Do. 18. Mai 2023 um 7:03

Mobilfunk-Roaming und die Schweiz: Viele Unterschiede

von Yves Jeanrenaud 0 Kommentare
Lesedauer: 6 Minuten

Opensignal hat die Roaming-Erfahrungen von Schweizer Smartphone-Usern in den Mobilfunknetzen von Salt, Sunrise und Swisscom über einen Zeitraum von 180 Tagen ab dem 1. Oktober 2022, also bis zum 29. Januar 2023, verglichen. Dabei wurde die Qualität der Roaming-Dienste untersucht, die bei Reisen ins benachbarte Ausland – Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien – genutzt wurden. Zudem geht es in der Studie um die Erfahrungen beim Mobilfunk-Roaming aus diesen Märkten, wenn Handys in den helvetischen Netzen genutzt wurden und wie diese Erfahrungen im Vergleich zu den Erfahrungen von Schweizer Smartphone-Usern im Inland aussehen.

Salt Kundschaft hat schnellste Roaming-Datenraten

 


smartphone

Die Daten von Opensignal zeigen, dass unsere Salt-Nutzer die schnellsten 4G- und 5G-Download-Geschwindigkeiten und die beste “Excellent Consistent Quality” beim Roaming ausserhalb der Schweiz in den Nachbarländern genießen.

Unsere Nutzer aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien haben im Allgemeinen ein schlechteres Erlebnis in Schweizer Netzen im Vergleich zu den Schweizer Nutzern im Inland. Nutzer, die im Netz von Sunrise roamen, sehen die grösste Diskrepanz bei der 5G-Download-Geschwindigkeit und der exzellenten, gleichbleibenden Qualität.

Roaming Download-Geschwindigkeiten in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich (in Mbps)
Roaming Download-Geschwindigkeiten in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich (in Mbps). Daten: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Mit einer (e)SIM des Anbieters Salt genossen die Smartphones die schnellsten durchschnittlichen 4G- und 5G-Downloadgeschwindigkeiten, wenn sie sich mit Mobilfunknetzen ausserhalb der Schweiz verbunden haben. Die durchschnittliche Download-Geschwindigkeit im 4G-Mobilfunknetz für Salt Roamer in Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien lag von Oktober bis Januar 2023 durschnittlich bei 46.1 Mbit/s. Ein solide Vorsprung vor seinen Schweizer Mitbewerbsunternehmen: Die Salt-Kundschaft surft im auserschweizerischen 4G/LT-Netz rund 4.3 Mbit/s schneller die von Swisscom und sogar 10.7 Mbit/s  schneller als mit einer Sunrise SIM-Karte. Das sind also 10.2 Prozent Abstand von Salt zu Swisscom und ganze 30 Prozent zu Sunrise.

 

Die Salt-Nutzerinnen und -Nutzer erreichten auch beim Roaming im benachbarten Ausland die schnellsten 5G-Download-Geschwindigkeiten mit 193.8 Mbit/s. Das war 41.7 Prozent bzw. 58.9 Prozent schneller als die Sunrise- und Swisscom-Nutzerinnen und -Nutzer, da beide Betreiber statistisch gesehen gleichauf liegen.

Roaming Upload-Geschwindigkeiten in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich (in Mbps)
Roaming Upload-Geschwindigkeiten in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich (in Mbps). Daten: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Bei den Upload-Geschwindigkeiten liegen Salt und Swisscom mit 9.4 Mbit/s bzw. 10.6 Mbit/s statistisch gesehen gleichauf bei Upload-Datenraten im 4G-Mobilfunknetz. Bei der 5G-Upload-Geschwindigkeit liegt auch Swisscom gleichauf mit Sunrise, mit Ergebnissen von 16.2 Mbit/s bzw. 17.4 Mbit/s. Salt kommt hier auf ganze 22.4 Mbit/s.

 

Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass Swisscom-Nutzer bei der 5G-Geschwindigkeit hinter Salt zurückliegen, da Swisscom im jüngsten Opensignal Switzerland Report alle vier Geschwindigkeitsauszeichnungen gewonnen hat. Das Roaming-Erlebnis im Mobilfunknetz hängt jedoch nicht von der Infrastruktur des Heimatnetzes eines Betreibers ab, sondern vielmehr davon, welche Roaming-Partner er für die Bereitstellung von Diensten für seine Kundschaft im Ausland ausgewählt hat.

Schweizer Smartphones surfen schneller in Frankreich und Italien als in Deutschland

Betrachtet man die Erfahrungen der Schweizer Nutzerinnen und Nutzer in den von ihnen besuchten Nachbarländern, so liegt die schnellste durchschnittliche 4G-Download-Geschwindigkeit in Deutschland bei 43.7 Mbit/s. Allerdings sehen wir für Roaming-User aus der Schweiz in Deutschland auch die langsamsten 5G-Download-Geschwindigkeiten im Vergleich, die etwa 40.9 Mbps langsamer sind als bei Besuchen in Frankreich oder Italien.

