Sa. 14. November 2020 um 6:37

OnePlus Nord im Test: Chinesischer Pixel-5-Killer zeigt, wie es geht

von Marcel Laser 0 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

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Es ist schon einige Jahre her, als OnePlus es in der Mittelklasse versucht hat. Doch die Bemühungen das OnePlus X zu etablieren scheiterten und man verwarf die Pläne auf Dauer wieder. Nun ist das OnePlus Nord erschienen und räumt in Bereichen von knapp über 400 Euro bzw. SFr. auf! Wir haben uns die Mittelklasse aus China angeschaut und sind über alle Massen begeistert. Mehr Hardware zu diesem Preis geht einfach kaum.

OnePlus Nord: Eine Mittelklasse mit Oberklasse Design?

Irgendwie ist es immer sehr müssig über das Design eines Smartphones zu schreiben. Schliesslich ist es eher eine subjektive Geschichte. Doch das OnePlus Nord fasziniert schon, denn es fühlt sich zu keinem Zeitpunkt wie ein 400-Euro-Handy an. Die Vorder- und Rückseite bestehen beide aus Gorilla Glass und tragen daher viel zum hochwertigen Look bei. Da fällt auch der aus Kunststoff bestehende Rahmen nicht all zu schwer ins Gewicht, da dieser sich aufgrund der Lackierung schon fast wie Aluminium anfühlt. Irgendwo muss man ja den Rotstift für den Preis ansetzen.

 

Die generelle Verarbeitung ist jedenfalls hervorragend. Wir konnten während des Tests keine scharfen Kanten oder Riefen ausmachen. Nichts knarzt oder fühlt sich “unschön” an. Etwas unpraktisch finden wir allerdings die sehr dicke Schutzfolie auf dem Display, die bereits vormontiert ist. Diese schützt zwar das Display, hat aber einige sehr dicke und dann doch scharfkantige Ränder. Bei der Gestensteuerung bleibt der Daumen dann doch häufig daran hängen.

 

Das Android-Handy fühlt sich zwar in der Hand filigran an, doch klein ist das OnePlus Nord nicht. Die Masse werden mit 158.3 x 73.3 x 8.2 Millimeter angegeben und das Gewicht liegt bei 182 Gramm. Das ist völlig in Ordnung, zumal wir auf ein Smartphone mit grossem 6.44-Zoll-Display blicken, das zwar leicht unter dem OnePlus 8T-Display liegt, aber immerhin. Zu meckern hatten wir an dieser Stelle eigentlich nichts und das in dieser Preisklasse.


Bilder. PocketPC.ch / Laser

Viel Leistung fürs Geld dank Snapdragon 765G und viel Speicher

Auch im Inneren scheut sich das OnePlus Nord nicht den Vergleich mit so manch teurerer Konkurrenz. So werkelt hier ein Snapdragon 765G mit mindestens 8 GB RAM und 128 GB interner Speicher. Das OLED-Display zeigt Inhalte in FullHD+ und mit 90 Hertz an. Zudem wird 5G standardmässig unterstützt, was in dieser Preisklasse ebenfalls nicht selbstverständlich ist. Wem diese Daten bekannt vorkommen, vermutlich zu Recht: Das weit über 600 Euro teure Google Pixel 5 hat eine nahezu identische Hardware. Anders als beim Pixel-Modell gibt es von OnePlus auch noch eine Version mit 12 GB RAM und 256 GB internem Speicher.

 

Bei der Performance merkt man allerdings auch erstmals, dass es sich hier nicht um ein Flaggschiff-Modell der 800-Euro-Klasse und mehr handelt, allerdings ist das nun ein Kritikpunkt auf extrem hohen Niveau. Denn für den Alltag ist die Kraft mehr als nur ausreichend. So laufen YouTube, Instagram und Facebook komplett ruckelfrei und mit sehr weichen 90 Bildern pro Sekunde. Das gilt auch für Spiele wie Pokémon GO oder Summoners War. Das OnePlus Nord ist also in vielen Bereichen auch als günstiges Gaming-Smartphone zu gebrauchen.

