Sa. 01. April 2023 um 7:04

Gaming Review: The Last Worker für Nintendo Switch im Test vorab

von Yves Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

Graphic Novels sind auch auf der hybriden Konsole aus Japan keine Seltenheit. Doch in letzter Zeit ist es um die Story-getriebenen Games etwas ruhiger geworden. Von Wired Productions wurde vorgestern ein Abenteuer gleichzeitig für PC, PS5 VR2 und XBox Series S|X veröffentlicht, dass das Filmstudio Oiffy (A Winter’s Journey) und dem VR-Developerstudio Wolf & Wood zusammen entwickelt haben. Nicht ohne Grund kommt das Spiel mit tiefgründigen Charakteren und Starbesetzung daher: Jason Isaacs (Lucius Malfoy!), Ólafur Darri Ólafsson (Phantastische Tierwesen), Clare-Hope Ashitey (Death in Paradise), David Hewlett (Stargate: Atlantis), Zelda Williams (u.a. die Tochter von Robin Wiliams) und Tommie Earl Jenkins (Wednesday). Und die Graphik ist handgestaltet worden von Comiclegende Mick McMahon (Judge Dredd).

Wir haben The Last Worker vorab für euch auf der Nintendo Switch gespielt.

Worum geht es in The Last Worker?

Der Kapitalismus ist am Ende. Fast alle Dienstleistungen und Produkte kommen von einer grossen Firma: Jüngle. In The Last Worker findet wir uns in einer einsamen, bedrückenden, aber seltsam schönen Umgebung statt. Die Hauptfigur, Kurt arbeitet für den grössten Einzelhändler der Welt und muss sich zwischen Kapitalismus und Aktivismus entscheiden. Kurt ist ein Explorer, so etwas wie ein Lagerarbeiter, der auf seinem fliegenden JünglePod und mit der vielseitig einsetzbaren JüngleGun unzählige Produkte aus einem Warenhaus JFC-1 verschickt.

 

Kurt ist der letzte menschliche Arbeiter in diesem Lagerkomplex von der Grösse der versunkenen Stadt Manhattan und hat nur seine Arbeit. Nur sein bärbeissiger Co-bot Skew (gesprochen Jason Isaacs mit wundervollem Liverpooler Akzent), leistet ihm Gesellschaft. Tag ein Tag aus sucht er seit über 25 Jahren nun schon Produkte aus den endlosen Reihen von Regalen hervor, prüft die Verpackung auf Fehler und Schäden und bringt sie zum Versand. Doch seine Loyalität wird auf die Probe gestellt, als eine Aktivistengruppe ihn darum bittet, Jüngle von innen zu zerstören. Nun entdecken wir die Schattenseiten dieses Arbeitgebers, müssen kämpfen, hacken und uns verstecken!

 

Das immersive narratives Abenteuer handelt also vom letzten Kampf eines einzigen Arbeiters in einer zunehmend automatisieren Welt, in der alle Aufgaben von Maschinen übernommen werden. The Last Worker bietet neben dem Arbeits- und Abenteuer-Aspekt vor allem viel Stealth-Mechanik auf.


The Last Worker für Nintendo Switch
Jochen Jüngle, CEO der Firma Jüngle in The Last Worker. Screenshot: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Testeindruck zu The Last Worker

Graphik

Zunächst fällt das Bild auf, dass im Game entweder auf dem Flatscreen oder der VR-Brille zu sehen ist. Die Graphik von The Last Worker ist, dem Graphic-Novel-Genre entsprechend, an Comic-Bücher angelehnt. Deswegen zeichnet sich auch niemand geringeres als die lebende Legende Mick McMahon für die Figuren verantwortlich. Das vermag durchaus zu gefallen. Auch wenn der Effekt zunächst irritierend simpel wirkt, die Farben und Polygone zu reduzieren, so ist man schnell in dieser Ästhetik gefangen. Es passen so alle Elemente des Spiels nahtlos ineinander und erzählen die Geschichte stimmig.

Sound

Die modulare Musik im Spiel, die sich stets von stimmungsvoll düster bis aufregend pumpend dem Geschehen anpasst, unterstützt mit den passenden Soundeffekten und Geräuschen seht gut die Immersion hier, auch am traditionellen Bildschirm. Nicht von Ungefähr, denn für die Hintergrundmusik zeichnet sich Oliver Kraus verantwortlich, der schon für Sia, Adele und Florence and the Machine komponierte.

 

An den grandios gesprochenen Dialogen und Monologen der wenigen Charaktere im Spiel merkt man schnell deren professionellen Einschlag. In herrlich-britischem Englisch und ohne ein Blatt vor den (Roboter-) Mund zu nehmen strotzen die Gespräche vor Charme und Witz, ohne dabei die Tiefe zu vernachlässigen. Viele Themen sind nicht gerade trivial – darum auch die Altersfreigabe USK 12 / PEGI 16 – werden aber glaubwürdig und authentisch vermittelt. Untertitel gibt es in The Last Worker, statt lokalisierter Sprachausgabe, auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch, Koreanisch, Japanisch und Chinesisch.

Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Steuerung

Die Steuerung im Spiel ist denkbar einfach. Der Protagonist Kurt sitzt nahezu immer auf dem JünglePod dem Allzweckgerät der Jüngle-Explorer, mit dem er
mit Leichtigkeit um JFC-1 herumschweben und täglich Hunderte Kilometer zurücklegt, um die Träume der Kundschaft abzuholen und sie zu versenden. Mit dem linken Analogstick der Nintendo Switch steuert man Schub und Richtung und die Schultertasten steuern den zweiten Hebel des Pods, den man Auf- und Absteigen festhalten muss.

