Sa. 04. Januar 2020 um 13:09

Review: Fairphone 3 im Test

von Yves Jeanrenaud 5 Kommentare
Lesedauer: 10 Minuten

Das nunmehr erst dritte Gerät aus dem niederländischen Amsterdam, das Fairphone 3, kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken.

Fairphone 3 – Eine kurze Geschichte über fast zehn Jahre

Das Amsterdamer Unternehmen Fairphone B.V. hatte vor bald zehn Jahren mit der Vorstellung des gleichnamigen Telefons für Furore gesorgt. Vor allem in Deutschland fand das Smartphone, dass zwar nicht komplett Fair Trade war, aber fairer, als andere allemal. Per Crowdfunding Anschub-finanziert hat man dann sechs Jahre später das Nachfolgemodell Fairphone 2 auf den Markt gebracht. Das Fairphone 2 wollte im High-End-Segment wildern und fiel vor allem durch seine modulare Bauweise auf. Dies bescherte dem Gerät aus der Stadt der Grachten auch als erstes Smartphone überhaupt die volle Punktzahl bei iFixit. Warum das wichtig war? Weil es zeigt, dass das Gerät, einfach und bestens repariert werden kann. Das hilft natürlich dabei, dass das Smartphone länger in Gebrauch bleibt und letztendlich auch dabei, Elektroschrott zu vermeiden und zu verringern.

 

Dies schaffte das Fairphone 2 nicht nur, weil es, im Gegensatz zum Löwenanteil des Smartphonemarktes schon im Jahre 2016, auf einen austauschbaren Akku setzte, sondern zugleich Display, Kamera und Hauptplatine in einfach zu montierende Module zerlegte, die per Federkontakte verbunden werden. Den Sprung in den Smartphone-Olymp, den Vergleich mit den High-Ends seines Jahrgangs, gelang indes das Fairphone 2 mangels aktueller Hardware und zeitgemässer Features wie Qi-Ladespule oder NFC, damals nicht. Zu gross war der Unterschied zu den Geräten von Samsung, Apple, Huawei & Co.

 

Dennoch hat Fairphone sein Fairphone 2 bis heute gut versorgt. Nicht nur kommen immer noch Updates für das Gerät raus. 2017 gab es gar ein Hardware-Upgrade mit den verbesserten Kamera-Modullen. Und auch heute noch kommen mehr oder minder regelmässig Updates und Security-Patches auf das Gerät, das mittlerweile schon länger auch teil des offiziell-inoffiziellen Lineage-OS-Zirkels ist, hat zumindest LineageOS 16 mit Android 9 Pie an Bord, nightly builds und aktuellsten Security-Patches für Googles Android. Alternativ kann das FP2, wie das Fairphone 2 kurz genannt wird, auch mit Sailfish OS, Ubuntu Touch und anderen, weniger verbreiteten Betriebssystemen laufen. Spannend ist vor allem wohl LineageOS für FP2, auch weil das Custom ROM auf Wunsch komplett Google-frei gehalten werden kann.

 

Weil das FP2 eben immer noch ganz gut läuft und halbwegs aktuell gehalten werden kann, hat Fairphone vergangenes Jahr seine Lager geräumt und mit der Fairphone 2 New Life Edition einige refurbished Geräte, also retournierte Fairphones, die repariert und generalüberholt wurden, abverkauft.

 

 

Vier Jahre ist es her, seit das Vorgängermodell Fairphone 2 vorgestellt wurde. Das Fairphone 3 (oder kurz: FP3) nunmehr, das seit September des letzten Jahres vorbestellt werden konnte und, mit etwas anfänglichen Schwierigkeiten, seit einigen Monaten ausgeliefert wird, ist nunmehr im Handel gut verteilt. Ein modulares Smartphone mit Federkontakten und Design ohne Schrauben ist es nicht ganz geworden. Zu viele Probleme scheint das Design des FP2 mit der Schiebeverriegelung gebracht zu haben. Es muss nun mehr geschraubt werden. Und die Pogo-Pins sind normalen Druckkontakten gewichen. Doch diese lassen sich einfach und problemlos trennen und weil alle Module und Verbindungen mit intuitiven Modulen beschriftet sind, auch wie ein Puzzle wieder zusammenbauen. Darum ist auch beim FP3 wieder die Reparierbarkeit von iFixit mit 10 von 10 Punkten bewertet worden, denn das Fairphone 3 ist noch modularer aufgebaut als das Fairphone 2! Das spricht schon mal für das FP3, doch schauen wir uns das Smartphone im Detail an.

