Sa. 13. Februar 2021 um 7:12

Poco X3 NFC im Test: Beste Mittelklasse, die man aktuell für Geld kaufen kann?

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

Wenn es um neue Smartphones geht, steht vor allem die Oberklasse im Vordergrund. Apple stellt beispielsweise gar keine Mittelklasse vor und bei Samsung, Huawei oder auch OnePlus stehen eher die hochpreisigen Modelle im Fokus. Auch wenn letzterer Hersteller mit den neuen Nord-Modellen auch endlich wieder andere Bereiche in Angriff nimmt. Das Xiaomi hat mit der Poco-Serie allerdings angefangen die Preise wieder deutlich nach unten zu drücken, auch in der Mittelklasse. Das Poco X3 NFC ist eines der besten Beispiele dafür und wir haben es nun einige Zeit lang ausprobieren können.

 

Design des Poco X3 NFC: Viel Plastik, aber sehr hochwertiges Plastik

Einfach immer nur von Plastik zu sprechen, ist in vielen Belangen nicht einfach. Das Gigaset GS4 aus unserem Test beispielsweise nutzt sogar sehr viel Kunststoff, ist aber so hochwertig verarbeitet, dass es absolut nicht ins Gewicht fällt. Ähnlich verhält es sich beim Poco X3 NFC von Xiaomi. Die Rückseite und der Rahmen bestehen komplett aus lackiertem Kunststoff, sind aber so extrem gut verarbeitet, dass es zumindest mir relativ egal ist, ob es nun Kunststoff, Glas oder nur Metall ist.

 

Auf der Rückseite findet ihr die aus dem Gehäuse stehende Kamera, die zentral im oberen Drittel verbaut ist. Für unseren Test hat Xiaomi uns übrigens die schicke blaue Version des Poco X3 NFC zur Verfügung gestellt. Dort ist, auch wie in der schwarzen Version, der Poco-Schriftzug in den Kunststoff “eingraviert”, was einen edlen Look mit sich bringt. Allerdings störte anfänglich der etwas hohle Ton beim Anfassen des Modells. Das Gigaset GS4 besteht ebenfalls aus viel Plastik, fühlt sich aber beim ersten Anfassen wesentlich hochwertiger an. Aber das Gefühl verflüchtigt sich schnell und ist auch nur einen Moment lang da. Insgesamt ist die Verarbeitung des Poco X3 auf einem extrem hohen Niveau.

 

Trotz des verbauten Kunststoffs ist das Poco X3 NFC aber alles andere als ein Leichtgewicht. Das Modell misst satte 165.3 x 76.8 x 9.4 mm und wiegt nicht gerade leichte 215 Gramm. Die wirklich enorme Dicke von 9.4 mm in Verbindung mit dem hohen Gewicht, lassen das Poco X3 wie einen Ziegelstein aussehen und anfühlen. Ein hochwertiger und schicker Ziegelstein natürlich, aber eben wirklich klobig. Mal eben ein Hosentaschen-Handy ist das Poco X3 daher nicht, man spürt das vor allem mit engeren Jeans, oder einer eher labbrigen Jogginghose. Noch ein kleiner, aber vernachlässigbarer, Kritikpunkt: Die Rückseite ist ein elendiger Fingerabdruck-Magnet.


Bilder: PocketPC.ch / Laser

Überaus starke Hardware-Ausstattung für den Preis

Halte ich mir vor Augen, wie viel das Poco X3 NFC kostet, bekomme ich bei der verbauten Hardware ziemlich Gänsehaut. Ein Snapdragon 732G mit starken 6 GB RAM und bis zu 128 GB internen Speicher, sowie ein 6.67 Zoll grosses FullHD-Display mit satten 120 Hertz Bildwiederholfrequenz. Bitte was? 6 GB RAM, 128 GB interner Speicher UND 120 Hertz für unter knapp über 200 Euro? Befeuert wird das Ganze übrigens von einem 5’160 mAh starken Akku, was unter Umständen auch die Dicke des Smartphones erklären könnte. Es gibt übrigens noch eine günstigere Version mit 64 GB internem Speicher für rund 180 Euro.

 

Dank des Snapdragon 732G und dem 120-Hertz-Display habt ihr auf der MIUI 12 Oberfläche keinerlei Performance-Probleme. Das gilt auch für Programme für Social Media wie Facebook, WhatsApp oder aufwändige Webseiten im Google Chrome Browser. Es ruckelt einfach nichts und alles lädt schön schnell. Auch etwas rechenintensivere Apps sind für das Poco X3 kein Problem. Die 6 GB RAM sorgen übrigens für ausreichend Luft beim Multitasking. Apps verweilen demnach recht lange im Speicher und ihr könnt mehrere Programme ohne Probleme hintereinander starten und immer wieder öffnen.

