Review: Flashiibo Pro NFC Emulator unendliche Amiibo für die Nintendo Switch

Die Nintendo Switch unterstützt die NFC-Sammelfiguren Amiibo, von denen es mehrere Hundert gibt. Mit dem Flashiibo Pro NFC Emulator können unendliche viele Amiibo simuliert werden. wir haben es und angesehen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Amiibo?
Nintendo hat seit dem 3DS die Sammelfiguren namens Amiibo eingeführt, die als Toy-to-Life ins Spielgeschehen eingebunden werden können. Mal bringen sie neue Skins, mal nur Gegenstände ins Inventar, aber von Splatoon 3 oder Diablo III bis Animal Crossing: New Horizons oder die Zelda-Spieleserie, inklusive dem allerneuesten The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom, werden alleine auf der Nintendo Switch über 30 Spiele mit Amiibo-Funktion unterstützt. Dazu sind die Figuren und Sammelkarten, denn Amiibo gibt es auch in Papierform, auch meist hübsch anzusehen und machen sich toll auf dem Gaming-Regal. Allerdings gehen sie, wie alle Sammelgegenstände im Gaming-Sektor, schnell auch ins Geld. Eine Figur kostet immerhin um die 15 SFr. bis 35 Euro bei Verkaufsstart. Von Privatpersonen werden die Figuren, die erstaunlich schnell dann doch mal vergriffen sind, aber auch bald teurer gehandelt.
Weil für die In-Game-Funktion der Amiibo jedoch die lizenzierten Figuren und Karten lediglich einen handelsüblichen NFC-Chip vom Typ NTAG215 des Herstellers NXP Semiconductors enthalten, kann man sie auch nachbauen. Mit den Informationen auf dem NFC-Chip erkennt die Konsole über den rechten Joycon oder den Nintendo Switch Controller Pro, um welche Figur es sich handelt. Zudem kann man das eigene Gamer-Profil, einen sogenannten Mii, darauf abspeichern und in Super Smash Bros Ultimate können auch die Level, die man mit dem Charakter erreicht, auf die Spielfigur zurück gespeichert werden. Mittlerweile gibt es mehrere hundert Figuren und Karten, die unterschiedliche Bonus-Items oder gar extra Figuren im Spiel freigeschaltet werden können. Über das selber Nachmachen von Amiibo mit handelsüblichen NFC-Tags haben wir schon vor Jahren berichtet.
Heute schauen wir uns eine komfortablere Variante an, als stapelweise NFC-Chips zu kaufen und einmalig unwiderbringlich zu beschreiben: Den Flashiibo Pro NFC-Emulator.
Lieferumfang des Flashiibo Pro
Der Flashiibo Pro kommt zusammen mit einer Tragschlaufe und einem kurzen USB-C-Kabel. Eine Anleitung gibt es nicht gedruckt, sondern rein digital im Internet unter flashiibo.com/manual/pro und auch da nur auf Englisch. Macht aber nichts, denn das Gadget ist sehr einfach zu bedienen und das Menü zum Glück auch auf Deutsch und Französisch auf dem Display verfügbar.
Hardware und Eigenschaften
Der Flashiibo Pro besteht aus einer kleinen, weissen Box mit OLED-Anzeige. Das Kästchen ist 69 x 35 x 10 mm klein und wiegt gerade mal 19 Gramm. Auf der Vorderseite ist ein eine kleine, schwarzweisse OLED-Anzeige zu finden sowie drei Tasten. Auf der rechen Seite sind die Öffnungen für die Trageschlaufe sowie der USB-C-Ladeanschluss untergebracht. Die Grösse des verbauten Akkus ist leider nicht bekannt.
Der interne Flash-Speicher fasst gerade mal 1875 Kilobyte, was jedoch genug ist für über 3500 Amiibo, denn ein Speicherinhalt ist gerade mal 540 Byte gross. Und so viele Amiibo gibt es auch gar nicht und Nintendo stellt seit längerer Zeit auch keine neuen mehr vor.
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Im Prinzip ist der Flashiibo Pro sehr ähnlich zum pixl.js ALLMIBO Emulator und teilt sich auch Grundzüge und Ideen des Open Source und Open Hardware Projekts von solosky, der Firmware für diese Gadgets. Aber der Flashiibo Pro ist doch etwas anders, an manchen Stellen durchdachter gemacht. Wir sehen gleich, warum.