Lieferumfang des Fairphone 3

Das Fairphone 3 wird in einer Pappschachtel geliefert und liegt darin in einem Eierkarton. Keine Plastikschale, kein Bohei. Lediglich das Phone selbst ist in einer dünnen Hülle geschützt. Mit dabei ist kein Ladegerät, kein Ladekabel, nichts. Nur ein kleiner Kreuzschlitz-Schraubenzieher der Grösse Nullnull mit Spalthebel auf der Rückseite, ein Garantie-Leaflet und eine Kurzanleitung. Zudem ist das Fairphone 3 mit einem Bumper-Ring ausgestattet, der um das ganze Gehäuse herum geht und bereits von Haus aus angelegt ist.

Change is in your hands

Weiter ist die Verpackung durchgängig auf das Motto des Fairphone 3 gestaltet: Veränderung. Die äusserste Box sagt in sechs Sprachen: Hier bin ich. Die zweite dann, ebenfalls sechssprachig: Ich bin für dich gemacht. Nur Englisch ist dann weitere Hinweise auf das Motto des Fairphone 3 auf der Transporthülle des selbigen: Ich bin für dich gemacht. Für deine Erinnerungen. Für deine Verbindungen. Für deine Ablenkungen. Für unsere Welt. Für die Menschen. Für die Veränderung. Ihr habt vielleicht den Umschwung vom Individuum zum Kollektiv in diesem “Miniatur-Manifest” bemerkt. So ist es, denke ich zumal, auch gedacht. Auf frphn.co/story erläutert das Unternehmen detaillierter, warum man daran glaubt, dass Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit und faire Arbeitspraktiken in der Elektronikindustrie in den Händen der Konsumentinnen und Konsumenten liegen und was Fairphone dazu beitragen will.

Gar kein Zubehör?

Ja, genau. wegen der Nachhaltigkeit. Denn, das erläutert die Kurzanleitung übrigens, es sind eben im Lieferumfang weder Kabel noch Ladegerät oder Kopfhörer enthalten. Weil die allermeisten davon vermutlich schon Dutzende herumliegen haben. Warum sollte man also noch mal ein Ladegerät mit USB-Ausgang mehr kaufen? Und noch ein USB-C-Kabel mehr? Sollte das wirklich noch nicht im Haushalt vorhanden sein, können sie immer noch bei Fairphone günstig nachbestellt werden.

Recycling

Nicht verwunderlich daher auch, dass der Karton des Fairphone 3 direkt auch zum Versand alter Handys dient, die dann fachgerecht und kostenlos recycelt werden. Zum Dank dafür gibt es dann entweder 20 oder 40 Euro bzw. SFr. Rückvergütung oder Gutschrift, allerdings leider nicht in Norwegen und der Schweiz.


Fairphone 3
Zerlegbar: Das Fairphone 3. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Hardware und Ausstattung des Fairphone 3

Das Fairphone 3 misst 158 x 71.8 x 9.89 mm und wiegt 189 Gramm. Es ist nach Schutzklasse IP54 geschützt gegen Staub und Spritzwasser, allerdings eben nicht wasserdicht. Das 5.65 Zoll IPS Display löst mit 1080 x 2160 Pixel auf und bietet eine Punktdichte von 427.43 ppi und ein etwas selteneres Seitenverhältnis von 18:9. Im Inneren werkelt ein Qualcomm Snapdragon 632 SoC, der mit 1.8 GHz taktet. Der Octacore CPU kann auf 4 GB RAM und 64 GB LPDDR3-Speicher zurückgreifen. Er wird von einer Qualcomm Adreno 506 GPU unterstützt. Neben zwei Nano-SIM Slots ist  ausserdem ein separater microSD-Slot vorhanden, mit dem der Speicherplatz um bis zu 400 GB erweitert werden kann. Die Frontkamera löst mit mit 8 Megapixel auf und hat eine Brennweite von ƒ/2.0, während die 12 Megapixel Rückkamera mit einer Brennweite von ƒ/1.8 und einem doppelten LED-Blitz daherkommt.

