Review: Bau-Simulator 4 für Nintendo Switch im Test vorab

Baumaschinen üben für viele eine grosse Faszination aus. Ob für Kinder oder Erwachsene – so ein tonnenschwerer Radlader etwa ist schon irgendwie cool bei der Arbeit anzusehen. Wir hatten schon den Construction Simulator 2 und 3 von Astragon auf dem iPad ausprobiert vor Jahren, und als beide für die Nintendo Switch erschienen sind, musste auch dieses Bundle nochmal gekauft werden. Nun hat Astragon endlich den vierten Teil seiner Reihe veröffentlicht, den Bau-Simulator 4. Neben der hybriden Konsole aus Japan gibt es das Game auch für Android und iOS. Wir haben die Version für Nintendo Switch vor dem Release am 28. Mai 2024 getestet.
Inhaltsverzeichnis
Worum es in Bau-Simulator 4 geht
Die Story ist schnell erzählt: Wir sind im Familienbetrieb nun Chef oder Chefin einer Baufirma im fiktiven, kanadischen Ort Pinewood Bay. ConSim 3 spielte noch in einem kleinen Ort in Deutschland. Neben malerischen Wäldern und Buchten gibt es eine umfangreiche Baukampagne, die einzigartig für die einzelnen Schauplätze ist und besondere Herausforderungen bietet, die wir mit dem eigenen, wachsenden Bauimperium bewältigen müssen.
Dafür stehen mehr als 80 Fahrzeuge, Maschinen und Anbaugeräte in Lizenz der Original-Hersteller ATLAS, BELL, BENNINGHOVEN, Bobcat, BOMAG, CASE, Caterpillar, CIFA, DAF, HAMM, Kenworth, Liebherr, Mack Trucks, MAN Truck & Bus, MEILLER Kipper, Nooteboom, PALFINGER, SCHWING-Stetter, STILL, VÖGELE, Wacker Neuson und WIRTGEN zur Verfügung.

Testeindruck
Bau-Simulator 4 für die Nintendo Switch, sowie wie für Android und iOS, unterscheidet sich nicht viel von der Vorgänger-Version. Aber der Reihe nach.
Graphik und Sound
Die Landschaften, graphischen Effekte, Schattenwürfe und Beleuchtung, aber vor allem die Baumaschinen und Fahrzeuge sind im Vergleich zu den vorigen Versionen des Bau-Simulator 4 von Astragon auf den ersten Blick nicht sehr viel detaillierter geworden. Im konkreten, direkten Vergleich zeigt sich jedoch, dass die Polygonzahl doch deutlich erhöht wurde. Gerade das Baumaterial ist nun hübscher anzusehen und auch die Fahrzeuge weisen viele Details auf, die vor beinahe fünf Jahren einfach nicht möglich schienen.
So ist etwa im Bobcat E55 Kettenbagger hübsch gebaut und dem Original, das zufällig zwei Strassen weiter auf einer Baustelle steht, wirklich sehr detailliert nachempfunden. Auch die Steuerung scheint, originalgetreu zu sein. Der Mensch auf der Baustelle staunte nicht schlecht, als ich ihn bat, mal kurz auf der Switch zu zocken. Aber es sieht genauso aus im Bagger wie im echten Leben und auch die Hebel und Pedale sind da, wo sie hingehören und bewegen sich entsprechend. Chapeau!
Die Geräusche scheinen zunächst recht generisch, doch es sind alle Fahrzeuge mit individuellen Sounds ausgestattet. Nur klingen Dieselmotoren nun mal wie Dieselmotoren. Doch die Geräusche beim Bremsen, beim bewegen der Baggerschaufel oder Kranausleger sind schon immer etwas anders und durchaus passend gewählt. Auch wenn man sein Fahrzeug mit Karacho in den nächsten Baum, Auto am Strassenrand oder Laternenpfahl fährt, klingt es immer nach Unfall. Leider klingt es nur so. Die Fahrzeuge und auch anderen Objekte in der Welt von ConSim 4 haben keinerlei Schadensanzeige. Sie werden auch nicht beschädigt in dem Sinne. Ein Non-Player-Auto auf der Strasse hupt wütend und bleibt einfach stehen, wenn wir es mit unserem Muldenkipper von 37 Tonnen Leergewicht mit gut 88 km/h rammen. Auch an unserer Zugmaschine ist kein Kratzer zu sehen noch würden wir danach an der Weiterfahrt gehindert.
