Oppo Find N2 Flip im Test: Gut geklappt ist halb gewonnen? – Prozessor entpuppt sich als Flaschenhals

Inhaltsverzeichnis
Lieferumfang des Oppo Find N2 Flip
Das Foldable Smartphone kommt dem obligatorischen USB-C-Ladekabel, Schnellstart- und Sicherheitsanleitung sowie einem 80 W USB-A-Schnellladegerät daher. Zudem spendiert Oppo dem Find N2 Flip gleich eine transparente Kunststoffhülle in zwei Teilen. Praktisch für alle, die solche Schalen am Handy mögen.
Horizontal-Falter mit grandiosen Displays und gleichen Problemen
Das Design des Oppo Find N2 Flip zeigt sich auf den ersten Blick im Test nicht als sonderlich spektakulär heraus. Eben ziemlich genau so, wie es auch bei anderen Foldables der Fall ist und doch macht Oppo ein paar kleinere Dinge anders. Das neue Tropfen-Scharnier soll das Display besser schützen und die Falte gering halten. So misst der Innenraum der grossen Anzeige satte 6.8 Zoll, ist selbstredend ein AMOLED und gar hohe und dynamische 120 Hertz. Die Auflösung beträgt 2520 x 1080 Pixel und ist damit im Bereich FullHD+ angesiedelt.
Das Aussendisplay bringt im Vergleich zu Samsung und Motorola (Razr 40 Ultra) eine etwas andere Form mit. So ist dieses vorne länglich gehalten und mit 3.26 Zoll auch recht gut dimensioniert. Im Vergleich zum Galaxy Z Flip 4 können so mehr Informationen angezeigt werden und die Bedienung ist etwas einfacher. Auf der praktischen Seite kann das Modell hier schon einmal einige Vorteile einsacken und konkurriert eher mit Z Flip 5 sowie dem angesprochenen Razr 40 Ultra. Dazu aber später mehr.

Zusammengeklappt ist auch das Oppo Find N2 Flip enorm kompakt und passt in nahezu alle Hosentaschen, sofern diese nicht all zu eng sitzen. Gerade diese Kompaktheit ist eines der Verkaufsargumente der horizontalen Foldables. Mit 85.5 x 75.2 x 16 Millimeter ist das Modell sehr angenehm und mit 191 Gramm sogar noch voll im Rahmen beim Gewicht. Es gibt zwar Falter mit etwas weniger Gramm auf den Scharnier-Rippen, doch ist der Unterschied oft nicht einmal im direkten Vergleich spürbar. Kaum ein heutiges Smartphone wiegt sonderlich viel weniger und die rund 200 Gramm lassen sich sehr gut auch in der Hosentasche tragen. Das ist vor allem dank der geringen Ausmasse im gefalteten Zustand eine echte Offenbarung im Vergleich zu herkömmlichen Barren-Handys. Eine IP-Zertifizierung gibt es weder gegen Staub noch Wasser. Das ist schade.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Was allerdings sofort auffällt und noch kein Hersteller so wirklich in den Griff bekommt, ist die Spiegelung in der Displayfalte. Sie ist teils deutlich sichtbar. Zwar gewöhnt man sich daran und das Hirn blendet diese irgendwann quasi aus, aber sie ist je nach Lichteinfall mal mehr und einmal auch weniger sichtbar. Spüren kann man sie natürlich auch und gerade am Anfang irritiert das doch sehr. Zudem ist das innere Hauptdisplay wie bei allen anderen Horizontalfaltern auch sehr lang. Vor allem Gaming-Apps nutzen diese Breite nicht immer konsequent aus. Im Langzeittest zeigt sich jedoch, dass man sich daran, wie an so manches, auch gewöhnt. Wenn das Oppo Find N2 Flip erst mal das tägliche Smartphone für alles ist, fallen diese Dinge auch bald nicht mehr auf.

Mediatek Dimensity 9000+ SoC mag Klapphandys nicht sonderlich gut leiden
Die technische Ausstattung an sich kann sich durchaus sehen lassen. So ist das Oppo Find N2 Flip mit einem konkurrenzfähigen Dimensity 9000+ ausgestattet, der von 256 GB internem Speicher und 8 GB RAM flankiert wird. Übrigens die einzige Version, die in Europa verfügbar ist, aber auch völlig ausreicht. Dafür gibt es in Oppos Android-Anpassung ColorOS eine Option, den RAM durch den Flash-Speicher zu erweitern. Ja, richtig, eine Art Swap-File! Bis zu 8 GB können so zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Bringt beim Multitasking etwas Flexibilität, auf Benchmarks und auch beim Gaming hat es jedoch keinen spürbaren Einfluss.
