voller und richtig guter Leistung fähig. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Akkulaufzeit enttäuscht im Vergleich – Lüfter unter Last leise

Irgendwie habe ich mir insgesamt von der Akkulaufzeit mehr versprochen. Kommen CPU und GPU unter Last und damit vor allem beim Gaming zusammen, dann schluckt der Laptop um die 150 Watt. Das ist durch die von der GPU abgeregelten TGP von 100 Watt definitiv erfreulich wenig. Grosse Distanzen lauft ihr mit dem Modell aber nicht. Natürlich erreicht ihr derartige Leistungen auch nur im Steckdosen-Modus, ist ja auch irgendwo klar. Im Arbeitsbetrieb geht es aber auch nicht lange voran.

 

Beim Arbeiten erreichte ich bei circa 60 Prozent Helligkeit des Displays im SDR-Modus (HDR lässt sich dann eh nicht aktivieren) gerade einmal 3.5 Stunden! Einen Arbeitstag schaffe ich mit dem Lenovo-Laptop also auf keinen Fall. Content-Creator sollten unbedingt die Nähe einer Steckdose aufsuchen. Gerade beim Schneiden von Videos steht das Notebook unter Last und dann wird es richtig eng. Ihr könnt dem aber entgegenwirken und die Helligkeit noch einmal drastisch drosseln, das Display auf maximal 60 Hertz begrenzen und in Windows die Energiesparoptionen aktivieren. Dann allerdings verzichtet ihr auf eine Menge Performance und Komfort.

 

Besonders gut gefallen haben uns im Gegensatz aber die Lüfter. Diese sind beim Arbeiten (viel Text, Bilder bearbeiten, im Internet surfen oder Videos schauen) entweder nur minimal aktiv oder einfach gar nicht erst eingeschaltet. Das ist enorm erfreulich und erinnert mich schon deutlich eher an mein MacBook Pro. Reizt ihr die Leistungsmöglichkeiten aus, können schon einmal 40 bis über 50 Dezibel aus dem Gehäuse schallen. Lenovo hat aber darauf geachtet, dass das Dual-Lüfter-System nicht all zu nervig und damit hochfrequent dreht. Beim Zocken also lieber sowieso Kopfhörer aufsetzen.

Wirklich sehr gute Eingabegeräte, sowohl zum Arbeiten als auch zum Zocken. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Fazit: Lenovo Yoga Pro 9i ist teuer, leistet aber viel mit kleinen Macken

Unsere für den Test bereitgestellte Konfiguration des Yoga Pro 9i von Lenovo kostet übrigens 2’500 Schweizer Franken, ist aber auch so ziemlich das höchste der Gefühle, was in dieser Form geht. Die Leistung ist immens hoch, der Lüfter zwar nicht enorm Leise, doch auch nicht übertrieben laut. Das Profil ist schlank, die Verarbeitung gut. Besonders gut gefallen hat mir die Gaming-Leistung, trotz der Beschränkung auf 100 Watt der TGP, also der GPU. Für Gaming und kreatives Arbeiten wie Videoschnitt und Bildbearbeitung zeigt sich der Lenovo Yoga Pro 9i richtig stark.

Wer mit weniger Leistung und Funktionsumfang auch zurecht kommt, bekommt auch zu einem günstigeren Preis das Arbeitstier von Lenovo.

 

 

Aber es gibt auch Schattenseiten. Der Arbeitsspeicher ist, egal ob ihr jetzt die Version mit 32 oder 64 GB RAM, fest verlötet. Wollt ihr also mehr oder eben schnelleren RAM verbauen bzw. kaputte Riegel tauschen, geht das nicht. Zudem ist die Akkulaufleistung für reines Arbeiten kaum zu gebrauchen. Nicht einmal 4 Stunden schaffe ich nur fürs Schreiben mit dem Modell (unter anderem an diesem Text hier). Damit ist er für das Arbeiten für unterwegs ohne Steckdose nur sehr eingeschränkt geeignet, was doch schon ein leichter Dämpfer ist.

 

Nichtsdestotrotz macht der Lenovo Yoga Pro 9i im Test eine aussergewöhnlich gute Figur. Ich bin angetan von dem, was der chinesische Hersteller hier versucht. Übrigens auch bezogen auf andere, ähnliche Produktkategorien wie Gaming-Laptops und Co. Insgesamt also eine gute Leistung und daher sprechen wir auch eine “leichte” Empfehlung aus. Allerdings solltet ihr euch über die Schwächen hier wirklich bewusst sein und diese sollten für euch weniger eine Rolle spielen, dann bringt das Modell auch richtig viel Spass.

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