 

Das spiegelt sich auch in den Benchmarks wieder. Das Poco X3 NFC schafft im Geekbench 5 stattliche 568 Punkte im Single-Core- und überaus freudige 1’787 Punkte. Das ist für einen Mittelklasse-SoC, der sonst in Handys für rund 300 Euro zum Einsatz kommt, ein sehr guter Wert. In 3DMark erreicht das Gerät 832 Punkte und somit ist es auch zum Spielen geeignet. Zumindest solange die Games nicht zu aufwändig werden. Sogar Genshin Impact ist zwischen niedrigen und mittleren Details möglich sowie Real Racing 3 und einige andere Titel. Natürlich werden die Details entsprechend reduziert.

Screenshots: PocketPC.ch / Laser

Exzellentes FullHD+ Display mit 120 Hertz und HDR10

Besonders sticht aber das riesige 6.67 Zoll Display heraus, das in FullHD+ (2400 x 1080 Pixel) auflöst und satte 120 Hertz bei der Bildwiederholrate mitbringt. Letzteres ist eher aus High-End-Modellen, wie dem Galaxy S21 Ultra oder dem OnePlus 8T bekannt. Doch hier bekommt ihr eine schnelle Anzeige schon für einen sehr günstigen Preis, die unter anderem auch noch HDR10 bei der Wiedergabe unterstützt.

 

Herzstück ist aber natürlich die Bildwiederholrate. Wenn Apps diese unterstützen oder ihr auf der Oberfläche von MIUI12 unterwegs seid, präsentiert sich die gesamte Anzeige einfach butterweich! Dank des riesigen Akkus könnt ihr die 120 Hertz auch permanent aktivieren und müsst nicht fürchten, irgendwann zu schnell mit zu niedriger Laufzeit auszukommen. Das Display hat zudem ordentliche Blickwinkel, wenn auch fern ab von überragend, da die Helligkeit schon deutlich abzunehmen scheint, um so schräger man in das Panel hineinsieht. Positiv hingegen ist wiederum die sehr hohe Helligkeit und damit die Fähigkeit auch in stärkeren Lichtverhältnissen noch eine gute Lesbarkeit zu erzielen.

 

Was mir persönlich weniger gefällt, sind die etwas sehr dick geratenen Displayränder. Schlimm ist das nicht, denn man ist genau diese Bauweise von Mittelklasse-Geräten bis sogar 400 Euro oder gar mehr, vielleicht sogar gewohnt. Daher ist das auch Meckern auf sehr hohem Niveau. Doch die Erfahrung wäre noch um einiges beeindruckender gewesen, wenn die Ränder etwas zierlicher ausfallen. Zudem erzeugt diese Art der Konstruktion einige Lichthöfe an den Rändern, besonders um die Selfie-Kamera herum, da das Display etwas tiefer im Gerät sitzt.

Das Display ist mit 120 Hertz in dieser Preisklasse absolut einzigartig. Zudem ist es ordentlich scharf und bietet eine hohe Helligkeit. Bild: PocketPC.ch / Laser

Überzeugende 64-MP-Kamera, sehr schlechte Makro-Kamera

Auch im Fall der Kamera gilt: Xiaomi macht auch im Poco X3 NFC einen mehr als nur starken Job. Die auf der Rückseite verbaute Quad-Kamera ist technisch gesehen eher eine Triple-Kamera, da der Tiefensensor mit 2 MP nicht für echte Fotos herhalten kann. Dafür gibt es aber drei weitere Sensoren, die durchaus Bilder machen: Der 64-MP-Hauptsensor mit F/1.9 Blende, eine Ultraweitwinkel-Lösung mit 13 MP und 119 Grad Sichtfeld sowie eine 2 MP Makro-Kamera für Nahaufnahmen.

 

Die Kamera des Poco X3 NFC

  • Haupt-Sensor: 64 MP mit F/1.9
  • Ultraweitwinkel: 13 MP mit F/2.2
  • Makro-Kamera: 2 MP mit F/2.4, 
  • Tiefenmessung: 2 MP mit F/2.4
  • Unterstützt HDR-Aufnahme, Videos bis zu 4K mit 30 FPS

Die beiden wohl am häufig genutzten Sensoren schiessen überragende Bilder für dieses Preissegment. In guten Lichtverhältnissen misst sich sowohl der 64-MP-Sensor als auch das Ultraweitwinkel-Modell mit der oberen Mittelklasse. Die Farbdynamik ist hervorragend, auch der Weissabgleich ist überzeugend. Kein unnötiges Rauschen und keine Unschärfen an den Rändern. Natürlich müsst ihr allerdings bei schlechteren Lichtverhältnissen ein paar Abstriche machen, doch das ist nicht tragisch und sogar eher zu erwarten, ich sogar überrascht, dass die Ergebnisse insgesamt wirklich hervorragend sind.