 

Ein austauschbarer Akku mit 3060 mAh ist mit an Bord, ebenso wie Fingerabdrucksensor, Kopfhörerbuchse, WLAN bis 802.11ac im 2.4- und 5 GHz-Frequenzband, Bluetooth 5.0 LE, LTE Cat. 13 bis 300 mb/s, NFC und USB-C. Zudem hat das FP3 einen 3.5-mm-Stereoklinken-Anschluss für Kopfhörer und Headsets. Das Fairphone 3 hat keine hippe Notch, sondern Front-Kamera und Telefonie-Lautsprecher in einem schmalen Rahmen um das Display untergebracht. Klar sind auch Sensoren für Umgebungslicht, Beschleunigung und Näherung sowie ein Gyroskop und ein Kompass verbaut, sowie GNSS Standards A-GPS, Glonass und Galileo zur Ortung.

Die SAR-Werte betragen für den Kopf maximal 0.388 W/kg @ 10g und für den Körper 1.405 W/kg @ 10g.

Der Qualcomm-Chipsatz und damit das FP3 unterstützt QuickCharge 3.0 und PowerIQ.

Aufbau

Das Gehäuse des Fairphone 3 ist aus dunklem Kunststoff gestaltet worden. Fairphone nennt dies Dark Translucent. Ob irgendwann weitere Farbvarianten erhältlich sein werden, ist derzeit noch offen.

 

Linksseitig sind die Lautstärkewippe und ein Ein-Aus-Taster zu finden. Auch der Lautsprecher ist nach links gerichtet. Ehrlich gesagt die wohl blödeste Platzierung für einen Smartphone-Lautsprecher, aber dazu später mehr. Benutzt man den mitgelieferten Silikon-Bumper nicht, lässt sich der Ein-Aus-Button leicht über ihre geriffelte Oberfläche ertasten.

 

Oben ist ein Mikrofon zur Geräuschunterdrückung und zum Freisprechen verbaut sowie die 3.5-mm-Kopfhörerbuchse.

 

Unten ist ein weiteres Mikrofon und der der USB-C Anschluss untergebracht. Allerdings ist letzterer nicht mittig platziert, was meinem Symmetriebedürfnis widerspricht und unterstützt nur USB 2.0, dafür aber USB OTG.

 

Auf der rechten Seite ist gar nichts zu finden. Nur auf dem Bumper steht hier Designed to open.

Die Rückseite birgt oben links die Kameralinse und den Dual-LED Blitz sowie mittig den Fingerabdrucksensor. Dieser ist kreisrund und hat einen Durchmesser von 11 mm, was die Erkennung deutlich erleichtert. Weiter ist die Wortmarke Fairphone hier etwas oberhalb der Mitte zu lesen und, weil die Rückseite leicht transparent ist, der Schriftzug auf dem austauschbaren Akku Change is in your hands. Das NFC-Logo ist im unteren Drittel links auf die Rückseite aufgedruckt, so dass man entsprechende NFC-Tags oder Kassensysteme bei kontaktlosen bargeldfreien Bezahlen mittels Google Pay richtig platziert.

 

Der Slogan Designed to open ist, wie wir später nochmals sehen werden, durchaus ernst gemeint. Aber auch ohne jegliches Werkzeug und zur Inbetriebnahme gezwungenermassen lässt sich das Fairphone 3 leicht öffnen. Die transparent rauch-graue Rückseite wird einfach und problemlos abgelöst und ermöglicht so, den austauschbaren Akku zu entnehmen. Dieser hat eine mit einem kleinen weissen Dreieck markierte Lasche, an der man ihn einfach aus dem Gehäuse hebeln kann. Sodann finden sich im Akku-Schacht des FP3 die Slots für microSD, SIM1 und SIM2 zu dessen linker Seite. In diese werden die entsprechenden Karten einfach eingeschoben. Auffällig sind hier schon die vielen handelsüblichen Kreuzschlitzschrauben, doch dazu wie gesagt später mehr.

