Sa. 03. August 2024 um 7:03

Conscript im Test: Starker Lite-Horror-Survival-Trip, perfekt auf dem Steam Deck!

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

Der Entwickler Jordan Mochi und sein selbstgegründetes Spielestudio “Catchweight Studio” hat mit Conscript ein unglaublich intensives Indie-Game auf den Markt gebracht. In den vergangenen Jahren war eine Demo verfügbar, die bereits einen Einblick in den Pixel-Survival-Horror boten. Nun ist das Spiel endgültig durch den Publisher Team17 für mehrere Plattformen am 23. Juli 2024 veröffentlicht worden. Wir haben das Spiel auf dem Steam Deck ausprobiert und sind trotz kleinerer Schwächen begeistert! Aber vorsicht: Conscript zeigt sich im Test absolut ungeeignet für Kinder!

Krasses 1. Weltkriegs-Setting mit leichtem Grusel und heftigem Survival-Part

Concscript spielt im Jahr 1916 und damit direkt im 1. Weltkrieg. Ihr schlüpft in die Rolle eines französischen Soldaten, der sich in der Schlacht um das im Nordosten Frankreichs liegende Verdun befindet. Es geht dort spezielle um die Grabenkämpfe, wo sich auch die Handlung abspielt. Die Deutschen greifen gerade wieder Teile der Stadt und damit auch die Gräben an, in denen ihr euch mit eurem Bruder befindet. Also geht ihr auf die Suche nach ihm, um nicht nur euch, sondern auch euer Zuhause zu retten.

 

Das Spiel transportiert dabei vor allem einen sehr atmosphärischen Ansatz und kombiniert starke Soundkulissen mit einer überragenden Pixel-Optik. Letztere ist enorm detailliert und zeigt die Schrecken rund um den Krieg und demonstriert die Enge der Gänge der Gräben und Bunker in denen ihr in Conscript unterwegs seid. So hört ihr ständig Geräusche von Waffen, Kanonenschüsse, einreissende Gänge, Kratzen, Schreie und viel mehr. Nicht übertrieben, aber sehr dosiert. Das macht die Einsamkeit in Conscript sehr beklemmend, in der ihr versucht aus dem Schrecken zu entkommen.


Screenshots: PocketPC.ch / Laser

 

Gleichzeitig sind eure Ressourcen sehr begrenzt. Munition ist nur in wenigen Stückzahlen verfügbar. Auch Gegenstände für die Heilung findet man nur selten und oft muss man mehrere Teile kombinieren, um vernünftige Heilungs-Items zu “craften”. Der Überlebensteil, also der Survival-Part, wird in Conscript recht gross geschrieben und verstärkt noch einmal die Atmosphäre rund um den verzweifelten französischen Soldaten, der durch diese Gänge muss, um nicht nur seinen Bruder zu finden, sondern auch den Weg zurück nach Hause.

 

Immer wieder führt dieser Weg aber zu Erinnerungs-Flashback eures Protagonisten. Dieser erinnert sich streckenweise an das Leben auf der Farm mit der Familie, wo ihr weitere Einblicke und Hinweise in das Leben der Brüder erhaltet. Diese Passagen sind spielbar und ihr lauft dort tatsächlich rum. Die sehr grüne Farm, mit ihren vielen Bäumen, die Felder, die grosse Hütte und mehr ist ein starker Kontrast zu den einstürzenden, klaustrophobischen Gängen in den Grabenkämpfen und Bunkern in denen ihr sonst unterwegs seid und fühlt sich schon fast wie eine mentale Flucht an. Atmosphärisch wirkungsvoll! Und übrigens auch ein wichtiger Teil für unterschiedliche Enden.

