Review: Haunted House für Nintendo Switch im Test

Damals, 1982 war Haunted House auf dem Atari 2600 so etwas wie ein Wegbereiter für kommende Horror Adventures. Alone in the Dark konnte das Genre nur deswegen so erfolgreich beerben, weil Haunted House so erfolgreich war. Schwierig, herausfordernd, spannend und in einem klassischen Survival-Horror-Setting wartete das Spiel auf einen erfolgreichen Nachfolger, wenngleich mehrere Versuche unternommen wurden. Nun hat Orbit Studio zusammen mit Atari den Klassiker als Roguelite zum 12. Oktober neu aufgelegt und für die Nintendo Switch, Sony PlayStation 4 und PS5, sowie Microsoft Xbox X|S und Xbox One und PC veröffentlicht.
Schauen wir uns passend zu Halloween das Game für die Nintendo Switch an.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es in Haunted House für Nintendo Switch?
Das Spiel von 1982 kam, wie es damals nicht unüblich war, ohne Story im Game. Nur das Handbuch erklärt, dass man in einem Spukhaus die Teile einer Urne zusammentragen muss, um das Haus wieder verlassen zu können. So ist auch auch im neuen Haunted House für die hybride Konsole Nintendo Switch, wobei hier ein hübsches kleines Intro die Geschichte erklärt und ein kleiner, freundlicher Geist uns ein Tutorial bietet.
In der Rolle von Lyon Graves, der Nichte des legendären Schatzjägers Zachary Graves, besuchen wir mit vier weiteren Kindern das Anwesen des Onkels, da dieser vermisst wird. Hier müssen wir feststellen, dass das Haus von Ghulen und Monstern überrannt wird, die uns das Leben schwer machen. Um ihren Onkel und ihre Freundin und Freunde zu befreien, müssen wir wiederum drei Teile einer zerbrochenen magischen Urne finden.
Dazu rennen wir durch dynamisch generierte Räume, schleichen an Monstern und Fallen vorbei und bekämpfen die untoten Horden mit allerlei Gadgets, bis wir uns zu furchteinflössenden Bosskämpfen durchgeschlagen haben. Das klassische Spielprinzip von Haunted House, damals noch aus 24 Räumen bestehend, deren Monster und Gegenstände zufällig angeordnet waren, wird hier also mit seinen dynamischen Roguelite-Elemente übernommen und gleichzeitig mit einem Stealth-basierten Gameplay und Bosskämpfen erweitert.

Die prozedural generierte Raumaufteilungen, bei denen sich Wände verschiebenden und die Gegnerfiguren nie so richtig vorhersehbar sind, machen aber nur einen Teil von Haunted House aus. Mit einer Laterne können wir den übersinnlichen Bösewichten zwar auch den Garaus machen, doch das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört.
Im isometrischen 3D-Stealth-Game landen wir nämlich immer, wenn alle Herzen verbraucht sind, wieder in der Lobby des Graves’schen Anwesens, wo wir den Buttler antreffen, der uns allerlei Tipps gibt. Zudem können hier Atari Klassiker beim Game-Sammler gegen Edelsteine getauscht werden, die wir auch im Haus verteilt immer wieder finden. Diese tauschen wir in Eingangshalle gegen dringend notwendige Upgrades, etwa der Laterne, der Gesundheit oder der Geschwindigkeit. Und jeder Durchgang durch das Haunted House ist einzigartig.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Testeindruck
Das Rougelite-Prinzip mit immer neuen Raumaufteilungen und Items kommt hier mit einem Cartoon-Look daher, der verschiedene Altersgruppen ansprechen soll.
Graphik und Sound
Haunted House sieht auf der Nintendo Switch angenehm unaufgeräumt aus. Neben vielen Möbeln und Tischchen, die wir mit lautem Getöse versehentlich umstossen können – was natürlich die Monster auf uns aufmerksam macht – kommen hübsche Effekte, passende Sounds und Hintergrundmusik. Sprachausgaben gibt es indes keine in keiner Sprache.
Trotz der manchmal etwas übertriebenen Animationen ist das Spiel wirklich sehr hübsch mit gestochen scharfen Details und wunderschönen Farben, die unter dem flackernden Strahl unserer Lampe zum Vorschein kommen. Überhaupt sind die Lichteffekte gekonnt umgesetzt und tragen deutlich zur Atmosphäre bei. Gleichzeitig ist auch nie alles so richtig sichtbar in der Villa, so dass der Weg sich durchaus auch schwierig gestaltet.
Steuerung und Gameplay
Die Steuerung in Haunted House ist schnell erlernt und intuitiv aufgebaut, wenngleich sie nicht anpassbar ist. Mit dem linken Analog-Stick des Nintendo Switch JoyCons oder Pro Controllers steuern wir Lyn, mit dem rechten können wir uns etwas umsehen. Die Taste A dient zur Interaktion, zum öffnen von Kisten oder platzieren von Gegenständen. Mit B vollführt die Hauptfigur eine kleine Hechtrolle und Y dient zum Fokussieren der Laterne, die Geister und Ghoule brutzelt. Die Taste X kann Gegenstände aus dem Inventar, die mit den Schultertasten L und R ausgewählt werden, einsetzen. So können wir unter anderem Fallen und Gifte werfen, Essen zum Auffrischen unserer Gesundheit verputzen oder ein Kostüm anlegen, dass uns vor den Monstern verbirgt.
