So. 20. Oktober 2024 um 7:55

Gaming Review: Dungeons 4: Nintendo Switch Edition im Test vorab

von Yves Jeanrenaud 2 Kommentare
Lesedauer: 6 Minuten

Wer sich noch gerne an den Hit Dungeon Keeper von Bullfrog erinnert, kennt vielleicht auch die deutsche Fortsetzungsreihe Dungeons von Kalypso. Wir haben den neuesten Ableger Dungeons 4, der vergangenes Jahr für Microsoft Xbox Series X|S, PC und Sony PlayStation erschient, in der Nintendo Switch Edition getestet. Diese ist seit dem 17. Oktober 2024 erhältlich und verspricht trotz altersschwacher Hardware ein richtig böses Spiel.

Worum es geht in Dungeons 4

Das Spielprinzip ist eigentlich schnell erklärt: Ihr seit auf der Seite des Bösen und baut einen Dungeon, um Reichtümer und Macht anzuhäufen und das Gute zu bekämpfen. Nicht Helden und Kriegerinnen sind unsere Hauptcharaktere, sondern fiese Monster, Dunkelelfen, goblinartige Schnodderlinge und todbringende Geschöpfe, die Gänge ausheben, Fallen bauen und jede Party, die es wagt, in unseren Kerker einzudringen auf der Suche nach Gold und Ehre, gnadenlos abmetzelt. Das war vor über zwanzig Jahren das Prinzip von Dungeon Keeper (1997) und Dungeon Keeper 2 (2014) von Bullfrog Productions, damals unter Electronic Arts veröffentlicht. Doch EA hat das Spiel nicht mehr wirklich fortgeführt und erst 2014 mit einer Smartphone-Variante und ordentlich Free2Play-Mikrotransaktionen wieder neu aufgelegt. Zum Unmut vieler Fans der beiden Spiele natürlich. Das Handy-Kerkermeister-Spiel geht so weit mit den Mikrotransaktionen, dass es in Grossbritannien kurz darauf nicht mehr als Free2Play beworben werden durfte, da der frei spielbare Anteil des Games zu gering sei. Auch gewöhnungsbedürftig, dass Dungeon Keeper für Android und iOS eine gute App-Store Bewertungen In-Game-Währung vergütet und für schlechte Bewertungen eine separate E-Mail verlangte. Böse, aber nicht im guten Sinne.

 

 

Gut so gesehen, dass bereits 2011 Abhilfe erschien, das Realmforge für den PC produzierte, und den dritten und nun vierten Teil ebenfalls auch für die Switch adaptierte. Es war eigentlich erstaunlich, wie nah Dungeons an den EA-Titeln gebaut war und dennoch keine Lizenzstreitigkeiten ausbrachen. Als Dungeon Master sind wir in jedem Teil der Reihe, und so auch in Dungeons 4, lediglich als schwebende Hand dargestellt, übernehmen die Kontrolle und verwalten den Dungeon. Hier im vierten Teil denjenigen der Dunkelelfe Thalya. Allerdings wird Thalya gleich zu Beginn des Spiels von ihrem gutherzigen Stiefbruder Tristan entführt. Fans der Serie kennen die beiden bereits aus Dungeons 4, aber auch Neulinge müssen nicht die gesamte Reihe gespielt haben, um die Handlung zu verstehen. Unsere Aufgabe ist es nun, einen Dungeon aufzubauen und schreckliche Kreaturen heranzuziehen, um die Reiche der Helden zu erobern, die Jagd auf den schwatzhaften Tristan aufzunehmen und die düstere Anführerin aus seiner Gefangenschaft zu befreien.

