Do. 13. März 2025 um 7:02

Saudi-Arabien kauft Pokémon GO

von Yves Jeanrenaud 1 Kommentare
Lesedauer: 5 Minuten

Ein vom Saudi Arabian Public Investment Fund gegründetes Unternehmen hat gerade das beliebteste AR-Videospiel aller Zeiten gekauft. Das sind mal Neuigkeiten, die wirklich unerwartet sind! Und das trotz der Ankündigung von vergangenem November, dass Niantics Datenschatz von Regierungen und Militärs erworben werden könnte.

Saudis kaufen Pokémon GO von Niantic

Ein saudi-arabisches Unternehmen, dass von der saudi-arabischen Regierung gegründet wurde, hat gerade Pokémon GO gekauft, das beliebteste Augmented-Reality-Spiel aller Zeiten mit einer kollektiven weltweiten Spieler:innenbasis von mehr als 100 Millionen Menschen und deren Standorten in der realen Welt.


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Pokémon GO und Scopely von der SAVVY Games Group. Bild: Niantic, Savvy, PocketPC.ch / Jeanrenaud

 

Niantic verkauft Pokémon GO, Pikmin Bloom und Monster Hunter Now an Scopely, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des saudi-arabischen Unternehmens Savvy Games, das sich wiederum im Besitz des Public Investment Fund der saudi-arabischen Regierung befindet. Scopely, Niantic und Savvy Games haben gemeinsam sechs separate Blogbeiträge über den Deal in Höhe von 3.85 Milliarden US-Dollar veröffentlicht, von denen keiner speziell darauf eingeht, was mit den Standortdaten der 100 Millionen Pokémon-GO-User geschieht. Auch geht keiner der Posts darauf ein, wie die in Zukunft gesammelten Standortdaten unter Scopely und seinen saudi-arabischen Eigentümern gehandhabt werden.

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Auch Campfire und Wayfarer gehören zum 3.85 Milliarden-Dollar-Deal

Zwei weitere Apps, Campfire und Wayfarer, sind ebenfalls Teil der Vereinbarung. Campfire ist ein Tool, mit dem sich Menschen in der realen Welt treffen können, um gemeinsam Pokémon GO (oder andere Niantic-Spiele) zu spielen. Wayfarer ist eine App, die speziell die Daten der Gamer von Niantic-Spielen nutzt, um reale Orte für Pokémon GO zu kartieren.

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Ingress und Peridot gehören noch Niantic

Niantic wird Ingress, sein erstes Augmented-Reality-Spiel, und ein weiteres Spiel namens Peridot, zumindest vorerst noch, behalten.

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Niantic sagte, dass ein Nebeneffekt dieses gigantischen Deals darin besteht, dass es sein im Entstehen begriffenes KI-Mapping-Geschäft, das Pokémon GO-Daten zur Erstellung eines “grossen Geodatenmodells” nutzte, in ein separates Unternehmen namens Niantic Spatial ausgliedern wird.

Niantic Spatial

Bemerkenswert ist, dass Scopely ein neuer Investor in Niantic Spatial ist, was auf eine fortlaufende Beziehung zwischen Niantic und Scopely sowie auf ein Interesse von Scopely an der Nutzung von Pokémon GO-Nutzerdaten zur Schaffung eines KI-Mapping-Unternehmens schliessen lässt. Die gemeinsamen Blogs der Unternehmen erwecken den Anschein, als würde Niantic Spatial – ein reines Datengeschäft – eine völlig eigenständige Einheit werden, aber die direkte Investition von Scopely in Höhe von 50 Millionen US-Dollar deutet darauf hin, dass die Monetarisierung der Standortdaten der Menschen, die von Pokémon GO spielen, und der AR-Kamera-Scandaten nach wie vor Teil des Plans sind.

 

Was hier also geschieht, ist, dass ein bereits sehr kompliziertes und umfangreiches Ökosystem von Standortdaten, das zuvor von einem einzigen amerikanischen Unternehmen – Niantic –kontrolliert wurde, nun zu einem weitaus komplizierteren Ökosystem von Standortdaten geworden ist, das von einem pseudo-amerikanischen Unternehmen kontrolliert wird, das sich zu 100 Prozent im Besitz eines saudi-arabischen Konglomerats befindet. Und dessen grösster Aktionär die saudi-arabische Regierung. Pokémon GO und alle Spiele, die Niantic an Scopely verkauft, benötigen den Standort der Menschen, um überhaupt zu funktionieren, und Pokémon GO wird teilweise mit auf den Standort ausgerichteter Werbung im Spiel monetarisiert.

 

Es gibt keine Welt, in der Scopely in Zukunft nicht die Standorte der Spieler sammelt. Was jedoch unklar bleibt, ist, was mit den Standortdaten in der Zukunft und was mit den historischen Standortdaten geschehen wird.

Ein intransparenter Deal

Nichts davon wird denjenigen, die Niantics Spiele spielen, in einem der vielen Blog-Posts über diesen Deal erklärt, aber Ed Wu, der das Pokémon GO-Team leitet, nannte es eine “Partnerschaft” mit Scopely, und im Blog-Post von Scopely heisst es, dass sie sich mit Niantic “zusammentun”. Es bleibt sehr unklar, ob es eine dauerhafte Beziehung zwischen Scopely und Niantic geben wird und ob diese eine gemeinsame Datennutzung beinhaltet, was mit den von Scopely gesammelten Daten geschehen wird, wie sie monetarisiert werden und wie und ob sie an Savvy Games oder den Public Investment Fund fliessen werden.

 

Diese Undurchsichtigkeit ist leider an der Tagesordnung, wenn es um die Monetarisierung von Userdaten und insbesondere von Standortdaten geht, die über Apps gesammelt werden. Wie 404 Media bereits mehrfach berichtet hat, ist es für eine einzelne Person praktisch unmöglich geworden, nachzuvollziehen, wie die eigenen Standortdaten gesammelt werden, an wen sie verkauft werden und wofür sie verwendet werden, nachdem sie gesammelt wurden.

 

Niantic und Scopely reagierten nicht auf eine Anfrage von 404 Media, ob es einen fortlaufenden Datenaustausch geben würde und was mit den historischen Standortdaten, die von diesen Spielen gesammelt wurden, geschehen würde.

 

Quellen: Niantic Labs (Englisch), Scopely (Englisch), Scopely (Englisch), Scopely (Englisch), SAVVY Games (Englisch), Niantic (Englisch). via 404 Media (Englisch)

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Eine Antwort zu “Saudi-Arabien kauft Pokémon GO”

  1. Schnapsbrenner sagt:

    Ok, dann steige ich wohl doch mal auf pgsharp um, oder höre komplett auf.

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