Benchmarks und Leistung des Fairphone 3

Die Leistung des 64bit Snapdragon 632 Octacores im FP3 ist nunmehr klar nicht die eines High-End-Boliden. Der Mittelklasse SoC mit acht Kryo 250 Kernen, die auf der ARM Cortex A53 Referenzarchitektur basieren, ist jedoch dank 14 nm FinFET Fertigungsverfahren recht energiesparend und vor allem auch klein in seiner Bauform. Entsprechende zeigen die Benchmarks auch eher mittelmässige Leistungspunkte. Gerade die AI-Leistung lässt naturgemäss zu Wünschen übrig, denn eine dezidierte Co-CPU, die für die Bild- und Objekterkennung eingesetzt werden könnte, fehlt hier einfach.

Benchmarks des Fairphone 2. Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud

 

Dennoch reicht der Snapdragon 632 mit 4 GB RAM dem Fairphone 3 im Alltag für ansehnliche Leistung. Die Software, notabene Stock Android, kommt selten bis nie ins stocken und auch die allermeisten Apps und Spiele laufen flüssig. Klar, Hardcore-3D-Games sind eher nicht das richtige für das FP3, doch selbst Harry Potter: Wizards Unite oder Mario Kart Tour laufen sehr ansehnlich. Das ist auch der vergleichsweise niedrigen Auflösung mit FullHD+ geschuldet. Damit sieht das Bild auf dem IPS-Display zwar nicht so brillant aus wie auf anderen aktuellen Smartphones, doch ist in der Preisklasse gerade noch in Ordnung.

Display

Apropos Display. Das 5.65 Zoll IPS Display mit 1080 x 2160 Pixel FullHD+ bringt eine Punktdichte von 427.43 ppi. Im Seitenverhältnis von 18:9 lässt sich heutzutage fast jede App angenehm benutzen, schliesslich ist mit Android 9 Pie der Play Store von Google voll von Programmen und spielen, die in der Lage sind, sich entsprechend an unterschiedliche Bildschirmformate anzupassen. Das Display ist ordentlich hell und lässt sich auch bei direkter Sonneneinstrahlung gut lesen. Der Blickwinkel ist, technologiebedingt, sehr stabil und die Schwarzwerte gut. Hier gibt es nichts auszusetzen.

Fairphone 3 Kamera

Die Hauptkamera des FP3 liefert ganz passable Bilder. Mit einer Auflösung von 12 Megapixel kommen vom 1/2.55 Zoll grossen Bildsensor digitale Fotos mit 3000 x 4000 Pixel auf den Speicher. HDR wird vom IMX363 Chip hinter der ƒ/1.8 Blende ebenso unterstützt wie Autofokus und PDAF. Ein digitaler Bildstabilisator ist ebenfalls mit Dabei und die Kamera kann so Videos mit maximal 3840 x 2160 Pixel aufnehmen. Für 4K Video liegt die Bildrate bei 30 fps, ebenso wie bei 1080p. Lediglich 720p Videos sind mit 60 fps möglich.

 

Die Farbwiedergabe und die Aufzeichnung der Bilder ist angenehm realitätsnah. Egal ob die vorinstallierte Google-eigene Stock-Kamera-App oder OpenCamera: Die Fotos machen einen guten Eindruck. Kontraste werden ordentlich aufgenommen und auch Low-Light ist mit dem Fairphone 3 drin. Jedoch muss hier aufgrund der geringen Blende schon mit Abstrichen gerechnet werden. Rauschen und Artefakte nehmen schnell zu, je dunkler die Szenerie wird.

 

Zudem muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass der IMX363 Bildsensor wohl einfach nicht der schnellste unter der Smartphone-Sonne ist. Der Autofokus braucht durchaus mal eine Sekunde zum Scharfstellen und der Weissausgleich ist auch manchmal etwas langsamer als gewünscht. Schade. Für Schnappschüsse reicht es, allerdings sind die spontansten Momente damit manchmal einfach nicht mehr einzufangen.