Im Jahre 2022 duellierte sich der Chipsatz übrigens erfolgreich mit Snapdragon 8+ Gen1 und Apple A15 Bionic. Den Snapdragon holte der Mediatek hier sogar fast ein, für Apples Monster reichte es allerdings nicht. In Foldables sieht die Welt aber auch schon wieder anders aus.
Will man mit dem Oppo Find N2 Flip aufwändige Games wie Genshin Impact oder Diablo Immortal spielen, muss man sich auf massive Drosselungen des Prozessors einstellen. Selbst der sehr effiziente Snapdragon 8 Gen2 im Galaxy Z Flip 5 drosselt, allerdings geht der MediaTek Dimensity 9000+ so richtig in die Knie und das spürt man auch an sehr inkonsistenten Bildraten. Hier tut man gut daran, die Grafiksettings der Spiele deutlich zu reduzieren.
Im allgemeinen Alltag fällt dieses aber nicht ganz so stark auf. Während der Bedienung, Social Media, Videos gucken und dergleichen, ist selbst eine Drosselung nicht wirklich zu spüren. Auch Navigation im Auto an wärmeren Tagen ist drin, sofern man das Gerät ausreichend an der inneren Auto-Lüftung kühlen kann. Die Leistung insgesamt ist mehr als ausreichen, da der Dimensity 9000+ ein Oberklasse-Prozessor aus dem Jahr 2022 ist und somit ordentlich Performance mitbringt. Man merkt aber auch, dass dieser sich in den dünnen Klapphandys ohne ausreichende Wärmeabfuhr weniger wohl fühlt als beispielsweise die Snapdragon-Chipsätze, die ebenfalls in solchen Situationen drosseln, aber nicht ganz so stark.
Die Benchmarks fallen entsprechend des Alters des SoC nicht ganz so prickelnd aus, aber sind immer noch im oberen Bereich der Skala und zeigt somit immer noch ganz passable Werte.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Dual-Kamera auf der Rückseite liefert gute Ergebnisse, liegt hinter Samsung zurück
Überrascht waren wir aber von der 50 Megapixel Kamera auf der Rückseite. Diese liefert in ihrer Konfiguration wirklich sehr gute Ergebnisse. Die Grundauflösung ist mit knapp über 12 Megapixel (durch Pixel-Binding) hoch genug. Hier werden etwas mehr als 4 Megapixel zu einem einzigen zusammengefasst. Das hilft natürlich Details und Licht besser einzufangen und somit auch für besagte, gute Ergebnisse. Oppo arbeitet übrigens bei der Kamera und der Software mit dem renommierten schwedischen Hersteller Hasselblad zusammen.
Screenshot: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Klappmodus und HEIC
Die Kamera des Oppo Find N2 Flip ist gerade im Falt-Modus des Smartphones interessant. Das Betriebssystem erkennt natürlich, dass das Display verändert wird und manche Apps, leider bei Weitem nicht alle, passen sich darauf an. So etwa die Kamera-App. Diese nutzt dann nur noch die obere Hälfte als Sucher und zeigt unten lediglich die Bedienelemente an, wenn man das Handy zur Hälfte einklappt. Zu 90 Grad angewinkelt hat man so ein recht ungewohntes Gerät in der Hand, dass sich aber wie von anderen Foldables schon bekannt, nicht nur in mit einer Hand gut bedienen lässt, sondern auch hingestellt werden kann. Nettes Feature, dessen Nutzen man im Alltag für sich selbst entscheiden muss. Nach mehreren Monaten indes zeigt sich, dass der Mehrwert dieses Features nicht zu unterschätzen ist. Wer viel und gerne mit dem Handy Fotos schiesst, wird das Find N2 Flip von Oppo wohl bald mögen.
Im Tageslicht sind die Bilder vor allem sehr detailreich, scharf und bieten eine hervorragende Farbabstimmung. Unschärfen an Rändern muss man schon mit der Lupe suchen und sind auch eigentlich so gut wie gar nicht zu erkennen. Sie treten vor allem dann auf, wenn Farbverläufe unklar verlaufen und dann auch nur am äussersten Rand. Es ist also im Endeffekt nicht sichtbar. Man solltet es nur vermeiden in den “echten” 50 Megapixel Modus zu schalten, da dann die Qualität deutlich leidet. Details gehen schlagartig verloren und auch die Farbwiedergabe nimmt ordentlich ab. Zudem unterstützt die Kamera das HEIC-Bilddateiformat mit all seinen Vor- und Nachteilen. Duales Abspeichern, also HEIC und JPEG gleichzeitig, ist indes nicht drin. Man muss leider manuell umschalten. Schade.
