Schlechte Internetverbindung ist schlecht für Apps

Die Publisher mobiler Apps müssen die kontinuierliche Nutzung von Smartphone-Apps fördern, um wiederkehrende Einnahmen aus Werbung, In-App-Käufen und bezahlten Abonnements zu erzielen. Soweit, so logisch. Eine aktuelle Analyse zeigt jedoch, dass die Menschen bei schlechter Internetverbindung viel weniger Zeit in Apps verbringen, da sie mit dem Erlebnis unzufrieden sind und die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass sie Apps auf ihrem Gerät behalten. Ein wesentlicher Grund also, der den Apps selbst gar nicht zuschreiben ist.
Bei schlechter Mobilfunkverbindung verbringen die Menschen 20 Prozent weniger Zeit pro App-Sitzung, bei schlechtem WLAN sind es sogar 38 Prozent weniger Zeit. Nach sieben Tagen sind die App-Bindungsraten bei Menschen, die durchgehend eine schlechte Verbindung hatten, um 49 Prozent niedriger.
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Bad Connection

Schlechte Internetverbindungen haben wir tagtäglich. Die Daten von Opensignal zeigen, dass die User in 29 Prozent der mobilen App-Sitzungen ein schlechtes Signal hatten. Mit WLAN hatten 11 Prozent der App-Sitzungen ein schlechtes Signal.
Schlechte Konnektivität wirkt sich direkt auf die App-Einnahmen aus und erhöht die Unzufriedenheit der Nutzer. Fast alle Apps werden entweder durch In-App-Käufe oder Werbung finanziert. Beide Geschäftsmodelle setzen voraus, dass die Menschen die App weiterhin verwenden. Data.ai (ehemals App Annie) berichtet, dass sich die weltweiten App-Einnahmen im Jahr 2022 auf 336 Milliarden US-Dollar für Werbung und 167 Milliarden US-Dollar für App-Store-Ausgaben beliefen, wovon fast alle entweder auf In-App-Käufe oder bezahlte Abonnements entfielen.

Die Daten aus dem ganzen ersten Quartal 2023 zeigen, dass Smartphone-User während 29 Prozent der App-Sitzungen, fast einem Drittel also, ein schlechtes Mobilfunksignal hatten. In diesen Zeiten sind App-Sitzungen mit aktiven Datenübertragungen um 20 Prozent kürzer, was bedeutet, dass den Menschen weniger Werbung angezeigt wird, was die App-Einnahmen schmälert. Wenn die User weniger Zeit in einer App verbringen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie laufende kostenpflichtige Abonnements kündigen oder eine App deinstallieren. Bei WLAN ist der Rückgang der App-Sitzungsdauer mit 38 Prozent während der 11 Prozent der Zeit mit schlechtem WLAN-Signal sogar noch grösser.

Angesichts der bevorstehenden neuen Angebote für erweiterte Realität (XR) und Augmented Reality (AR), die höchstwahrscheinlich von Apple und Meta vorgestellt werden, werden schnelle Internetverbindungen mit geringer Latenz benötigt. Auch dafür ist der Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes erforderlich.
Cloud treibt an
Um sich mit Cloud-Diensten zu verbinden, wird eine gute Verbindungsqualität noch wichtiger, sowohl im WLAN als auch im Mobilfunk. Qualcomm treibt auch die Entwicklung von Snapdragon Spaces voran, das die relativ leichte XR-Brille mit einem angebundenen Smartphone kombiniert. Hier wird sowohl Rechenleistung als auch Mobilfunkverbindungen vom Handy bereitgestellt und dabei das Gewicht der Brille auf ein Minimum reduziert. Zu den Hardwarepartnern gehören Xiaomi, OnePlus und Lenovo, zu den Telekommunikationspartnern China Mobile, Deutsche Telekom, KDDI, NTT Qonoq, Telefonica, T-Mobile und Vodafone.