Beispielbilder vom Fairphone 3. Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Fairphone 3 Sound

Der verbaute Qualcomm Snapdragon 632 SoC kann dank Hexagon 456 DSP Hifi-Musik mit 192 kHz und 24 bit. Dolby 5.1 wird unterstützt und ebenso Aqstic und aptX zur hochwertigen kabellosen Audioübertragung. Der Lautsprecher des Fairphone 3 ist sehr gut und eigentlich auch ordentlich laut, ohne zu übersteuern oder zu scheppern. Selbst im Bumper, der eine extra Aussparung dafür hat, wirkt der Klang des FP3 natürlich und unverzerrt.

 

Allerdings haben die Menschen in Amsterdam die wohl ungünstigste Position dafür gewählt, die man sich an diesem Smartphone denken kann. Während schon beim Fairphone 1 und auch beim Fairphone 2 der auf der Rückseite platziere Lautsprecher mit Abstandshalter für Irritation sorgte, kann man beim linksgewandten Lautsprecher des Fairphone 3 nur den Kopf schütteln. Da alle Bedienelemente bis auf Display und Fingerabdruck-Scanner ebenfalls auf der linken Seite untergebracht sind, ist es mehr als naheliegend, das Gerät in der linken Hand zu halten und mit der rechten zu benutzen. Dabei verdeckt jedoch der Daumen der linken Hand den Lautsprecher. Dies führt dazu, dass er sehr leise bis stumm wird, da der Schall sich nirgends hin ausbreiten kann. Auch im Querformat hat man öfter mal den Daumen oder Zeigefinger auf dem Lautsprecher, je nach dem, wie herum das FP3 gerade gehalten wird. Auch das mindert oft ungewollt die Lautstärke.

Akku, Fingerabdrucksensor und NFC

Der austauschbare Lithium-Ionen Akku des Fairphone 3 bringt 3060 mAh Kapazität auf die Waage. Das ist nicht der grösste Akku in einem Smartphone derzeit, aber er reicht dem FP3 gut über einen bis zwei Tage bei normalem Gebrauch.

 

Der Fingerabdrucksensor ist angenehm gross, hat einen schmalen Rand und lässt sich so gut ertasten. Er reagiert schnell und vergleichsweise zuverlässig.

 

Die Position des NFC-Chips im Fairphone 3 ist wiederum etwas gewöhnungsbedürftig. Jedoch funktioniert alles mit der Nahfeldkommunikationstechnik so, wie es soll. Von Google Pay bis NFC-Tags Beschreiben, Lesen und Nutzen klappt alles tadellos.

Software des Fairphone 3

Als Betriebssystem kommt auf dem FP3 Android 9 Pie zum Einsatz und das nahezu unverändert. Das Stock-Android trägt auch zur Geschwindigkeit des Fairphone 3 bei, denn ohne Bloatware und unnötig vorinstallierte, oftmals nicht entfernbare, Apps, lebt es sich leichter. Allerdings nutzt das Fairphone 3 die komplette Google Suite, inklusive G-Mail, Kalender- und Kamera-App, was nicht allen gefallen dürfte. Gerade die Mail-App von Google ist nicht ohne Kritik zu geniessen und viele dürften die AOSP Mail App vermissen. Updates kommen, soviel lässt sich bisher sagen, relativ zügig auf das Fairphone 3, wenngleich es weder Teil des Android One Programms ist noch so schnell wie die Nokia-Geräte versorgt wird.

 

Das Android 10 Q bald auf das Fairphone 3 kommen wird, ist mehr als wahrscheinlich.

