Sa. 10. Mai 2025 um 7:03

Commandos Origins im Test: Solider Ansatz einer Neuinterpretation mit Schluckauf

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

Die Commandos-Reihe ist keine Unbekannte im Genre der Top-Down-Strategie-Spiele. Die Spiele knüpften damals in den 90er Jahren an ähnliche Gameplay-Mechanismen an, die Fallout 1 und Fallout 2 bereits einbrachten, bauten diese aber mit neuen Mechaniken und einem erheblich strategischerem Ansatz aus. Mit Commandos Origins kehrt man in vielerlei Hinsicht zu den klassischen Wurzeln zurück und verfeinert diese mit neuen Gameplay-Inhalten und einer frischen Engine sowie einer neuen Geschichte, die der deutsche Publisher Kalypso Media, Rechteinhaber der Commandos-Reihe, hier neu auflegt.

Commandos Origins im Vergleich zum Original

Commandos: Origins kehrt spielerisch zu den Wurzeln der legendären Echtzeit-Taktikreihe zurück und distanziert sich damit klar vom eher ungeliebten Ego-Ausflug Commandos: Strike Force. Wie im 1998er-Original steuert ihr eure Elite-Soldaten aus der Vogelperspektive, deren unterschiedliche Fähigkeiten für das Lösen komplexer Missionen entscheidend sind.

 

Im Vergleich zum damaligen Commandos fällt auf: Entwicklerstudio Claymore Game Studios orientieren sich stark am klassischen Gameplay, modernisieren aber Technik und Komfortfunktionen. So gibt es etwa einen neuen Kommandomodus, der das Spiel pausiert und das Planen paralleler Aktionen ermöglicht, die dann gleichzeitig ausgeführt werden können. Ein Feature, das vor allem bei waghalsigen Manövern noch für genügend Überblick sorgt.

Die Karten sind übrigens deutlich grösser und detailreicher geworden, bieten viele Möglichkeiten für kreative Lösungswege und erinnern uns auch an die besten Momente der Serie. Insgesamt erinnert der neue Teil extrem an den Ursprung der Serie und lässt auch das entsprechende Spielgefühl nicht vermissen.


Screenshots: PocketPC.ch / Laser

 

Commandos: Origins erzählt die Vorgeschichte der bekannten Truppe aus dem ersten Teil und führt euch durch mehr als zehn historische Missionen, die von der Arktis bis in die Wüsten Afrikas reichen. Dabei erlebt ihr die erste Begegnung des Teams, wie sie sich gefunden und zusammengesetzt haben. Die Story selbst bleibt dabei im Rahmen des Zweiten Weltkriegs und setzt auf Authentizität, ohne zu sehr ins Pathos abzudriften.

 

Der Fokus liegt hierbei aber weniger auf einer cineastischen Erzählung. Sondern wird die Story vor allem über das abwechslungsreiche Missionsdesign und dem Einsatz historischer Kulissen erzählt. Die Dialoge und die paar auftauchenden Zwischensequenzen sind daher eher Mittel zum Zweck. Was der Atmosphäre aber kaum einen Abbruch tut.

Video: Kalypso Media

Gameplay und Mechaniken: Vieles beim Alten, aber auch einiges neu

Commandos: Origins bleibt dem aus Teil eins bekannten Echtzeit-Taktik-Ansatz treu, setzt aber auf moderne Mechaniken, die heutzutage mehr Komfort und Möglichkeiten einbringen. Jede Mission ist wie eine Art von Puzzle aufgebaut, das sich nur durch Kombinieren der individuellen Fähigkeiten eurer Teammitglieder lösen lässt. Eines ist aber meist Voraussetzung: das lautlose Vorgehen. So gilt es gegnerische Patrouillen, Sichtkegel und Alarme auszumanövrieren. Werdet ihr entdeckt, kommt schnell gegnerische Verstärkung ins Spiel. Ein Fehler kann eure gesamte Mission gefährden.

