Sa. 19. Oktober 2024 um 7:04

Edge of Sanity im Test: Horror-Sidescroller mit Stärken auf dem Steam Deck

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 3 Minuten

Ich habe durchaus eine Schwäche für Horror-Sidescroller und Edge of Sanity springt genau in diese Nische! Das Indie-Spiel wird von Vixa Games entwickelt und von Daedalic Entertainment published. Wobei ich hier dabei sagen muss, dass mir das Entwicklerstudio bislang nichts gesagt hat. Das dürfte sich aber nun mit dem neuen Horrorspiel ändern, denn ich bin positiv überrascht. Der Titel spielt aber vor allem auf dem Steam Deck seine Stärken aus.

Edge of Sanity kommt mit H.P. Lovecraft und psychologischem Horror

Die Handlung ist tatsächlich schnell erzählt, bietet aber dennoch einige interessante Ebenen. In erster Linie schlüpft ihr in den Mitarbeiter Carter, der für ein ziemlich zwielichtiges Forschungsunternehmen in Alaska tätig ist. Dass hier aber etwas nicht stimmt, merkt ihr schon in den ersten fünf Minuten des Spiels. Schnell wird klar, dass es wohl einen Unfall im Hauptquartier gab und dieser hat Folgen. Schleunigst müsst ihr die Beine in die Hand nehmen und aus der Anlage fliehen, denn diese wird von einem nicht näher beschriebenen Schrecken heimgesucht. Waffen habt ihr keine, es bleibt also nur das Weglaufen.

Schaut man sich die Gegner genauer an, so erkennt man recht schnell die Inspiration von H.P. Lovecraft. Zudem spielt der psychologische Horror eine sehr gewichtige Rolle. Das Spiel heisst nicht umsonst Edge of Sanity, denn häufig findet man sich mit der Frage konfrontiert: “Ist das alles jetzt real? Oder doch nicht?”. Direkt in den ersten paar Minuten zeigt einem das Spiel recht schnell, dass es mehrere Möglichkeiten zu geben scheint, in denen sich die Traumwelt, Dimensionen und die reale Welt irgendwie mit einander vermischen. Aber viel mehr will ich an dieser Stelle auch nicht verraten.

 

Getragen wird Edge of Sanity aber vor allem durch seine Sprachausgabe, die wirklich ausgezeichnet ist. Carter sieht nicht nur brummig aus, er spricht auch so und sein Charakter kommt auch so rüber. Auch Frank, einer eurer ersten Bekanntschaften im Spiel, wirkt rau, aber freundlich und ist sehr gut synchronisiert. Das zieht sich ziemlich durch die gesamte Reise, doch ist nicht jeder Gesprächsfetzen synchronisiert. Muss es aber auch tatsächlich nicht.


Vor allem die Lichteffekte und der Kegel der Benzinlampe sind sehr gut in Szene gesetzt. Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Interessante aber oberflächliche Basis-Mechanismen mit Aufbau und Verpflegung

Spass macht übrigens das Basis- und Verpflegungssystem. Ihr findet mit Carter überlebende Personen in Alaska rund um die Forschungsbasis und alle brauchen auch Nahrung und ein sicheres Fleckchen. So baut ihr einen kleinen Standort auf, um dort die Leute unterzubringen und müsst mit Nahrung hantieren. Über die Zeit hinweg brauchen diese immer wieder Vorräte. Zudem sammelt ihr auch Rohstoffe, um später Upgrades ausführen zu können. Ihr habt also sowas wie einen echten Gaming-Loop, der durchaus während der Expeditions-Quests zu beschäftigen weiss. Vor allem wenn ihr mit den unterschiedlichen Charakteren eurer Crew auch neues Wissen über das Voranschreiten der Story und eben für Item-Upgrades freischaltet.

 

Das System hat aber eine klare Schwäche: Es kommt nicht in Fahrt und fühlt sich daher nur minder bedeutungsvoll an. Es dauert wirklich lange bis ihr die Materialien gesammelt habt, die für einen knackigen, messbaren Fortschritt nötig sind und immer wieder funken euch weitere Expeditionen dazwischen, die nötig sind. Schliesslich ist Nahrung auch ständig knapp und irgendwann artet alles irgendwie in Hausaugaben aus. Das entschleunigt den gesamten Horror-Trip, den Edge of Sanity eigentlich mit Spannung in den ersten 30 Minuten aufbaut und lässt diesen nahezu verpuffen.