 

Etwas komplizierter wird es hingegen mit Spielen wie ARK: Survival Evolved oder Genshin Impact. Letzteres ist nur auf mittleren Einstellungen wirklich einigermassen ruckelfrei spielbar. ARK verlangt dem Gerät sogar noch eine ganze Spur mehr ab. Das ist allerdings recht nebensächlich, denn niemand verlangt für diesen Preis ernsthaft eine High-End-Gaming-Leistung. Für den kompletten Alltag ist das OnePlus Nord aber mehr als ausreichend dimensioniert bestückt.

Screenshots: PocketPC.ch / Laser

Hervorragendes OLED-Display mit 90 Hertz und HDR10+

So gut die Inneren Werte für den Preis sind, so blicken wir mit unseren Augen ein wirkliches Highlight auf der Front. Das 6.44 Zoll messende OLED-Panel mit 90 Hertz Bildwiederholrate ist einfach eine Augenweide. Dank der Anzeige-Technologie erreicht das OnePlus Nord eine starke Blickwinkelstabilität, sehr gute Kontrastwerte mit überragendem Schwarzwert und eine ordentlicher Helligkeit. Die Auflösung ist mit FullHD+ (2400 x 1080 Pixel) absolut ausreichend dimensioniert. Die Pixeldichte von 408.67 dpi ist ebenfalls gut.

 

Vor allem die hohe Bildrate von 90 Bilder pro Sekunde ist für Handys unter 500 Euro bzw. SFr. bei weitem nicht selbstverständlich, was wir an dieser Stelle als grossen Pluspunkt werten. Davon profitiert nicht nur die Navigation auf der Oberfläche und Apps, sondern auch Spiele, die mit einer derart hohen Hertz-Zahl umgehen können. Dank HDR10 und HDR10+ sieht kompatibler Content zudem wirklich sehr gut aus.

OnePlus Nord im Test
Das OLED-Display wartet mit 90 Hertz auf und gehört damit durchaus zur Oberklasse. Die Farbdarstellung ist super und die Auflösung völlig ausreichend. Bild: PocketPC.ch / Laser

OnePlus Nord Kameras: Schlechter als Pixel 5, besser als der Rest

Bei der Kamera wollte sich OnePlus durchaus keine Blösse geben, speckt allerdings in einigen Belangen etwas ab. Wir blicken auf ein “Quad”-Gespann bestehend aus einem starken 48 MP auflösenden Hauptsensor, 8 MP Ultraweitwinkel, 5 MP Tiefensensor und einen 2 MP Makro-Sensor.

 

Für ein Mitteklasse-Smartphone ab 400 Euro schiesst das OnePlus Nord einfach überragend gute Bilder. Der Hauptsensor scheint 1:1 aus dem OnePlus 8 entliehen zu sein und damit ist die Bildqualität auch entsprechend auf Oberklasse-Niveau. Der Weissabgleich stimmt, die Farbdynamik arbeitet ebenfalls hervorragend und es ist bei guten Lichtverhältnissen keine Körnung, selbst in hoher Detaildichte zu erkennen. Das verzeiht auch die etwas schwächere Leistung unter dunkleren Lichtverhältnissen, die OnePlus-Geräte irgendwie aufweisen und sie eben noch leicht von Top-Modellen wie dem iPhone 12 oder einem High-End-Samsung unterscheiden. Die Differenz ist aber eher minimal.

 

Aber das Schwert ist zweischneidig, denn die anderen Sensoren erscheinen eher als Beiwerk denn als wirkliche Mithilfe. Beispielsweise ist der Makrosensor eher eine Katastrophe. Die Bildqualität für Nahaufnahmen ist einfach schlecht. Hier empfiehlt es sich eher mit der Hauptkamera näher herein zu zoomen, als wirklich nah ans zu fotografierende Objekt heranzutreten.

 

Die Qualität des Superweitwinkels mit seinen 8 MP Auflösung würde ich an dieser Stelle eher als OK bezeichnen. Man kann damit arbeiten, aber die Qualität der Hauptkamera erreicht der Sensor nicht, was nur bedingt an der geringeren Auflösung liegt sondern eher am verwendeten Sensor selbst. Die Farben haben hier nicht die erhoffte Dynamik und die Körnung nimmt dann doch auch zu. Bei geringem Licht sollte der Sensor am besten nicht genutzt werden.