Zur Kommunikation benutzt der Flashiibo Pro Bluetooth LE ebenfalls und zum Übertragen der Amiibo Daten natürlich NFC. Das kleine Display wird in fünf Zeilen aufgeteilt und ist hintergrundbeleuchtet. Die oberste Zeile ist jeweils mit Status-Symbolen und Akkustandanzeige gefüllt. Das Menü kann sowohl auf Englisch und Französisch als auch auf Deutsch eingestellt werden, wobei die Übersetzung manchmal leider etwas holpert, so dass sich Englisch doch eher empfiehlt. Erst neuere Versionen der Firmware sind sauber übersetzt worden. Dass das Menü zwar vertikal aufgebaut und die beiden Pfeiltasten auf der rechten Seite des Displays erlauben auch eine problemlose und intuitive Navigation.
Zudem sind über und unter der mittleren Taste eine blaue und eine rote LED verbaut, die durch das weisse Gehäuse diffus durchschimmern. Die Blaue zeigt Bluetooth-Aktivität und das Bearbeiten von Inhalten an, während die Rote den Akkuzustand und den Ladevorgang signalisiert.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Testeindruck
Der Flashiibo Pro macht einen sehr guten Eindruck. Die Verarbeitung ist ganz gut und das Gerät wirkt auch recht solide und stabil. Nichts wackelt und die Tasten haben gute Druckpunkte. Kein Vergleich zum fragilen Wipptaster des Allmibo Emulators, der sich sehr stark an das Referenzdesign des pixl.js Projekts hält. Das ist ein klarer Pluspunkt!
Wenn übrigens die blaue LED nicht leuchtet oder blinkt, muss man ein paar Sekunden auf die mittlere Taste drücken. Dies aktiviert oder deaktiviert das BL-Modul wieder.
Die NFC-Emulation funktioniert einwandfrei, wahlweise auch mit randomisierten Seriennummern, und die Nintendo Switch kann problemlos mit allen emulierten Figuren interagieren. Jedes Spiel, das ich ausprobiert hatte, ob Diablo III, Super Mario Odyssey, Animal Crossing: New Horizons (ACNH) oder The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom (TOTK) und auch The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom (EOW) haben einwandfrei funktioniert und die Features freigeschaltet, die dafür vorgesehen sind. Doch wie geht das mit dem Flashiibo Pro überhaupt?
Zu erst wird das Gerät im Menü in den Eintrag User Manual geführt. Dort wird die URL zu pro.flashiibo.com angezeigt sowie der zugehörige QR-Code. Nun kann man über den Browser oder per App für Android oder iOS die Daten auf das Gadget laden.
Upload via Browser
Zum Bespielen mit Daten, sprich den Amiibo Dateien, dient wie gesagt Bluetooth. eine Verbindung mittels USB-C ist nicht möglich. Der Anschluss dient nur dazu, den Akku aufzuladen, der vermutlich etwa 350 mAh fasst. Dieser reicht jedoch für gut zehn Stunden Betrieb aus und da man das Gerät nicht dauernd eingeschaltet hat, ist das kein grosses Problem.
Nachdem man im Menü BTLE aktiviert hat, kann einfach per Smartphone oder PC eine Verbindung zum Emulator hergestellt werden. Danach kann man mit einem beliebigen, aktuellen Browser auf die Adresse https://protools.flashiibo.com/ navigieren. Darüber wird der Speicherinhalt des Emulators verwaltet. Die .bin-Dateien können hier einfach per Drag-and-Drop hochgeladen und in Ordnern fein säuberlich sortiert abgelegt werden. Mehr als hundert Bin-Dateien sollten nicht in einen Ordner, da das Gerät sonst abstürzt, aber dafür sind ja Unterordner da.
Die Seite von Flashiibo Pro funktioniert genau so wie die des pixl.js Projekts auch, darum dieselben Screenshots an dieser Stelle:
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Alternativ zum Hochladen von gespeicherten Binärinhalten via Browser kann auch der Flashiibo Pro direkt auch Amiibo Figuren einscannen. Dazu wird die Funktion Auto Storage aktiviert im Menü und eine entsprechende Spielfigur auf den Emulator gestellt. Schon werden deren Daten ausgelesen und abgespeichert.