Testeindruck zu Dungeons 4 Nintendo Switch Edition


Dungeons 4 - Nintendo Switch Edition
Dungeons 4 – Nintendo Switch Edition. Screenshot: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Gameplay

Im Gegensatz zum Bulfrog-Klassiker Dungeon Keeper gliedert sich das Gameplay in Dungeons 4 in zwei unterschiedliche Bereiche: In der Unterwelt errichtet und verwalten wir den Dungeon, sammeln Rohstoffe, verstärken unsere Armee von Fieslingen und stellen nützliche Gegenstände für den Kampf her. Auf der Oberwelt hingegen haben sich die Mächte des Guten ausgebreitet und greifen von dort in regelmässigen Abständen unser Verlies an. Darum ist es unser Ziel, die gestärkten Truppen an die Oberfläche zu schicken und sie so zu kommandieren, dass sie feindliche Lager vernichten und das verhasste Gute ausrotten.

 

Dungeons 4 stellt uns aber nicht nur in jeder Mission vor neue Herausforderungen, die unsere Fähigkeiten als Dungeon-Meister auf die Probe stellen: Gierige Zwerge graben sich ebenfalls durch den Untergrund und sind alles andere als erfreut, wenn wir sie dabei stören. Stossen wir auf ein Spinnennest, richten die achtbeinigen Kreaturen im Dungeon Chaos an. Ein Sturm an der Oberfläche kann unsere Einheiten schwächen, was sie im Kampf anfälliger macht. Diese und viele weitere unerwartete Wendungen sorgen für Abwechslung und fordern das Ressourcenmanagement immer wieder heraus.

Drei Kreaturen-Fraktionen

Zusätzliche Tiefe erhält das Spiel durch die Möglichkeit, den Dungeon in drei verschiedene Richtungen auszubauen. Dementsprechend können wir Kreaturen aus diesen drei Bereichen rekrutieren: die Horde, die Dämonen oder die Untoten.

 

Jede dieser Fraktionen bringt eigene Einheiten und spezielle Räume für unseren Dungeon mit sich. So können beispielsweise Horde-Kreaturen wie Orks und Goblins in einer Arena trainieren. Auf diesem Entwicklungsweg bekommen wir zudem die Möglichkeit, Tränke mit unterschiedlichen Effekten herzustellen. Konzentriert man sich auf die Dämonen, erhält man Zugang zu Kreaturen wie Imps und Sukkuben und können Mana sammeln, um mächtige Zaubersprüche zu wirken. Entscheiden wir uns für die Untoten, stehen Wesen wie Banshees und Nekromanten zur Verfügung, die nach ihrem Tod wiederbelebt werden können. Ausserdem bekommen wir damit die Option, gutmütige Helden zu konvertieren, damit sie für unseren Dungeon und die Sache das Bösen in den Kampf ziehen. Je nach Mission ist es also auch ratsam, verschiedene Forschungswege zu verfolgen, um den bestmöglichen Vorteil zu erlangen.

Forschung

Auch die Forschung für die zentralen Räume eures Dungeons sollte nicht vernachlässigt werden. In der Schatzkammer wird das Gold aufbewahrt, das die fleissigen Schnodderlinge für uns abbauen. In der Guru-Farm züchtet wir geflügelähnliche Kreaturen, die allen Einheiten als Nahrung dienen, und im Thronsaal befindet sich das Herz des Dungeons, das unter wirklich allen Umständen vor den Angriffen der Helden geschützt werden muss. Zur Verteidigung sollten man nicht nur auf die Kreaturen setzen, sondern auch Fallen und andere Verteidigungsanlagen bauen, um den Dungeon vor den Helden und Heldinnen zu sichern. Auch Zwerge und Spinnen leiden unter Fallen, wenn sie auf diese treffen. Auf dem Papier bietet Dungeons 4 somit eine interessante taktische Tiefe und reichlich Möglichkeiten für Experimente und Spielereien.

