So. 13. März 2022 um 12:57

Review: FAR: Changing Tides für Nintendo Switch

von Yves Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 3 Minuten

Spieleschmieden aus der Schweiz treffen wir eher auf dem grossen, hart umkämpften Markt der Konsolen- und PC-Games an. Die Okomotive AG aus Zürich ist da vielleicht eine Ausnahme, von der wir noch mehr hören werden. Nach ihrem Début mit FAR: Lone Sails, das schnell zu einem Geheimtipp wurde, ist der Nachfolger FAR: Changing Tides nun seit Kurzem auf den Bildschirmen dieser Welt zu sehen. Herausgegeben wiederum von der britischen Frontier Developments Plc. unter der Frontier Foundry ist FAR: Changing Tides ein etwas anderes, ja: besonderes Adventure-Spiel. Wir haben es für euch auf der hybriden Konsole Nintendo Switch getestet.

Worum geht es in FAR: Changing Tides?

Die Story wird nicht langatmig ausgebreitet zu Spielbeginn. Eigentlich wird gar nichts dargelegt, sondern man findet sich sofort in einer von Wasser überfluteten, offensichtlich irgendwie postapokalyptischen Welt von FAR: Changing Tides wieder. Eine namenlose, kleine Figur wird von uns in einer fulminant gestalteten Welt seitwärts gesteuert und ist alsbald auf einem aus unterschiedlichsten Materialien zusammengezimmerten Vehikel, das entfernt an ein Segelschiff erinnert, zu finden. Wobei namenlos ist an der Stelle übertrieben. Das Spiel selbst erklärt uns nichts, aber okomotive sagt sehr wohl, dass die Figur ein Junge namens Toe sei.

 

Mit diesem Fahrzeug, dem Boot, ist es offenbar unsere Aufgabe, die von Wasser und anderem zerstörte Welt zu erforschen auf der Suche nach einem anderen Ort. Das erinnert entfernt an Kevin Costners Waterworld. Aber bis auf das Wasser gibt es da kaum Gemeinsamkeiten. Denn wir sind alleine auf dem Schiff und FAR: Changing Tides stimmt vielmehr leise Töne an und setzt auf Puzzle und sich langsam entfaltende Rätsel und Aufgaben auf dem Weg in ein neues Zuhause. Wo auch immer das sein mag, denn wir wollen hier nicht zu viel verraten.

 

Im Abenteuerspiel, das eine Altersfreigabe der USK ab 0 Jahren (PEGI ab 3 Jahren) erhalten hat, werden stürmische Meere durchsegelt und unauslotbare Tiefen ertaucht. Dabei erforschen wir vergessene Ruinen in einer wunderschönen, bizarr und liebevoll detailliert gestalten, überfluteten Welt.

 

Während im preisgekrönten FAR: Lone Sails die Welt noch vornehmlich aus sonnenverbrannten, staubige Ebenen bestand, sind wir in Changing Tides im und auf dem Wasser unterwegs. Immer wieder springt Toe vom Schiff ins Meer, taucht in Höhlen ab und erklimmt Hindernisse, um Schalter zu betätigen, Rätsel zu lösen, überlebenswichtigen Treibstoff und Bergungsgut zu finden. Denn das Schiff geht auch immer mal wieder kaputt und muss entsprechend repariert werden.

 

An Bord des aussergewöhnlichen Schiffs setzten wir nicht nur Segel und richten den Winkel zum Wind entsprechend aus. Wir müssen auch den Kessel beheizen, wenn wir auf die Rudermaschine als Antrieb angewiesen sind. Das alles entfaltet das Spiel nach und nach in einer Art Tutorial ohne Tutorium, denn es wird nichts erklärt oder beschrieben. Vielmehr finden wir durch klassisches Ausprobieren eher sehr schnell – oder manchmal etwas langsamer – selbst heraus, wie eine Neue Funktion an unserem Schiff wirklich benutzt wird. FAR: Changing Tides verzeiht dabei sehr viel. Es gibt kaum etwas, was irreversibel den Spielfortschritt behindern würde.


FAR: Changing Tides für Nintendo Switch
Schönheit in der Zerstörtheit – FAR: Changing Tides für Nintendo Switch. Screenshot: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Steuerung in FAR: Changing Tides

Selten haben wir einen Adventure-Puzzler gespielt, der eine so einfache, intuitive und gleichzeitig präzise Steuerung präsentierte wie FAR: Changing Tides. Während die Schultertasten für das Hinein- und Hinaus-Zoomen zuständig sind, bewegen wir die Spielfigur Toe mit dem linken Joycon-Stick. Die Kamera wird mit dem rechten Joycon-Stick gesteuert. Die Taste B dient zum Springen, wobei Toe nicht gerade ein Athlet ist und nicht besonders hoch springen kann. Mit dem Druck auf die Taste A können wir indes mit der Welt interagieren. Das heisst unter anderem, dass Toe damit Gegenstände aufnehmen oder absetzen kann, Hebel und Griffe greifen und anschliessend bewegen, schieben oder ziehen sowie vieles mehr muss. Alles scheint irgendwo mit allem verbunden zu sein und kaum etwas in der Welt von FAR ist ohne Grund da. Womit interagiert werden kann, ist oft an türkis-leuchtende Schaltern und Punkten erkennbar.