CH-Roaming Download-Geschwindigkeiten in Nachbarländern (in Mbps)
CH-Roaming Download-Geschwindigkeiten in Nachbarländern (in Mbps). Daten: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Opensignal analysierte auch, wie konsistent das mobile Erfahrung auf Schweizer Smartphones ist, wenn sie sich mit Mobilfunkdiensten im Ausland aufhalten. Dazu haben wurden die beste konsistente Qualität untersucht, die angibt, wie oft die Benutzungserfahrung in einem Netz ausreichend ist, um die um die Anforderungen von Anwendungen mit höherem Datenbedarf zu bieten, also für hochauflösendes Videostreaming etwa. Die Messungen umfassen Download- und Upload-Geschwindigkeit, Latenz, Jitter, Paketverlust, Zeit bis zum ersten Byte und der Prozentsatz der Tests aufgrund eines Verbindungsproblems bei der Download- oder Serverantwortkomponente. Die Latenz wird hierbei wahrscheinlich durch internationales Roaming beeinträchtigt, da die Mobilfunkverbindungen zusätzliche Schritte durchlaufen müssen, z. B. die Rückverbindung zum Heimatnetz des Betreibers.

Verbindungsqualität beim Roaming im Ausland

Ein Blick auf Schweizer Mobilfunkanbieter bei der Verbindungsqualität im Roaming in den Nachbarländern Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien hat Salt wiederum die höchste Punktzahl. Das bedeutet, dass Handys mit dessen Heimatnetz im ausländischen Roaming die empfohlenen Mindestleistung für HD-Videos, Gruppen-Videokonferenzen und Spiele in 77.9 Prozent der Tests aufwies. Es schlägt die statistisch gleichauf liegenden Unternehmen Sunrise und Swisscom um rund 4.6 Prozentpunkte.

Anteil Tests mit bester konsistenter Qualität
Anteil Tests mit bester konsistenter Qualität. Daten: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Ausländische Hanyds im Schweizer Mobilfunknetz

Weiter schaute sich Opensignal auch die Erfahrungen mit Smartphones aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien innerhalb der Schweiz an. Dieses Mal stimmt die Erfahrung der internationalen Roamers besser mit der Erfahrung der Schweizer Mobilfunknetze in ihren heimischen Gefilden überein.

Die User aus den vier Nachbarländern der Schweiz verzeichnen die schnellste 4G-Download-Geschwindigkeit und 5G-Download-Geschwindigkeit im Swisscom-Netz mit 56.1 Mbit/s bzw. 221.4 Mbit/s.

Download-Geschwindigkeiten ausländischer Smartphones in der Schweiz (in Mbps)
Download-Geschwindigkeiten ausländischer Smartphones in der Schweiz (in Mbps). Daten: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Die österreichische, französische, deutsche und italienische Kundschaft, die in die Schweiz reist, hat zusammen im Durchschnitt langsamere 4G- und 5G-Downloadgeschwindigkeiten als die Schweizer Kundschaft im eigenen Mobilfunknetz. Dies gilt aber nicht für alle Netze. Die 4G-Download-Geschwindigkeiten von internationalen Roaming-Usern sind bei Salt um 14.7 Prozent, bei Sunrise um 13 Prozent und bei Swisscom um 10.3 Prozent langsamer als die der inländischen User. Die relative Differenz ist bei der 5G-Download-Geschwindigkeit bei Salt mit 16.9 Prozent höher und bei Sunrise viel höher, wo internationale Roaming-Nutzer 38.3 Prozent langsamere 5G-Download-Geschwindigkeiten verzeichnen als die inländischen Smartphones in diesem Netz. Die Erfahrungen der internationalen Roaming-Smartphones im Swisscom-Netz unterscheiden sich statistisch nicht von den Erfahrungen der inländischen Smartphones.

Verbindungsqualität beim Roaming in der Schweiz

Schauen wir uns die Roaming-Erfahrung der französischen, deutschen und italienischen Kundschaft in der Schweiz an. Während französische und italienische Smartphones beim Roaming in Mobilfunknetzen der Schweiz statistisch gesehen ähnliche durchschnittliche 4G-Download-Geschwindigkeiten von 51.1 bis 51.2 Mbit/s erreichen, sind die deutschen User rund 7.6 Mbit/s langsamer. User mit deutschen SIM-Karten, die in Schweizer Netzen roamen verzeichnen auch eine viel langsamere 5G-Download-Geschwindigkeit als jene aus Frankreich und Italien.

 

Vergleicht man die Konsistenz-Erfahrungen der Verbindungsqualität von österreichischen, französischen, deutschen und italienischen Roaming in der Schweiz mit denen der einheimischen Smartphones, so stellt man bei allen Schweizer Mobilfunkanbietern deutlich niedrigere Werte für die beste Konsistenz-Qualität fest. Die negative Differenz reicht von 4 Prozentpunkten bzw. 7.4 Prozentpunkten bei Salt und Swisscom bis hin zu 14.9 Prozentpunkten bei Sunrise. Die Erfahrungen der Roaming-Usr mit Salt und Swisscom sind statistisch gesehen ähnlich schlecht im Vergleich.