Zwar kann man nicht so einfach die ganze 300 Binärdateien-Sammlung auf ein Mal hoch laden. Der Vorgang bricht sonst einfach irgendwann ohne Kommentar oder Fehlermeldung ab. Aber nach einigen Experimenten zeigt sich, dass zehn bis zwölf Bin-Dateien kein Problem sind. Diese müssen aber als Dateisammlung ausgewählt werden. Ganze Ordner funktionieren nicht. Aber es gibt eine exklusive Flashiibo Lösung für grosse Amiibo-Sammlungen, doch dazu gleich mehr.
Apple iOS Apps
Für Android und iOS gibt es zudem auch passende Apps, wobei AmiLoop nicht mehr offiziell im Play Store für Android erhältlich ist. Auch diese Apps können die Bin-Dateien auf den Flashiibo Pro schreiben, ohne dass der Browser bemüht werden muss. Für iOS seien vier Apps hervorgehoben:
Neben AmiLoop und Ally seien dies iNFC und Tagmiibo. Die iOS Apps sind zwar praktisch, weil mobil, aber per Browser ist der Flashiibo Pro deutlich einfacher zu bedienen. Einzig iNFC funktioniert auf dem iPhone einigermassen komfortabel und bietet viele Funktionen an. Dabei handelt es sich aber um ein Allzweck-NFC-Werkzeug, was hier vor allem für den Firmware-Upload eingesetzt wird. Ally und auch AmiLoop unter iOS verrichten aber auch tadellos ihren Dienst mit dem Flashiibo Pro. Dazu kann das Gerät in den Flashing-Modus versetzt werden, indem einer von genau hundert NTAG215 Slots ausgewählt wird. Mehr können so aber nicht auf das Gadget programmiert werden. Dafür versucht die Firmware den Namen der Amiibos über die Seriennummer dann selbst zu bestimmen. Das klappt auch meistens ganz gut.
Android Apps
Besser funktioniert unter Android der All-Time-Favourite TagMo, der auch im Play Store zum Download zur Verfügung steht, sowie die offizielle Flashiibo Companion App. Beide erlauben das Verwalten der lokalen Bibliothek von Amiibo-Datendateien auf dem Smartphone und das hochladen auf den Flashiibo Pro.
Zudem kann die Firmware von pixl.js auch andere, handelsübliche NFC-Karten emulieren und so auch der Flashiibo Pro. Das ist unter dem Menüeintrag RFID Slots (beta) zu finden.
Alle Ammibo auf einen Schlag?
Weiter kann aber der Flashiibo Pro im Gegensatz zur pixl.js Firmware eine All-in-One-Datei verarbeiten. Dazu braucht es eine aktuelle Firmware-Version. Dies geht nur via PC oder Mac im Google Chrome oder Microsoft Edge Browser. Mittels nRF Device Firmware Update App, die für IoT Bluetooth-Geräte entwickelt wurde, muss dazu mindestens die Flashiibo Pro Firmware 49p benutzt werden.
Ist diese mittels App installiert, löscht man mittels https://protools.flashiibo.com/ den _all-Ordner und lädt die Bin-Datei mit allen Informationen von über 300 Amiibo-Figuren und Karten hoch. Das dauert sehr lange weil die Datei dann doch mehr als 469 kb gross ist und die Übertragung sehr langsam geschieht. Der Stromspar-Timer des Flashiibo Pro muss also auf jeden Fall auf mindestens 30 Minuten oder gar ausgestellt werden via Menü.
Ist die All-in-One.bin-Datei übertragen, kann diese im Menü aktiviert werden, was ein Entpacken der einzelnen Figuren zur Folge hat. Das dauert nochmals gut zehn Minuten, während dem auf dem OLED-Screen nichts passiert und nur etwa ein mal pro Sekunde die blaue LED blinkt. Danach sind alle Amiibo nach Serien sortiert im Ordner namens _all untergebracht worden und der Flashiibo Pro zeigt kurz eine Nachricht an, wie viele Dateien importiert wurden.