 

Commandos Origins baut daher auf drei grundlegende Kernmechaniken auf:

  • Stealth und Sichtkegel: Das Herzstück ist das Schleichen. Jeder Gegner hat einen Sichtkegel, der auf der Karte angezeigt wird. Im äusseren Bereich des Kegels könnt ihr euch kriechend annähern, im inneren wird man sofort entdeckt. Schafft ihr es, euch unbemerkt zu nähern, können Gegner lautlos ausgeschaltet oder bewusstlos geschlagen werden. Bewusstlose Wachen kommen aber nach kurzer Zeit wieder zu sich, es sei denn, man versteckt sie in Containern oder hohem Gras.
  • Ablenkung und Umwelt: Steine werfen, Radios als Geräuschquelle nutzen oder Patronenhülsen werfen: Viele Umgebungsobjekte lassen sich kreativ einsetzen, um Feinde abzulenken oder in Fallen zu locken.
  • Der neue Kommandomodus: Mit diesem Feature kann das Spiel pausiert werden, um mehreren Teammitgliedern gleichzeitig Befehle zu erteilen. So könnt ihr einfacher komplexe, synchronisierte Aktionen planen, etwa das gleichzeitige Ausschalten mehrerer Feinde.

Jeder der sechs “Commandos” bringt einzigartige Fähigkeiten und Werkzeuge mit, die für bestimmte Aufgaben und Situationen gebraucht werden. Nur durch kluges Kombinieren dieser Spezialfähigkeiten lassen sich viele der komplexeren Missionen erfolgreich lösen.

Commandos Origins Test
Haltet euch aus den Sichtkegeln raus. Sie stellen optisch den Sichtradius von Kameras und gegnerischen Einheiten dar. Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Feind-KI verhält sich inkonsistent, Spielfluss daher etwas holprig

Das Zusammenspiel der Charaktere ist daher essenziell. Während der “Green Beret” Hindernisse beseitigt und den Weg ebnet, kann der “Sniper” entfernte Wachen ausschalten. Der “Spion” verschafft Zutritt zu gesicherten Bereichen, während der “Marine” das Team über Wasserwege einschleust. Der “Pionier” öffnet mit Sprengstoff neue Wege oder legt Fallen, und der “Driver” sorgt für schnelle Flucht oder schwere Feuerunterstützung.

 

Doch es gibt auch ein paar Design-technische Fallstricke, die uns beim Test von Commandos: Origins aufgefallen sind. Beispielsweise ist die gegnerische KI im Spiel etwas sehr leicht auszutricksen. Wir würden diese jetzt nicht unbedingt als dumm bezeichnen, aber sie ist in den meisten Fällen und vor allem auch in den deutlich schwierigeren Missionen sehr leicht zu umgehen. Manchmal erkennen gegnerische Einheiten Fallen ohne Probleme, aber oft rennen sie einfach blindlings rein. Das fühlt sich inkonsistent an, vor allem dann wenn Gegner an Leichen vorbeilaufen und diese ignorieren und in anderen Fälle (richtigerweise) plötzlich ganze Lager in Alarmbereitschaft versetzen.

Commandos Origins Test
Die Lichteffekte sind schick und tragen vor allem auf Nacht-Karten stark zur Atmosphäre bei. Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Performance auf dem Steam Deck und das Problem der Unreal Engine 5

Jetzt haben wir Commandos Origins vor allem in Bezug auf das Steam Deck ausprobiert, da wir ja regelmässig auch über portable PC-Gaming-Handhelds berichten. Allerdings ist die Performance auf dem Steam Deck nach aktuellem Stand schwierig zu beurteilen. Sobald Karten offener werden und vor allem viel Natur wie Bäume und Streucher mit Schattenwurf zum Einsatz kommen, fallen die FPS auf dem Steam Deck rapide ab und Commandos Origins wird zu einer Ruckelpartie. Hier hilft es vor allem in weniger intensive Bereiche hereinzuzoomen und so die Bildrate wieder zu stabilisieren. Dabei geht aber der Überblick verloren, da das Rauszoomen auf der Spielkarte essentiell für das gute Planen der Missionen ist.

 

Es gab allerdings mittlerweile Patches zur Performance-Verbesserungen, die auch dem Steam Deck helfen. So erreichen wir aktuell solide 30-40 FPS im Grafik-Preset “Mittel” in den Einstellungen. FSR steht dabei aber auf ausbalanciert, was heftige und vor allem sichtbare Einschnitte bei der Auflösung zufolge hat. Zudem kommen die Unreal Engine 5 typischen Streaming-Probleme auch in Commandos Origins zum Tragen. Bei grösseren Kameraschwenks friert das Bild immer mal wieder sehr kurz ein, was auch als Frame-Time-Spike bezeichnet wird und so für eine sehr inkonsistente Bildrate sorgt. Verhindern lässt sich das leider nicht.