 

Zudem gibt es die JüngleGun, eine Art Traktorstrahl-Kanone, mit der die Pakete jeglicher Grösse mit Leichtigkeit angehoben und etwa auf die Ladefläche vor uns gestellt werden können. Natürlich interagieren wir auch mit Hilfe dieses Tools mit anderen Dingen in der Welt von The Last Worker, indem wir mit den sekundären Schultertasten ZR und ZL den Beam steuern. Zudem kann das Gerät auch umgebaut werden, um etwa Pakete zu Etikettieren, Code-Schlösser zu hacken oder EMP-Stösse abzufeuern. Mit dem D-Pad drehen wir Gegenstände im Griff des Traktor- oder Hackingstrahls.

 

Ein GPS darf in einem so grossen Lagerhaus wie dem JFC-1 natürlich nicht fehlen. Im Spiel steuern wir es mit dem rechten Analogstick-Button.

Mehr gibt es nicht wirklich zur Steuerung, ausser hie und da ein Tastendruck auf A oder die sekundären Schultertasten. Zudem werden diese Tasten in der jeweiligen Situation auch immer entsprechend angezeigt, was auch daran liegt, dass The Last Worker vom VR her kommt. Hier sind komplexe Tastenkombinationen und Abfolgen eher hinderlich.

Gameplay von The Last Worker

Das Spiel selbst ist sehr stark von der Geschichte gesteuert. Wir haben Aufgaben zu erledigen – etwa genügend Pakete korrekt zu bearbeiten, um nicht zum Ende der Schicht gefeuert zu werden. Aber im Prinzip hangeln wir uns von Entscheidung zu Entscheidung, um die Story voran zu bringen. Dazwischen gibt es viel Freiheit und in den unübersichtlichen Gängen des JFC-1 Warenhauses überwältigend viel, fast wie ein Open-World-Abenteuer. Dabei ist das alles gar nicht so einfach, wie es sich jetzt vielleicht anhört. Die Aufgaben zu meistern erfordert oft recht trickreiche Aktionen, auch Geduld und Schleichen. Schliesslich sind die Maschinen, wie wir schnell lernen, Kurt nicht wohlgesonnen.

 

Scheitert Kurt mit einer Aufgabe oder stirbt gar, was sehr häufig passiert, gibt es aber immer gleich einen rein automatischen Speicherpunkt oder Meilenstein, der geladen wird. Diese sind gut dosiert und lassen den Frust des Scheiterns nicht zu gross werden. Nichts ist ärgerlicher, als gnadenlos für einen kleinen Fehler bestraft zu werden und stundenlang alles nochmal machen zu müssen, um wieder an derselben Stelle zu scheitern. The Last Worker macht das besser.

 

Überhaupt ist das Gameplay dieses Single-Player Abenteuers erstaunlich vereinnahmend. Auch wenn die Mechanik nicht sehr kompliziert ist, fesselt die Story, auch dank der guten Dialoge, einem schnell und lange an die Konsole. Das ganze Spiel dauert mehr als zehn Stunden,

Preis und Fazit

The Last Worker gibt es im Nintendo eStore für 19,99 Euro bzw. 24.- SFr. für die Nintendo Switch zu kaufen. Während die Microsoft Xbox Series S|X rein digital bespielt wird, so wie auch das Spiel für die Meta Quest 2 und die PS VR2 als Download zum selben Preis ankommt, gibt es für PlayStation 5 und die Nintendo Switch ebenfalls physische Versionen in der sogenannten Jüngle Pronto Edition – das ist das In-Game-Äquivalent zu Amazon Prime – und kommt exklusiv mit einem reversiblen Inlay, einem doppelseitigen Poster im A3-Format und Stickern daher. Dies kostet dann jedoch 24,99 Euro bzw. SFr. für die Sony- oder 29,99 Euro bzw. SFr. für die Nintendo-Konsole.

 

The Last Worker
Preis: 19,99 €

 

Insgesamt ist The Last Worker ein wirklich tolles Spiel. Obwohl die Mechanik nicht so kompliziert ist (was ich mag) und die Steuerung einfach genug ist (aber das Zielen oft nicht so einfach), lebt das Game wirklich gut von seiner Geschichte und der Sprachausgabe. Nach A gehen, B drücken, zu B gehen und C drücken hat sich noch nie so befriedigend und aufregend angefühlt. Das Gefühl ständiger leichter Überwältigung durch die vielen Möglichkeiten, die sich hinter der nächsten Ecke auftun könnten, auch wenn sie nicht da nicht sind, trifft die düstere Stimmung des Spiels sehr gut. The Last Worker ist so gut ausbalanciert zwischen der storygetriebenen und geschlossenen Welt und dem Gefühl, dass eine offene Welt sein könnte. Das ist grossartig. Es gefällt mir sogar besser als viele Open-World-Spiele, bei dem ich immer etwas den Drang verspüre, doch alles zu erledigen. Hier ist man so sehr damit beschäftigt, der Geschichte zu folgen, dass ich die anderen Dinge vergesse, die Jüngle-Aufgaben vernachlässige und mich auch mal für ein E (gefeuert wird man erst bei Rang F) entscheide. Oft war ich bin froh, überhaupt eine dieser anspruchsvollen Aufgaben zu erledigen. Ach ja, und die Sprachausgabe und die Dialoge sind grossartig!

Video: Wired Productions

 

Update 05.04.2023

Und ein erstes Making-of gibt es auch noch zu bewundern:

Video: Wired Productions

Update 18.04.2023

Weitere Making-of-Videos:

Video: Wired Productions

Video: Wired Productions

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