Sound und Sprachausgabe

Auch weil das Spiel von eine deutschen Studio stammt, können wir uns über vollständig deutschsprachige Bildschirm- und Menütexte sowie eine komplette deutsche Sprachausgabe freuen. Die Stimmen sind akzentuiert, detailliert und vielseitig, passen gut und sind schön sowie liebevoll eingesprochen. Wir wären jedoch nicht in der viersprachigen Schweiz, wenn wir andere Sprachen ignorieren würden. Die Sprachausgabe bietet neben Deutsch auch Englisch, Französisch, Spanisch und Chinesisch an. Leider kein Italienisch, das ist lediglich für die Menütexte und Untertitel erhältlich, die ebenfalls auch auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Japanisch, Portugiesisch, Brasilianisches Portugiesisch, vereinfachtes Chinesisch, traditionelles Chinesisch, Arabisch, Koreanisch, Polnisch, Russisch sowie Türkisch verfügbar sind.

Der durchaus spezielle Humor der Dungeons-Reihe, der auch schon bei Bullfrogs Dungeon Keeper anklang, ist auch in Dungeons 4 zu geniessen. Wortspiele und Anspielungen auf DnD und viele Games und Stories aus der Fantasy- und Märchenwelt können durchaus unterhalten. Für manche mag das aber auch etwas altmodisch und ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. Dafür sind die Hintergrundmusik sowie die Soundeffekte überaus passend und stimmig gewählt. Schwerter und Ketten klingen so, wie man sie sich vorstellen mag und der Soundtrack untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm sehr gut.

Langsamer Fortschritt

In der Praxis gestaltet sich der Ausbau des Dungeons und das Heranziehen von Kreaturen weitaus träger als gewünscht. Mit einer sehr langsamen Ressourcengewinnung dauert alles spürbar länger als notwendig und streckt das Spiel künstlich in die Länge. Selbst auf der niedrigsten der drei Schwierigkeitsstufen können sich Missionen ewig hinziehen. Hier hätte ich mir einen wesentlich dynamischeren Spielfluss gewünscht.

Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Graphik und Steuerung

Grafisch müssen wir auf der Nintendo Switch natürlich deutliche Einbussen im Vergleich zur PC-Version und den anderen Konsolen-Versionen des Vorjahres hinnehmen. Dennoch sieht das Spiel gut aus und wirkt nicht so, als hätte man alles auf Minimum zurückgedreht. Die Steuerung ist sehr schön auf Konsolen angepasst worden und funktioniert gut sowie intuitiv. Lediglich an das Auswählen einzelner Kreaturen muss man sich erst mal ein wenig gewöhnen und dass der Touchscreen der Switch im Handheld-Modus mal wieder ignoriert wird, ist etwas schade.

Langsames Nachladen und Abstürze

Besonders beim Start einer Mission fallen immer wieder nachladende Texturen ins Auge, die aber das Spielerlebnis ansonsten nicht stark beeinträchtigen. Auch der Start des Spiels dauert doch einige Sekunden länger, als man es sich wünschen würde. Das an sich wäre noch zu verkraften. Doch es stört es die die Spielerfahrung von Dungeons 4 Nintendo Switch Edition doch erheblich, wie übermässig lang die Ladezeiten sowie die leider doch immer wieder zu beklagenden Spielabstürze sind. Gut, ein spiel vor dem Release kann das mal noch mit sich bringen, aber auch nach dem Update zum Verkaufsstart am 17. Oktober 24 und mit der Erweiterung The Good, the Bad and the Evil, sind Crashs und Neustarts nicht gänzlich verschwunden. Für den Preis eines Premium-Titels ist das einfach nicht okay und eigentlich unwürdig für einen namhaften Publisher wie Kalypso.

Online-Koop

Im kooperativen Multiplayer kann man zu zweit gemeinsam am selben Dungeon werkeln. So können nicht nur die 20 Level der Kampagne, sondern auch alle Gefechtskarten zusammen gespielt werden. Voraussetzung ist ein Nintendo Switch Online Abo auf beiden Seiten und natürlich eine Lizenz für Dungeons 4 – Nintendo Swithc Edition.