Reparierbarkeit

Das Fairphone 3 kommt wiederum mit der vollen Punktzahl von iFixit daher, wie das Vorgängermodell FP2 auch schon. Beim Fairphone 2 war dies das erste mal überhaupt für ein Smartphone. Warum ist das bemerkenswert? Weil die Reparierbarkeit, also die Bewertung, wie gut sich ein Gerät zerlegen, Bauteile oder Module ersetzen und wieder zusammenbauen lässt, ein gutes Indiz für die Nachhaltigkeit eines Geräts ist. Denn Smartphones gehen immer mal wieder Kaputt. Das muss nicht an unsachgemässer Behandlung oder Unfällen liegen. Manchmal steigt auch einfach eine elektronisches Bauteil ohne unser Zutun aus. Da aber die allermeisten Smartphones heutzutage verklebt statt verschraubt sind und die allermeisten SMD-Bauteile maschinell aufgelötet werden mussten, ist es oft mit der Reparierbarkeit nicht weit her. Klar, um möglichst dünne Gehäuse und möglichst leichte Handys zu bewerkstelligen, ist es unumgänglich, auf Schrauben und modulare Aufbauweisen zu verzichten. Doch führt eben dies dazu, dass im Falle eines Falles das halbe oder gleich das ganze Smartphone entsorgt werden muss. Selbst ein Bauteil oder ein Modul auszutauschen ist dann nahezu unmöglich. Als Exempel sehe man sich etwa den Teardown des aktuellen Apple iPhone 11 Pro bei iFixit an, dass trotz Verbesserungen beim Display und Akku lediglich 6 von 10 Punkten attestiert. Dafür ist es eben 8.1 mm dünn und 188 Gramm leicht und nicht wie das Fairphone 3 9.89 mm “dick” mit 189 Gramm Gewicht trotz Kunststoff- statt Metallbauweise.

 

 

Beim Fairphone 3 ist dies, wie beim Fairphone 2 schon, anders. Der austauschbare Akku ist schon mal der erste wichtige Schritt, denn, wie ihr alle wisst, neigt sich die Kapazität einer jeden noch so hochwertigen Lithium-Ionen-Batterie irgendwann ganz natürlich ihrem Ende. Während man mit einem neuen Smartphone noch gut über den Tag kommt, ist nach einem Jahr schon die Not gross, wenn keine Powerbank mitgeführt wird. Da ist es natürlich klar von Vorteil, wenn der Akku einfach und ohne Werkzeug oder gar Garantieprobleme ausgetauscht werden kann.

 

 

Das Fairphone 3 ist in vier Module aufgeteilt, die iFixit noch weiter zerlegt hat. Etwas, was wir als Normalsterbliche wohl eher selten machen werden, aber es ist doch auch gut zu wissen, dass die Komponenten in diesen Modulen zum grossen Teil auch einfach ausgetauscht werden können.

Module des Fairphone 3

Die Module des Fairphone 3 sind:

  1. Kameramodul
  2. Lautsprechermodul
  3. Untermodul mit USB-C, Mikrofon etc.
  4. Topmodul mit Selfie-Frontkamera
Fairphone 2 iFixIt teardown
Zerlegbar: Das Fairphone 3. Bild: iFixit

Alle Module sind mit leicht zugänglichen Druckkontakten verbunden und so problemlos auf- und absteckbar. Ein handelsüblicher, und wie gesagt mitgelieferter, Schraubenzieher genügt. Kein Spezialwerkzeug, keine SMD-Lötstation.

 

Dank der Kennzeichnung der Module und der zugehörigen Anschlüsse im Fairphone 3 durch eindeutige Symbole ist das Zusammenbauen ein sehr einfaches Puzzlespiel. Alle Module sind als Ersatzteile einzeln bei Fairphone im Shop nach-bestellbar und kosten zwischen 20,- und 30,- Euro bzw. SFr.

Das macht die Reparatur nicht nur einfach, sondern auch sehr preiswert, zumal man alles problemlos selbst erledigen kann. Die zugehörigen Anleitungen liefert Fairphone auch gleich online mit.

 

Zudem sind auch das Display (für unter 90,- Euro bzw. SFr.), die Rückabdeckung  (für knapp 25 Euro bzw. SFr.) und natürlich der Akku (knapp 30,- Euro bzw. SFr.) sind bei Fairphone erhältlich.

 

Es bleibt zu hoffen, dass wie beim Fairphone 2 schon, Module zum Upgrade, etwa der Kameras, in Zukunft hinzukommen werden.

Was kostet das Fairphone 3?

Das Fairphone 3 ist seit dem 3. September und zum Preis von 450 Euro bzw. SFr. erhältlich. Der Preis mag in Anbetracht anderer Devices vergleichsweise hoch erscheinen. Ein ähnliches Smartphone von Motorola kostet beispielsweise weniger als 300 Euro/SFr. Dafür lässt sich dieses aber nicht so einfach reparieren, schon gar nicht eigenhändig! Zudem gilt hier auch das Versprechen der Nachhaltigkeit und die Herstellung unter fairen Bedingungen. Alles Punkte, die den Hersteller deutlich mehr Geld kosten und vielen Menschen auch das Geld wert sind. Neben dem Hersteller selbst als Bezugsquelle unter shop.frairphone.com gibt es das FP3 bei vielen Shops und Mobilfunkprovidern direkt zu beziehen, beispielsweise auch bei Amazon.