Conscript Steam Deck Test
DIe Passagen mit den Erinnerungs-Flashbacks sind gut gelungen und geben weitere Hinweise auf das Leben des Soldaten. Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Viel Schleichen und Taktik, hölzerne Steuerung, Backtracking etwas nervig

Beim Gameplay macht Conscript im Test auch sehr vieles richtig und unterstützt den Horror-Survival-Part des Spiels enorm. So könnt ihr an vielen Stellen des Spiels eher schleichend um eure Gegner tänzeln, um beispielsweise Munition zu sparen oder Schaden im Nahkampf zu vermeiden. Das gibt dem Ganzen dann auch eine taktische Komponenten da man meistens nicht weiss, was in neuen Abschnitten auf euch zukommen kann. Fragen wie “verbrauche ich die Munition jetzt an den drei Soldaten oder versuche ich es anders?”. Die Entscheidung ist oft nicht einfach, doch der Ressourcen-Mangel zwingt einen häufig zu anderen Lösungen.

 

Was aber etwas schwächelt ist die dann doch hölzern anmutende Steuerung. Es kann durchaus sein, dass der Entwickler eventuell ein wenig auf die Grünschnäbligkeit des Protagonisten abzielte. So müsst ihr manuell die Patronen ins Gewehr laden oder Nahkampfangriffe aufladen um stärkeren Schaden anzurichten. Auch zielt es sich mit nahezu jeder Waffe anders. Das Schrotgewehr beispielsweise hat einen grösseren Radius und wackelt auch ganz schön. Aber da ihr häufig aus der Bewegung agieren müsst, stoppen und dann weitere Aktionen für das Zielen und Feuern ausführen müsst, wirkt alles etwas unbeholfen. Unspielbar ist das jetzt nicht, aber es braucht natürlich auch einige Zeit, sich daran zu gewöhnen.

Conscript Steam Deck Test
Das Waffensystem ist nicht all zu schwierig zu verstehen, allerdings sind Upgrades sehr teuer. Überlegt es euch also gut! Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Zudem ist der Schwierigkeitsgrad wirklich knackig, teilweise sogar so richtig schwer. Normalerweise beginne ich Spiele aus “masochistischen” Gründen auf dem härtesten Grad. Im Conscript-Test habe ich freiwillig nach einiger Zeit einen neuen Spielstand angefangen und habe dann den Mittleren gewählt. Ein Teil davon ist übrigens auch das manchmal sehr kuriose Backtracking mit Stolperfallen. Denn nicht nur nach dem Ableben müsst ihr teils lange Passagen wiederholen, sondern auch im Spielfluss geht es häufiger mal zurück. DIe Leichen der von euch ausgeschalteten Soldaten locken übrigens eine Art von mutierten Ratten an, die euch im Schwarm angreifen und teilweise nicht zu besiegen sind. Man nimmt also häufiger mal ordentlich Schaden in einigen Backtrack-Aktionen und das wiederum geht auf die Ressourcen.

 

Das gilt übrigens auch für das Waffensystem, denn ihr seid hier auch ziemlich begrenzt. Die Upgrades kosten auch wieder Ressourcen, die ihr vor allem beim entsprechenden Händler an den Speicherpunkten ausgeben könnt. Alles voll aufzurüsten ist übrigens nicht möglich, jedenfalls nicht das wir zu diesem Zeitpunkt wüssten. Somit solltet ihr euch gut überlegen, was ihr auf eine höhere Stufe bringt. Einzelschusswaffen mit hoher Reichweite und Schaden sind oft die bessere Wahl falls es hier einmal haarig werden sollte.

Video: Catchweight Studio

Macht vor allem auf Handheld-Konsolen wie dem Steam Deck Spaß

Zum Release hat Conscript übrigens auch ein offizielles Steam Deck Zertifikat erhalten. Es funktioniert also “Out-of-the-Box”, unterstützt den internen Controller und ist perfekt an die Auflösung und Leistung angepasst. Für mich persönlich ist Conscript ein richtig toller Titel für das heimische Bett mit Kopfhörer auf dem Kopf. Setzt dabei das Display eures Steam Deck OLEDs auf 60 Hertz (das Spiel ist eh auf 60 FPS begrenzt) um etwas Strom zu sparen und das Erlebnis ist wirklich enorm flüssig. Das OLED-Display trägt massgeblich zur dunkleren und düsteren Atmosphäre bei und durch die tolle, designtechnische Optik des Spiels, kommt dieses dort besonders gut zur Geltung. Es macht auf Handheld-Konsolen einfach unglaublich viel Spass.