FAR: Changing Tides für Nintendo Switch
Einfache Steuerung in FAR: Changing Tides. Screenshot: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Sound und Grafik

Die Grafik ist in der Darstellung der zerstörten Welt atemberaubend schön. Detaillierte Hintergründe und Ebenen vor sowie hinter der Spielebene zeichnen ein vielschichtiges Bild der wasserüberfluteten Geheimnisse. Kein Fotorealismus, nein, aber ein stimmiges, vielfältiges Bild, voller unvollständiger Holz- und Metallgegenstände, Gebäude und Vegetation. Das sind viele braun, grau und rostrote Töne, aber auch strahlend blaue bis tiefschwarze, sturmzerzauste Himmel.

 

Auch wenn wir uns Unterwasser begeben, sieht die Welt nicht minder atemberaubend aus. Wobei, das muss hier vielleicht noch gesagt werden, der Spielfigur Toe die Luft anscheinend nie aus geht. Mit dem Propeller-Anzug – den findet man ziemlich zu beginn des Spiels – können wir so in die Tiefen der See eintauchen und die Dunkelheit mit einer kleinen Taschenlampe erhellen auf der Suche nach Nützlichem.

 

Besonders ist bei FAR: Changing Tides auch der dynamische Soundtrack. Die Musik reagiert auf uns beim Spielen und die Umgebung, unterstreicht Schlüsselmomente und trägt massgeblich zur Atmosphäre bei. So werden mitreissende Crescendos in den Momenten erschaffen, in denen wir selbst etwas wichtiges bewegen und voran kommen im Abenteuer. Entspannende Momente und ruhige Töne begleiten uns indes auch mal auf ruhiger, hoher See.

Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Testeindruck von FAR: Changing Tides

In FAR: Changing Tides ist auch ohne Text und Sprachausgabe das Storytelling enorm stark. Durch einfaches Erforschen und Ausprobieren entfaltet sich die Geschichte rund um Toe und sein Schiff, während uns beide mehr und mehr ans Herz wachsen. Die Steuerung ermöglicht es, schnell in die Welt von FAR einzutauchen und der schiere Drang und die Neugier, was wohl als nächstes passiert, hält uns lange bei der Stange. Während die ersten Rätsel noch aus einfachen Zieh-hier-und-drück-dort bestehen, werden sie nach und nach kniffliger und es sind selbstverständlich auch nicht alle Rätsel und nicht jeder Ort für das fortkommen in FAR: Changing Tides notwendig. Zentral ist immer das Schiff, das verbessert oder repariert werden muss, um weiter zu kommen.

 

Die handgemalte Spiellandschaft, die Gebäude und Gegenstände, vom Treibgut bis zu den Reparatur-Kits, mit denen wir qualmende und funken-sprühende Schiffsteile reparieren müssen, tragen enorm zum Spielerlebnis bei, ebenso wie die musikalische Unterstützung und die passenden Soundeffekte.

Preis und Fazit zu FAR: Changing Tides

Das Adventure-Spiel FAR: Changing Tides gibt es für die Nintendo Switch im eStore für 21.- SFr. bzw. 19,99 Euro zu kaufen. Zudem ist das Rätsel-Abenteuer rund um Toe und sein Schiff auch für PC via Steam, Epic Games Store und Microsoft Windows Store verfügbar. Das Spiel ist zudem Teil des Xbox Game Passes. Aber auch die Microsoft Xbox und die Sony PlayStation 4 bzw. 5 sind bedacht worden. In der Deluxe-Edition gibt es den Soundtrack für 5 Euro bzw. SFr. noch oben drauf.

 

FAR: Changing Tides
Preis: 19,99 €

 

Als beinahe schon meditative Spielerfahrung trotzt gefährlicher und spannenden Momente kommt FAR: Changing Tides mit einer überraschenden Abwechslung daher. Das Spiel dauert gute fünf bis zehn Stunden reine Gaming-Dauer und vermag es, die richtige Balance zwischen simpler Steuerung und komplexen Rätseln zu finden. Mit dem dynamischen Soundtrack und der schönen, handgemalten Grafik ist die FAR-Reihe wirklich fast schon ein Muss für Gamer aller Altersklassen. Eine wahrlich überzeugende Fortsetzung von FAR: Lone Sails, die hoffen lässt, dass von okomotive aus Zürich noch viel, viel mehr Games kommen werden.

Video: okomotive / Frontier

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