So. 01. Oktober 2023 um 7:16

Gel Blaster Surge im Test: Vorsicht bei der Nutzung, bitte nicht an Kinder geben

von Marcel Laser 1 Kommentare
Lesedauer: 6 Minuten

In den USA ist gefühlt irgendwie alles, was schiesst, cool. Zumindest bekommt man da recht häufig den Eindruck. Der Gel Blaster Surge wurde auf der IFA in Berlin dieses Jahr vorgestellt und ist tatsächlich eine mehr oder weniger witzige Sache, aber als Spielzeug nur bedingt geeignet. Auch als erwachsener Mensch sollte man sich erst einmal Gedanken machen und sich über die Nutzung im Klaren sein. Warum, darauf gehen wir in diesem Testbericht ein.

Robustes Design mit überlegter Konstruktion – Der Gel Blaster fühlt sich hochwertig an

Bleiben wir aber erst einmal beim rein nüchternen Teil der “Spass-Kanone”. Der Gel Blaster ist sehr gut verarbeitet und macht einen hochwertigen Eindruck. Zur Verwendung kommt eine Menge Hartplastik, was erst nicht so toll klingt, aber in der Hand einen guten Eindruck macht. Auch das Gelkügelchen-Reservoir, das oben eingeschraubt wird, sitzt fest und sicher an Ort und Stelle. Der ergonomisch geformte Griff liegt gut in der Hand und der Abzug ist ebenfalls einfach zu erreichen. Zur Stabilisierung ist noch ein weiterer Griff vorn vorhanden.

 

Insgesamt sieht der Gel Blaster Surge schon enorm futuristisch aus und könnte aus einen Science-Fiction-Film stammen. Nicht aus Star Trek oder Star Wars, wo Waffen eher einen glatten Stil haben. Der Surge erscheint schon eher in Richtung Cyberpunk, mit deutlich mehr Cyber-Elementen. Hässlich ist er aber nicht, wer auf derartiges Spielzeug steht, dürfte durchaus zufrieden sein. Könnte auch für ein gelungenes Cosplay herhalten.

 

Unten am Griff findet ihr übrigens die USB-C-Ladebuchse, denn der Gel Blaster funktioniert mit Strom. Ein Kabel liegt der Verpackung bei, der Akku ist augenscheinlich komplett im Griff verankert, sowie ein Teil der Elektronik, die bis in den oberen Schaftbereich ragt.


Bilder: PocketPC.ch / Laser

Die Gellets Patronen sind biologisch abbaubar

Der Gel Blaster Surge nutzt Patronen mit dem klangvollen Namen “Gellets”. Diese Kugeln werden auf Wasserbasis hergestellt und zerplatzen beim Aufprall. Die Hülle selbst löst sich innerhalb kürzester Zeit komplett auf. Sie sind dann 6 bis 8 mm im Durchmesser. Giftstoffe soll es in den Kugeln nicht geben. Sie sind vollständig biologisch abbaubar und hinterlassen auch keinen Dreck. So jedenfalls die Ansage des Herstellers. Auch wir konnten das im Test nicht feststellen. Die Hülle, die die Gellets formt, löst sich in weniger als 30 Minuten auf, sobald diese aufplatzt. 

 

Das ist im Vergleich zu anderen Spielzeug-Waffen-Trends wie Nerf ein riesiger Vorteil. Wie oft gehen diese Pfeile in der Umwelt eigentlich verloren? Und abgebaut werden die in hunderten von Jahren noch nicht! Immerhin, auch Hasrbo hat unterdessen in der Nerf-Reihe einen Gelkugel-Blaster im Sortiment. Bei den Gellets muss man sich wenigstens keine Gedanken machen, dass diese dann die Umwelt weiter belasten.

 

Im Surge finden im bulligen Magazin-Gefäss rund 800 Schuss ihren Platz. Weitere 10’000 Schuss liegen dem Paket bei, allerdings in “ungewässerter” Form. Denn die kleinen Perlen sind extrem winzig und müssen vor Gebrauch für zwei Stunden eingelegt werden. Dabei saugen sich mit Wasser bis zu einer Bubble-Tea-Kugeln-ähnlichen Grösse voll. So könnt ihr also euer Magazin immer wieder selbst befüllen. Ihr braucht lediglich ein wenig Wasser dafür. Gewässerte Gellets können gut drei Monate in einem Wassereimer aufbewahrt werden. Dann werden sie bei Bedarf abgetropft und sind sofort einsatzbereit.