Bilder: PocketPC.ch / Laser

 

Problematisch wird es allerdings einmal mehr beim 2-MP-Makro-Sensor. Liebe Hersteller: Warum müsst ihr so einen Mist überhaupt verbauen? Ich habe dieses Problem schon in anderen Testberichten angesprochen, denn ich habe bislang noch nie erlebt, dass der Makro-Sensor brauchbare Ergebnisse erzielt. Er ist einfach nur da, um auf der Verpackung zu zeigen, dass hier eine “Quad-Kamera” verbaut wurde oder um eben dieses bisschen Mehr noch suggerieren zu können. Aber es ist einfach eine katastrophale Verschwendung von Ressourcen.

 

Die Bilder auf Basis der Makro-Einheit sind matschig, detaillos und lassen einiges an Dynamik vermissen. Es braucht diese Technik einfach nicht. Nehmt für Nahaufnahmen lieber den 64-MP-Sensor und zoomt etwas heran. Trotz digitaler Aufbereitung durch den Zoom, sind die Ergebnisse besser.

Akkulaufzeit und Stereo-Lautsprecher: Einfach auf den Punkt

Absolut beeindruckend ist allerdings die Akkulaufzeit. Der verbaute Energiespender kommt mit 5’160 mAh auf einen überragenden Wert, was natürlich auch dem etwas schwächeren Prozessor zu verdanken ist. Locker zwei Tage, selbst mit zwischendurch einmal spielen, sind mit überdurchschnittlicher Nutzung drin. Wer es nicht übertreibt, der schafft übrigens auch drei bis vier Tage. Geladen wird über USB-C und mit 33 Watt auch noch ausreichend schnell.

 

Ebenfalls komplett überzeugen, können die verbauten Stereo-Lautsprecher, die für ein Smartphone einen tollen, knackigen Sound produzieren. Das erinnert mich vor allem an die guten Lautsprecher aus dem Asus RoG Phone, doch auch wenn das Poco X3 NFC nicht ganz an das RoG-Modell heranreicht, so kommen die Lautsprecher dem Asus-Handy sehr nahe, was mich für diesen Preispunkt wirklich beeindruckt hat.

Xiaomi Poco X3 NFC Feature List
Die Kern-Features des Poco X3 NFC können sich für den Preis absolut sehen lassen. Bild: Xiaomi

Fazit: Eine bessere Ausstattung für den Preis gibt es aktuell nicht

Selten war es für mich so schwer, bei einem derart positiven Testbericht ein Fazit zu ziehen, da ich aktuell keine Ahnung habe, wo ich anfangen soll. Vielleicht beim Preis? Das Xiaomi Poco X3 NFC gibt es aktuell für knapp 180 Euro auf Amazon in der Version mit 64 GB internem Speicher und wenn wir noch einmal aufzählen, was für diese Summe alles in dem Modell steckt, wird einem fast schon schwindelig.

 

Das Display ist mit 6.67 Zoll riesig und bietet mit 120 Hertz ein absolutes High-End-Feature. Oben drauf kommt eine monströse Akkulaufzeit und eine wirklich gute Kamera. Die Performance reicht auch, wenn auch nur beschränkt, für aktuelle Spiele und mit 6 GB RAM habt ihr genug Spielraum, auch für grössere Anwendungen und stärkeres Multitasking. Übrigens nutzt das Poco X3 NFC auch weiterhin einen microSD-Slot, der ja aktuell immer weniger in neuen Geräten zum Einsatz kommt.

 

Keine Produkte gefunden.

 

Ein paar negative Punkte will ich aber dennoch festhalten: So unterstützt das Poco-Modell kein 5G-Mobilfunk, was wir uns durchaus gewünscht hätten. Zudem ist die Makro-Kamera eine Katastrophe und die Abmessungen sind abnormal riesig. Das Poco X3 NFC ist ein absoluter Ziegelstein! Zudem werde ich persönlich mit der MIUI12-Oberfläche von Xiaomi nicht warm. Es kommen viele Apps von Haus aus mit (Stichwort Bloatware) und ich empfinde die Bedienung nicht immer als sehr intuitiv.

 

Doch immer wieder, wenn ich auf den Preis von unter 200 Euro schaue und maximal 210 Euro für die Version mit 128 GB, fällt es mir schwer überhaupt etwas negatives zu finden. Aktuell ist das Poco X3 NFC die mit Abstand günstigste und damit am besten ausgestattete Mittelklasse auf dem Markt. Nirgendwo bekommt ihr mehr Hardware für dieses Geld. In der Schweiz fängt der Preis des Poco X3 NFC bei rund 240 Schweizer Franken an.

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