 

Commandos Origins empfohlene Systemanforderungen

  • System: Windows 10 (64-bit)
  • CPU: i7-9700 / Ryzen 7 3700X
  • RAM: 16 GB RAM
  • GPU: GeForce RTX 3060 / Radeon RX 6600 XT
  • DirectX: Version 11
  • Speicherplatz: 31 GB
  • Zusätzliche Infos: Mittlere Einstellungen | Full-HD | Durchschnittliche Performance | SSD empfphlen | Upscaling via DLSS und FSR verfügbar
Commandos Origins Steam Deck Test
Commandos Origins läuft auf dem Steam Deck, hat aber Probleme mit teilweise grösseren Performance-Drops. Bild: PocketPC.ch / Laser

Sollte euch das starke Schwanken in der Bildrate auf mittleren Einstellungen und “FSR Balanced” nicht all zu sehr stören, dann grenzt die Bildrate hier auf 30 FPS ein und lasst diese dort einfach stehen. Das wäre zumindest aktuell der beste Kompromiss. Ansonsten solltet ihr alles auf niedrig stellen, um immerhin höhere Bildraten ausgeben zu können, was allerdings mit heftigen Einbussen der Optik auf dem Steam Deck Display verbunden ist. Die Auflösung ist schon nicht sonderlich hoch und wenn Unreal Engine 5 aus noch deutlich niedrigeren Auflösungen aggressiv hochskaliert werden muss, sieht es schnell sehr matschig aus.

 

Seit den vergangenen Patches für die Performance sehen wir Commandos Origins aber als spielbar auf dem Steam Deck an. Ihr solltet aber die TDP auf Maximum lassen. Leider geht so auch der Akku sehr schnell in die Knie und ihr bekommt keine 2 Stunden Akkulaufzeit mehr raus. Da der Valve-Handheld aber auf Seiten des Spiels vollständig unterstützt wird, sehen wir einen weiteren positiven Effekt: Commandos Origins ist auf Linux ohne grössere Probleme spielbar.

Commandos Origins Steam Deck Test
FSR muss bei mittleren Details schon auf ausbalanciert stehen, sonst sinkt die Leistung massiv in den Keller. Bild: PocketPC.ch / Laser

Fazit: Commandos Origins vergisst seine Wurzeln nicht

Was für eine Zeitreise, nicht nur für Fans der Serie, auch für alle, die vielleicht das Besondere der Serie noch erleben wollen. Commandos war 1998 ein Meilenstein des schon beinahe begrabenen Stealth-Taktik-Genres und Commandos Origins bleibt diesem Konzept von damals in vielen Aspekten treu. Während die Geschichte manchmal nur Mittel zum Zweck ist, so ist das Gameplay vertraut, übersichtlich und geht angenehm von der Hand. Die KI hat zwar teils willkürliche Aussetzer, das Grundkonzept ist aber klar erkennbar und macht wie damals schon wirklich viel Spass.

 

Man merkt aber auch, dass die Unreal Engine 5 Probleme mit ihrer eigenen Flexibilität hat. Frame-Time-Spikes lassen sich auch in Commandos bei Kameraschwenks nicht vermeiden. Das Steam Deck knickt immer wieder ein. Zwar ist ein Spiel wie Commandos Origins nicht auf sehr hohe Bildraten angewiesen und ihr könnt auf mittleren Einstellungen recht bedenkenlos in 30 FPS spielen, aber diese kommen auf Kosten einer sehr geringen Grund-Auflösung, die wiederum stark hochskaliert werden muss. Und das zu einem Preis von 49,99 Euro bzw. SFr. für PC via Steam, Microsoft Xbox Series X|S und Sony PS5.

 

Commandos: Origins
Preis: 42,49 €

 

Auf der anderen Seite sind wir aber auch froh, dass Commandos Origins auf dem Steam Deck spielbar ist und damit eine volle Linux-Kompatibilität in dem Proton-Layer gegeben ist. Habt ihr Linux also als PC-System installiert, könnt ihr den Titel dort bedenklos spielen! Die Anforderungen an die PC-Hardware sind vergleichsweise moderat, auch wenn das Steam Deck an dieser Stelle schon einiges aus sich herausholen muss. Für Fans der Serie also eine tolle Ergänzung der alten Commandos-Spiele und daher vor allem für diese eine absolute Empfehlung.

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