Preis und Fazit

Dungeons 4 Nintendo Switch Edition gibt es im Nintendo eStore für 49,99 Euro bzw. stolze 70 SFr. zu kaufen. Für den zusätzlichen DLC The Good, the Bad and the Evil legt man nochmals 21 SFr. bzw. 14,99 Euro hin. Letzteren konnten wir dies aufgrund technischer Probleme leider bis heute nicht testen. Das Update machte das Spiel unbrauchbar. Neuinstallieren half auch nicht. Wir warten also erst mal auf einen Bugfix oder eine Idee vom Support. Den Download Content gibt es bis zum Ende des Monats, also bis zum 31.10.2024 vergünstigt für 18.90 SFR. bzw 13,49 Euro.

 

Dungeons 4
Preis: 49,99 €

 

Neben der Version für die Nintendo Switch gibt es Dungeons 4 wie erwähnt auch für die Microsoft Xbox Series X|S und die Sony PS5 sowie PC via Steam, wobei die Preise identisch waren. Da das Spiel auf den anderen Plattformen jedoch schon letztes Jahr erschien, ist es dort mitunter auch schon deutlich günstiger oder als Teil des Passes zu bekommen. Übrigens läuft Duneons 4 auch auf dem Steam Deck.

 

Insgesamt ist Dungeons 4 in der Nintendo Switch Edition ein schönes Kerker-Management-Spiel in Tradition der Dungeon Keeper-Reihe geworden. Viel Witz und herausfordernde Level, eine passable Story und doch ansehnliche Grafik trotz altersschwacher Hardware auf der hybriden Konsole sind auf der Haben-Seite zu verzeichnen, während die langen Ladezeiten und gelegentliche Abstürze den Gesamteindruck leider arg trüben. Dungeons 4 kommt mit einer Altersempfehlung nach USK ab 12 Jahren, nach PEGI ab 16 Jahren. Auch wenn man sagen könnte, dass der vergleichsweise langsame Ressourcen-Abbau das Game aus der Balance brachten, sind 25 bis 35 Stunden für den Titel ohne DLC zu veranschlagen und durchaus eine Hausnummer.

Video: Kalypso Media

 

Der DLC The Good, the Bad and the Evil bringt fünf weitere, neue Level und versetzt uns vom Fanatsy-Mittelalter in den Wilden Wesen! Neue Kreaturen und Waffen, Fallen und Fähigkeiten versprechen hier aber nochmals mehr Abwechslung. Klingt gut und hätten wir auch gerne noch angeschaut vorab oder, technisch bedingt, nach Release. Denn Nintendo lässt DLC und Updates erst nach dem offiziellen Startdatum im eStore zu, aber wie erwähnt, scheitert das Spiel an einem Bug, der uns seit der Installation des Updates immer wieder an ein nicht installierbares weiteres Update erinnern will. Hoffentlich ist dieser Fehler sowie andere in Dungeons 4 für die Nintendo Switch bald behoben.

Video: Kalypso Media

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2 Antworten zu “Gaming Review: Dungeons 4: Nintendo Switch Edition im Test vorab”

  1. Yves Jeanrenaud sagt:

    Update: Mit v1.7.2 und der serverseitigen Fehlerbehebung läuft nun auch der DLC The Good, the Bad and the Evil und das ganze Spiel wieder besser und ohne Update-Loop.

  2. Yves Jeanrenaud sagt:

    Ab sofort ist auch Dungeons 4 Nintendo Switch Edition als physische Version für 49,99 Euro UVP erhältlich.

    Die Dungeons 4 – Nintendo Switch Edition beinhaltet ein exklusives ‘Prinzessinnen‘ Outfit für Thalya, neue Skins für die Schnodderlinge und den Thronsaal, genauso wie das ‚Deluxe Paket‘, bestehend aus der Karte ‚Der Sturm auf Dollaran‘, Skins für Thalya und die Hand des Bösen sowie dem offiziellen Soundtrack und dem digitalen Artbook.

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