Gaming Review: Epic Chef für Nintendo Switch

Team17 hat ein Spiel der spanischen Indie-Schmiede Infinigon Games schon vor einer Weile veröffentlicht. Wir haben Epic Chef für die Nintendo Switch nun für euch getestet.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es in Epic Chef?
Epic Chef ist ein kulinarisches, storybasiertes Abenteuerspiel, in dem du in die Rolle von Zest schlüpfst, der sich seinen Weg zum Spitzenkoch auf der Insel Ambrosia erkämpft. Mit einem grossen Acker rund um seine verwunschene Villa, einem seltsamen Eisengolem im Brunnen und einem Mangel an hungrigen Gästen ist Ambrosia ein Traumziel für angehende Köche wie Zest, die ein Restaurant eröffnen wollen. Es liegt an uns, köstliche Gerichte mit erlesenen Zutaten, Gewürzen und Kräutern zu kreieren, um die Konkurrenz zu schlagen und die Leute von Ambrosia zu beeindrucken. Doch an die Zutaten zu kommen, ist nicht immer leicht. Manche können wir selbst anbauen, andere müssen wir kaufen oder sammeln. So oder so muss Einiges gebaut werden, um weiter zu kommen. Crafting trifft Adventure trifft Kochduell. Und das ganze inspiriert von Terry Pratchett. Was will man mehr?

Testeindruck
Graphik und Sound
Zunächst einmal besticht Epic Chef mit einer knuddeligen Grafik. Überzeichnete Comic-Charaktere mit würfeligen Köpfen, Katzenohren oder Monster-Visagen bevölkern eine polygone Landschaft mit vielfältigen, meist kuriosen Kreaturen und Gegnständen. Irgendwo in der Nähe des 18nte Jahrhunderts, Seefahrerei und Piraterie, abstruse Dialoge und eine witzige Story. Das passt aber alles recht gut zusammen.
Die Musik im Hintergrund ist recht dezent und passend eingesetzt und passt jeweils zur Situation. Sprachausgabe gibt es leider nicht, so dass wir auf die Textdialoge angewiesen sind. Die Soundeffekte sind stimmig und klingen ebenso passend.
Steuerung von Epic Chef
Hier zeigt Epic Chef die ersten Schwächen. Während die Steuerung recht einfach und sehr intuitiv belegt ist, lässt sie sich leider kaum anpassen. Lediglich die Empfindlichkeit der Analog-Sticks ist konfigurierbar und die Achsen können invertiert werden. Die Bewegungen wirken jedoch langsam und schwerfällig in der Ausführung. Die Hauptfigur Zest ist nicht gerade schnell unterwegs und auch wenn man ziemlich bald in der Storyabfolge ein Reittier namens Birch ergattert hat, kommt man nicht sonderlich viel zügiger auf Ambrosia von A nach B.
Hinzu kommen recht lange Ladezeiten. Verlässt man beispielsweise die Landschaft und um die Villa, lädt die Nintendo Switch schon mal sieben bis acht Sekunden, bis man die Innenstadt betreten kann. und umgekehrt ebenso. Das ist schade. Dafür ist innerhalb dieser grösseren Areale kaum eine nennenswerte Ladezeit zu verzeichnen, selbst wenn man Gebäude betritt. Davon gibt es im Übrigen gar nicht so wenige.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Gameplay von Epic Chef
In Epic Chef geht es also primär darum, leckere Gerichte zu erschaffen. Mit der sogenannten, dynamische Rezepterstellung können wir mit tausenden von Zutatenkombinationen experimentieren, um einzigartige Menü aus kulinarischen Genüssen zu kredenzen. Und das ist auch notwendig. Denn ständig wird Zest zu irgendwelchen abstrusen Koch-Battles herausgefordert! In diesen kulinarischen Wettkämpfen muss man Gerichte basierend auf verschiedenen Kriterien bewerten lassen. Kein Jurymitglied hat gleichen Geschmack, so dass sich jedes Kochduell anders gestaltet. Natürlich müssen wir unsere Zutaten jeweils selbst im begrenzten Inventar mitbringen.
Vieles davon bauen wir selbst an, wie eigenes Obst und Gemüse. Ausserdem muss Zest sich um eine bunte Mischung an Tieren kümmern: Von Kühen bis zu Einhörner.Gleichzeitig reparieren wir und passen den baufälligen (und eventuell von Geistern mitbewohnten) Wohnsitz an, um verschiedene Kapitel der Story freizuschalten und neue, schwierigere Koch-Challenges zu eröffnen.