 

Zudem gibt es auch Gellets von Gel Blaster mit Zusatzfunktionen, etwa im dunkeln fluoreszierende Munition und oder mit Farbe. Kein Wunder, den Gelkugel-Waffen wurden als Alternative zu Airsoft entwickelt, wo dieses etwa gesetzlich verboten wurde. So beispielsweise in China seit 2008.

Diese kleinen Gelkugeln sind komplett biologisch abbaubar. Können aber auch richtig ziehen, wenn sie treffen. Bild: PocketPC.ch / Laser

Gel Blaster Surge im Praxistest: Funktioniert gut, ist aber nicht ganz ungefährlich

Hinten am Schaft-Ende findet ihr einen Wippschalter. Dieser ist in der Mittelstellung auf Aus und kann nach Links auf Einzelschuss und nach Rechts auf Automatik mit bis zu 10 Schuss pro Sekunde eingestellt werden. Die Präzision ist relativ gut und weicht je nach Reichweite nur wenige Zentimeter ab. Je weiter, desto grösser die Streuung natürlich. Bis zu 20 Meter soll der Gel Blaster Surge schiessen können, was ich jedoch nicht direkt ausprobiert habe. Allerdings zeigte sich im Test, dass der Druck aus dem Blaster und schon ordentlich ist, vielleicht schon zu ordentlich!

 

Ich habe also aus rund neun Metern auf mich schiessen lassen, gezielt auf den Oberschenkel. Jetzt hatte ich nur eine kurze Hose an, da ich vermeiden wollte, dass meine Hose grüne Flecken bekommt. Der Treffer auf die nackte Haut hat schon ordentlich gezogen. Ihr solltet daher deutlich mehr Abstand halten um eventuell fiese blaue Flecken zu vermeiden.

Ordentlich verarbeitet, kompakt und technisch gar nicht mal so schlecht ausgefeilt. Bild: PocketPC.ch / Laser

Kein Wunder, denn der Hersteller gibt ein Mindestalter von 14 Jahren und mehr für die Spielzeugwaffe an. Damit ist diese absolut nicht für Kinder geeignet und das kann ich allein durch die Wucht der Gelkugeln absolut nachvollziehen. Man sollte auf den Einschlag echt vorbereitet sein. Das ist wirklich nichts für zimperliche Personen.

 

Zudem finde ich den Schalter für die Schussabgabe unpraktisch. Er lässt sich leider nicht mit einer Verankerung oder so etwas sichern. Warum eigentlich? Der Gel Blaster Surge zeigt sich im Test nicht gerade als ungefährlich und eine zusätzliche Sicherung, falls doch einmal ein kleineres Kind die Spielzeugwaffe in die Finger bekommt, wäre so zumindest ein sehr wichtiges Element.

 

Der Akku hält übrigens

Das “Magazin” wird oben dran geschraubt, was aber auch das Zielen etwas erschwert. Bild: PocketPC.ch / Laser

Starker Lieferumfang: Langsamer Lauf und Schutzbrille – Reicht das?

Was man dem Hersteller aber zugute halten sollte, ist der riesige Umfang an Dingen in der Verpackung. Diese besteht nicht nur zu weit über 90 Prozent aus Pappe und Papier, sondern liegt dort auch noch Zubehör für euren Gel Blaster Surge bei. Unter anderem ist hier ein austauschbarer Lauf, der die Geschwindigkeit der Geschosse verlangsamen kann, was wiederum die Wucht aus dem Aufprall nehmen kann. Es sei gesagt: Es zieht trotzdem noch ordentlich. Denn während der Standardlauf bis zu 175 Fuss pro Sekunde schafft, also knapp 53 Meter pro Sekunde, sind mit dem langsameren Lauf immer noch 100 Fuss pro Sekunde, also 30 Meter pro Sekunde, drin.

 

Optional gibt es austauschbare Finnen, um so verschiedene Teams farblich hervorheben zu können.