Zusammen mit Überlebenden, die ihr finden könnt, baut ihr ein Camp auf und rüstet dieses weiter auf. Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Edge of Sanity ist perfekt für Steam Deck und Nintendo Switch – Gemütlich gruseln im Bett

Hier kommt dann auch die Steam Deck Zertifizierung ins Spiel, denn Vixa Games hat Edge of Sanity direkt mit Valves PC-Handheld im Hinterkopf programmiert. Ergo ist das Spiel komplett mit dem Steam Deck kompatibel und entfaltet vor allem durch seinen dunklen Grafikstil mit den sehr schicken Lichteffekten der Lampe auf dem OLED-Modell intensives optischen Erlebnis.

 

Die comicartige Grafik sorgt zudem dafür, dass das Steam Deck sich nicht allzu weit bei der Leistung strecken muss. So erreicht ihr beim OLED-Display ohne Probleme schnelle 90 FPS, die auf die 90 Hertz der Anzeige zugeschnitten sind. Ergo ist das Ergebnis butterweich. Das dürfte auch für die 60 Hertz im LCD-Modell gelten. Zudem könnt ihr bei beiden Modellen die TDP sowie GPU-Frequenzen noch einmal senken, um eine noch höhere Akkulaufzeit zu erreichen. Das Spiel ist quasi prädestiniert dafür. Auch auf der Nintendo Switch kommt man bei Edge of Sanity auf die Kosten.

 

Somit auch sehr gut für das Bett geeignet, da die mobile Spielekonsole sehr kühl bleibt, kaum Lüftergeräusche zu hören sind und ihr so das Spiel locker auch über die Lautsprecher des Handhelds hören könnt. Einfach Abends eine Runde in den Gameplay-Loop einsteigen, Ressourcen sammeln, ein wenig Horror abgreifen und dann schlafen gehen. Zumindest für meine Halloween-Leidenschaft schon eine Art von “Cozy-Game” (ist es natürlich für die meisten nicht).

Carter stellt sich hier dem puren Wahnsinn, doch ist das alles noch wirklich real? Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Fazit: Solide, aber gefühlt doch ein bisschen Potenzial verschenkt

Edge of Sanity ist wirklich klein schlechtes Spiel. Der Start ist packend und spannend, genau wie die erste Flucht vor einem Monster, das schicke Beleuchtungssystem mit der Benzinlampe und vieles mehr. Der Anfang macht hier viel richtig. Doch irgendwann setzt mit dem Verwaltungssystem eurer gesammelten Crew dann auch die Monotonie ein. Ressourcen besorgen, Nahrung beschaffen, die Crew am Leben halten und ab und an die Story vorantreiben und auf Expeditionen gehen. Wer gerne grindet, dürfte sich hier vielleicht wohlfühlen, allerdings hätten wir uns mehr schnelleren Impact durch das Upgrade-System gewünscht. Da bringen auch die vielen Items nicht mehr viel Abwechslung.

 

Der Comic-Stil mit starkem Bezug zu H.P.Lovecraft und dem Klassiker The Thing sind aber gut gewählt und das Steam Deck hat keine Probleme den Titel mit maximaler Performance zu stemmen, was euch den Raum gibt, die Akkuleistung ordentlich in die Höhe zu treiben. Auch ist die Steuerung sehr gut gelungen und eingängig, was den Spielspass deutlich erhöht. Dass es das Horror-Survival-Management-Spiel für gerade mal 19,99 Euro bzw. 18.50 SFr. im Nintendo eStore sowie bei Steam gibt, ist auch nicht ganz verkehrt für ein Indie-Titel.

 

Edge of Sanity
Preis: 19,99 €

 

Insgesamt zeigt sich Edge of Sanity solide, hat aber ein paar Schwächen bei der Camp-Verwaltung und der eintönigen Entfaltung der aber sehr stark startenden Geschichte. Es gelingt dem Spiel auf Dauer nicht, die enorm hohe Spannung des Anfangs durchzuhalten oder zumindest zeitweise immer wieder aufleben zu lassen. Daher wird aus dem Prozedere später eher eine Crew-Survival-Management-Simulation mit ein paar H.P.-Lovecraft-Horror-Elementen. Insgesamt war die Erfahrung aber für einen Horror-Sidescroller in Ordnung, vor allem dann, wenn ihr auf Horror und Kreaturen aus dem Lovecraft-Universum steht. Der Preis von 19.99 Euro bzw. 22.95 Schweizer Franken auf Steam und 18,99 Euro bzw. 18.50 SFr. im Nintendo eStore ist zudem absolut angemessen für gut sechs Stunden Lovecraft-Atmosphäre in der Arktis mit einer Altersempfehlung nach USK ab 16 und nach PEGI ab 12 Jahren.

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