Damit wäre jedoch noch kein Crafting im Spiel! Darum geht es in Epic Chef auch darum, Rohstoffe zu sammeln, um spezielle Maschinen herzustellen. Diese können Zutaten verarbeiten und sogar neue Rezeptkomponenten erschaffen.
Die Koch-Mechanik und die Crafting- und Farming-Aufgaben sind insgesamt schnell erlernt und einfach zu durchschauen. Fordert eine Figur etwa ein besonders würziges Gericht, so ist eine entsprechende Zutat wie ein Pilz gefragt und die anderen beiden Zutaten (mehr als drei können wir nicht zusammenrühren) dürfen dies nicht verringern. Ebenso ist das Anbauen von Rohstoffen recht einfach gestaltet. Das meiste benötigt ein Beet, was wir mit unkaputtbarem Werkzeug schnell angelegt haben. Doch auch andere Ressourcen, wie Holz, Äpfel oder Pilze, die ohne Beete wachsen, sind einfach zu ernten und wachsen ebenso schnell wieder nach, wenn sie einmal angepflanzt, innert weniger Minuten ausgewachsen und anschliessend gerodet wurden. Die meisten Pflanzen kann man zwanzig mal ernten. Es ist also nicht nötig, immer wieder gleich von neuem auszusäen, was Zest und damit uns das Leben in Epic Chef leichter.
Story und Spielgeschehen
Die Story zeigt deutliche Anleihen bei Terry Pratchett. Wenn auch nicht direkt aus den Scheibenwelt-Romanen entsprungen ist Epic Chef ein wildes Sammelsurium aus Anspielungen und Figuren, die Fans des britischen Schriftstellers seltsam bekannt vorkommen werden.
Doch was gleichsam bemerkenswert ist, sind die oftmals langen Dialoge. Sie halten uns doch vom Spielgeschehen ab. Das mag letztenden Endes eine Geschmacksfrage sein, doch wenn man erst zig mal A drücken muss, um endlich weiter rennen bzw. gefühlt schleichen zu können, ist auch das humorvollste Spiel irgendwann nervig.
Und: Speichern können wir nicht selbstständig! Wenn wir Zest zum Schlafen schicken wird gespeichert und wenn eines der unzähligen Quests oder Sidequests erledigt oder neu eröffnet wird, speichert Epic Chef selbst und ohne unser Zutun ab. Daran muss man sich erst einmal wieder gewöhnen.
Preis und Fazit
Epic Chef von Infinigon Games und Team17 gibt es für 24,99 Euro bzw. 35.- SFr. im Nintendo eStore sowie als phyisische Version zu kaufen. Ein stolzer Preis für das Spiel, das ebenfalls für PC via Steam, Microsoft Xbox und Sony PlayStation 4 erhältlich ist. Zumal es gerade für PC mit 6,24 Euro bzw. SFr. deutlich günstiger ist.
Epic Chef strotzt vor Charme und Humor, so dass man, wenn man die vielen Dialoge wirklich lesen mag, zweifellos ein Lächeln im Gesicht haben wird, wenn man die Hauptfigur Zest auf dem Weg als Ambrosias schärfster Koch spielt. Leider sind die Mechanismen des Kochens und der Landwirtschaft zwar einfach genug, um sie zu verstehen, aber die aufgeblähte Natur des Spiels lässt jede Aufgabe mühsamer erscheinen, als sie sein müsste. Hinzu kommen die oft unnötig langatmigen Dialoge und die langsamen Bewegungsabläufe des Hauptcharakters. So kann Epic Chef nicht ganz mit anderen Life-Sims mithalten. Dass wir nicht überall speichern können, ist unverständlich und ebenso, dass es seit dem Release vor über einem Jahr kein nennenswertes Update mehr gab. Die Altersfreigabe ist nach USK 6 und PEGI 7 nicht zu hoch gegriffen. Das Spiel kann auch von jüngeren Kindern gespielt und rasch verstanden werden. Wenn Epic Chef also mal wieder im eStore Sale für die Nintendo Switch verscherbelt wird, kann man ruhig zugreifen. Als Vollpreistitel aber wohl eher nicht mehr.
Video: Team17
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