Bilder: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Ultraweitwinkel mit Schwächen, Nahaufnahmen besser
Nicht ganz so gut läuft es mit der Ultraweitwinkel-Kamera. Diese bietet 8 Megapixel und ein Sichtfeld von 112 Grad. Die Ergebnisse sind allerdings eher durchschnittlich. Man merkt hier vor allem eine starke Nachbearbeitung der Software, um mit der Qualität der Hauptkamera Schritt halten zu können. Das macht die Bilder “weich”, da Details vor allem in Bereichen wo farblich viel los ist einfach ineinander laufen. Auch sind kleinere Unschärfen an Bildrändern zu erkennen. Die Farbwiedergabe ist zudem alles andere als akurat. Der Ultraweitwinkel ist im Grossen und Ganzen also akzeptabel, aber reisst keine Bäume aus. Wenn man also einmal mehr Dinge auf ein Bild bekommen wollt, reicht es aber wohl aus.
Nahaufnahmen kann die Hasselblad-Kamera des Oppo Find N2 Flip ganz passabel ablichten. Schnellere Objekte machen dann allerdings Schwierigkeiten. Etwa fliegende Insekten wie Bienen verwischen schnell, auch weil die KI versucht, zu retuschieren. Schaltet man diese Funktionen aus, wird das Bild etwas schärfer an den Objektkanten.
Selfies mit dem Aussendisplay
Die Selfie-Cam macht auch passable Bilder und ist vor allem in Verbindung mit dem zweiten Display des Find N2 Flip von Oppo eine tolle Sache. Schliesslich sieht man sich auf dem Aussendisplay selbst ganz gut.
Display gut mit Abstrichen
Das Oppo Find N2 Flip weist mit seinem 6.8 Zoll AMOLED ein gutes Display mit für die Technik typischen Stärken und Schwächen. Satte, knallige Farben und hohe Kontraste zeigen sich auf dem Foldable von Oppo und vermögen zu überzeugen. Zudem ist der Screen erstaunlich blickwinkelstabil.
Die Auflösung von 2520 x 1080 Pixel bringt eine Bildpunktdichte von 403.19 ppi auf die Wage. Das ist nicht gerade überragend viel, aber auch nicht wenig. Dem Display des Find N2 Flip sieht man die Pixel nicht an und das Bild wirkt immer sauber und rund. Die Wiederhohlrate von 120 Hz trägt zu flimmerfreien Darstellung bei. Leider lässt sich diese nicht von Haus aus überprüfen. Selbst in den Developer-Settings von Android gibt es immer noch keine Option, dies einblenden zu lassen. Aber der optische Eindruck bestätigt, dass lediglich unter Vollast der GPU die Bildwiederhohlrate fällt. Das erahnt man aber nur, wenn man ein leistungshungriges Game laufen lässt und das Smartphone aus dem Augenwinkel betrachtet. Im Alltag also wohl wirklich unerheblich.
Wesentliche Nachteile der AMOLED-Technologie sind natürlich die im Vergleich geringere Helligkeit und Lebensdauer. Während die Lebensdauer des Displays bei einem Smartphone leider nur eine untergeordnete Rolle spielt – schliesslich werden die Geräte kaum mehr als drei bis vier Jahre benutzt – ist die Helligkeit ein Manko. Auch beim Oppo Find N2 Flip zeigt sich dies, denn vor allem im direkten Sonnenlicht kann man auf der Anzeige des Klapphandys kaum noch etwas mehr erkennen.
ColorOS und der Second-Screen überzeugen nur teilweise
In den vergangenen Jahren hat Oppo an ColorOS geschraubt und mit der nun neusten Version inkl. Android 13 gibt es auch viele neue Funktionen. So tut der Hersteller mehr für Datenschutz, da viele Systeminterne Schutzmechanismen aus Android 13 greifen. Auch gibt es neue Themeanpassungen für Darkmode und die Card-Widgets sollen für frischen Wind sorgen. Letztere erinnern allerdings enorm stark an die Widget-Sektion unter iOS auf der linken Seite des Apple-Homescreens. Funktional bleibt es aber dennoch.
Die Oberfläche zeigt sich aber durchaus bunt und poppig mit vielen Anpassungsmöglichkeiten. Nützliche Features sind beispielsweise die Screenshot-Funktion für Messenger-Apps wie WhatsApp, in der man Textnachrichten mit wenigen Handgriffen unleserlich machen kann. Nette Funktionen, die auch durchaus einen Mehrwert bieten und das System von anderen Oberflächen abhebt. Allerdings sind die Updatepläne Oppos oft recht undurchsichtig um nicht zu sagen chaotisch. Immerhin: Android 14 mit ColorOS 14 wird definitiv kommen in diesem Jahr, auch für das Flip-Modell. Alles darüber hinaus müssen wir erst einmal noch abwarten.