Fotos: PocketPC.ch / Laser

 

Doch das kann die wirklich sehr gute Leistung der Hauptkamera nicht schmälern. Der 48-MP-Sensor ist auf dem Niveau wirklich stark ausgestatteter Smartphone-Kameras und das in einem Gerät für 400 Euro. Lediglich das neue Pixel 5, als direkter Konkurrent bei fast identischer Hardware, schlägt das OnePlus Nord in diesem Feld dann doch noch, kostet aber auch deutlich über 600 Euro. Alle anderen Geräte dieser Preisklasse können da schon einpacken.

Überraschend starke Akkulaufzeit, gute Lautsprecher

Überraschen kann in jedem Fall aber die durchaus hohe Akkulaufzeit. Bei normaler Nutzung am Tag, wie viel Social Media, WhatApp und ein wenig Gaming kam ich in mehreren Testphasen immer sehr deutlich über einen Tag. Wer danach nur ein wenig seine Aktivität am Display zurückschraubt, schafft auch ohne Probleme einen zweiten Tag. Das Ganze alles mit einem 4115 mAh grossen Akku. Das ist absolut verblüffend, da viele Modelle hier meist mehr Akkukapazität brauchen.

 

Das dürfte aber auch der moderaten, aber dennoch sehr guten Hardware zu verdanken sein. Der Snapdragon 765G ist dem Snapdragon 865 in der Leistung unterlegen, allerdings auch im Verhältnis wesentlich sparsamer. Das AMOLED-Display hilft ebenfalls Strom zu sparen. Stellt ihr hier die Frequenz sogar noch auf 60 Bilder statt 90 Hertz, dann dürfte OnePlus’ neue Mittelklasse noch länger durchhalten.

 

Gefallen haben uns übrigens auch die guten Lautsprecher, die allerdings nur im Vergleich zur Mittelklasse wirklich gut ausfallen. Der Klang ist klar und differenziert. Allerdings schleicht sich bei höheren Einstellungen dann doch eine leicht blecherne Tonlage mit ein, die aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Für den schnellen Medienkonsum mehr als ausreichend.

OnePlus Nord im Test
Mit rund 30 Watt lädt das OnePlus Nord auf, was in Anbetracht der 4115 mAh dann doch sehr zügig ist. Bild: PocketPC.ch / Laser

Fazit: Die beste Mittelklasse, die wir bisher testen durften

Das OnePlus Nord ist eine Mittelklasse, die ich in dieser Form noch nicht gesehen habe. Der Snapdragon 765 ist alles andere als schwachbrüstig und unterstützt sogar 5G-Mobilfunk. 8 GB RAM und 128 GB interner Speicher sind mehr als ausreichend und haben gar viele Oberklassemodelle. Das 90-Hertz-Display ist butterweich und über AMOLED muss man eh kaum Worte verlieren.

 

Bemängeln könnte man die teils konfuse Kamera mit einem richtig starken Hauptsensor, aber mit wirklich obsoleten Neben-Kameras. Zwar unterstützen sich die Kameras auch gegenseitig, was aber in der Praxis kaum ins Gewicht fällt. Dennoch ist der Hauptsensor auf Oberklasse-Niveau. Zudem hätten wir uns immerhin eine IP-Zertifizierung, vielleicht nach IP67 oder so, gewünscht. Aber das ist Meckern auf einem wirklich sehr hohen Niveau.

 

Schliesslich kostet das OnePlus Nord in seiner kleinsten Konfiguration 399 Euro! Das Pixel 5 von Google setzt auf eine nahezu identische Hardware, kostet allerdings 629 Euro / SFr. und damit satte 230 Euro bzw. SFr. mehr. Wer auf eine starke Mittelklasse wert legt, mit sehr guter Ausstattung, kann mit dem Preis nur wenig falsch machen. Wer doch mehr ausgeben möchte, bekommt für 499 Euro dann noch eine Version mit 12 GB RAM und 256 GB internen Speicher.

 

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