Anteil Tests mit bester konsistenter Qualität: Roaming vs. schweizerische User
Anteil Tests mit bester konsistenter Qualität: Roaming vs. schweizerische User. Daten: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Weniger WLAN-Nutzung im Ausland

Insgesamt verbringen User aus der Schweiz beim Roaming zwischen 27.7 Prozent und 33.6 Prozent ihrer Zeit im WLAN. Sind sie jedoch in einem Nachbarland, verbringen Sie interessanterweise viel weniger Zeit im WLAN als im Inland. Der Unterschied ist besonders gross bei der Kundschaft von Sunrise und Swisscom. Während die Nutzerinnen und Nutzer dieser beiden Mobilfunkanbieter rund 50 Prozent ihrer Zeit in der Schweiz im WLAN verbringen, sinken diese Zahlen im Ausland in Österreich, Frankreich, Deutschland und Italien deutlich, und zwar um 23.6 Prozentpunkte bei Swisscom und 16.1 Prozentpunkte bei Sunrise. Salt-User verbringen im Ausland auch weniger Zeit im WLAN als zu Hause, und zwar um 5.8 Prozentpunkte.

Zeitanteil im WLAN: Roaming vs. Schweiz. Quelle: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Die Tatsache, dass sich die Leute mit ihren mobilen Geräten mit dem WLAN zu Hause oder am Arbeitsplatz verbinden, würde die deutlich höheren Werte für die Zeit im WLAN in der Schweiz im Vergleich zum Roaming-Aufenthalt erklären. Dies zeigt auch, dass die Schweizer Mobilfunk-User gerne ihre Mobilfunktarife nutzen und sich nicht so sehr auf WLAN verlassen, um etwa die Roamingkosten zu senken.

 

Bei der Betrachtung der WLAN-Zeit, die User aus Frankreich, Deutschland und Italien bei den drei grossen Mobilfunkanbietern in der Schweiz verbringen, zeigen sich wiederum erhebliche Unterschiede zwischen den Herkunftsländern. Die Zeit im WLAN reichte von 16.6 Prozent für französische User über 26.5 Prozent für Handys aus Italien bis hin zu mehr als der Hälfte der Zeit für Smartphones mit deutscher SIM-Karte. Die Menschen mit Smartphones aus diesen Ländern nutzen WLAN in der Schweiz weniger lange als zu Hause. Während in Deutschland und Italien der Rückgang 8.7 bzw. 7.1 Prozentpunkte beträgt, sehen wir bei den französischen Usern einen viel stärkeren Rückgang. Französische Smartphones nutzen in der Schweiz weniger als die Hälfte der Zeit im WLAN im Vergleich mit zuhause. Ein Rückgang von 25 Prozentpunkten.

Zeitanteil im WLAN Heimatland vs. Schweiz
Zeitanteil im WLAN: Heimatland vs. Schweiz. Daten: Opensignal. Bild: PocketPC.ch / Jeanrenaud

Diese Unterschiede lassen sich vielleicht durch Reiseziele erklären, die internationale Roaming-User besuchen, wie z. B. Skigebiete in der Schweiz oder Seen, wo sie wahrscheinlich viel Zeit im Freien verbringen. Andererseits weist es auch auf die Nutzungsgewohnheiten der Smartphones im Herkunftsland hin und wie stark man sich dort auf das WLAN verlässt.

Zum anderen gilt es zu bedenken, das viele Menschen gerade öffentliche WLAN-Signale im eigenen Land seit langem kennen, ihnen eher vertrauen und dafür gegebenenfalls auch Profile registriert und im Smartphone hinterlegt haben. Auf Reisen kennt man die verfügbaren WLAN-Angebote noch nicht so gut und hat auch nicht unbedingt Zeit und Lust, sich darin einzuarbeiten.

Fazit

Das Mobilfunk-Roaming-Erlebnis ist für häufig reisende Menschen von entscheidender Bedeutung. Wie diese kleine deskriptive Auswertung zeigt, kann sich Roaming erheblich von der Erfahrung unterscheiden, die Mobilfunk-User von zu Hause gewohnt sind. Mit attraktiven Mobilfunktarifen werden die Menschen auf Reisen im Ausland auch wahrscheinlich weniger auf die Suche nach WLAN-Hotspots gehen.

 

Während die Entwicklung von eSIM die Art und Weise, wie Smartphones im Ausland auf mobile Dienste zugreifen können, wahrscheinlich umkrempeln wird, gehen die Mobilfunkanbieter internationale Partnerschaften ein, um Roaming-Lösungen wie Datenroaming mit niedriger Latenz oder interkontinentale 5G-Standalone-Verbindungen weiter zu entwickeln. Hier kann sich also in Zukunft noch viel verändern.

 

Quelle: Opensignal (Englisch)

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