Überhaupt merkt man dem Game an, dass der Fokus auf den Baumaschinen und -fahrzeugen liegt. Die Autos, die unsere Strassen optional bevölkern, sind wenig detailliert und nur in einer Hand voll unterschiedlicher Modelle sowie Farben zu sehen. Die Menschen am Strassenrand verschwinden geisterhaft, sollte man sie versehentlich überfahren (wollen) und die ganze Umgebung, die nichts mit der eigentlichen Baustelle zu tun hat, ist tot und starr. Da helfen auch die im Winde wippenden Bäume und Gräser nur wenig. Aber nichts kann zerstört, verschoben oder auch nur bewegt werden, bis auf ein paar Strassenschilder. Das ist schade, denn die Welt hätte viel Potential für sinnlose Zerstörung und Wiederaufbau.
Licht und Schatten sind indes gut gestaltet und auch Tag und Nacht sowie Regenwetter sehen gut aus.
Die Hintergrundmusik ist nun zwischen Rock und popigem Ambient auch verändert worden im Vergleich zum Construction Simulator 3. Die Grundmelodie ist aber immer noch erkennbar und sorgt für Wiedererkennungswert. Die Musik passt auch gut ins Geschehen und stört nie. Wer will, kann sie natürlich ausschalten, aber dann ist es schon etwas still im Bau-Simulator.
Gameplay und Steuerung
Das Spiel selbst ist, wie bei allen ConSim-Teilen, auch im Bau-Simulator 4 um Aufgaben, Lehrgänge und Herausforderungen aufgebaut. Schritt für Schritt, Auftrag für Auftrag verdient man mehr Geld, hier wieder Credits (Cr) genannt, um sich neue Maschinen und Fahrzeuge sowie Baumaterial für den jeweiligen Auftrag zu kaufen. So ist man zunächst mit dem Wegschaffen von Baumstämmen auf der Strasse beschäftigt oder hebt eine Grube aus, um ein defektes Wasserrohr zu ersetzen. Später werden Gebäude errichtet, von der Blockhüte bis zum mehrstöckigen Wohnhaus, Leuchttürme und Brücken und vieles mehr. Es gibt wieder Baufahrzeuge aller Couleur zu bestaunen und bedienen. Vom Radlader und dem Muldenkipper über Schwarzdeckenfertiger, Asphaltfräsen und Tandemvibrationswalzen bis zu Kran und Spezialmaschinen wird in Bau-Simulator 4 echt viel geboten.
Die Steuerung ist sehr gut an die Konsole angepasst, auch wenn sie nicht individuell konfigurierbar ist. Besonders hervorzuheben ist aber an dieser Stelle, dass der Touchscreen auf der Nintendo Switch im Handheld-Modus ebenfalls benutzt werden kann. Leider ist das eine Seltenheit bei den Games auf der hybriden Konsole. In Astragons Bau-Simulator 4 ist das vorbildlich gelöst, denn man kann so mit auf dem Bildschirm schnell mal die Kamera hineinzoomen oder bewegen, um das Geschehen auf der Baustelle besser zu sehen. Das geht zwar auch mit dem rechten Analogstick, aber es fühlt sich intuitiver an mit den Fingern auf dem Bildschirm.
Überhaupt ist die Steuerung sehr intuitiv aufgebaut und mit einem Druck auf den linken Analog-Stick der Switch können auch immer die Legende sowie die einzelnen Steurungs-Kreise eingeblendet werden. Die Präzision der Steuerung lässt sich anpassen, lässt aber auch von Haus aus nicht wirklich Wünsche offen. Die Baggerschaufel etwa kann einfach und problemlos bewegt werden und so hat man schnell raus, wie BauSim 4 funktioniert. Die Physik ist manchmal arg überstrapaziert, wenn unser Kipplaster meterhoch durch die Luft fliegt, weil wir eine Böschung mit Neigung angefahren haben. Aber ein beladenes Fahrzeug ist wenigstens langsamer als ein volles, so dass es schon einen Versuch von Realismus zu bewundern gibt.