 

Dringend nötig ist übrigens die beigelegte Schutzbrille im Karton. Diese soll eure Augen vor den Kugeln schützen und ist meiner Meinung nach auch mehr als dringend nötig. Es handelt sich aber nur um eine lapidare Kunststoffbrille. Bitte besorgt euch eine bessere Alternative. Eine Schutzbrille vom Paintball oder Airsoft-Sport vielleicht, oder eine Taucherbrille, die eure Augen von allen Seiten abschliesst. Der Geschossdruck ist ordentlich und sollte nicht unterschätzt werden.

 

ZIELT NIEMALS AUF MENSCHEN OHNE SCHUTZBRILLE!

 

Durch die enorme Wucht der Kugeln sind die Augen bei einem Treffer sofort zerstört! Zielübungen also nur in einem Bereich ohne Personenverkehr und auch nur dann auf leblose Objekte. Einige der Pressebilder von Gel Blaster zeigen zwar Menschen mit Schutzmasken (eigentlich der beste Schutz für das gesamte Gesicht), doch einige davon zeigen auch Jugendliche ohne jegliche Schutzausrüstung. Das können wir an dieser Stelle absolut nicht empfehlen!

Der Lieferumfang kann sich sehen lassen. Sogar eine Schutzbrille liegt bei, die allerdings nicht den stabilsten Eindruck macht. Bild: PocketPC.ch / Laser

Fazit der Spielzeugewaffe: Weniger Spielzeug, mehr Waffe

Technisch ist der Gel Blaster Surge ein gutes Produkt. Er verschiesst seine Gellets-Kugeln auf grössere Distanz und sie lassen sich recht leicht nachfüllen und herstellen. Zudem ist diese Gel-Munition umweltfreundlich, was ich persönlich noch mit am wichtigsten finde. So verschiesst ihr immerhin keine Plastikkügelchen in der bereits sowieso schon viel zu stark belasteten Welt umher. Auch der Lieferumfang ist gelungen, eine (zugegeben sehr dünne) Schutzbrille liegt bei und es gibt Wechselteile für den Lauf.

 

Der Sicherheitsgedanke bei der Spielzeugwaffe kommt aber meiner Meinung nach viel zu kurz. Eine Sicherung gegen versehentliches Abfeuern gibt es nicht und wäre eigentlich dringend notwendig. Wir reden hier zwar von einem Spielzeug, das aber dann doch mehr oder weniger auch eine Waffe darstellen soll. Die Kugeln schiessen mit einer ordentlichen Wucht aus dem Modell, die zumindest bei mir zu blauen Flecken führt und ich bekomme diese als Volleyball-Spieler nicht leichtfertig. Das zieht schon ordentlich.

 

Moralisch ist so etwas zudem auch fragwürdig. Natürlich ist ein derartiger Trend in den USA beliebt und was dort passiert, färbt auch häufig in Europa ab. Doch wir haben aktuell auch einen durch Russland begonnenen Angriffskrieg in Europa vor der Haustür und es hinterlässt bei mir alles einfach auch einen faden Beigeschmack. Etwas makaber, wenn man bedenkt, dass dieses Spielzeug aus den USA kommt, wo Kinder an Schulen durch unzählige Schiessereien in Angst leben müssen, was dort schon fast an “Normalisierung” grenzt.

Preis

Der Gel Blaster Surge ist in der Schweiz für aktuell 69.- Schweizer Franken verfügbar. In Deutschland kostet er je nach Shop zwischen 80,- und 110,- Euro. Eine XL-Version liegt schon bei gut 270 Euro bzw. SFr., in der Schweiz jedoch aktuell nicht verfügbar. Auf Amazon ist indes das kleinere Modell derzeit nicht zu finden. Auf der Webseite des Herstellers liegt der Gel Blaster Surge übrigens zwischen 60 und 80 US-Dollar.

Video: Gel Blaster

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Eine Antwort zu “Gel Blaster Surge im Test: Vorsicht bei der Nutzung, bitte nicht an Kinder geben”

  1. Schnapsbrenner sagt:

    Geil, danke für den Test. Spiele mit meinen Kindern lieber mit Nerf Darts und in der Wohnung. Aber falls es mal mit den Kumpels auf Tour in die Natur geht, könnte man ein paar von den Dingern mitnehmen.

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