Das funktioniert soweit tadellos, auch wenn es etwas irritiert, dass die Serien-Namen nach den Spielen und nicht den Figuren benannt sind. Zelda-Figuren tauchen so etwa bei Super Smash Bros auf statt bei Zelda. Auch werden nicht alle Amiibo-Karten für Animal Crossing importiert. Das sind schliesslich auch 509 Karten über vier Sammelkarten-Serien, Special-Editions, Fesival und Sanrio sowie Welcome Amiibo für den 3DS. Will man diese alle auch noch haben, muss man diese selbst manuell hochladen.
Emulieren von Amiibo
Die Benutzung dergespeicherten Amiibo-Dateien auf dem Flashiibo Pro ist von nun an denkbar einfach. Im Menü können sie ausgewählt werden und dann hält man das kleine Gadget auf den rechten Analogstick des rechten Joycons oder des Pro Controllers in einem der über 30 Games auf der Nintendo Switch, nachdem dort die Funktion aktiviert wurde. Schon erkennt die hybride Konsole die Figur oder Karte und schaltet die entsprechenden Items oder Skins frei. Wer mehrere gleiche Figuren pro Tag scannen will, kann im Menü auch die automatische Randomisierung aktivieren, so dass immer eine neue UID ausgelesen wird.
Keine Amiibo Cheats mit dem Flashiibo Pro
Es ist nicht so einfach auch möglich, die Daten der Figur, ob ausgelesen oder hochgeladen, auf dem Gerät selbst zu editieren. Mit der orignalen pixl.js-Firmware können etwa die Felder, die für die Spiele Super Smash Bros Ultimate oder für The Legend of Zelda Breath of the Wild bekanntermassen wichtig sind, verändert werden. Der Wolf-Link kann so die maximale Anzahl an Herzen erhalten, ohne dass man den Dungeon mehrfach durchspielen muss und auch die Lieblingskämpferin im Brawler kann ganz einfach hochgelevelt werden. Das geht hier nicht. Nur die UID, quasi die Seriennummer der Figur, kann zufällig neu gewürfelt werden.
Preis und Fazit
Der Flashiibo Pro NFC Amiibo Emulator ist für circa 40 Euro bzw. SFr. zu kaufen, was sich durchaus in der Preisspanne des vergleichbaren ALLMIBO Emulators bewegt. Neben Amazon kann man den Flashiibo Pro übrigens auch via TikTok kaufen. Auf Amazon.de ist das Gerät derzeit mit über 140 Euro unverhältnismässig teuer, gerade weil in den USA nur etwa 39 US-Dollar verlangt werden.
Insgesamt macht der Flashiibo Pro als Emulator für Amiibo Figuren einen richtig tollen Job und ist nach dem Setup vollkommen eigenständig bedienbar. Die Nintendo Switch, aber auch übrigens der Nintendo 3DS oder die WiiU lesen die emulierten Amiibo problemlos aus und können auch darauf schreiben, etwa wenn es Updates für die Figuren gibt.
Das Gadget ist deutlich einfacher zu nutzen, um verschiedene Amiibo zu simulieren, als etwa der N2 elite und dank der drei Tasten statt des Wippschalters auch besser und intuitiver als der ALLMIIBO Emulator. Gerade weil wir über 300 Amiibo-Figuren und Karten in einer All-in-One.Bin-Datei importieren können und weil die Tasten vertikal angeordnet und besser zu benutzen sind, ist der Flashiibo Pro dem Allmiibo überlegen. Wer auch nur ein Switch-Spiel wirklich gern spielt mit Amiibo-Support, sollte sich wirklich überlegen, den Flashiibo Pro anzuschaffen. Wer indes für Super Smash Bros Ultimate die Stats der Figuren bearbeiten will, sollte eher auf den ALLMIIBO Emulator zurückgreifen, da Flashiibo Pro das nicht kann.
Amiibo Files?
Die entsprechenden Bin-Dateien gibt es übrigens beispielsweise beim Hersteller von ALLMIBO oder in den FAQ zum Flashiibo Pro zum Download sowie in grossen Community-Sammlungen, die auf reddit zirkulieren.
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