Mo. 04. März 2024 um 9:03

Review: Inkulinati für Nintendo Switch

von Yves Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 3 Minuten

Das Hamburger Daedalic hat mit Inkulinati ein neues Indie-Spiel von Yaza Games veröffentlicht. Mit einem ungewöhnlichen Ansatz. Ein rundenbasiertes Strategiespiel auf den Seiten von mittelalterlichen Manuskripten. Denn die Illustrationen und Miniaturen sind zum Leben erweckt und bekämpfen sich!

Worum geht es in Inkulinati für Nintendo Switch?

In Inkulinati wird man zur Meisterin der Lebenstinte. Denn damit malt man Figuren auf das Pergament. Die Figuren, von schwertschwingenden Hasen und Affen mit Trompeten, alles verschlingenden Schnecken bis zu noch illustren Fabelwesen und vieles mehr, sind dabei echten Marginalien aus dem europäischen Mittelalter nachempfunden.

 

Von Level zu Level kämpft man sich dabei mit bis zu fünf unterschiedlichen Bestien-Klassen und besiegt die gegnerischen Viecher und Miniaturen mit unzähligen Spezialfähigkeiten, Hindernissen und urkomischen Aktionen.

Testeindruck

Graphik und Sound

Das Spiel kommt nicht mit mächtigen, starken Kämpfern und Monstern daher, die für uns in die Schlacht ziehen. Dafür sind seltsame Tiere, die die Seiten mittelalterlicher Manuskripte schmücken und von der Hand eines leicht ablenkbaren Mönchs, Ritters oder einer Nonne über das Schlachtfeld geführt werden.

 

Das ist der springende Punkt, der Inkulinati so einzigartig und clever macht – man spielt nicht als eine der Kreaturen auf dem Schlachtfeld. Stattdessen spielst man in der Rolle der Person, die diese Untiere gezeichnet hat. Jede der Einheiten, die man dabei hervorbringst, wird von dieser unsichtbaren Person in die Existenz gekritzelt, was im Guten wie im Schlechten jede Gameplay-Mechanik bestimmt, der man in Inkulinati begegnet. Damit sind, bis auf kurze Videosequenzen mit echten Menschen im Tutorial, die ganze Graphik in einer Art mittelalterlichem Comic-Stil gehalten. Als Musik kommt im Hintergrund, ebenfalls Stilecht, Laute und Flöte zum Einsatz.

Steuerung

Die Figuren und deren Aktionen werden mittels Controller gesteuert. Die Steuerung ist nicht gerade übersichtlich, aber schnell erlernt. Auch, weil stets angezeigt wird, welche Taste zu welchem Effekt führt. Leider wird auch bei diesem Spiel der Touchscreen der hybriden Konsole ignoriert. So muss das Spiel auch auf der Nintendo Switch per Tastendruck gesteuert werden.

Gameplay

Der wichtigste Spielmodus von Inkulinati ist der Reisemodus, in dem man dich auf ein Abenteuer begibt, um den Meister von den Toten zu erwecken. Das weitet sich zu einem Kampf gegen den Tod selbst und seine tödliche Bande von Skelettkämpfern aus. Die Kämpfe werden durch das Beschwören von sogenannten Untieren ausgetragen, die man freizuschalten hat. Dies kostet Lebenstinte, die jede Runde wiedergewonnen oder kann durch das Beenden des Zuges an bestimmten Stellen des Schlachtfeldes, an denen Tintentropfen zu sehen sind, wiedergewonnen werden. Die Untiere kämpfen nun unserem Namen und beschützen den Winzling, die gezeichnete Darstellung deines Charakters, auch Miniatur genant, während sie feindliche Kreaturen ausschalten.

 

Die Handlung ist so dünn wie das virtuelle Papier, auf dem die Kämpfe stattfinden. Aber ihre Einfachheit verstärkt noch einmal das Konzept, dass es sich um eine Geschichte handelt, die am Rande eines wichtigeren Manuskripts geschrieben wurde. In den epischen Schlachten wiederum wird auch diese Geschichte Runde für Runde von unsichtbarer Hand auf das Papier geschrieben.

 

Der wahre Charme dieses Spiels liegt in der Vielfalt der Kreaturen, die man dem eigenen Heer hinzufügen kann. Jedes von ihnen scheint von den tatsächlichen Kritzeleien inspiriert zu sein, die gelangweilte mittelalterliche Mönche an die Ränder von Büchern gezeichnet haben, während sie diese von Hand kopierten, und zwar mit einer gesunden Portion Absurdität. Fast alle der Untiere können Furzen, und so Feinde in Schlaf versetzen. Auch der Esel-Barde spielt seine Trompete nicht mit dem Maul, sondern – ihr ahnt es – mit dem Hintern.