App-Kategorie
Doch auch bezogen auf die App-Kategorien gibt es teilweise frappierende Unterschiede.
Bei vielen App-Kategorien kommt es sowohl bei Mobilfunk- als auch bei WLAN-Verbindungen zu einem deutlichen Rückgang der Sitzungsdauer. Bei Video-Playern ist der grösste Rückgang bei Mobilfunk- und WLAN-Verbindungen mit schlechtem Signal zu verzeichnen – eine um 61 Prozent kürzere Sitzung auf dem Mobiltelefon und eine fast identische 60 Prozent kürzere Zeit auf dem WLAN. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn ein ruckelnder oder nur schlecht ladender Videoinhalt ist ein grosses Frustrationsmoment auf unseren Smartphones.
In zahlreichen Kategorien ist die Nutzung bei schlechter Verbindung stark rückläufig, darunter Lifestyle, Navigation, Nachrichten und Mahazine, Bildung und Shopping.

Bye Bye App
Am ehesten deinstallieren Menschen Apps am ersten Tag nach dem Download. Etwa die Hälfte der Android-Apps wurde innerhalb von 30 Tagen nach dem Download deinstalliert, und fast die Hälfte davon laut der Daten von AppsFlyer innerhalb der ersten 24 Stunden.
Die Daten von Opensignal zeigen, dass die Deinstallationsrate von Apps am ersten Tag sogar noch höher ist, wenn Smartphone-User mit einer schlechten Netzwerkverbindung konfrontiert sind. In den verschiedenen App-Kategorien ist ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen. So werden Videoplayer-Apps bei schlechtem Signal am ersten Tag um 31 Prozent häufiger deinstalliert, gefolgt von Nachrichten und Magazine um 24 Prozent und Lifestyle um 23 Prozent häufiger.

Bei der Analyse der App-Bindung in den ersten sieben Tagen nach der Installation zeigt sich ein interessanter Trend im Zusammenhang mit der schlechten Netzverbindung: Bei schlechtem Signal ist die App-Bindung am ersten Tag um 16 Prozent geringer als bei gutem Signal, da die Nutzung der Apps zurückgegangen ist. Dieser Unterschied vergrössert sich mit der Zeit. Am dritten Tag erreicht er 41 Prozent, und am siebten Tag ist die App-Bindung bei schlechtem Signal um 49 Prozent geringer. Das bedeutet, dass Menschen mit schlechter Internetverbindung auf dem Smartphone im Laufe der Zeit – und nicht nur am ersten Tag – viel eher aufhören, Apps zu nutzen oder sogar deinstallieren.
Die Behebung schlechter Internetkonnektivität durch bessere Netzabdeckung und Breitbandinternet-Ausbau wird also auch App-Publishern helfen, die ihre Apps als Teil eines Abonnementdienstes wie Apple Arcade oder im Rahmen des Netflix- oder Amazon-Angebots für mobile Spiele-Apps vertreiben wollen. Während die Nutzung der Spiele-Apps durch ein pauschales Handy-Abonnement abgedeckt ist, ist es umso wahrscheinlicher, dass die Kuratoren dieser Angebote diese Titel in ihrem Katalog behalten und den App-Developer weiter bezahlen, je mehr User die Apps spielen und benutzen. Das heisst, je länger die App-Sitzungen dauern und je länger die Apps installiert bleiben, desto besser.
Wenn Developer und Publisher von Apps die Nutzungserfahrung während der Zeit, in der die Verbindung schlecht ist, verbessern, können sie die wiederkehrenden Werbe-, In-App- und Abonnementeinnahmen steigern. Wenn die App-Sitzungen bei schlechter Verbindung verlängert werden können, bedeutet dies, dass die Apps den Menschen auch mehr Werbung anzeigen können, was die Einnahmen erhöht und das Engagement steigert. Je zufriedener die Leute mit den Apps als Ganzes sind, desto geringer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie die App deinstallieren. Es ist also wohl hilfreich, sich mehr Gedanken über schlechte Netzabdeckung und mangelnde Verbindungsqualität zu machen, als das bisher häufig der Fall ist.
Quellen: BusinessOfApps (Englisch), AppsFlyer (Englisch), data.ai (Englisch) Opensignal (Englisch)
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