Zr dient indes zum Rennen und Zl zum Schleichen. Die rudimentäre Karte wird mit der Oben-Taste des D-Pads aufgerufen und die Minus-Taste zeigt ein umfangreiches Notizbuch, dass uns Informationen über die Charaktere, Gegner und Gegenstände bietet, die wir im Haunted House finden.
Das klappt soweit ganz gut, wobei die Steuerung, bei aller Einfachheit, nicht immer ganz so trivial ist. Gerade wenn man wiedermal von Frankensteins Monster verfolgt wird, rennt man doch gegen Kanten und kommt nicht weiter. Oder man übersieht eine Kiste im Halbdunkel und findet so nicht den kürzesten Weg zur nächsten Tür.
Rätsel und Räume
Die Rätsel sind, bei aller Zufälligkeit des Rogue-Lite Spiels, indes nicht sehr vielfältig. Entweder wir müssen einem diebischen Waschbären den Schlüssel wieder abjagen, eine magische Statue in einer der Kisten finden und diese einen dafür vorgesehenen Sockel stellen, oder mehrere magische Kerzen mit unserer Laterne anzünden, indem die verwunschenen Ketten gesprengt werden. Manchmal müssen wir auch explizit alle Geister und Monster aus einem Raum tilgen, oder eine bestimmte Zeit überleben. So gesehen nichts überraschendes, doch eben immer wieder anders und selten zu ähnlich.
Der Schwierigkeitsgrad schwankt dabei stark, sei es in Bezug auf die Anzahl der Monster und Hindernisse in einem Raum, oder weil die Mission eine Andere ist. Die Überlebens-Missionen sind dabei noch die einfachsten, weil man sich meist hinter einer Kiste verstecken kann, ohne etwas zu tun, bis ein heller Lichtblitz alle Monster vom Bildschirm in Kleingeldhaufen verwandelt. Doch die Monster sind allesamt enorm stark. Oft lohnt es sich vielmehr, wegzurennen oder geschickt vorbeizuschleichen und nicht alles, was da kreucht und fleucht mit der Laterne zu behelligen.
Auch die Gegenstände, mit denen wir unsere Gegner bedenken können, reichen im Zeitfelsfall nicht aus. Manche sind sogar Kontraproduktiv, was wir aber immer erst auf die harte Tour lernen. Einfrieren etwa klingt nach etwas, was uns durchaus helfen könnte. Ja, im Konjunktiv. Denn während des Monster für kurze Zeit immobilisert, können wir sie in diesem Zustand nicht mehr verletzen. Und auch wir verletzen uns, laufen wir versehentlich als Erstes über die Eisfalle.
Skills verbessern und Charaktere freischalten
Um das alles noch komplizierter zu machen, sammeln wir nicht nur Atari-Cartiges ein, sondern auch Kätzchen und Kochutensilien, die wir bei entsprechend auch zufällig anzutreffenden Charakteren im Haus im Gegenzug für Edelsteine abliefern können. Die Edelsteine können dann eine Vielzahl von Eigenschaften verbessern, etwa das Inventar vergrössern, die Laterne und die Gesundheit stärker und die Ausdauer länger anhaltend machen. Das verbessert unsere Chancen beim nächsten Durchlauf dann aber auch nur marginal, denn die Steine sind rar und die Preise für die Verbesserungen hoch.
So gesehen fällt Lyn viel zu oft ohnmächtig zu Boden und wir starten den Lauf durch das Haunted House von Neuem. Das frustriert leider irgendwie schnell. Auch wenn man dem Game noch mal und nochmal eine Chance geben will, sind die Belohnungen irgendwie zu gering. Hinzu kommen leider holprige und teilweise gar fehlende Übersetzungen, eine seltsam verschobene Darstellung von Umlauten und Sonderzeichen oder überlaufende Textboxen in der deutschen Ausgabe und arg kleine Texte im Notizbuch. Im Handheld-Modus auf der Switch, der wiederum keinen Touchscreen unterstützt, kann man die Informationen hier nur sehr schwer lesen. Die Altersempfehlung ab sechs Jahren laut USK und ab sieben Jahren laut PEGI ist indes vielleicht auf den comicartigen Inhalt gemünzt, dem Schwierigkeitsgrad jedenfalls keinesfalls angemessen. Ein Grundschulkind wird dieses Spiel wohl leider schnell wieder in die virtuelle Ecke legen.
Preis und Fazit
Haunted House für Nintendo Switch gibt es für 28.- SFr. bzw. 19,99 Euro im Nintendo eStore zu kaufen.
Insgesamt macht Atari bei Haunted House vieles richtig, aber leider nicht alles. Neben der fehlenden französischen Übersetzung und manchen kosmetischen Bugs, treten auch im Spiel unlösbare Fehler auf. Einmal etwa rennen wir versehentlich zwei mal in den Raum mit dem grossen magischen Auge und dürfen diesen nicht mehr verlassen, weil wir dieses nicht nochmals aktivieren können. Hinzu kommen der hohe Schwierigkeitsgrad und die unübersichtlichen Möglichkeiten der prozedural generierten Räume, die allesamt ein Frustmoment mehr erzeugen, dass Haunted House irgendwie nicht verdient hat.
Wer das Rougelite jedoch auf Englisch spielen mag, bekommt durchaus ein gutes Abenteuer- und Schleichen-Spiel, dass kleinere Bugs und einen nicht zu unterschätzenden Schwierigkeitsgrad bietet. Haunted House kann so durchaus gefallen, vielleicht wohl aber nicht allen.
Video: Atari
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