Inkulinati für Nintendo Switch
Hoch her geht es auf den Seiten von Inkulinati für Nintendo Switch. Screenshot: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Inkulinati gelingt es hervorragend, die Verrücktheit dieser Zeichnungen wiederzugeben. Das geht nicht auf Kosten des Gameplays, denn es gibt einige wirklich clevere taktische Züge, die es zu machen gilt. So führt uns Inulanti in einem recht anspruchsvollen aber nachvollziehbaren Tempo an die strategischen Finessen.

 

Dabei ist es naheliegend, dass das Herunterstossen von Figuren vom Seitenrand oder das tödliche Feuer der Apokalypse, dass meist nach der fünften Runde auftaucht, schon die offensichtlichsten Möglichkeiten. Und das macht auch durchaus Spass. Auch, weil die Figuren so niedlich schreien, wenn sie draufgehen.

 

Zwischen den einzelnen Kämpfen kann man die Handaktionen austauschen und auswählen, welche Zeichnungen von Untieren einem zur Verfügung stehen sollen. Diese kommen alle mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Eigenschaften daher. Neben Bewegungs- und Angriffs-Reichweite sind hier natürlich auch Angriffspunkte und Gesundheits-Herzen mit zu berücksichtigen. Diese Mechanik, bei der man sein Deck an Untieren zusammenstellt, wird zudem nochmals sinnvoller, denn es gibt einen Stumpfsinn-Faktor.

 

Je öfter dein Charakter eine bestimmte Einheit zieht, desto mehr langweilt er oder sie sich dabei, was die Kosten für die Lebenstinte erhöht. Es ist also von Vorteil, eine regelmässige Rotation von Kreaturen zur Verfügung zu haben, selbst wenn man eine Vorliebe für eine bestimmte Art des Kampfs entwickelt. Das ist eine kleine Besonderheit von Inkulinati, die uns dazu zwingt, die Strategie regelmässig zu ändern. Damit wird das Spiel gleichermassen abwechslungsreicher und anspruchsvoller.

Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud

 

Inkulinati weist zudem einige Roguelite-Elemente auf. Die Lebenspunkte des Winzlings bleiben am Ende jedes Kampfes erhalten, was bedeutet, dass man sie um jeden Preis schützen muss. Jedes Mal, wenn man spielt, erhält man einen anderen Satz von Talenten und bekommt eine andere Reihe von Untieren zur Auswahl, wodurch sich jeder Durchgang einzigartig anfühlt. Das erhöht auch den Wiederspielwert

Schwierigkeitsgrad und Multiplayer

Gleichzeitig ist das Spiel jedoch überraschend einfach. Nach acht bis neun Stunden ist der Storymodus geschafft. Um alles freizuschalten, sind gut 17 Stunden erforderlich. Die Herausforderung hält sich in Grenzen. Selbst wenn mal eine Schlacht verloren geht, ist das kein Beinbruch. Nur die Miniatur sollte nicht drauf gehen.

 

Dafür gibt es einen Duellmodus. Dabei kann man vor dem Bildschirm zu zweit gegeneinander antreten, was durchaus Charme hat. Texte und Menü sind auf Japanisch, Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch, Koreanisch sowie Chinesisch verfügbar. Einzig die Texte auf den Manuskriptseiten werden stets auf Englisch gezeichnet. Sprachausgabe gibt es nicht, auch in den Videosequenzen des Tutorials nicht.

Preis und Fazit

Inkulinati gibt es für die Nintendo Switch im eStore für 24,99 Euro bzw. 24.- SFr. rein digital zum Download. Daneben ist das Spiel um mittelalterliche Marginalien ebenfalls bei Steam, aktuell für 14,99 Euro bzw. SFr. für PC und Mac erhältlich. GOG und der Epic Games Store führen das Spiel ebenfalls. Zudem gibt es Inkulinati auch für Sony PlayStation 4 und PS5 für 24,99 Euro bzw. SFr. und auch für die Microsoft Xbox X|S und Xbox One ist Inkulinati verfügbar. Die Altersfreigabe nach PEGI mit 7 Jahre und USK 6 Jahre angegeben.

 

Inkulinati
Preis: 7,49 €
Inkulinati Demo
Preis: Kostenlos

 

Inkulinati ist nicht das tiefgründigste oder schwierigste taktische Strategiespiel, aber die besonderen Figuren und Charakterdesigns und der einzigartige Handlungsrahmen sorgen für ein gutes Spielerlebnis. Das Gameplay ist einfach aber unterhaltsam, und das Spielen durch Zeichnen ist wirklich eine gute Idee, wenngleich das Game nicht das erste mit diesem Ansatz ist.

 

Wer ein komplexes, taktisch anspruchsvolles Strategiespiele für die Switch such, ist mit Inkulinati vermutlich nicht lange glücklich. Aber das Spiel ist lustig, nett gestaltet und der absurde Humor gleicht den etwas leichten Schwierigkeitsgrad aus. Schade nur, dass das Game nicht für Android und iOS verfügar ist.

 

Video: Daedalic Entertainment

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