Ein grosses Problem von ColorOS ist allerdings die vorinstallierte Bloatware. Also Software, die der Hersteller vor allem aus Partnerschaften und “Eigennützigkeit” selbst vorinstalliert. Das sind Spiele die keiner kennt, teilweise Programme aus China wie merkwürdige Theme-Manager oder anderes Zeug. Allerdings ist das nicht nur ein Problem von Oppo, sondern zieht sich durch eine Reihe von chinesischen Hersteller wie Xiaomi, Huawei und eben die BBK-Electronics-Marken.
Interessant ist auch das Aussendisplay des Oppo Find N2 Flip. Dieses ist länglich gehalten und bietet zusätzliche Informationen. Es lässt sich auch bedienen und kann als Sucher für Selfie-Fotos agieren, wenn man dafür die Hauptkamera verwendet. Dieses regiert zwar ordentlich, aber scheint während der Bedienungen für minimale Ruckler zu sorgen. Es fühlt sich allerdings nicht so an, als wenn es das Display selbst, sondern eher die Oberfläche ColorOS zu sein scheint, die etwas träge auf dem Display agiert. Manchmal gehen Eingaben und Berechnungen flott, andererseits kann das Nutzen diverser Widgets für leichtes Ruckeln sorgen. Seit dem letzten kleinen Update ist das jedoch deutlich besser geworden.
Screenshots: PocketPC.ch / Jeanrenaud
Für ein Foldable eine der besten Akkulaufzeiten im gesamten Feld
Besonders beeindrucken kann aber ein teils “lebenswichtiges” Feature. Der Akku ist mit 4’300 mAh wirklich riesig für einen horizontalen Falter. Zum Vergleich: Der erfolgreiche Konkurrent Galaxy Z Flip 5 hat gerade einmal nur 3’700 mAh. Das ist schon ein riesiger Unterschied und das spürt man auch bei der Laufzeit. Durchschnittlich anspruchsvolle Tage mit ein wenig Office, Mails, surfen im Internet und auch ein wenig Gaming, sind locker zwei Tage drin. Das Samsung-Modell geht hier schon weitaus eher in die Knie.
Damit katapultiert sich das Oppo Find N2 Flip im Test an die Akkulaufzeit-Spitze! Zudem kann es mit 44 Watt über den eingebauten USB-C Port an der unteren Seite schnell geladen werden. Laut Hersteller sind hier 50 Prozent in knapp über 20 Minuten drin. Dass das mitgelieferte Netzteil 80 W liefert, ist hier wohl leider Marketing, aber immerhin.
Fazit: Günstiger Konkurrent für faltbare Modelle mit minimalen Schwächen
Insgesamt zeigt sich Oppos neuer Horizontalfalter im Test als sehr solides Android-Klapp-Handy. Die Performance im Alltag ist gut, die Anpassungsmöglichkeiten ebenfalls und die Akkulaufzeit im Vergleich zur Konkurrenz einfach absolute Oberklasse. Auch die Displays können sich beide sehen lassen und sind von hoher Qualität, wenn wir mal von den typischen Falter-Problemen, wie der spiegelnden Falte absehen, was aber kaum ein Hersteller so wirklich hinbekommt und der allgemeinen Technik geschuldet ist. Insgesamt ist das Oppo Find N2 Flip ein hervorragendes Gerät, dass alle Stärken dieser Klasse nutzt und dazu auch noch zu einem im Vergleich recht günstigen Preis.
- 256 GB
- Astral Black
Weniger gut gefallen haben uns die minimalen Aussetzer auf dem Aussendisplay, die jedoch per Update verbessert wurden und so hoffentlich bald verschwunden sind. Auch kann die Ultraweitwinkel-Kamera nicht komplett überzeugen. Der Dimensity 9000+ ist zwar ein richtig starker Prozessor, drosselt aber in sehr anspruchsvollen Spielen nach kurzer Zeit enorm seine Leistung. Daher würden wir das N2 Flip nun nicht unbedingt als Gaming-Maschine empfehlen, was aber auch dem Sinn dieser Produktkategorie widerspricht.
Klapphandys sind eher für den eigenen Lifestyle gedacht. Starke Selfies durch die Hauptkamera, sehr kompakt gebaut und damit für jede Hosentasche geeignet und mit dem langen Display auch für entsprechenden Content, wie Texte oder Social-Media-Apps wie Instagram geeignet. Für aktuell gerade einmal 849 Schweizer Franken ist das schon eine Kampfansage an die deutlich teureren Mitbewerbsprodukte im Folgable-Segment. Das OPPO Find N2 Flip gibt es in den Farben Astral Black und Moonlit Purple – wie hier im Test.
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