 

 

Mit Rabatt

Mit folgendem Link übrigens erhaltet ihr 25 Euro bzw. SFr. Rabatt auf das Fairphone 3 direkt bei Fairphone. Wer ein altes Handy zum fachgerechten und umweltschonenden Recycling kostenlos nach Amsterdam schickt, bekommt abermals 20 bzw. 30 Euro gutgeschrieben oder rückerstattet.

Fairphone 3 – Fazit

Das Fairphone 3 ist ein solides Mittelklasse Handy mit Android 9 Pie im nahezu unveränderten Zustand geworden. Ein gutes, wenn auch nicht herausragendes, Display, eine passable, wenngleich etwas langsame, Kamera und ein ausreichend leistungsstarker Snapdragon 624 machen aus dem Fairphone 3 ein wirklich gutes Gerät. Auch wenn es nicht vorne mithalten kann und will. Längst überfällige Features wie der gut funktionierende Fingerabdruckscanner und NFC für kontaktloses Bezahlen und andere Anwendungen machen das Gerät rund. Dual SIM mit LTE und Bluetooth 5.0 LE sind im FP3 ebenfalls sehr zu begrüssen.

Schade nur, dass der Lautsprecher so ungünstig positioniert wurde und dass keine Qi-Ladespule verbaut ist.

 

Doch der Hauptkaufgrund wird für viele wohl vielmehr die Reparierbarkeit und damit verbundene Nachhaltigkeit des Fairphone 3 sein. Hier macht dem Handy aus Amsterdam kaum ein anderes etwas vor. Hinzu kommt natürlich die soziale und ökologische Verantwortung, die Fairphone B.V. übernimmt und für fair gehandelte und gewonnen Rohstoffe garantiert und dies fördert.

 

 

Alles in Allem ist das Fairphone 3 das, was das Fairphone 2 schon hätte sein sollen. Technisch gerade noch auf der Höhe der Zeit und in Sachen Werte, Nachhaltigkeit, Langlebligkeit, Verantwortung, nahezu allen anderen Smartphones einfach Lichtmeilen voraus. Die Pfand-Prämie in Form der Recycling-Gutschrift bzw. Rückerstattung macht zudem noch mehrfach Sinn. Bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft wieder Upgrade-Module von Fairphone für das FP3 geben wird und dass auch dieses Smartphone seine Fans in der custom ROM-Community rund um LineageOS finden wird, so dass auch inoffizielle Upgrades und Features nach dem, ohnehin schon vergleichsweise sehr langen, Lebenszyklus kommen werden.

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5 Antworten zu “Review: Fairphone 3 im Test”

  1. Schnapsbrenner sagt:

    Echt geil. Beim FP2 gab es im Bekanntenkreis über die Zeit doch sehr viele Ausfälle was Abstürze, Lautsprecher, Kamera uvm anging. Das meiner Frau würde heute noch verwendet wenn sie nicht aus anderen Gründen ein neues SP bekommen hätte. Hätte Interesse am FP3, aber wie sagt Fairphone…das umweltfreundlichste SM ist das, das du nicht kaufst

  2. asdfgh sagt:

    stimmt, doch nicht nur umweltfreundlich ist das Fairphone.
    älterer Beirtag, aber dennoch nicht weniger wahr heute: https://info.arte.tv/de/beinahe-jedes-chinesische-billigprodukt-kommt-aus-einem-arbeitslager

  3. Yves Jeanrenaud sagt:

    Ja, Im Vergleich zum FP2 hat sich schon einiges getan. Obschon man auch irritierendes liest im Netz, was Aussetzer und Fehler des FP3 angehen soll. Im Test ist bisher nichts dergleichen aufgefallen.

  4. Yves Jeanrenaud sagt:

    und das Upgrade zum Fairphone 3+

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