Neue Raspberry Pis mit KI-Chip und Geld von Sony

Das Unternehmen, das hinter der bekannten Raspberry Pi-Reihe von Single-Board-Computern steht, hat eine neue Investition von Sonys Halbleitereinheit erhalten, um seine Bemühungen im Bereich der künstlichen Intelligenz voranzutreiben.
Sony Semiconductor Solutions, eine Tochtergesellschaft der Sony Corporation, investierte einen ungenannten Betrag in Raspberry Pi Ltd, die Handelsgesellschaft von Raspberry Pi, wie das Unternehmen am gestrigen Mittwoch mitteilte.
Der Umfang der Finanzierung wurde nicht bekannt gegeben, aber Eben Upton, der Mitbegründer und CEO von Raspberry Pi, sagte, dass das Unternehmen das Geld mit der gleichen Bewertung von 500 Millionen Dollar aufnahm, die es in einer Finanzierungsrunde 2021 hatte, als es 45 Millionen Dollar einbrachte. Es dürfte sich also um eine grosse Stange Geld handeln.
Upton gründete Raspberry Pi im Jahr 2012 mit dem Ziel, jungen Menschen den Zugang zu Computern zu erleichtern. Die winzigen Einplatinencomputer von Raspberry Pi sind so gross wie eine Kreditkarte und wurden zum Bau von Stratosphärenballons bis hin zu kleinen funkgesteuerten U-Booten verwendet. Die Maker- und Tinker-Szene hat sich immer mehr und mehr ausgedacht, was die kleinen ARM-basierten Rechner alles für Aufgaben bewältigen können.

In der Anfangszeit war die Kundschaft von Raspberry Pi hauptsächlich im IT-Hobby- und Bildungssektor zu finden. Inzwischen ist das Unternehmen ein aktiverer Akteur in der Wirtschaft – in einem typischen Jahr stammen etwa 70 Prozent seines Umsatzes von kommerziellen Unternehmen, die Rasperry-Pi-Produkte in Fabriken oder Verbrauchergeräte einbauen, so Upton gegenüber CNBC.
Übrigens läuft auch unser Mastodon-Bot sowie unsere Threema- und Signal-Dienste seit bald auf einem Rasperry Pi 3B.
Inhaltsverzeichnis
Sonys Geld und Edge KI-Plattform
Die nun getroffene Vereinbarung erweitert die bestehende Produktionsbeziehung zwischen Sony und Raspberry Pi. Im Rahmen dieser neuen Partnerschaft, die mit der Investition einhergeht, erhalten Raspberry Pi-User und -Developer Zugang zur AITRIOS-Plattform von Sony. Dieser Edge-KI-Plattformdienst ermöglicht es, einfacher visuelle Erkennungsanwendungen mit KI-Kameras zu entwickeln, die mit den IMX500-Bildsensoren von Sony ausgestattet sind. Edge AI oder Edge KI hat dabei natürlich nichts mit dem gleichnamigen Browser von Microsoft zu tun, sondern meint, dass die Intelligenz dabei direkt in die Endgeräte verlagert wird. Keine Bilderkennung mehr die auf Servern von Google oder sonstwem laufen muss, sondern alles direkt lokal, sogar offline!
Das verbessert natürlich die Datenhoheit enorm, aber auch
verbessert Datenökonomie. Denn das Internet mitsamt den internetfähigen Geräten sowie die Datenspeicherung ist extrem energieintensiv. Dabei ist ein Grossteil der Daten, die auf den Servern abgespeichert werden, gar nicht relevant. Edge AI eröffnet einen Weg, diesen Energieverbrauch erheblich zu senken, da nur wesentliche Metadaten an einen Server geschickt und dort gespeichert werden, könnte sich die Menge der transportierten und auf Servern gespeicherten Daten durch Edge AI auf einen Bruchteil reduzieren. Auch ist Edge KI je nach dem deutlich schneller, was die Datenverarbeitung an geht, als die Cloud.
Nun kommen also KI-Chips von Sony auf die nächste Generation von Raspberry Pi Ein-Platinen-Rechnern. Upton sagte, dass diese vertiefte Zusammenarbeit mit Sony in Zukunft Kindern helfen würde, Computer so zu verstehen, wie sie heute existieren, und nicht wie Maschinen von vor einigen Jahrzehnten.
Heutige Technik abbilden, nicht 1980er
Man will eben nicht weiter Maschinen der glorreichen 1980er schneller nachbauen (etwa die beliebten Emulatoren von Spielkonsolen der 8-bit-, 16- und 32-bit-Ära, so Upton.
Man habe bereits mit Raspberry Pi-Produkten für Anwendungen des maschinellen Lernens experimentiert, sagte Upton und fügte hinzu, dass die Partnerschaft mit Sony es ihnen ermöglichen werde, mehr in diesem Bereich zu tun.
Die Partnerschaft zwischen Sony Semiconductors und Raspberry Pi kommt natürlich auch zur besten Sendezeit. Die Branche hat enormen Hype erlebt seit ChatGPT, der beliebte KI-Chatbot von OpenAI, viral ging dank seiner Fähigkeit, neue Inhalte wie Aufsätze und Gedichte aus einfachen Eingabeaufforderungen zu generieren. Seit der Markteinführung im November letzten Jahres hat ChatGPT laut UBS über 100 Millionen monatliche User gefunden.
Gegen die Gefahren von KI?
Gleichzeitig haben die Fähigkeiten von ChatGPT nicht nur ausserhalb der Tech-Community zu der Sorge geführt, dass die KI zu mächtig werden und viele Arbeitsplätze verdrängen könnte.
In einem offenen Brief forderten führende Tech-Unternehmen letzten Monat ein sechsmonatiges Moratorium für die Entwicklung von KI, die weiter fortgeschritten ist als GPT-4 – das neueste grosse Sprachmodell von OpenAI – und begründeten dies mit gesellschaftlichen Risiken. Italien ist sogar so weit gegangen, dem Dienst von OpenAI das Datensammeln zu verbieten, weil man Angst um die Privatsphäre hat.
Eben Upton sagte im Interview gegenüber CNBC, dass GPT-4 und andere grosse Sprachmodelle wie Googles Bard zwar beeindruckend sind, er aber die Sorge, dass sie zu einer KI führen werden, die über eine allgemeine Intelligenz verfügt, die der des Menschen gleichkommt, für übertrieben hält. Seiner Meinung nach wird sich GPT-8 vielleicht als allgemeine KI präsentieren, die sich ihrer selbst bewusst ist. Aber bis dahin sei es noch ein langer Weg.
Quellen: Sony / Raspberry Pi Pressemitteilung, AITRIOS Sony Semicon (Englisch), CNBC (Englisch)
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