Die Kamera kann wie gewohnt in verschiedenen Modi benutzt werden. Neben der Orbit-Kamera und der Verfolgungs-Kamera können wir uns auch ins Cockpit des Baufahrzeugs setzen, was immer wieder besonders toll wirkt. Zudem gibt es eine statische Orbitkamra, die nicht automatisch Winkel und Distanz verändert, wenn in der Umgebung etwas auftaucht. Die Funktions- oder Hakenkamera zeigt uns indes dann genau das Teil der Maschine, bei dem sich die Action abspielt.
Auch im Bau-Simulator 4 gibt es wieder die Construction View genannte Ansicht, die uns für das Spielgeschehen wichtige Elemente, Fahrzeuge und für den aktuellen Auftrag relevante Orte und Gegenstände in einer Gitternetzansicht anzeigt. Alle Points of Interest (POI) sind so schnell erkennbar und können mit den Schultertasten auch ausgewählt werden. Das ist besonders hilfreich, wenn man etwa eine der 120 verstreuten Sammelmarken (diesmal mit Ahonblatt-Symbol) einheimsen möchte. Diese schweben irgendwo in der Landschaft herum und geben uns nicht nur 2000 Credits, sondern schalten über die Herausforderungen des Games auch neue Funktionen frei.
Ebenso kann unser Profil als Baufirma-Boss in einer Art Mini-RPG-Manier wieder gelevelt werden. Skill-Punkte für das Erledigen von Aufträgen und meistern von Herausforderungen können hier genutzt werden, um weniger monatliche Kosten für den Fahrzeugunterhalt oder für die Schnellreise zu haben, die Kapazität der Schaufeln und Mulden zu erhöhen und andere, unrealistische Dinge. Aber cool ist es dennoch und gibt dem Bau-Simulator 4 nochmals einen weiteren Drive.
Multiplayer
Ein Novum der Multiplayer-Modus beim Bau-Simulator 4 auch für mobile Geräte. Hier kann zwischen einem lokalen Spiel zu zweit im selben Netzwerk und einem Spiel zu zweit via Internet gewählt werden. Auf der Nintendo Switch braucht man jedoch zwei Konsolen und zwei mal das Spiel, um zusammen an Bau-Aufträgen und Aufgaben spielen zu können. Für das Spiel über das Internet ist zudem ein Abo von Nintendo Switch Online erforderlich. Die Multiplayer-Sessions sind zwar in die Kampagne des Haupspiels eingebettet, doch tragen nicht zum Spielfortschritt bei. Man spielt also parallel dazu einen Bauauftrag gemeinsam durch. Dazu später mehr, wenn die Online-Welt mit ConSim4 besser bevölkert ist. Bisher fanden wir nie ein gehostetes Spiel zum ausprobieren und in unsere Multiplayer-Sessions wollte auch niemand einsteigen.
Preis und Fazit
Den Bau-Simulator 4 gibt es für die Nintendo Switch im Nintendo eStore für 34,99 Euro bzw. 34.99 SFr. zu kaufen. Irritierenderweise heisst er hier wieder Construction Simulator 4. Das Spiel ist aber wie erwähnt ebenso für Android und iOS verfügbar kostet der Bau-Simulator 4 hier jedoch lediglich 5.- SFr. bzw. 5,99 Euro. Zudem gibt es für die Nintendo Switch den Bau-Simulator 4 ebenfalls als physische Version zum selben Preis von 34.99 SFr. bzw. Euro zu kaufen.
Insgesamt ist der Bau-Simulator 4 ein tolles Spiel geworden für alle Fans der Reihe und für jene, die Baumaschinen toll finden. Das Single-Player-Spiel mit einer Altersfreigabe ohne Einschränkung ab 0 Jahren (USK) bzw. ab 3 Jahren (PEGI) kommt nun mit einem Zwei-Player-Modus per Netzwerk und bringt mehr als 80 verschiedene Baumaschinen und -Fahrzeuge in eine Spielwelt in Kanada. Das funktioniert soweit sehr gut und macht Spass, auch wenn die Welt in ConSim4 ungewöhnlich starr und wenig interaktiv ist. Vielmehr geht es dem Bau-Simulator 4 von Astragon um das Zurschaustellen der Baufahrzeuge und darin macht das Simulationsspiel einen wirklich guten Job.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Video: Astragon Entertainment
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.