 

So könnt ihr dann mit stark runtergeschraubten Einstellungen der TDP und auch bei der GPU so richtig die Akkulaufzeit in die Höhe treiben. Ich erreiche mit einem vollen Steam Deck OLED und einer TDP von rund 7 Watt sowie 800 MHz GPU-Takt fast 8 Stunden Akkulaufzeit! Also als Mobile-Game für PC-Handhelds sehr gut zu gebrauchen.

 

Doch auf auf der Nintendo Switch, die ja ungleich schmalbrüstiger daher kommt, macht Conscript eine gute Figur und läuft konstant mit 60 FPS, zumindest im Handheld Modus mit einer Auflösung von 720p.

Conscript Steam Deck Test
Enge Gänge und immer wieder die Gefahr sogar Gruppen von deutschen Soldaten über den Weg zu laufen. Screenshot: PocketPC.ch / Laser

Conscript auch für die Nintendo Switch erschienen, läuft allerdings nicht ganz so flüssig im Dock Modus wie auf dem Steam Deck oder RoG Ally. Das Spiel ist dann auf 30 FPS bei einer Auflösung von 1080p beschränkt, was natürlich ein wenig die flüssigen Animationen beschneidet, aber durch das eher weniger action-orientierte Gameplay nicht all zu sehr ins Gewicht fällt. Auch optisch ändert sich sonst nichts wirklich und inhaltlich bleibt alles wie am PC bzw auf dem Steam Deck.

Fazit: Conscript ist ein aussergewöhnlicher Horror-Tipp, vor allem fürs Steam Deck

Wenn ihr Resident Evil 1 und 2 zusammen mit Silent Hill mixt und alles in ein Szenario des Ersten Weltkriegs um 1916 giesst, dann erhaltet ihr Conscript! So fühlt es sich zumindest an und das ist etwas absolut Positives. Conscript beeindruckt mit einer enorm dichten Atmosphäre, die unter die Haut geht und dank verschiedener Enden auch einen echten Wiederspielwert des gut 15 ständigen Games bietet.  Die Geschichte gewinnt jetzt keine goldene Schreibfeder, aber das ist ja auch nicht der Plan. Die Story rund um den französischen Soldaten, der dieser Kriegshölle entkommen will, ist allerdings gut erzählt und wird durch die auffindbaren Notizen und die Erinnerungs-Falshbacks gut in Szene gesetzt und erzählt.

 

Über die durchaus offensichtlichen aber leichten Gameplay-Schwächen, wie der etwas hölzernen Steuerung oder auch das nervige Backtracking, kann ich getrost hinwegsehen. Conscript ist aber auch nicht für alle Gamer-Typen etwas. Das Horror-Survival-Szenario wird teils gnadenlos durchgezogen und der Schwierigkeitsgrad ist wirklich hoch, vor allem auf der höchsten Stufe ist das Spiel unglaublich fordernd. Aber wenn ihr wirklich Lust auf so ein Spiel habt, dass euch fordert und dann mit einer tollen Atmosphäre und spannenden Geschichte sowie einer richtig starken Optik belohnt, könnt ihr mit Conscript wirklich kaum etwas falsch machen.

 

Da es sich hierbei nicht um eine Triple-A-Entwicklung handelt ist Conscript auch kein teurer Einkauf. In Deutschland auf Steam kostet der Titel gerade einmal nur 19.99 Euro. In der Schweiz sind es 21.99 Schweizer Franken. Für Nintendo Switch sind es in Deutschland 21.99 Euro und bei uns im Schweizer Nintendo-Store rund 22 Schweizer Franken. In Anbetracht dieser Preise kann ich den Titel ohne Bedenken allen Horror-Survival-Fans empfehlen. Conscript kommt mit einer Altersempfehlung ab 16 Jahren, sowohl in PEGI als auch nach USK.

 

CONSCRIPT
Preis: 13,49 €
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